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ADB:Hummelberg, Michael

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Artikel „Hummelberger, Michael“ von Adalbert Horawitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 388–389, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hummelberg,_Michael&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 04:24 Uhr UTC)
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Band 13 (1881), S. 388–389 (Quelle).
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Hummelberger: Michael H., Philolog, wurde 1487 zu Ravensburg in Schwaben geboren. Früh verließ er das Vaterhaus, 1508 bezog er die Universität Paris, wo er mit Beatus Rhenanus und Aventin bekannt wurde und sich besonders an Favre des Estaples anschloß, Griechisch betrieb er dort unter Leitung des H. Aleander. Als er 1511 aus Paris schied, war sein Freundeskreis daselbst schon ein großer. Viel größer wurde derselbe in der Heimath, die er erst wieder 1514, von unbezwinglicher Sehnsucht nach Italien erfaßt, verließ, um in Rom Studien im canonischen Rechte und päpstlichen Kanzleifache zu machen. Hier wurde seine Wirksamkeit in mehr als einer Richtung von Wichtigkeit. Einerseits trat er mit solchem Erfolg für den durch die Dominikaner bedrängten Reuchlin ein, daß sein Name in das Verzeichniß der Vertheidiger Reuchlin’s aufgenommen ward, andererseits machte er die Freunde auf alle Novitäten der Litteratur Italiens aufmerksam und sandte öfter Publicationen italienischer Humanisten zum Nachdruck an die Froben’sche Officin. 1517 kehrte er von Rom zurück, weilte einige Zeit in Constanz und nahm dann seinen bleibenden Wohnsitz in der Vaterstadt, in dieser als Theologe und Lehrer eine ersprießliche Thätigkeit entfaltend. Sein Fleiß war so singulär, daß ihm B. Rhenanus nachrühmt, er habe vom Schreiben nie ausgeruht. Er war auch ein eifriger Epistolograph und dem Fleiße auf diesem Gebiete, der sich in der sehr copiosen Abschrift seiner Briefe in dem Cod. Monac. 4007 und den 12 Episteln der Vadianischen Sammlung zu St. Gallen zeigt, danken wir eine Fülle von Nachrichten über die Entwickelung des Humanismus in Schwaben. Wir entnehmen denselben aber auch, welche geachtete und bedeutende Stellung H. in den schwäbischen Gelehrtenkreisen einnahm. Wie so Viele verehrte auch er vor Allem den großen Erasmus, erst später trat Luther’s gewaltige Erscheinung neben den bisher allein in Hummelberger’s Seele Herrschenden. Er nahm nun eine Mittelstellung zwischen Basel und Wittenberg ein. Doch später zog sich auch H. wie seine intimsten Freunde etwas von der öffentlichen Theilnahme für die Reformation zurück: sein Ideal wird wol das erasmische gewesen sein. H. war wie alle Humanisten ein guter Patriot, ein treuer Freund und eine unendlich gutmüthige warmherzige Natur. Er selbst hat ein liebliches Idyll von seinem Leben entworfen. Doch war diesem Leben keine lange Dauer beschieden. Im kräftigsten Mannesalter – er war vierzig Jahre geworden, erlag H. am 19. Mai 1527 in den Armen seines Vaters einem Schlagflusse, von Geschwistern und Freunden tief betrauert. Sein Bruder Gabriel hat ihm nicht nur die Grabschrift verfaßt, sondern auch für die Sammlung seiner Briefe Sorge getragen, deren Abschrift uns nun vorliegt. Hummelberger’s Studien waren vornehmlich auf juridische, historische ünd philologische Gegenstände gerichtet; als [389] Schriftsteller ist er nur auf dem letzteren Gebiete aufgetreten, auf dem er auf zahlreiche Anfragen zeitgenössischer Gelehrten Auskunft geben mußte; seine Thätigkeit als lateinischer Dichter war nicht sehr bedeutend, seine Verse befinden sich bisher noch ungedruckt in der Handschriftensammlung der königlichen Hofbibliothek zu München 4007. Schon zu Paris war er an der Ausgabe der sogenannten Historia Aegesyppi (Paris, Badius Ascensius, 1511) hilfreich thätig; sein größtes Werk, das Schulzwecken dienen sollte und bei dessen Abfassung der bescheidene Mann wol kaum an die Veröffentlichung durch den Druck gedacht haben mag, gab Beatus Rhenanus nach seinem Tode heraus. Es ist die „Epitome Grammaticae Graecae“, die zu Basel 1533 bei Herdwagen erschien. B. Rhenanus rühmt das Verdienst der kurzen lichtvollen Behandlung des Gegenstandes in der Vorrede um so mehr, als die meisten der damals gangbaren Bücher – wie jeder Kenner weiß – entweder ganz unzulänglich oder aber allzu ausführlich und durch Aufführung von Ausnahmen und dialektlichen Bemerkungen dunkel und übersichtslos waren. Und wahrlich Hummelberger’s grammatischer Abriß ist eine fleißige Zusammenstellung, die sich durch Deutlichkeit, genaue Unterscheidung und reiche Exemplification empfiehlt. An Melanchthon’s Grammatik freilich darf man das Büchlein nicht messen.

Vgl. J. G. Schelhorn, Beiträge zur Erläuterung der schwäbischen Kirchen- und Gelehrtenhistorie I, S. 34–47. A. Horawitz, Michael Hummelberger, eine biographische Skizze, Berlin 1875, Calvary & Co. Dazu die Anzeige von L. Geiger in den Göttinger Gel. Anzeigen, 1875. Stück 43. Die Briefe von und an H. sind fast sämmtlich abgedruckt in A. Horawitz’ Analekten zur Geschichte des Humanismus in Schwaben 1512–1518, Wien 1877 und A. Horawitz, Analekten zur Geschichte der Reformation und des Humanismus in Schwaben, Wien 1878.