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ADB:Roth, Johann Franz

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Artikel „Roth, Johann Franz“ von Wilhelm Stricker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 316–317, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Roth,_Johann_Franz&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 12:12 Uhr UTC)
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Roth: Dr. philos. Johann Franz R., Germanist und Ehrendoctor der Tübinger philosophischen Facultät, geb. am 8. März 1811 zu Offenbach a. M., † am 26. September 1869 zu Frankfurt a. M. Er erhielt die erste Erziehung in Offenbach und Frankfurt und besuchte später das Lehrerseminar zu Friedberg, um sich dem pädagogischen Berufe zu widmen. Nach Absolvirung des vorgeschriebenen Lehrganges war er seit 1830 anfangs als Hauslehrer und später (seit 1836) als ordentlicher Lehrer an den evangelisch-lutherischen Volksschulen und der Mittelschule in Frankfurt thätig. Doch genügte ihm dieses Arbeitsfeld nicht und so wandte er sich neben dieser Berufsthätigkeit und besonders in den Ferien schon frühe dem Handschriftenstudium zu, sowol in Frankfurt selbst, als [317] ganz besonders auf vielen Reisen (1837–59) nach 22 verschiedenen auswärtigen Bibliotheken bis Göttingen, Wolfenbüttel, Berlin, Straßburg und Wien, wo er sehr sorgfältige und von vielen Gelehrten hochgeschätzte vergleichende Abschriften alter deutscher Dichtungen anfertigte. Auf diese Weise gelangte er schon 1835–39 zur näheren Bekanntschaft mit den vornehmsten Begründern des so lange vernachlässigten Studiums der deutschen Sprache, wie Jacob und Wilhelm Grimm, L. Uhland, M. Haupt, W. Wackernagel, A. v. Keller, Frommann, Frz. Pfeiffer, K. Bartsch, K. Weigand u. A. Obwol aus kleinen Verhältnissen emporgewachsen und ohne akademisches Triennium genossen zu haben, als Autodidact des Sprachstudiums eifrig beflissen, war R. von allen, die ihn kannten, hochgeschätzt; so hatte er 1843 das Glück, als Jacob Grimm nach Italien reiste, dem Altmeister der deutschen Grammatik die Ausgabe von „Der Wërlte lôn“ widmen zu können. 1846 war J. Grimm wieder in Frankfurt als Präses der Germanistenversammlung und 1848 endlich saß er im Frankfurter Parlament. Jeder dieser Aufenthalte gab den Anlaß zu anregendem Verkehr und zum Austausch der Ansichten über Fragen der deutschen Grammatik und Lyrik. Da die pädagogische Thätigkeit in meist überfüllten Classenräumen der Gesundheit Roth’s nicht zuträglich war, so suchte er nach 25jähriger Lehrthätigkeit um Versetzung an das Frankfurter Stadtarchiv nach, welche ihm durch Beschluß des Senats vom 28. December 1860 gewährt wurde. Nun fand er in dem damals noch ungeordneten Reichthum des Frankfurter Archivs ein ihm besser zusagendes Arbeitsfeld, und konnte, wie Professor Kriegk, der erste Archivar, gelegentlich von ihm schrieb: „seine höchst gründliche, historische und grammatikalische Kenntniß der älteren deutschen Sprache und seine in ihrem Erfolg stets zuverlässige Genauigkeit zum Ordnen und kritischen Sichten der reichen Urkundenschätze auf das Beste verwenden.“ Auch Roth’s freie Zeit außer den Amtsstunden war ausschließlich dem Archiv und der Erforschung der deutschen Sprache gewidmet. Seit 1860 sammelte er alljährlich kleine Gruppen angehender junger Philologen, mit welchen er die gothische und althochdeutsche Grammatik und Dichtung durchnahm. Uneigennützigkeit und fast übertriebene Bescheidenheit, sowie Hülfsbereitschaft gegen Jedermann waren Roth’s Charaktereigenschaften. Er war Mitarbeiter an dem deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm und an dem von Weigand, auch thätiges Mitglied des Frankfurter Vereins für Geschichte und Alterthumskunde. Wegen seiner Ausgabe des Trojanerkriegs (1858) erhielt er von der Tübinger Facultät die philosophische Doctorwürde. R. war immer von sehr zarter Gesundheit; schwer leidend und getrübten Geistes verbrachte er sein letztes Lebensjahr. Außer den bereits erwähnten Ausgaben von „Der Wërlte lôn“ und „Trojanerkrieg“ sind ihm noch folgende zu danken: „Daz maere von der Minne“, Frankfurt 1846, „Der Schwanritter“, Frankfurt 1861. Ausgaben des Turnei von Nantheiz (Nantes), sowie Lieder und Sprüche von Konrad von Würzburg, welche er seit 1847 vorbereitete, sind 1871 von Karl Bartsch herausgegeben worden.

Familiennachrichten durch seinen Sohn Herrn Dr. med. H. Roth in Frankfurt. – K. Bartsch in der Germania 1870, XV, 108.