ADB:Sutter, Joseph

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Artikel „Sutter, Josef“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 204–205, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sutter,_Joseph&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 01:16 Uhr UTC)
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Sutter: Josef S., Historienmaler, geboren am 28. November 1781 zu Linz, begann seine Studien unter Füger’s Leitung an der Akademie zu Wien, wo er ganz in der Richtung dieser Schule ein großes Oelbild „Tod des Mathatias“ malte, verließ aber dieselbe, nachdem er die Bekanntschaft mit Overbeck und dessen Freunden (Franz Pforr, Ludwig Vogel, Jos. Wintergerst u. s. w.) gemacht hatte, wodurch er mit der seither herrschenden akademischen Partei zerfiel, welche sich durch die abfällige Beurtheilung einer von S. 1811 gemalten „Medea“ bitter rächte. Als Overbeck 1810 mit seinen Freunden nach Rom ging, wo es ihnen gelang, eine neue Aera zu gründen, mußte S., welcher seine ohnehin nicht sorgenfreie Existenz durch eine frühzeitige Heirath noch erschwerte, in Wien zurückbleiben, bis Overbeck’s aufopfernde Freundschaft auch für S. die Reise nach Rom ermöglichte (1816). Hier untermalte er für Overbeck einige Bilder und fertigte einige religiöse und historische Compositionen, darunter auch das Oelgemälde „Kaiser Albrecht’s Hund“, welches 1820 in den Besitz der Kaiserin Karolina Augusta gelangte. Bei jenem zu Ehren des bairischen Kronprinzen Ludwig am 29. April 1818 veranstalteten deutschen Künstlerfeste, welches durch Rückert’s Dichtung unvergänglichen Ruhm erlangte, lieferte auch S. mit der Figur eines hl. Lukas einen Beitrag zur prachtvollen Decoration der Villa Schultheis. Als Cornelius später seine großartige Thätigkeit in der Glyptothek [205] begann, benützte er die Beihülfe des mittlerweile nach München übersiedelten S., welcher die „Geburt der Venus“ (nach der Composition des Cornelius) malte und dann auch unter Clemens Zimmermann an dem kunstgeschichtlichen Freskencyclus im südlichen Corridor der alten Pinakothek Beihülfe leistete; S. fand, gleichfalls durch Heinrich v. Heß, Verwendung, an der Bilderfolge der Basilika, wo ihm einige der kleineren Scenen aus dem Leben des hl. Bonifatius, theils nach eigenen Entwürfen, theils nach den Cartons von Heß, Schraudolph, Joh. Bapt. Müller übertragen wurden. Auch leistete ihm damals sein 1810 zu Wien geborener Sohn Daniel S., welcher in der Folge keine weitere Bedeutung erreichte, vielfache Beihülfe. Um 1838 übersiedelte S. nach Linz, wo der beständige Kampf mit Widerwärtigkeiten, welcher den Maler zeitlebens verfolgte, abermals begann. Seiner durch Overbeck, Schnorr, Cornelius und Heß geläuterten Kunstanschauung, an welcher der vielgeprüfte Mann unentwegt festhielt, stand keine ebenmäßige schöpferische Kraft und technische Fertigkeit zur Seite. S. erwies sich immer als charakterfest, einsichtsvoll, eifrig, voll guten Beispiels, aber auch voll unverwindlichen Mißtrauens auf die eigenen Fähigkeiten; Overbeck hielt ihn hoch und werth, ermunterte ihn durch zahlreiche Briefe und blieb mit Rath und That zeitlebens sein „Schutzgeist“. In seinem großen Bilde „Der Einzug in Jerusalem“, wo Overbeck allen seinen Freunden ein Denkmal setzte und ihre Bildnisse mit voller Aehnlichkeit anbrachte, geht S. unmittelbar nächst seinem Freund und Meister im Gefolge des Herrn. Von Jugend auf an Entbehrung gewöhnt, trug S. sein Geschick mit Muth und Ausdauer; er „rang in mannhaftem Fleiße sich durch die Kunst ein kärgliches Auskommen zu schaffen, bis das Schwinden seines Augenlichtes auch seine Arbeitskraft lähmte und seinen Lebensabend mit den Schrecken bitterer Noth umgab.“ Aber auch in dieser drückenden Lage blieb er nicht ganz verlassen. Zwei geachtete Landsleute, die den unter der unansehnlichen Hülle verborgenen Adel seines Charakters erkannten, griffen ihm unter die Arme, ebenso der unermüdliche Overbeck, welcher, um die Freude des Gebens zu genießen, lieber an sich selbst darbte. Eine Operation, welcher sich S. 1858 zu Wien unterzog, gelang nach 52 leidensreichen Tagen, sodaß S. wenigstens wieder die Feder und theilweise auch den Pinsel zu führen vermochte, bis ihn am 12. Mai 1866 der Tod von seinen bitteren Erfahrungen erlöste.

Vgl. Raczynski, 1840, II, 607; III, 315 u. 436. – Nagler, Lexikon, 1848, XVIII, 17 ff. – Rob. Lecke, Beschreibung d. Basilika, 1850, S. 25 ff. – Wurzbach 1880, 41, 5 ff. – Howitt-Binder, Overbeck, 1886, I, 109 ff.; II, 256 ff.