Zum Inhalt springen

ADB:Hildegard (fränkische Königin)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hildegard“ von Ernst Ludwig Dümmler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 406–407, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hildegard_(fr%C3%A4nkische_K%C3%B6nigin)&oldid=- (Version vom 18. November 2024, 15:50 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 12 (1880), S. 406–407 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Hildegard (Karolinger) in der Wikipedia
Hildegard in Wikidata
GND-Nummer 118980084
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|12|406|407|Hildegard|Ernst Ludwig Dümmler|ADB:Hildegard (fränkische Königin)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118980084}}    

Hildegard, die zweite Gemahlin Karls des Großen nach der Verstoßung der Tochter des Königs Desiderius, gehörte durch ihre Mutter Imma dem Hause der alten Schwabenherzoge an und war eine Schwester des bei Karl in hohem und wohlverdientem Ansehen stehenden Markgrafen Gerold sowie des Grafen Udalrich. Der König, damals etwa 29 Jahre alt, heirathete sie als eine dreizehnjährige, wahrscheinlich zu Anfang des J. 771. Sie begleitete ihren Gemahl auf dem Zuge nach Italien und Rom 773–774; eine ihrer Töchter (Adalheid) wurde gerade während der Belagerung von Pavia vor den Mauern dieser Stadt geboren [407] und in Rom brachte sie dem Papste Hadrian eine kostbare Altardecke als Geschenk für die Peterskirche dar. Mit der hochverehrten Aebtissin Lioba von Bischofsheim, die auf ihrem Wunsch öfter an den Hof kam, lebte sie in inniger Freundschaft. Ihre glückliche Ehe wurde im 13. Jahre schon durch den Tod gelöst, am 30. April 783 zu Diedenhofen an der Mosel, als ihr Gemahl eben im Begriffe stand zum sächsischen Feldzuge aufzubrechen. In der Kirche des heiligen Arnulf, des Stammvaters der Karolinger, bei Metz fand sie gleich anderen Mitgliedern des Königshauses ihre letzte Ruhestätte und der gelehrte Langobarde Paulus setzte ihr im Auftrage Karls eine zierliche und gemüthvolle Grabschrift. Die Schönheit ihrer äußeren Erscheinung pries er darin, ihre lautere Seele, daß sie klug und thätig, anmuthig und freigebig gewesen sei, doch als ihr höchster Ruhm erschien ihm, daß sie einem Fürsten wie Karl gefallen habe. Aus ihrer kurzen Ehe gingen dennoch 9 Kinder hervor: Karl, Pippin (der spätere König von Italien), Ludwig (der Fromme) und sein als Kind gestorbener Zwillingsbruder Lothar, ferner 5 Töchter, von denen die jüngste, Hildegard, durch ihre Geburt den Tod der Mutter verursachte, um derselben, erst 40 Tage alt, bald selbst nachzufolgen. Nur Bertha, Hrottrud und Gisla wuchsen von den Töchtern heran und empfingen an der Hofschule eine sorgfältige geistige Ausbildung, neben welcher sie jedoch weibliche Handarbeiten mit Spindel und Nadel keineswegs vernachlässigen durften. Der schöne Name Hildegard, den die Schwäbin in das Haus der Karolinger gebracht hatte, kehrte außer bei ihrem jüngsten Kinde wieder in einer Tochter Ludwigs des Frommen und seiner Gemahlin Irmingard, ferner in einer Tochter Ludwigs des Deutschen, welche als Aebtissin des Fraumünsters zu Zürich im J. 858 oder 859 starb, in einer Tochter Ludwigs des jüngeren von Ostfranken, die sich um die Erhebung Arnolfs auf den Thron wesentliche Verdienste erworben haben soll. Dennoch bei ihm später verklagt, wurde sie unter Verlust ihrer Besitzungen 895 in das Kloster Frauenwörth im Chiemsee verbannt, erlangte aber nach einiger Zeit Begnadigung. Nicht minder begegnet uns dieser Name bei den westfränkischen Karolingern, sowohl unter den Töchtern Karls des Kahlen als auch Ludwigs des Stammlers und Karls des Einfältigen befand sich eine Hildegard, über deren Loos jedoch Näheres nicht mehr zu ermitteln ist. Der Name der Ahnfrau lebte besonders in dem ihrer schwäbischen Heimath angehörigen Kloster Kempten fort, dem sie Gebeine des heiligen Gordian und Epimachus zum Geschenke gemacht hatte. Es knüpfte sich daran der Glaube, daß sie (im J. 773) die Stifterin dieses Klosters gewesen sei, das sich auch des Besitzes ihrer Gebeine fälschlich rühmte und zur Verherrlichung ihres Namens wurde eine völlig fabelhafte Legende erdichtet, die an die Geschichte der Pfalzgräfin Genovefa erinnert.

Abel, Jahrbücher des fränkischen Reiches unter Karl dem Großen, I, Leipzig 1866. Rettberg, Kirchengeschichte Deutschlands, II, Göttingen 1848.