ADB:Saubert, Johannes
[414] Laufbahn bestimmt. Nach dem frühen Tod des Vaters aber sollte er wegen der Armuth seiner Mutter Müller werden, brachte auch ein halbes Jahr als Müllerbursche in einer Mühle zu Hagenhausen bei Altorf zu, wurde aber durch die Fürsorge des Altorfer Theologen Jakob Schopper wieder herausgenommen und konnte mit dessen Beihülfe, der ihn in sein Haus aufnahm und ihm seine jüngeren Söhne zum Unterricht übergab, den seiner Neigung und Begabung entsprechenden Lebensplan weiter verfolgen. Er durchlief die Classen des Altorfer Gymnasiums, studirte dann auf der dortigen Universität als ein treuer Schüler und Verehrer seines Gönners, des streng orthodoxen Lutheraners Schopper, erwarb sich aber zugleich eine vielseitige allgemeine Bildung, und wurde 1609 Baccalaureus, 1611 Magister und poeta laureatus. 1612 ging er als Begleiter eines adeligen Zöglings nach Tübingen, wo er besonders den Theologen M. Hafereffer und L. Osiander sich anschloß. Nach Altorf zurückgekehrt begann er hier Vorlesungen zu halten, und disputirte unter Schopper’s Vorsitz über die göttliche Dreieinigkeit 1613. Im folgenden Jahre ging er nach Gießen, wo er eine Streitschrift gegen den Socinianer Schmalz unter dem Titel „Anti Smalcius“ schrieb und unter dem Vorsitz der Theologen Winkelmann und Mentzer über die heil. Schrift und über das dritte Buch der Dogmatik des Johannes von Damascus disputirte. 1616 ging er nach Jena, um Joh. Gerhard zu hören, und hielt hier wieder Vorlesungen und Disputationen, z. B. eine in griechischer Sprache über die Anrufung der Heiligen. 1617 zum Katecheten, Vesperprediger und Inspector der Alumnen zu Altorf, 1618 aber zum Diakonus und Professor der Theologie ernannt, verheirathete er sich mit Helene geb. Leutkirchner aus Nürnberg. Nachdem er in den Schreckensjahren des dreißigjährigen Krieges zu Altorf Vieles erlitten, wurde er 1622 Diakonus zu St. Aegidien in Nürnberg, später Prediger an der Liebfrauen- und Lorenzer Kirche, schloß nach dem Tod seiner ersten Frau, die ihm sieben Kinder geboren, eine zweite Ehe mit der Wittwe des Buchhändlers Wagenmann in Nürnberg, einer geb. Heinrich, und wurde 1637 erster Prediger zu St. Sebald, Senior des Ministeriums und Stadtbibliothekar, – eine Stellung, die ihm zu gelehrten Studien und zugleich zu einem ausgebreiteten Verkehr mit vielen Gelehrten, Fürsten und anderen Standespersonen Gelegenheit bot.
Saubert: Johannes S., lutherischer Theolog des 17. Jahrhunderts (zum Unterschied von seinem gleichnamigen Sohn S. „der Aeltere“ genannt), ist geboren am 26. Februar 1592 zu Altorf bei Nürnberg, † am 2. November 1646 zu Nürnberg. – Seine Eltern, Konrad Saupert (dies die ältere Schreibart des Namens), Bürger und Zimmermann in Altorf, und Margaretha geb. Kleindienst, beide aus der Oberpfalz gebürtig, hatten ihn frühe zur geistlichenAls gründlich gelehrter und streng orthodoxer Theolog, als eifriger, geistreicher und beliebter Prediger, Kirchen- und Schulmann erwarb er sich um die Stadt Nürnberg in jener schweren Kriegszeit große Verdienste, sorgte für strenge Sonntagsfeier, für Verbesserung des Schulwesens, für eine neue Ausgabe der sogenannten Nürnberger Normalbücher (1646), worüber er mit seinem Collegen Richter einen langdauernden Streit hatte, stand in ausgedehntem Briefwechsel mit den ausgezeichnetsten Theologen seiner Zeit (mit Joh. Gerhard, Hoe von Hoenegg, Nikolaus Hunn, Keßler, Meyfart, Schmidt in Straßburg, Walther, J. Val. Andreä und Anderen), aber auch mit fürstlichen Personen (wie dem Herzog August von Braunschweig, Ernst dem Frommen von Sachsen-Gotha, Landgraf Georg von Hessen etc.). Insbesondere nahm er auch vertriebener Protestanten z. B. der aus Oesterreich um ihres lutherischen Bekenntnisses willen geflüchteten Emigranten sich an und war z. B. mit dem aus Steiermark vertriebenen, 1658 in Nürnberg verstorbenen geistlichen Liederdichter Gallus Freiherrn v. Ragkhnitz (vgl. A. D. B. XXVII, 175) innig befreundet. In den letzten Jahren seines Lebens hatte er an Podagra und Steinbeschwerden viel zu leiden und starb nach einem erbaulichen Krankenlager mit dem frohen und dankbaren Bewußtsein, die Nürnberger Kirche nach der überstandenen Kriegsnoth im sicheren Besitz des unveränderten Augsburgischen Bekenntnisses zu hinterlassen. Von seinen 14 Kindern war eine Tochter mit einem Prediger Omeis in Nürnberg, eine zweite [415] mit M. Gottlieb Andreä, Prediger in Canstatt, einem Sohn des Prälaten Joh. Valentin Andreä, verheirathet; seine beiden Söhne zweiter Ehe waren Adolf S., geboren 1635, † 1678 als Pastor zu St. Aegidien in Nürnberg (s. Will, Nürnb. G.-Lex. III, 466) und Johann S. der Jüngere, geboren 1638, † 1688 als Professor der Theologie in Altorf (s. d. Art.). – Ein ausführliches Verzeichniß der Schriften des älteren S. s. bei Zeltner, Will, Jöcher. Von denselben sind zu nennen hier „Anti Smalcius, d. h. Vertheidigung der kirchlichen Lehre von der göttlichen Dreieinigkeit gegen den Socinianer Valentin Schmalz“ 1615; „Schola crucis oder Christliche Kreuzschule“ 1619; „Prodromus philosophiae sacrae“ 1620; „Calendarium christianum“ 1626; „Miracula Augustanae Confessionis“ 1681; „Lutherus propheta Germaniae“; „Zuchtbüchlein der evangel. Kirche“ 1633; „Seelenarznei für die Lutherischen und Päpstischen“ 1636; „Epitome examinis Ph. Melanchthonis“ 1639 u. ö.; „Biblisches Lesebüchlein“ 1639; „Historia bibliothecae Norimbergensis“ 1643; ungedruckte Briefe Melanchthon’s an Veit Dietrich und ad varios 1640 und 46; ferner zahlreiche einzelne gedruckte Predigten, Erbauungsschriften und Gedichte in lateinischer und deutscher Sprache, Beiträge zur Weimarer Bibel, zu Gerhard’s „Confessio catholica“ und vieles Andere.
- Vgl. Leichenrede auf J. S. von M. Weber, 1647, 4° – Jo. Val. Andreae, J. Sauberti umbra delineata. – Gottl. Andreae, exuviae Sauberti. – Zeltner, Vitae theol. Altorf. S. 165. – Will und Nopitsch, Nürnberger Gelehrten-Lexikon III, 434 ff., VIII, 29. – Will, Geschichte der Stadt Altorf, 236 ff.; – Ders., Gesch. der Universität Altorf, S. 76 ff. – Jöcher, Gel.-Lex. IV, 163. – Witte, Mem. theologorum. – Tholuck, Lebenszeugen der luth. Kirche aus der Zeit des dreißigj. Krieges. Berlin 1859. S. 344–55.