ADB:Occo

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Artikel „Occo“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 126–127, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Occo&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 06:50 Uhr UTC)
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Occo: Drei Aerzte dieses Namens, welche alle drei den Vornamen: Adolf führten, haben sich im 15. und 16. Jahrhundert zu Augsburg hervorgethan.

Adolf O. I. war 1447 zu Osterhausen in Friesland geboren, wo seine Familie reich begütert war. Er wählte das Studium der Medicin und trat im J. 1488 als Leibarzt in die Dienste des Pfalzgrafen Philipp, von dem er schon im J. 1485 einen Förderungsbrief erhalten hatte. Dadurch kam er mit Joh. v. Dalburg, dessen Neigung für humanistische Studien er theilte, in Berührung. Aus einem Briefe Reuchlin’s an Dalburg vom Jahre 1489 können wir schließen, daß er mit diesem zusammen das Studium des Griechischen betrieb. Im J. 1491 finden wir O. als Arzt des Erzherzogs Sigismund von Tirol zu Innsbruck. Aus den Protocollen des medicinischen Collegiums zu Augsburg erfahren wir, daß O. um das Jahr 1494 nach Augsburg übersiedelte und sich dort als Arzt niederließ. Seine Wirksamkeit daselbst scheint reich an Erfolgen gewesen zu sein. Noch völlig rüstig wurde er am 24. Juli 1503 vom Tode überrascht. O. hat sich nicht nur als Arzt hervorgethan, sondern stand auch bei den Zeitgenossen in dem Rufe eines humanistisch gebildeten Mannes, [127] der die Kenntniß des Griechischen mit der des Lateinischen verband. Celtis rühmt ihn als Dichter neben Rudolph Agricola und Theodor Ulsenius. Wie er zu ersterem in freundschaftlichen Beziehungen stand, so gehörte er auch zu den Anhängern Reuchlin’s, in dessen Briefwechsel sich zwei von O. verfaßte Schreiben erhalten haben. Seine nicht unbedeutende Bibliothek pflegte er allen Freunden der Wissenschaft offen zu halten. Da er unvermählt blieb, vererbte er sie an seinen Neffen Pompejus Occo, durch den sie nach Amsterdam gelangte.

Vgl. Jacob Brucker, Historia vitae Adophorum Occorum. Lipsiae 1734. S. 27–33, J. Reuchlin’s Briefwechsel ges. u. hsgg. von L. Geiger. Tübingen 1885. (Bibliothek des litt. Vereins in Stuttgart, Bd. CXXVI) S. 24. 31. 42, Zeitschrift f. d. Geschichte d. Oberrheins. Bd. II. Karlsruhe 1851. S. 273 bis 275 und Vierteljahrsschrift f. Kultur u. Litteratur der Renaissance. Jahrg. I. Leipzig 1886. S. 500–501.

Adolf O. II., der Adoptivsohn des eben genannten O., war 1494 zu Brixen geboren. Er studirte in Bologna Medicin und errang sich dort im J. 1519 die Würde eines Doctors der Medicin. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland ließ er sich in Augsburg als Arzt nieder und wirkte hier bis zu seinem Tode im J. 1572 mehr als fünfzig Jahre mit Glück.

Vgl. Brucker a. a. O. S. 34–41 und Biograph. Lexicon der hervorrag. Aerzte aller Zeiten u. Völker, hrsg. von A. Hirsch. Wien 1886. IV. S. 400.

Adolf O. III., der Sohn Occo’s II., genießt unter den drei Männern dieses Namens den größten Ruf. Geboren am 17. October 1524 zu Augsburg ergriff auch er das Studium der Medicin, das er mit dem der Philosophie verband. Nachdem er im J. 1549 zu Ferrara die Doctorwürde erworben, war er zunächst als Gehülfe seines Vaters als Arzt in Augsburg thätig. Seine Tüchtigkeit brachte ihm Anerkennungen mancherlei Art, deren größte die Wahl zum Decan des im J. 1582 errichteten medicinischen Collegs war. Zur Zeit der Streitigkeiten über die Annahme des Gregorianischen Kalenders gehörte O. zu den Gegnern des dem neuen Kalender günstigen Rathes. Da er seinen Widerstand nicht aufgab, wurde er seiner städtischen Functionen enthoben. Er starb am 28. October 1606. Unter seinen medicinischen Schriften wird seine „Pharmacopoeia seu Medicamentarium pro Republica Augustana“, 1564, fol. (über die große Reihe von Ausgaben vgl. „Dictionnaire des sciences médicales. Biographie médicale“. Tome VI. Paris 1824. 8°. pag. 333) mit Auszeichnung genannt. Noch berühmter aber machte ihn seine umfassende Gelehrsamkeit in der Alterthumskunde und seine Gewandtheit in der Handhabung der griechischen und lateinischen Sprache. Besondere Verdienste erwarb sich O. um die wissenschaftliche Bearbeitung des Münzwesens der römischen Kaiserzeit. Sein Werk: „Imperatorum Romanorum numismata a Pompejo Magno ad Heraclium“, Antverpiae 1579. 4°, welches er Herzog Albrecht von Baiern widmete, gilt als die Grundlage aller späteren Werke über diesen Gegenstand. Kaiser Maximilian II. ehrte die Verdienste Occo’s durch die Erhebung in den Adelstand (1573).

Vgl. Brucker a. a. O. S. 41–98, Rotermund zu Jöcher, Bd. V. Bremen 1816. Sp. 910 fg. und G. Rathgeber bei Ersch u. Gruber, Allg. Encyclopädie, 3. Sect. Thl. 1. Leipzig 1830. S. 260–261.