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ADB:Konrad (Herzog von Zähringen)

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Artikel „Konrad, Herzog von Zähringen“ von Georg von Wyß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 634–638, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Konrad_(Herzog_von_Z%C3%A4hringen)&oldid=- (Version vom 30. November 2024, 21:10 Uhr UTC)
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Konrad, Herzog von Zähringen, † 8. Jan. 1152. – Sohn Herzog Bertolds II. von Z. (s. Band II, 536 u. ff.), stand K. nach dessen Tode anfänglich in zweiter Stellung neben seinem älteren Bruder Berthold III, auf welchen mit dem Herzogstitel die väterliche Verlassenschaft hauptsächlich fiel. Doch ging auf ihn der von Bertold II. 1091 begründete Ort Freiburg unweit der Feste Zähringen über, den K. 1120 zum Markte erhob und mit einem umfassenden Stadtrechte begabte, das bei spätern Anlagen zähringischer Städte, wie z. B. Berns, zum Muster ähnlicher Handvesten diente. Schon gegen Ende des Jahres 1122 aber (nicht am 3. Mai gl. J., wie a. a. O. nach Frühern irrig angegeben ist) starb Bertold III. ohne Nachkommen und K. trat damit in den Alleinbesitz des fürstlichen Ranges und aller Herrschaften und Rechte des Hauses, dessen einziger Vertreter er nun war und dessen Namen von Zähringen er zuerst ausdrücklich und urkundlich dem Herzogstitel beizufügen begann. Mit Bertold III. hatte auch K. sich Kaiser Heinrich V. angeschlossen, unter dessen Begleitern und Anhängern er in den Jahren 1123–25 häufig erscheint. Und wie der Kaiser [635] selbst griff auch Herzog K. bei sich darbietendem Anlasse unbedenklich, sogar wenn ihn Rücksicht auf Jenen hätte abhalten können, im Bereiche seiner Macht auch in kirchliche Wahlfragen ein. Nach dem Tode Abt Ulrichs III. von St. Gallen (13. Dec. 1121) hatte ein Theil der dortigen Mönche ihren Mitbruder Heinrich von (Hohen-)Twiel zu Ulrichs Nachfolger gewählt und für denselben die kaiserliche Bestätigung zu erhalten gewußt. Eine andere Partei des Konventes, aber, welche dem Gewählten Anerkennung versagte, setzte sich mit Herzog K. unter der Hand in Verbindung, lud ihn ein behufs Veranstaltung einer neuen Wahl, welche sie ihm gänzlich anheimgeben wolle, nach St. Gallen zu kommen, und der Herzog im Gefühle seiner eben erlangten Würde und Macht erschien, Ende 1122 oder Anfangs 1123, mit einem Gefolge von 600 Rittern und dem von ihm aus den jüngeren St. Gallischen Conventherren erkornen Edeln Manegold von Mammern, um Diesen als erwählten Abt in St. Gallen einzuführen. Ueberrascht entflohen noch vor Konrads Ankunft Heinrich von Twiel und dessen Anhänger über den Bodensee in die der Abtei angehörige Burg Zeil, während Manegold in St. Gallen selbst und den diesseitigen Stiftslanden Anerkennung fand. Beide Theile brachten ihren Streit vor den Kaiser, der durch einen Entscheid seines Hofrichters sich das unbedingte Recht alleiniger Entscheidung zusprechen ließ, dann aber aus Rücksicht und Gunst für Herzog K. die Abtei an Manegold, den ihm der Herzog präsentirte, übertrug, worauf sich Heinrich von Twiel ins Kloster Zwiefalten zurückzog. Herzog K. hatte sich der Gelegenheit gefreut, die Abtei mit welcher unter Abt Ulrich III., zur Zeit Kaiser Heinrichs IV., sein Vater Bertold II. so lange hartnäckigen Krieg geführt und gerade um den Besitz der zähringischen Veste Hohentwiel gestritten hatte, und den von Twiel, dessen Familie den Zähringern unbequem gewesen sein mochte, seinen beherrschenden Einfluß fühlen zu lassen. Später brachte ein Rechtsspruch des Kaisers (8. Januar 1125, in Straßburg), welcher die Abtei St. Blasien der Herrschaft des Bischofs von Basel entzog, die Kastvogtei dieses wichtigen Stiftes in Herzog Konrads Hände, da der Abt Rusten von den ihm gewährten Rechte freier Vogtwahl zu Gunsten Konrads Gebrauch machte. Kaiser Heinrichs Tod (23. Mai 1125) führte für den Herzog von Zähringen eine nicht weniger günstige Zeit herbei. Als gegen die Erhebung Herzog Friedrichs von Schwaben, seines Bruders Konrad und seiner Anhänger die Erhebung Lothars von Sachsen zum Könige durch die Fürstenversammlung in Mainz erfolgte (30. August 1125), schloß sich Herzog K. den Traditionen des Hauses gemäß, im Gegensatz zu den Staufern, an den neuen König an. Mit Pfalzgraf Gottfried von Calw, dem Gemahl seiner Schwester Liutgart, und mit seinem Stammverwandten, Markgraf Hermann II. von Baden, war auch Herzog K. gegenwärtig, als König Lothar zu Weihnachten 1125 in Straßburg die Reichsacht über Herzog Friedrich aussprach, und stand in des Königs Kriege gegen die Brüder von Staufen auf Lothars Seite. Doch wird von seiner Betheiligung an den Waffenthaten und von den Verhältnissen der zähringischen Besitzungen in Schwaben während des zehnjährigen Krieges, in welchem namentlich Lothars Eidam, Heinrich der Stolze von Baiern, in Süddeutschland für den König focht, nirgends berichtet. Bei der zweimaligen Belagerung von Speier mag K. in Lothars Lager gestanden haben; ein paar Wochen nach der Einnahme der Stadt (3. Januar 1130) befand er sich wenigstens in des Königs Umgebung in Basel (6./8. Febr. 1130). Weit mehr als im deutschen Lande, scheint der Herzog in diesen Jahren anderswo seine kriegerische und politische Thätigkeit entfaltet zu haben. Das Erlöschen des salischen Kaiserhauses in Heinrich V. hatte in Burgund, dessen Krone die Salier nicht nur von Reichs wegen, sondern auch auf Grund erblicher Rechte trugen, alte Unabhängigkeitsgelüste der Großen geweckt und Parteiungen [636] genährt, die sich, wenigstens theilweise um das Verhältniß zum Reiche, um den Gegensatz deutscher oder romanischer, national-burgundischer Gesinnung drehten. Unter den Nachkommen jenes Otto Wilhelm, der einst an der Spitze der Burgunder König Rudolf III. und Kaiser Heinrich II. entgegengetreten war, im Hause der Grafen von Hochburgund selbst, bestand ein solcher Gegensatz. Die letzten Sprossen der Hauptlinie des Hauses, die Grafen Wilhelm III. und Wilhelm IV., in Hochburgund und auch diesseits des Jura, an den Seen von Neuenburg und von Biel, im Thal der Saane und bis an die Aare hin begütert, zählten zur Reichspartei; ihre Vettern der jüngeren Linie, die Grafen Rainald II. und Wilhelm V. zur nationalburgundischen. Aus dem ostjuranischen Lande stammte Wilhelms III. Mutter, Regina, die Tochter des Grafen Cuno von Oltingen an der Saane, die nach dem frühen Tode ihres Gemahls den Sohn erzog; aus dem zähringischen Hause Wilhelms III. Gemahlin Agnes, Herzog Konrads Schwester. Diese Beziehungen trugen Wilhelm III. bei seinen Landsleuten den Zunamen des Deutschen ein, erweckten ihm aber auch Gegner, deren Opfer er wurde. Am Pfingsttage 1125 fand er ein gewaltsames geheimnißvolles Ende von unbekannter Hand, nachdem er kurz zuvor noch Kaiser Heinrichs V. Hoftag in Speier besucht hatte. Durch Veranstaltung derselben Feinde wurden bald nachher, am 1. März 1127, sein einziger, noch nicht zwanzig Jahre alter Sohn, Wilhelm IV. („puer“) und dessen vornehmste Begleiter, u. A. zwei Edle von Glane, in der Abtei Peterlingen ermordet. In die Verlassenschaft des Hauses succedirte Graf Rainald II. Da er aber König Lothars Aufforderung zur Lehenshuldigung sich entzog, traf dieser eine Maßregel folgenreichster Art für die burgundischen, zumal die ostjuranischen Landschaften und das Haus Zähringen, indem er im September 1127 auf einem Hoftage zu Speier in Gegenwart zahlreicher burgundischer Herren Wilhelms IV. Erbe Herzog Konrad, dem natürlichen Rächer seines Schwestersohnes, zusprach und ihm damit zugleich fürstliche Stellung und Gewalt in Burgund, ähnlich wie einst Konrads Ahne, Herzog Rudolf von Schwaben, sie als Rektor von Burgund besessen hatte, verlieh. Freilich blieb es K. selbst überlassen, die Rechte zu verwirklichen, die ihm der Erlaß des Königs zuerkannte. Hieraus entwickelte sich sofort ein Kampf des Herzogs gegen den Grafen Rainald, gegen die Gegner Wilhelms IV. und der deutschen Sache unter dem burgundischen Adel, der lange Jahre hindurch Konrads Kraft vorzugsweise in Anspruch nahm, obwol auch über den Verlauf dieses Krieges im Einzelnen äußerst Weniges bekannt ist. Nur die summarische Bemerkung Otto’s von Freisingen, daß es einst zu persönlichem Zweikampfe Konrads mit Graf Rainald kam und die Nachricht von einem blutigen Treffen, in welchem der Herzog an der Spitze seiner deutschen Truppen, als Rächer Wilhelms IV., den Grafen Amadeus von Genf und dessen burgundische Vasallen im J. 1133 bei Peterlingen entscheidend schlug, sind auf uns gekommen. Gewiß ist, daß Graf Rainald Hochburgund gegen alle Ansprüche Zähringens behauptete, Herzog K. aber schließlich im ostjuranischen Lande von der Aare bis an den Jura und gegen den Lemansee hin fürstliche Herrschaft übte. Freilich wissen auch nur späte unsichere Traditionen über die Festen, die er zu ihrer Behauptung erbaute, zu erzählen; erst unter seinen Nachfolgern erscheinen urkundlich die zähringischen Städte in diesen Landschaften, zu welchen Herzog K. Anfänge gelegt haben mag. Das Treffen von Peterlingen fand vermuthlich zur Zeit von König Lothars erstem Römerzuge statt. Als Kaiser über die Alpen heimgekehrt, verglich Lothar im October 1133 in Mainz eine Fehde zwischen Herzog K. und Welf VI., dem Eidam des verstorbenen Pfalzgrafen Gottfried von Calw, welchem K. die Feste Schauenburg bei Oberkirch im Badischen, wahrscheinlich als heimgefallenes Erbe der Pfalzgräfin Liutgart, zu entreißen bemüht war. [637] Nach Lothars Tode schloß sich Herzog K. dem am 9. März 1138 erwählten neuen Könige, Konrad von Staufen, an, im Gegensatze zu den Welfen, leistete demselben Heeresfolge gegen Heinrich den Stolzen von Baiern und Sachsen und zeigte sich auch gegenüber geistlichen Fürsten für des Königs Sache so eifrig, daß ihm darüber auf dem Reichstage zu Regensburg (Ende Juni 1138) eine scharfe Zurechtweisung von Erzbischof Konrad von Salzburg zu Theil wurde. Vollste Anerkennung des Herzogs in seiner eigenen Stellung, auch im burgundischen Lande, wo Graf Rainald II. seine bisherige Haltung beibehielt, scheint des Königs Gegenleistung für den Zähringer gewesen zu sein; auf des Königs erstem Hoftage im Mai und Juni 1138 führt K. zum ersten Male urkundlich den förmlichen Titel eines „Herzogs von Burgund“. Indessen trübte sich sein Verhältniß zum hohenstaufischen Hause nach einigen Jahren. Denn mit dem erworbenen Königthum wuchs der staufische Einfluß in Schwaben, dem Herzogthume, zu welchem auch die Landschaften südlich vom Rheine ringsum die zähringische Reichsvogtei Zürich, die Gebiete der Grafen von Kiburg, Lenzburg und Habsburg noch zählten, und das führte eine Spannung zwischen K. und Herzog Friedrich II. von Schwaben, des Königs Bruder, herbei, die 1146 in eine Fehde zwischen beiden Fürsten ausbrach. Für den Herzog von Schwaben ergriff dessen jugendlicher Sohn, nachmals Herzog und Kaiser Friedrich I., die Waffen, entriß K. die Stadt Zürich, bemächtigte sich, verstärkt durch bairischen Zuzug aus der Heimath seiner Mutter Judith des Breisgaues, der Feste Zähringen und einer anderen für uneinnehmbar gehaltenen Burg seines Gegners und zwang ihn hiedurch bei Herzog Friedrich und dem Könige Frieden zu suchen, den Herzog K. unter Restitution seiner Besitzungen erhielt. Ende 1147 fand K. sich auch, nachdem er den 7. December den heiligen Bernhard bei dessen Zug durch das Bisthum Constanz in Seckingen empfangen hatte, am Reichstage in Speier ein, wo Bernhard erschien und wohnte daselbst und im März 1147 in Frankfurt den Vorgängen – an letzterem Orte der Wahl des jungen König Heinrich – bei, welche den Kreuzzug des Königs und des jungen Herzogs Friedrich nach Palästina einleiteten. Herzog K. schloß sich aber dem Könige und dessen Neffen zu dieser Fahrt nicht an. Er zog vor, mit dem jungen Welfen Heinrich dem Löwen, dem er jetzt (1147) seine Tochter Clementia vermählt hatte, einen Kreuzzug gegen die heidnischen Wenden zu unternehmen, wodurch sie zugleich einer Pflicht christlichen Ritterthums zu genügen und jeden Verdacht des Mißbrauches der Abwesenheit des Königs zu eigensüchtigen Zwecken von sich fernzuhalten gedachten, der alternde Herzog K. wohl auch den größeren Beschwerden des Zuges ins ferne heilige Land auszuweichen beabsichtigte. In Verbindung mit dem Erzbischofe Adalbert von Bremen, Bischof Dietmar von Verden und dem Dänenkönige Swen Kanut schritten die beiden Herzoge, K. und sein Eidam Heinrich, in ihrem Feldzuge zur Belagerung der wendischen Stadt Dobin, während ein zweites Heer deutscher weltlicher und geistlicher Fürsten sich gegen Demmin wandte. Indessen gerieth das Unternehmen bald ins Stocken und ohne eigentlichen Erfolg kehrten die Betheiligten im Herbste 1147 heim. Aus den letzten vier Lebensjahren, die nach dieser Rückkehr aus dem Norden Herzog K. noch beschieden waren, ist von eingreifender Bethätigung desselben in größeren Angelegenheiten nicht mehr die Rede. Wenigstens ist von den Schritten nichts bekannt, wozu ihm der Tod des Grafen Rainald II. von Burgund (20. Januar 1148) oder die ausbrechende Fehde Welfs VI. gegen das königliche Haus (1149–1150) und die Vorladung Heinrichs des Löwen vor des Königs Gericht in Ulm (13. Jan. 1151), Veranlassung gegeben haben mögen. Angelegenheiten der Klöster St. Blasien und St. Peter im Schwarzwalde, reiche Schenkungen an das letztgenannte zähringische Stift beschäftigten ihn; bei Anwesenheit [638] des Königs in Schwaben erschien er an dessen Hofe in Rotenburg und in Langenau (Aug. Septbr. 1150), zuletzt noch in Constanz am 7. Jan. 1152. Es war unmittelbar vor seinem Hinschiede, der Tags darauf, wahrscheinlich noch in Constanz, erfolgte. Bestattet wurde der Herzog in der Familiengruft zu St. Peter. Sechs Kinder hatte ihm seine Gemahlin Clementia, Tochter des Grafen Gottfried von Namür, geschenkt: Konrad, den Erstgeborenen, der im Kindesalter starb; Bertold IV., des Vaters Nachfolger (Bd. II, 538); Rudolf, 1168 Bischof von Lüttich; Adelbert, der, auf Burg Teck abgetheilt, Stammvater der „Herzoge von Teck“ wurde; Hugo, der auf Burg Ullenburg in der Ortenau wohnend, als „Herzog von Ulmburg“ ohne Nachkommen starb, und Clementia, die Gemahlin Heinrichs des Löwen und nach ihrer Trennung von diesem (23. Novbr. 1162) Gemahlin des Grafen Humbert III. von Savoyen.

Die (zu Bertold V.) Bd. II, S. 546 genannten Schriften. – Anzeiger f. schweiz. Gesch. u. Alterthumskunde, 1855, Nr. 3 und 1866, Nr. 3. – Continuatio Casuum sancti Galli, herausg. von G. Meyer von Knonau (S. 92 ff.) in den Mittheil. z. vaterl. Geschichte des historischen Vereins in St. Gallen, Neue Folge 7. Heft 1879.