ADB:Magdeburg, Hiob
Pantaleon’s Prosopographia p. 556 Magdeburg, auch war sein Vorname nicht Johann, wie G. Matth. König in seiner alten und neuen Bibliothek verzeichnet. In Annaberg wurde er 1518 als der Sohn des Bildgießers und Münzmeisters Hieronymus M. geboren. Seinen ersten Unterricht erhielt er in seiner Geburtsstadt und machte hier und später zu Freiberg solche Fortschritte, daß er bereits 1537 in letzterer Stadt „Hypodidascalus“, d. h. Unterlehrer und 1543 zu Meißen Subrector wurde. In Freiberg verblieb er sechs Jahre, doch in sehr unangenehmen Verhältnissen, weil seine religiösen Grundsätze den Theologen mißfielen. Er verließ deshalb diese Stadt und siedelte nach Meißen über, wo er sich 27 Jahre aufhielt, aber auch hier wieder in Religionshändel verwickelt, des Flacianismus beschuldigt und 1569 seiner Schulstelle entsetzt wurde. Hierauf wurde ihm den 23. Octbr. 1570 das Rectorat des Lyceums zu Lübeck übertragen, welches Amt er vier Jahre bekleidete, und 1574 trat er in die Dienste des Herzogs Johann Albert von Mecklenburg-Schwerin, um als Privatlehrer dessen Söhne zu unterrichten, begleitete auch als Hofmeister den ältesten derselben auf die Universität Leipzig. Aus dieser Stadt kehrte er unmittelbar in seine Geburtsstadt Annaberg zurück, ertheilte daselbst eine Zeitlang Privatunterricht und nachdem er nochmals einen Ruf nach Freiberg als Rector der gelehrten Schule erhalten hatte, starb er daselbst, 77 Jahre alt, den 20. Febr. 1595, nicht 1593, wie Nagler in den Monogrammisten und auch nicht 1597, wie Seelen a. a. O. unrichtig angeben. M. galt seiner Zeit sowohl in den beiden alten Sprachen als auch in den theologischen Doctrinen als ein vorzüglich bewanderter Philolog und Theolog. Dav. Chyträus nennt ihn: „politi ingenii et doctrinae vir et singulari morum integritate et gravitate vir venerandus“, H. Pantaleon „multarum rerum cognitione omnibus bonis gratus“, Mich. Neander „vir eruditus ac doctissimus et laudatissimus praeceptor“ und Löscher empfiehlt ihn als einen solchen „qui Lutheri scripta in succum et sanguinem converterit [52] inque his versatissimus fuerit“. Unter seinen zahlreichen Schriften führe ich als die bemerkenswerthesten an: „Index copiosus in Servium, Virgilii interpretem …“, Basil. 1551. 8°; „Γνῶμαι ἁγίαι καὶ Ἀποστολικαὶ, sive Sententiae sacrae et Apostolicae S. Petri, Pauli et Johannis, Graeco et Latino, in Locos communes collectae …“, ibid. 1562. 8¹; „Tabulae in Ciceronis libros III. de Officiis“, ibid. 1564. 8° und „Demosthenis Oratio de Pace, Graece et Latine …“, Viteb. 1588. 8°. Seinen in Basel gedruckten „Carmina sacra“ und ebenso einigen Poesien, welche in der Sammlung „Deliciae Poetarum Germanorum“ Tom. IV, Francof. 1612. 8° enthalten sind, widerfuhr die Ehre der Annotirung in dem Index Hispanicus Expurgatorius, Madr. 1667. p. 325 sqq. und 508. Mehrere andere philologische und theologische handschriftlich hinterlassene Werke sind nicht zur Veröffentlichung gelangt. Aber nicht nur als Philolog und Theolog zeichnete sich M. aus, sondern er erwarb sich auch einen Namen als Zeichner und, dies ist jedoch zweifelhaft, als Formschneider, was die unten genannten Kunsthistoriker veranlaßt hat, ihn dem Kreise ihrer Besprechungen einzureihen. In seinen Nebenstunden nämlich beschäftigte er sich sehr viel mit geometrischen Arbeiten und so entwarf er auch auf Befehl des Kurfürsten von Sachsen eine Generalkarte dieses Landes, die, vier Schuh hoch und fünf Schuh breit, noch heute in der königlichen Bibliothek zu Dresden sich befindet. Oben auf derselben sieht man einen fliegenden Zettel mit den Worten: „Düringische vnd Meisnische Landcharte“. Am Rande herum stehen 23 männliche und eben so viele weibliche Stamm- und Voreltern des sächsischen Kurhauses in Wasserfarben gemalt und in den beiden Ecken oben befinden sich zwei Tafeln, auf deren einer zu lesen ist: „Illustrissimo Principe et duce D. Augusto | Electore Sax. etc. | mandate | Hiobus Magdeburgus Anne- | bergius S. et D. M. [sua et discipuli manu] descripsit Misenae in Schola principis M.D.LXVI“, auf der andern Tafel drei lateinische Distichen und darunter sein Monogramm: die in einander verschlungenen Initialen M. und A. Doch ist diese Karte, obgleich sehr genau und schön gezeichnet, doch ohne alle Begrenzung und Grade; ein Auszug derselben in Form eines Herzens befindet sich in derselben Bibliothek mit Magdeburg’s Monogramm und der Jahreszahl M.D.LXXXIIII. Da er sich nach Passavant a. a. O. selbst zur Seite seines Monogramms als einen sitzenden Zeichner darstellt, so bezweifelt man, daß er zu gleicher Zeit auch in Holz geschnitten habe, obgleich allerdings Bartsch, jedoch nur einen einzigen Holzschnitt von ihm kennen will: eine Ansicht der Stadt Meißen. Es ist zu vermuthen, daß seine verschiedenen Zeichnungen von anderen anonymen Künstlern mit Beifügung seines Zeichens in Holz geschnitten wurden, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in großer Zahl lebten und deren Namen bis jetzt nicht entdeckt werden konnten. Und dies wird wohl auch mit mehreren Abbildungen der Fall gewesen sein, welche er für die späteren Auflagen der Seb. Münster’schen Kosmographie und mit seinem Namen versehen, geliefert hat. Was seinen Vater Hieronymus M. anbelangt, so lebte dieser von 1530–1540 als ein geschickter Stempelschneider und Münzmeister zuerst in Freiberg und wurde später durch Herzog Georg zu Sachsen zum Medailleur in Annaberg und Meißen ernannt. Ein Zeitgenosse dieses Künstlers, Georg Agricola, in seinem Buche „Liber de mensuris et ponderibus“, Basil. 1550 rühmt ihn als „rei metallicae peritissimus“ und giebt an, daß er in letzterer Stadt mit allerhöchster Bewilligung eine Menge Porträte sächsischer Fürsten und berühmter Personen verfertigt habe. Da aber M. seine Schaumünzen mit einem Monogramm nicht bezeichnete, so läßt sich nicht bestimmen, welche der Fürsten ernestinischer und albertinischer Linie, deren in Tentzel’s Saxonia numismatica vorkommen, von ihm herrühren. Ebenso wird ihm von Bolzenthal (Skizzen zur [53] Kunstgeschichte S. 137 eine mit H. bezeichnete Medaille von 1543 mit dem Brustbilde des Philipp Melanchthon mit Unrecht zugeschrieben.
Magdeburg: Hiob (Job) M., Philolog und evangelischer Theolog des 16. Jahrhunderts. Sein Geburtsort ist Annaberg in Sachsen und nicht Meißen, wie Laur. Faust in seiner Chronik der Stadt Meißen (Dresden 1588, S. 39) irrthümlich angiebt, und ebensowenig nach- Moller, Cimbria II, 501–503 und daselbst weitere biographische Quellen. Jöcher und dessen Fortsetzer Rotermund. Jäck u. Heller, Beiträge zur Kunst- u. Literaturgeschichte I, 132–133. Heller, Geschichte der Holzschneidekunst S. 148. 218. Nagler, Künstler-Lexikon VIII; Monogrammisten III, 167. 335. Bartsch, Peintre-Graveur IX, 397. Passavant, Peintre-Graveur IV, 231–232. Seelen, Athenae Lubec. I. 43–45; IV. 89–99.