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ADB:Lindenbrog, Erpold

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Artikel „Lindenbrog, Erpold“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 691–692, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lindenbrog,_Erpold&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 11:33 Uhr UTC)
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Lindenbrog: Erpold L., der sich bald und meistens Lindenbrog, Lindenbrogius, bald Lindenbruch verhochdeutscht nannte, einzeln auch Erp, mit einer im Bremischen häufig vorkommenden Verkürzung geschrieben wird, war eigentlich ein Stender; die letzteren wie die Lindenbroke (wie sie ursprünglich hießen) gehörten zu den Osterstader Junkern im bremischen Lande Osterstade an der Weser. Die Sitte jüngere Söhne oder Erben mütterlicher Güter nach der Spillseite statt nach der Schwertseite zu nennen ist auch in bürgerlichen Familien bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts an der Unterweser und in friesischen Landen üblich geblieben. So führte ein Zweig der Lindenbroke (Erpolds Urgroßvater) den Namen der ausgestorbenen Witmar weiter, und nach der mit Heinrich Stender zu Rechtenfleth vermählten Beke Lindenbroke gen. Witmar, nannte sich ihr dritter Sohn Erpold „Lindenbrog“, während seine zwei älteren und der jüngere vierte Bruder Stender hießen. Aehnlich machten es seiner Mutter Tantensöhne zweiter Ehe, welche sich statt „Eymers“, Witmar oder Witmars nannten. Der älteste dieser, Heinrich Witmar, war lutherischer Domdecan zu Hamburg und verschaffte dem 1540 geborenen Sohne seiner Base, Erpold L., ebenda ein Canonicat als praebendarius minor, zugleich war dieser Notar in Hamburg. Er heirathete 1566 Anna Gyse aus angesehenem hamburger Geschlechte und starb am 20. Juni 1616. Ein begabter eifriger Gelehrter, war er durch seine Studien und seine Sammlungen für die Geschichte, namentlich die des alten Hamburg-Bremer Erzbisthums und daher auch des Nordens, weit bekannt über Deutschlands Grenzen hinaus. So wurden ihm gern bibliothekarische Schätze auch von außen her zur Verwerthung anvertraut, wie vom bekannten Statthalter Heinrich Rantzau, dessen kostbare Handschrift des Adam von Bremen; während ihm der Besitz der Hamburger Kirchen, jetzt in der dortigen Stadtbibliothek, zu Gebote stand. Seine Werke und seine Ausgaben haben lange die gelehrte Welt beherrscht, sie galten vielfach als unübertrefflich, manche Quellen hat er zuerst ans Licht gebracht. Jetzt, nach fast drei Jahrhunderten, ist der treue Arbeiter in der Kritik und Methodik ja freilich weit überholt und seine Forschungen und Ausgaben bei Seite gedrängt, sein Verdienst ist darum nicht geringer. Er hinterließ drei Söhne: Heinrich L., den Bearbeiter des Censorinus de die natali, den Juristen, Philologen und Polyhistor Friedrich L. (s. u.) und Joachim L., der 1643 als Hamburger Canonicus starb. Die Schriften Lindenbrog’s hat Jo. Albert Fabricius vor seiner neuen Ausgabe von Lindenbrogii Scriptores rerum germanicarum septentrionalium, Hamburg 1706 aufgezählt. Am bekanntesten ist seine Ausgabe des Adam von Bremen, die einen erheblich besseren Text bot als die edit. princeps des Vellejus (Vedel[WS 1]) und 1595 in Leyden erschien. Die alten Scholien dazu gab er sogar zuerst heraus (vgl. Potthast, Biblioth. S. 100). Nachher hat sein Sohn Friedrich durch Vergleich mit Handschriften noch Verbesserungen dazu gegeben, die aber erst Staphorst, Hamb. Kirchengeschichte I, 1, 358 ff. abdrucken ließ. 1595 in Leyden erschien auch die erste Ausgabe der „Historia Archiepiscoporum Bremensium, De ecclesia Bremensi“, die Legende von Benedict V. (dessen Kenotaph im Hamburger Dome war) und das „Poema de Vicelino“ nach einer Handschrift des Domdechanten zu Bremen Otto von Düring. Ferner „Incerti auctoris [692] chronicon sclavicum“, jetzt Annales Hamburgenses genannt, als editio princeps, und ebenso „Erici regis Daniae narratio de origine gentis Danorum“, die jetzt Annales Ryenses heißen. Von seinen eigenen Zusammenstellungen kann hier abgesehen werden, am bekanntesten ist die übrigens schon im vorigen Jahrhundert als antiquirt angesehene „Neu vermehrte Chronica von den grosmechtigsten ersten deutschen Keiser Carolo M.“, Hamburg 1593. Für eine Geschichte des Bremischen und Verdischen Adels hatte er Sammlungen angelegt, auf denen fortbauend und bessernd Luneberg Mushard 1708 seine Monumenta nobilitatis etc. herausgab. L. hatte sich sogar in der Genealogie seines eigenen Geschlechtes bei der Nebenlinie, die sich von Dorne nannte und in Lübeck seit Wullenweber’s Zeiten ansässig war, um eine ganze Generation geirrt. Seine Bibliothek ist mit der seiner Söhne durch Vermächtniß von Friedrich L. an die Hamburger Stadtbibliothek gekommen. Das Bildniß vor den Script. rer. Germ. septentr. ist, wie Fabricius in der Vorrede mahnend erklärt, das Porträt des Sohnes: Friedrich L., trotzdem ist es häufig für das Erpolds genommen.

Nic. Wilckens, Leben der berühmten Lindenbrogiorum etc., Hamburg 1723. Zuletzt sind die Lindenbrog’s behandelt im Hamb. Schriftstellerlexikon. Moller, Jöcher und Rotermund schrieben den Namen Lindebrog. Bei Stintzing, Gesch. d. D. Rechtswissensch. (1. Abth. München u. Leipz. 1880) ist im Text und Register der Druckfehler Ergold in Erpold zu bessern.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Velde