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ADB:Schöpper, Jakob

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Artikel „Schöpper, Jacob“ von Edward Schröder in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 374–375, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%B6pper,_Jakob&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 15:23 Uhr UTC)
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Schopper, Jakob
Band 32 (1891), S. 374–375 (Quelle).
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Schöpper: Jacob S., Humanist und lateinischer Dramatiker. Er entstammte den Kreisen des Dortmunder Patricierthums, wie aus der Widmung eines seiner Dramen an die Bürgermeister Lambert und Nicolaus von Berswordt, seine „cognati“, hervorgeht, und war von Jugend auf befreundet mit Johann Lambach (Scevastes), der 1543 mit Unterstützung des Rathes das Dortmunder Gymnasium gründete. Ueber seine Lehrer und seinen Studiengang wissen wir nichts, doch wird er ähnlich wie Lambach in jüngern Jahren den Unterricht der Münsterschen Humanisten genossen, später wenigstens indirect den Einfluß des Joh. Sturm erfahren haben. Seit 1544 ist er in Dortmund als Prediger nachweisbar, zunächst an S. Petri, dann an S. Marien, wo er anfangs Ecclesiast, später Presbyter war und als Prediger das aristokratische Publicum der Reichsstadt zu seinen Zuhörern zählte. Seine Kanzelreden hat in der lateinischen Niederschrift Lambach nach dem Tode des Freundes herausgegeben (drei Bände, Dortmund 1557, 1560). Daneben war er offenbar der Religionslehrer und Seelsorger des Gymnasiums: die Katechismuspredigten, welche Lambach als „Institutio christiana“ (Köln 1561, und im gleichen Jahre nochmals als Bd. IV der großen Sammlung, Dortmund 1561) herausgab, mögen vor den Schülern der gelehrten Anstalt gehalten sein. Aus dieser Lehrthätigkeit war offenbar auch der „Katechismus“ hervorgegangen, dessen erste, für uns verlorene Ausgabe 1548 herauskam und durch Zugeständnisse an die Evangelischen, vor allem in der Lehre von den Sacramenten und vielleicht auch in der Rechtfertigungslehre, lebhaften Anstoß erregte. Durch die ernsten Vorstellungen höherer Geistlicher eingeschüchtert, wohl auch durch die Zurückhaltung des conservativen Rathes wankend geworden, wich S. zurück. Er suchte den Sachverhalt alsbald in einer zweiten Ausgabe des „Catechismus brevis“ (Dortmund 1549) zu vertuschen und hat von da an der katholischen Kirche, als deren Sohn er sich eifrig bekannte, keinen Anstoß mehr gegeben. Am 11. Juni 1554 ist er in seiner Vaterstadt gestorben.

Aus seiner litterarischen Thätigkeit interessirt uns besonders zweierlei. Zunächst, durch Anlage und Tendenz, seine deutsche Synonymik („Synonyma“, Dortmund 1550), ein nach sachlichen und begrifflichen Rubriken geordnetes synonymisches Wörterbuch, das auf oberdeutschen Quellen (Formulare, Dasypodius, Adam Petri u. A.) beruht und den ausgesprochenen Zweck verfolgt, dem hochdeutschen Wortschatz in Niedersachsen Eingang und Verbreitung zu verschaffen. Die Vorreden, die zu den interessantesten Urkunden für die Geschichte unserer Schriftsprache gehören, verrathen deutlich das weitere Ideal des Verfassers, die Verdrängung auch des niederdeutschen Lautstandes aus der Umgangs- und Litteratursprache seiner Landsleute. Aber nur als Symptom, schwerlich als Förderer der gemeinsprachlichen Bewegung hat das Werkchen Interesse: ein praktischer Erfolg konnte ihm schon [375] wegen der ungeschickten Bevorzugung des oberdeutschen, speciell des alemannischen Wortmaterials nicht beschieden sein.

Eine um so regere Nachwirkung ging von einzelnen der lateinischen Dramen aus, welche S. in den Jahren 1544 bis 1553 schrieb und in Druck gab. Sie sind durch Schülervorstellungen veranlaßt, wie sie nach dem Vorbilde des Joh. Sturm auch ins Programm des Dortmunder Gymnasiums Aufnahme fanden und von S. geleitet wurden. Auch in deutscher Sprache soll S. gedichtet und 1546 ein Schauspiel „Joseph“ durch die Bürgerschaft zur Aufführung gebracht haben. Von den lateinischen Dramen ist sein Erstlingswerk, der „Ectrachelistes sive Ioannes decollatus“ (geschrieben 1544, gedruckt 1546), durch geschickte Anlage, lebhaften Dialog und gute Charakteristik vor allen ausgezeichnet. Das Stück wurde alsbald von dem Engländer Nic. Grimald in seinem „Archipropheta“ (1548) maßvoll benutzt, später in dem „Baptistes“ des Corn. Schonaeus gründlich ausgeschrieben. Weit schwächer sind die beiden folgenden Schauspiele: „Voluptatis ac Virtutis pugna“ (gedruckt 1546) und „Monomachia Davidis et Goliae“ (1550); gleichwohl haben gerade sie die größte Verbreitung gefunden. Das völlig reizlose allegorische Stück wurde in Nürnberg (1590) nachgedruckt, in Halle (von M. Christoph Caesar 1602) neu bearbeitet und deutsch interpolirt; Uebersetzungen erschienen zwei zu Köln (von Aitzing 1585 und von G. Loien v. Tiel o. J.) und eine zu Lemgo (von Heinr. Heneke 1598); in einzelnen Scenen ward das Werk vielfach benützt und nachgeahmt. Um das Schauspiel vom Zweikampf des David und Goliath scheint sich eine ganze Familie von Sprößlingen und Seitentrieben zu gruppiren, unter denen das Stück des Valentin Boltz von Ruffach am meisten Beachtung verdient. Weniger Erfolg hatte nach außen eine zweite Gruppe von Schöpper’s Dramen, die nur im kleinern Kreise seiner „discipuli domestici“ zur Aufführung gelangten. S. selbst ist hier mehr als in den früheren Werken von fremden Vorbildern abhängig. Einem „Abrahamus tentatus“ (1551), der sich an den Schuldialog des Belgiers Philicinus anlehnte, folgte als Fortsetzung der „Euphemus, seu felicitatus Jacob“ (1552); das letzte Stück, „Ovis perdita“ (1553), ist der gleichnamigen dramatischen Parabel des Jacobus Zovitius von Breda nachgebildet.

S. hatte sich an den besten Vorbildern des lateinischen Dramas geschult, er kannte seinen Plautus und Terenz so gut wie die humanistischen Dramatiker Oberdeutschlands und der Niederlande, unter denen ihn Macropedius und Sixt Birck am deutlichsten gefördert und beeinflußt haben. Dazu besaß er, wie sein „Ioannes decollatus“ beweist, entschieden Verständniß und Talent für die Schauspieldichtung. Aber wenn irgendwo, so tritt bei ihm das Mißverhältniß zu Tage zwischen den höheren Zielen der Kunstgattung und den beschränkten Schulzwecken, in deren Dienst sie gestellt ward. Der Rücksicht auf ein gutes und rhetorisch aufgeputztes Latein werden metrische Feinheiten so gut wie die Interessen des dramatischen Dialogs geopfert, und die Einprägung der „pietas“ gilt höher als alle poetischen Wirkungen. So hat der Schulmeister in S. den Dramatiker mehr und mehr erstickt.

A. Döring, Johann Lambach und das Gymnasium zu Dortmund. Von 1543–1582. Berlin 1875. 4° (vorher in vier Dortmunder Programmen 1872–1875 erschienen); darin auch eine eingeschaltete Abhandlung von Junghans über Schöpper als theologischen und dramatischen Schriftsteller S. 85 bis 99 (III. 15–29). – Goedeke II² 137 f. 379. – Edw. Schröder, Jac. Schöpper von Dortmund und seine deutsche Synonymik, Marburg 1889; dazu F. Spengler in der Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 1890, S. 442–447 und bibliographische Mittheilungen Johannes Bolte’s.