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ADB:Geßner, Salomon (Dichter)

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Artikel „Geßner, Salomon“ von Wilhelm Creizenach, Theodor Süpfle in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 122–126, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ge%C3%9Fner,_Salomon_(Dichter)&oldid=- (Version vom 13. November 2024, 23:38 Uhr UTC)
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Band 9 (1879), S. 122–126 (Quelle).
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Geßner: Salomon G., der Idyllendichter, wurde am 1. April 1730 in Zürich geboren. Sein Vater war Konrad G., Mitglied des großen Rathes und Buchhändler; seine Mutter Esther geb. Hirzel. Er stammte aus einer altangesessenen Züricher Familie, welche eine stattliche Anzahl von Männern aufweisen konnte, die ihren Fleiß und ihre Talente zunächst dem Dienste des engeren Vaterlandes gewidmet hatten. Auch der berühmte Naturforscher Konrad G. gehörte dieser Familie an. In der früheren Jugend zeigte G. keinerlei Spuren eines hervorragenden Talentes; zwar berichtet sein Biograph Hottinger, daß sich seine Anlage zu den bildenden Künsten schon damals in kindlichen, halb spielenden Versuchen auf dem Gebiete der Plastik gezeigt habe; doch in der Schule waren seine Fortschritte so mangelhaft, daß die Eltern ihn herausnahmen und auf dem Lande von dem Pfarrer Vögelin in Berg erziehen ließen. Hier konnte er sich unter verständiger Unterweisung freier entwickeln, die herrliche Umgebung seines Aufenthalts, das Leben in der Natur, zu deren aufmerksamer Beobachtung ihn die Brockes’schen Dichtungen anleiteten, wurde für die ganze Richtung seines poetischen Schaffens von entscheidender Bedeutung und als nun auch eine innige Neigung zu der Tochter Vögelin’s in ihm erwachte, entstanden seine ersten dichterischen Versuche. Hottinger setzt in diesen Zeitraum eine Anzahl von unveröffentlichten kleineren Gedichten, die er in Geßner’s Nachlaß vorfand. Es sind Fabeln, Erzählungen, Satiren und anacreontische Lieder und nach den Proben, die er mittheilt, zu schließen, gelangen G. die anacreontischen Lieder am besten, die sich ja auch am meisten seiner eigenen späteren Dichtungsart annähern. Was seine Studien betrifft, so holte er unter Vögelin’s Leitung das Versäumte, so gut es gehen wollte, nach; in der Lectüre der lateinischen Classiker brachte er es zu einiger Fertigkeit; die griechischen Dichter, auch seinen Lehrmeister Theocrit, lernte er nur durch Uebersetzungen kennen. Etwa im 18. Jahre kehrte er in die Vaterstadt zurück und entschloß sich den väterlichen Beruf zu ergreifen. Er trat in einen heiteren, geistig belebten Kreis von jungen Leuten ein, von denen mehrere später als Genossen Klopstock’s zur Zeit von dessen Züricher Aufenthalt bekannt geworden sind. Besonders mit Hartmann Rahn, dem späteren Schwager Klopstock’s, verband ihn innige Freundschaft. Auch aus dieser Zeit liegen ungedruckte poetische Versuche vor, die spärlichen von Hottinger mitgetheilten Proben haben freilich keinen hohen litterarischen Werth, zeigen aber doch Spuren von jener übermüthigen, heiteren Laune, die ihn zu einem belebenden Elemente in seinem Freundeskreise machte und die man so wenig hinter ihm vermuthet, wenn man ihn nur aus den in Schulbüchern und Chrestomathien mitgetheilten Idyllen kennt.

1749 wurde er als Lehrling nach Berlin in die Spener’sche Buchhandlung geschickt. Die mechanische Beschäftigung, die man ihm in der Handlung auferlegte, wurde ihm bald so unerträglich, daß er sich entschloß seine Stelle aufzugeben. [123] Er befürchtete jedoch, daß die Seinigen, über diesen Schritt aufgebracht, durch Einstellung der Geldsendungen die Rückkehr zur Pflicht von ihm erzwingen würden und so entschloß er sich zu dem Versuche, ob er sich nicht den Unterhalt durch sein künstlerisches Talent erwerben könne. Seine Arbeiten, denen er sich mit dem angestrengtesten Fleiße hingab, fanden den Beifall des Hofmalers Hempel; inzwischen versöhnten sich aber auch seine Eltern wieder mit ihm und gestatteten ihm einen längeren Aufenthalt in Berlin zu seiner weitern Ausbildung. Er verbrachte nun im Verkehr mit Schriftstellern und Künstlern eine fröhliche, mannigfach anregende Zeit. Vor allem wurde ihm der Umgang mit Ramler von Bedeutung, der seine poetischen Versuche mit Wohlwollen aufnahm, ihm aber auch die mangelhafte Durchführung des Versmaßes vorhielt und ihm den für die Gestalt seiner späteren Dichtungen entscheidenden Rath ertheilte, an die Stelle der Verse eine poetisch gehobene Prosa treten zu lassen. Auch mit dem Harlekin des französischen Theaters, Dancourt, dem witzigen Vertheidiger der Bühne gegen die Angriffe Rousseau’s stand er in freundlichem Verkehr. Mit seinem Landsmann Sulzer trat er in kein näheres Verhältniß; es scheint, daß er sich von dessen breitspurigem und vornehmthuendem Wesen abgestoßen fühlte.

Bevor G. nach Hause zurückkehrte, unternahm er noch eine Reise durch Deutschland; in Hamburg suchte er Hagedorn auf, der ihm in seiner ganzen Dichtungs- und Anschauungsweise so durchaus congenial war und zu dem er eine herzliche persönliche Zuneigung faßte. In Zürich kam er gegen Ende 1750 an, also zu der Zeit, da sich noch Klopstock dort aufhielt; sie sahen einander ein paar Mal und G. hinterließ auch dem gefeierten Dichter einen angenehmen Eindruck, ohne jedoch in einen näheren Freundschaftsverkehr mit ihm zu treten. Enger schloß er sich an Wieland und an Kleist, der im J. 1752 eine Zeit lang in Zürich verweilte und später auch das Gedicht „Irin“ an ihn richtete. Wieland unterhielt mit G. noch lange einen regen Briefwechsel; er ließ mehrere von seinen Dichtungen im Geßner’schen Verlage erscheinen; auch war er dem Freunde behülflich, die von manchen Kritikern gerügten schweizerischen Idiotismen aus seinen Werken zu entfernen, „diese Monstra, welche in Ihren Schriften, unter Blumen versteckt, auf den ungewahrsamen Grammaticus lauern“. Bald nach seiner Rückkehr war G. auch öffentlich als Dichter aufgetreten. 1751 ließ er im Criton, der um diese Zeit das Organ des Bodmer’schen Kreises war, das „Lied eines Schweizers an sein bewaffnetes Mädchen“ erscheinen, das an Anmuth und Zartheit des Gedankens keiner seiner späteren Dichtungen nachsteht, aber zugleich auch zeigt, welche Schwierigkeit ihm die Durchführung eines regelmäßigen Versmaßes bereitete. G. mochte dies wol auch selbst fühlen, denn von nun ab hat er stets den oben erwähnten Rath seines Freundes Ramler befolgt. 1753 erschien „Die Nacht“, ein beschreibendes Gedicht, das schon ganz den Charakter der Dichtungen trägt, denen er seinen Ruhm verdankt. Diese erschienen in einem verhältnißmäßig kurzen Zeitraum; 1754 „Daphnis“, 1756 die „Idyllen“, 1758 „Abels Tod“, 1762 „Der erste Schiffer“, unstreitig seine feinste und sinnreichste Dichtung, ferner das Schäferspiel „Evander und Alcimna“ und das kleine Drama „Erast“. Der „Daphnis“, dessen Druck beinahe an der religiösen und moralischen Pruderie der Züricher Behörden gescheitert wäre, fand in Deutschland wenig Beachtung, wenn auch Kleist und Gleim aufmunternden Beifall spendeten; die Idyllen dagegen verbreiteten Geßner’s Ruhm weithin, sie wurden auch nach dem Erscheinen der späteren Dichtungen als sein am meisten charakteristisches und bedeutendstes Werk betrachtet, an welches die Kritiker fast ausschließlich ihre Betrachtungen über Geßner’s Stellung in unserer Litteratur anknüpften. Im Wesentlichen ist das Urtheil darüber durch Herder in seiner Vergleichung zwischen G. und Theocrit in der zweiten Fragmentensammlung, durch Schlegel in seiner [124] Recension des Hottinger’schen Buches (Werke Bd. X S. 232 ff.) und durch Schiller in der Abhandlung über naive und sentimentalische Dichtung festgestellt; freilich wird jetzt, wo uns die Empfindungsweise, die sich in Idyllen ausspricht, so völlig fremd geworden ist, mehr das Nachtheilige als das Günstige aus diesen Urtheilen wiederholt; über der Erwägung, wie verfehlt es sei, daß G. die Motive zu den Idyllen nicht aus seiner nächsten Umgebung, aus dem Schweizerlande, gewählt habe, wie weit die einförmigen Gestalten seiner erträumten Unschuldswelt von dem kräftigen Realismus der theocrit’schen Hirten entfernt seien, vergißt man zu sehr die sinnreichen und anmuthigen Details, die von der feinsten Beobachtungsgabe zeugende Naturschilderung und den harmonischen Fluß der Rede.

Zu dem „Tod Abels“ wurde G. durch Bodmer veranlaßt, der nach dem Erscheinen der Idyllen seinen Zweifel darüber kundgab, ob Geßner’s Talent auch zu einer größeren und erhabeneren Dichtung ausreiche. Doch zeigen sich in diesem Werke die Schattenseiten der Geßner’schen Manier weit deutlicher als in den Idyllen; der süßliche und weinerliche Ton tritt im Vergleich mit der erhabenen Einfachheit der biblischen Erzählung doppelt unangenehm hervor und die Mängel im Aufbau und in der Charakterzeichnung wurden schon von der zeitgenössischen Kritik richtig empfunden. Durch den „Tod Abels“ wurde indeß der Ruhm Geßner’s zuerst auch im Auslande verbreitet. 1761 erschien in Paris eine Uebersetzung von Michael Huber[1]; das Buch errang einen großen Erfolg, es wurde schon in den ersten vierzehn Tagen vergriffen und mußte mehrmals neu aufgelegt werden. Durch die bald darauf von Huber veranstaltete Uebersetzung der Idyllen wurde G. noch mehr in Frankreich heimisch; Diderot und Rousseau sprachen die entschiedenste Anerkennung aus und noch bis in unser Jahrhundert hinein ist G. für das große Publikum in Frankreich einer der bekanntesten deutschen Dichter geblieben; die Idyllen werden dort noch jetzt beim deutschen Unterricht viel verwendet. Nachdem G. einmal in Frankreich Eingang gefunden hatte, wurde er bald auch in die übrigen romanischen Sprachen und ins Englische übersetzt. Die Beliebtheit Geßner’s in Frankreich ist wol in erster Linie dadurch zu erklären, daß man bei ihm vielfach Anklänge an Rousseau’sche Ideen finden mochte, zugleich aber auch durch die poetische Prosa, welche es ermöglichte, daß der Dichter mit allen Eigenthümlichkeiten seines Ausdrucks übertragen werden konnte; die Anwendung seiner Dichtungen im Unterricht erklärt sich durch die Einfachheit und Klarheit des Satzbaues, die jedes individuellen oder nationalen Gepräges entbehrende Allgemeinheit der Empfindungen, die Harmlosigkeit und Unverfänglichkeit der meisten, wenn auch keineswegs aller seiner Dichtungen, ferner durch den Umstand, daß sie in so viele, in sich zusammenhängende kleinere Abschnitte zerfallen.

Die beiden dramatischen Versuche, welche 1762 erschienen, wurden sehr wenig bekannt; gegen „Evander und Alcimna“ sprach Mendelssohn, der im übrigen G. volle Gerechtigkeit widerfahren ließ, im 278. Litteraturbrief entschiedenen Tadel aus.

Nach dem Erscheinen der Schriften von 1762 trat G. eine lange Reihe von Jahren nicht mehr als Dichter an die Oeffentlichkeit. „Ich lachte, wie die ehrliche Sarah, wenn man sagte, ich sollte noch Kinder gebären“, schrieb er an Gleim. Erst 1772 veröffentlichte er wieder eine Reihe von Idyllen, die jedoch nur ein schwacher Abklatsch der früheren sind. Mehrere darunter sollen das häusliche Glück schildern, das er an der Seite seiner Gattin, geb. Heidegger, fand; doch hat bereits Mörikofer mit Recht bemerkt, daß gerade diese Idyllen „an einer gewissen hausbackenen Absichtlichkeit und darum Frostigkeit“ leiden. Eine von den späteren Idyllen, „Das hölzerne Bein“, unterscheidet sich von [125] allen früheren dadurch, daß sie in der Schweiz selber spielt; ein Invalide entdeckt in einem jungen Hirten den Retter seines Sohnes in der Schlacht bei Näfels; dem Hirten wird die That des Vaters durch reichliche Wohlthaten vergolten; selbstverständlich heirathet er auch die Tochter des Kriegers; doch in Ton und Haltung ist kein Unterschied von den früheren Idyllen zu verspüren. G. mochte wol selber fühlen, daß seine poetische Ader versiegt sei; in der letzten Zeit seines Lebens wandte er seine beste Kraft der künstlerischen Thätigkeit zu.

Die Beschäftigung mit Zeichenkunst und Malerei hatte er seit seinen Berliner Lehrjahren niemals völlig aufgegeben; mit entschiedenem Eifer arbeitete er sich aber wieder in den sechziger Jahren ein, nachdem er wegen seiner Verheirathung auf eine neue Erwerbsquelle bedacht sein mußte. Eine wichtige Förderung gewann er bei seinen Studien durch die reichhaltigen Sammlungen seines Schwiegervaters. Seinen künstlerischen Entwicklungsgang und seine Ansichten über die Kunst hat er in dem „Brief über die Landschaftsmalerei an Herrn Füßlin“ (abgedruckt in dessen „Geschichte der besten Künstler der Schweiz“, Zürich 1770, Bd. III, Vorrede) ausführlich entwickelt. Seine Auseinandersetzung darüber, wie er das Studium der Natur mit dem Studium bewährter Meister vereinigt wissen will, enthält vieles treffende; in den Bemerkungen über die Landschaftsschilderung bei Thomson und anderen beschreibenden Dichtern steht er natürlich auf dem vorlessing’schen Standpunkte, auf welchem sein ganzes dichterisches und künstlerisches Wesen mit allen seinen Schwächen wie mit seinen liebenswürdigen Eigenschaften beruht. Am anziehendsten für uns ist sein künstlerisches Wirken da, wo er es selbst mit seinen Dichtungen in Verbindung gesetzt hat; in den illustrirten Ausgaben der Werke, vornämlich in der großen Quartausgabe. In den großen Kupfern zeigen wie in den Dichtungen selber die menschlichen Gestalten eine gewisse Verschwommenheit und Mangel an charakteristischem Gepräge, während die Landschaft überall mit großer Sorgfalt und Feinheit behandelt ist. Die in den Text eingedruckten kleinen Kupfer und Vignetten verrathen das genaue Studium der antiken Gemmen, von welchem der Biograph erzählt, sie sind von entzückender Anmuth und unerschöpflicher Mannigfaltigkeit; in ihnen zeigt G. nicht selten jenen liebenswürdigen Humor, der ihm von seinen Freunden nachgerühmt wird und wenn wir bei der Lectüre einer Idylle die allzu häufige Wiederholung gleicher Motive empfunden haben, werden wir nicht selten durch die Schlußvignette wieder ausgesöhnt. Auch für Eschenburg’s Shakespeare-Uebersetzung (Zürich 1775 f.) hat G. Vignetten entworfen, von denen A. W. Schlegel rühmt, daß „jedes Figürchen lebt und seine Art zu sein verkündigt.“

Dem liebenswürdigen Dichter war ein ruhiges und freundliches, gleichmäßig dahinfließendes Leben beschieden. Seine Gattin bescheerte ihm eine Tochter und zwei Söhne, von denen der jüngere, Heinrich, sich später mit einer Tochter Wieland’s vermählte. Auf den älteren, Konrad (s. o.), vererbte sich das Kunsttalent des Vaters; der an interessanten Personalien reiche Briefwechsel, den sie mit einander führten, während Konrad zu seiner Ausbildung Reisen in Deutschland und Italien unternahm, zeigt, mit welch liebevoller Sorgfalt der Vater die künstlerische Laufbahn des Sohnes verfolgte. Seine Mitbürger ehrten ihn durch die Wahl zum Rathsmitglied und übertrugen ihm auch die Oberaufsicht über die Hoch- und Frohnwälder des Cantons. Die schöne Jahreszeit brachte G. in den letzten Lebensjahren meistens in seiner anmuthig gelegenen Amtswohnung im Sihlwalde zu, wo der gastfreie Mann von den „besten Köpfen“ Zürich’s fleißig besucht wurde. Eine Scene aus dem durch muntere Geselligkeit verschönten Landleben Geßner’s hat Gottfried Keller in einer seiner Züricher Novellen (Der Landvogt von Greifensee, Deutsche Rundschau, Bd. X) geschildert. Mit einer großen Anzahl von auswärtigen Schriftstellern blieb er im Verkehr [126] und war durch seine litterarischen Verbindungen der Buchhandlung Orell, Geßner und Füßli (s. d. Art. Orell) von großem Nutzen. Die Verbindung mit den schweizerischen Gelehrten wurde durch die helvetische Gesellschaft aufrecht erhalten. Besonders hervorgehoben zu werden verdient auch die freundliche Theilnahme, die er in späteren Jahren dem Idyllendichter Franz Xaver Bronner widmete. G. starb an einem Schlagfluß am 2. März 1788; eine ausführliche Schilderung seines Todes enthält der Brief, welchen kurz nachher Heinrich G. an seinen damals in Rom lebenden Bruder richtete (mitgetheilt S. 324 ff. des oben erwähnten Briefwechsels). Geßner’s Mitbürger errichteten ihm ein von Trippel angefertigtes Denkmal.

Die wichtigste Quelle über Geßner’s Leben und Schriften, die mit großer Liebe und Wärme verfaßte Biographie Hottinger’s (Zürich 1796) ist bereits mehrfach citirt. Außerdem sind die bibliographischen Mittheilungen bei Jördens und der hierher gehörige Abschnitt in Mörikofer’s Buch „Die schweizerische Litteratur in Deutschland“, Leipzig 1861, zu erwähnen. Der Italiener Bertola, ein begeisterter Verehrer Geßner’s, welchen er persönlich in Zürich aufsuchte, hat in seinem Elogio di Gesnero (Pavia 1789, deutsch Zürich 1789 und Görlitz 1794) über dieses Zusammensein mancherlei interessante Mittheilungen gemacht, die jedoch nach dem, was Hottinger darüber bemerkt, mit Vorsicht aufzunehmen sind. Briefe Geßner’s an Zimmermann sind neuerdings von E. Bodemann (Joh. G. Zimmermann, Hannover 1878) mitgetheilt worden. Ueber Geßner’s Verhältniß zu Theocrit ist auch noch Cholevius (Geschichte der deutschen Poesie nach ihren antiken Elementen, Bd. I, S. 461–66) zu vergleichen.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 124. Z. 20 v. o.: (zum Art. Salomon Geßner): Die früheste französische Uebersetzung von dem „Tod Abels“ durch Huber erschien nicht im J. 1761, sondern schon zwei Jahre früher. Was die Uebertragung der Geßner’schen Dichtungen wesentlich erleichterte, war der Umstand, daß sie keine eigenartigen, tiefergehenden Züge besaßen und desto leichter in die französische Sprachform umgegossen werden konnten. Ebenso zahlreich wie die Uebersetzungen waren übrigens die Nachbildungen, besonders seiner Idyllen, in Frankreich. Nähere Nachweise hierüber finden sich bei Th. Süpfle, Geschichte des deutschen Kultureinflusses auf Frankreich, I, S. 187–189; 192–193; 197–199. Zur Erklärung der außerordentlichen Beliebtheit Geßner’s im westlichen Nachbarlande, welche weit größer und zugleich weit andauernder als bei uns war, muß man sich folgende Thatsache vergegenwärtigen. Man liebte dort den Züricher Sänger nicht bloß wegen der Anmuth seines Geistes und seiner Darstellung, sondern auch, weil seine Dichtungen Liebe zur Tugend einflößten und zum Guten ermunterten. Aus Mittheilungen von Zeitgenossen ergibt sich, daß z. B. der „Tod Abels“ sogar religiös gestimmt hat. Ein Franzose hat geradezu ausgesprochen, daß seine Landsleute durch die sittigenden Dichtungen Geßner’s einen humaneren Charakter angenommen haben. Anderseits hat die mehr als hundertjährige Gunst dieses Dichters jenseits des Rheins viel zu dem lange anhaltenden Vorurtheil beigetragen, als ob die bei ihm herrschende Rührseligkeit und Gefühlsüberschwenglichkeit ein wesentliches Merkmal der deutschen Poesie sei. [Bd. 26, S. 825 f.]