Zum Inhalt springen

ADB:Reuschenberg, Johann von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Reuschenberg, Johann von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 296–298, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reuschenberg,_Johann_von&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 08:39 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Reusch, Johann Peter
Band 28 (1889), S. 296–298 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann von Reuschenberg in der Wikipedia
Johann von Reuschenberg in Wikidata
GND-Nummer 122845447
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|28|296|298|Reuschenberg, Johann von|Bernhard von Poten|ADB:Reuschenberg, Johann von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=122845447}}    

Reuschenberg: Johann v. R. (fälschlich Rauschenberg oder Ruschenberg geschrieben), aus altem rheinischem Adelsgeschlechte geboren, dessen gleichnamiges Stammhaus, jetzt in gräflich Fürstenbergischem Besitze, am linken Ufer der Wupper, unfern von deren Mündung in den Rhein liegt, wird im dreißigjährigen Kriege zuerst im Jahre 1634 genannt. Seine mannhafte Behauptung von Wolfenbüttel, welches er mit unbeirrter Zähigkeit gegen die Versuche der welfischen Herzoge, wieder in den Besitz ihrer am 4. December 1627 den Dänen durch einen Sturm abgenommenen und seit dieser Zeit durch die Eroberer ihnen vorenthaltenen Stadt zu gelangen, festhielt, machten ihm seit dieser Zeit einen hochangesehenen Namen. Als Herzog August aus der Erbschaft des 1634 verstorbenen Herzogs Friedrich Ulrich das Fürstenthum Wolfenbüttel erhielt, war R. Oberst im Dienste der Liga und Commandant der Stadt, deren Herausgabe jenem verweigert wurde, weil dann die Schweden einrücken würden. Zugleich führte R. Unterhandlungen, welche darauf hinzielten, den wenig zuverlässigen Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg an die kaiserliche Sache zu fesseln. Diese hatten kein Ergebniß; während der Zeit unternahm R. jedoch, trefflich unterstützt durch seinen Rittmeister Levin Zander, zubenannt Immernüchtern, häufige Streifzüge in die Umgegend und machte letztere sich und den Bedürfnissen der Besatzung zinsbar. Gegen Ende des Jahres 1640 änderte sich die Sachlage. [297] Die welfischen Herzoge dachten Ernst zu machen mit ihrem Anschlage auf Wolfenbüttel, bestimmten die weimarische Armee, ihnen Beistand zu leisten und schlossen Wolfenbüttel im Verein mit braunschweig-lüneburgischen Truppen ein; R. antwortete mit einer thätigen Vertheidigung, indem er zahlreiche Ausfälle unternahm. Am 28. Juni 1641 brachte das kaiserliche Heer unter Piccolomini und dem Erzherzog Leopold Wilhelm insofern Hilfe, als es die Stadt auf dem rechten Ufer der Ocker entsetzte. Am 29. kam es unter den Mauern von Wolfenbüttel zur Schlacht. R., eben zum Generalfeldwachtmeister ernannt, erntete hohen Ruhm. Neben Franz Mercy und Hannibal Gonzaga auf dem eigenen linken Flügel, wo meist Baiern fochten, befehligend, errang er, dem feindlichen rechten Flügel gegenüber, bedeutende Vortheile, Königsmark’s und Hoditz’s Schaaren wurden auf ihr Lager zurückgeworfen; da die Schlacht aber im übrigen ungünstig verlief, mußte der linke Flügel der Kaiserlichen dem allgemeinen Rückzuge folgen, und R. befand sich, nachdem der Erzherzog und Piccolomini abgezogen waren, wieder in seiner früheren Lage. Mit Wasser und mit Feuer, durch Aufstauung der Ocker und durch Beschießung suchten seine Gegner ihm beizukommen; dazu traf ihn das Unglück, daß Immernüchtern auf einem Streifzuge bei Lutter gefangen und bald darauf bei Hildesheim niedergemacht wurde, aber R.’s Muth und seine Widerstandskraft blieben ungebeugt, und am 1. September 1641 hoben die Uniirten die Belagerung auf. Er begann nun sofort seine Streifzüge in die Umgegend von neuem und behauptete den ihm anvertrauten Posten trotz mannigfacher Bedrängniß noch zwei Jahre lang; dann wurde er durch kaiserlichen Befehl angewiesen, Wolfenbüttel dem Herzoge auszuantworten. Am 24. September 1643 verließ „der brave R.“, wie die Braunschweiger ihn nannten, die mit großer Zähigkeit behauptete Stadt. Kaum war es geschehen, so erhielt er Gegenbefehl, aber es war zu spät; er vereinigte sich nun bei Höxter mit Hatzfeld und zog nach dem Süden. Am 7. October überrumpelte er bereits im Verein mit Johann v. Werth Mannheim und bildete 1644 mit diesem aus den Trümmern der bei Jankau geschlagenen Truppen ein neues Heer. Er war jetzt Feldzeugmeister. In der Schlacht bei Herbsthausen oder bei Mergentheim am 5. Mai 1645 befehligte er das Fußvolk des linken Flügels und trug wesentlich zur günstigen Entscheidung des anfangs zweifelhaften Ausganges der Schlacht bei. Am 3. August hatte er die Niederlage bei Allersheim zu theilen. Dort war Mercy gefallen und Kurfürst Maximilian schien nicht abgeneigt, an seiner Stelle R. den Oberbefehl über die ligistischen Truppen zu geben; er mochte es aber nicht thun, weil Werth älterer General war, und bald darauf erhielt der aus der Gefangenschaft zurückgekehrte Geleen das Commando. Dieser genoß aber so wenig das Vertrauen des Kurfürsten, welcher seine treue Anhänglichkeit an den Kaiser kannte, daß R. sowol wie Werth angewiesen wurden, „vorzugreifen, falls jener der Ordonnanz nicht nachlebe“. Der Kurfürst war des Krieges müde; sein Sinn stand danach, Frieden zu haben; er gebrauchte daher R. zu Unterhandlungen mit Schweden, Frankreich und Hessen, und dieser schloß und unterzeichnete am 14. März 1647 zu Ulm den Waffenstillstandsvertrag, durch welchen Baiern sich von der kaiserlichen Sache lossagte. Geleen nahm sofort seinen Abschied, Werth erhielt den Oberbefehl über die Reiterei, R. das Commando des Fußvolkes; beide wurden angewiesen, keinen Befehl von Gallas, dem kaiserlichen Oberbefehlshaber, anzunehmen. Als dann am 2. Juli Werth seine Reiter zu den Kaiserlichen nach Böhmen führte, folgte R. ihm anfangs, besann sich aber unterwegs und blieb dem Kurfürsten treu. Wieder schmeichelte er sich mit der Hoffnung auf den Oberbefehl der bairischen Truppen, aber diesen erhielt Gronsfeld und er selbst mußte sich mit dem selbständigen Commando in der Oberpfalz und mit dem Marschallstabe begnügen. Zum dritten Male wurde seine Erwartung [298] getäuscht, als Gronsfeld in Arrest gesetzt war, weil er die Lechlinie, zu deren Behauptung er sich nicht stark genug fühlte, aufgegeben hatte; nun ging er im Unmuth in kaiserliche Dienste und war mit der Armee auf dem Marsche von Hessen nach Böhmen begriffen, als der westfälische Friede, von dessen Abschluß er am 8. November 1648 zu Cham die Kunde erhielt, seinem Kriegsleben ein vorläufiges Ende machte. Er wird später als Kaiserlicher Geheimer Hofkriegsrath, Genralfeldmarschall und Commandant von Gratz genannt, stand 1651 noch einmal dem Pfalzgrafen von Neuburg bei seiner Fehde gegen Kurbrandenburg zur Seite und scheint bald darauf gestorben zu sein, wie es heißt, an unrichtiger Behandlung eines Hühnerauges.

Rheinischer Antiquarius herausgegeben von Chr. v. Stramberg, 3. Abth. 8. Bd. Coblenz 1861.