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ADB:Tann, Eberhard von und zu der

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Artikel „Tann, Eberhard von und zu der“ von Georg Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 372–373, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tann,_Eberhard_von_und_zu_der&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 01:19 Uhr UTC)
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Tann: Eberhard von und zu der T. (Thann), sächs. Geheimer Rath des 16. Jahrhunderts, in den Fragen der äußeren, inneren, auch kirchlichen Politik vielfach verwendet, war geboren zu Vacha 1495. Ursprünglich zum geistlichen Berufe bestimmt, wurde er von dem Augustiner Basilius Monner unterrichtet, studirte sechs Jahre in Wittenberg, dann noch in Erfurt, Bologna, Padua und Freiburg. Während seines ganzen Lebens bewahrte er sich großes Interesse für die Wissenschaft, namentlich die Theologie. Mit Justus Menius stand er auf freundschaftlichem Fuße, zu Luther hatte er von Wittenberg her Beziehungen, L. Hadamarius widmete ihm 1537 eine Geschichte der Christenverfolgungen in Afrika unter Genserich und Hunerich. 1527 wurde er kursächsischer Rath, 1528 Schloßhauptmann auf der Wartburg und Amtmann zu Eisenach. In dieser Stellung hatte er mit der wiedertäuferischen Bewegung zu thun. Ueber sie, namentlich über den Pfarrer Melchior Rink, sprach er sich eingehend in einem Berichte vom 10. November 1531 aus. 1532 und 1545 wurde er zur Visitation, 1533 zur Münzverwaltung herangezogen. Mehrfach nahm er an den kirchlichen Verhandlungen theil, so in Marburg 1529. Im J. 1536 wurde er mit den schweizerischen Abgesandten, die auf der Rückkehr von dem Wittenberger Einigungsversuche in Naumburg von dem Kurfürsten zum Frühstück eingeladen wurden, mit zur Tafel gezogen. 1539 war er bei der Einführung der Reformation in Mühlhausen i. Th. thätig, 1540 bei den Verhandlungen wegen der Doppelehe des Landgrafen Philipp von Hessen. Später wurde er Amtmann zu Königsberg in Franken und Geheimer Rath, 1545 Hofrichter. Eine besonders einflußreiche Stellung nahm er bei den schwierigen Auseinandersetzungen nach dem schmalkaldischen Kriege ein im Dienste des Herzogs Johann Friedrich des Mittleren. Als dessen Vertrauensmann wurde er an verschiedene Höfe gesendet. Wie er früher den Reichstagen zu Worms 1539 und zu Nürnberg 1542 beigewohnt hatte, so nahm er jetzt an den Interimsverhandlungen zu Augsburg 1547/8 theil. In finanziellen und Hofhaltungsfragen war sein Rath maßgebend. Auch in den theologischen Auseinandersetzungen der folgenden Jahre spielte er eine entscheidende Rolle. Er verlor erst seinen Einfluß, als er in dem Streite zwischen Flacius und Strigel für den ersteren eintrat, während der Herzog und der Kanzler Brück sich für den letzteren entschieden. Auch von auswärtigen Höfen wurde er wegen seiner Stellung angegriffen. So schrieb die Kurfürstin Anna von Sachsen deshalb an die Gemahlin Johann Wilhelm’s. Trotzdem wurde er noch im J. 1567 an den [373] kurfürstlichen Hof geschickt, um dem Verhör des Herrn v. Schönburg beizuwohnen. Er starb 1574 als sachsen-eisenachscher Geheimer Rath. – Seine Söhne wurden von Justus Menius erzogen. Eine Tochter Adelheid war an Apel v. Berlepsch, den Sohn von Hans v. Berlepsch, verheirathet.

Bayerische Zeitung 1864, Nr. 195, 196: Eberhard v. d. Tann, als Staatsmann z. Zeit d. Reformation. – A. Beck, Johann Friedrich d. Mittlere, Herzog zu S.-Weimar, 1858, II, 165 f. – Schmidt, Eberhard v. d. Thann, Progr. d. Realgymnasiums z. Eisenach, 1873. Auch die Besprechung dieser Schrift v. S(eidemann) in den Mittheilungen d. K. S. Alterthums-Vereins, Heft 29, S. 124. – D. Martin Luther’s Briefe, hrsg. v. de Wette-Seidemann IV, 406, 607; VI, 267. – J. Köstlin, Martin Luther. Elberfeld, 1883, II2, 325, 537, 665. – Th. Kolde, Martin Luther. Gotha 1889, II, 311, 383, 516, 596. – Th. Kolde, Analecta Lutherana. Gotha 1883, S. 230. – Dr. Martin Luther’s Briefwechsel, hrsg. v. Burkhardt. Leipzig 1866, S. 205, 441 f. – Burkhardt, Gesch. d. sächs. Kirchen- u. Schulvisitationen. Leipzig 1879, S. 125, 196. – Hummel, Neue Bibliothek III, 312 f. – Opera Poetica Euricii Cordi p. 258. – Cyprian, Cl. Virorum epistolae CXVII e Bibl. Goth. autographis. 1714, 4, p. 28 fg., 503. – Th. Distel, Der Flacianismus. Leipzig 1879, S. 34, wo auch eine scharfe, von Kurfürst August v. Sachsen eigenhändig geschriebene Grabschrift abgedruckt ist. – Im Hauptstaatsarchiv zu Dresden und dem Gemeinsamen Ernestinischen Archiv zu Weimar finden sich über ihn handschriftliche Nachrichten.