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ADB:Zeiß, Gustav

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Artikel „Zeiß, Gustav“ von Gustav Emil Lothholz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 4–5, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zei%C3%9F,_Gustav&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 10:17 Uhr UTC)
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Zeiß: Gustav Z., der Bruder des Jenaischen Schuldirectors Z., wurde am 2. März 1811 in Weimar geboren, seine Bildung empfing er auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt. Durch sein wissenschaftliches Streben zeichnete er sich schon auf der Schule aus. Nachdem er die Abiturientenprüfung rühmlich bestanden hatte, wandte er sich auf der thüringischen Hochschule den philologischen Studien zu, hörte die Vorlesungen Eichstädt’s, Hand’s, Göttling’s und versäumte nicht bei dem in großem Ansehn stehenden Philosophen Jacob Fries philosophische und bei Luden geschichtliche Collegien fleißig zu besuchen, er wurde auch Mitglied des philologischen Seminars. In Leipzig setzte er seine Studien fort. Der damals einflußreichste Philolog Gottfried Hermann wurde sein Lehrer. Der Empfehlung dieses ausgezeichneten Mannes hatte er es zu danken, daß er als Reisebegleiter eines vornehmen Herrn Italien sehen konnte. Das war gerade für ihn von großer Bedeutung, da seine philologischen Studien sich besonders dem römischen Alterthume zugewendet hatten. Nach der Rückkehr aus Italien lebte er als Privatgelehrter seinen wissenschaftlichen Beschäftigungen in Leipzig. Im J. 1837 und 1838 erschien in 2 Bänden eine wohlgelungene Uebersetzung von Appian’s römischer Geschichte mit Anmerkungen versehen. Die [5] Anmerkungen sind werthvoll und beweisen, daß Z. anerkennenswerthe Studien gemacht hatte. Diese Schrift hatte er seinen Lehrern Jacob Fries in Jena und Professor Weber in Weimar gewidmet. Als am Gymnasium in Weimar nach dem Rücktritte des Professors Panse im J. 1840 die Professur der Geschichte und der deutschen Litteratur erledigt war, wurde Dr. Z. als Nachfolger Panse’s an das großherzogliche Gymnasium berufen und hier hat er viele Jahre mit großer Hingabe segensreich gewirkt. Neben seinem Schulamte setzte er seine wissenschaftliche Thätigkeit fort. Schon im J. 1841 schrieb er eine werthvolle „Commentatio de lege Thoria“ und 1843 veröffentlichte er: „Römische Alterthumskunde in 3 Perioden bearbeitet von Dr. Gustav Zeiß“. Dieses Werk hatte er dem Generalsuperintendenten Dr. theol. Röhr gewidmet. Schon im J. 1844 gab er B. G. Niebuhr’s Vorträge über römische Geschichte bearbeitet von Dr. Leonhard Schmitz. Aus dem Englischen übersetzt und mit eigenen Bemerkungen versehen von Dr. Gustav Zeiß (2 Bände, Jena 1844 u. 1845) heraus. In Anerkennung seiner Leistungen in der Schule und auf dem Gebiete der Wissenschaft wurde er bald durch Verleihung des Professortitels ausgezeichnet. Für seine Unterrichtszwecke bearbeitete er ein umfängliches Lehrbuch: „Die Geschichte des Alterthums vom Standpunkte der Cultur für die oberen Classen der Gymnasien“ (Weimar 1852). Der zweite Band des Lehrbuches, die Geschichte des Mittelalters enthaltend, erschien 1854 und der dritte Band, die neuere und neueste Zeit umfassend, 1856. Man sieht, daß Prof. Z., der auch ein gewissenhafter Lehrer war, ein sehr fleißiger Gelehrter gewesen ist. In späteren Jahren hat er sich, wie dies ihm nahe lag, besonders mit der weimarischen Litteraturepoche beschäftigt. Z. beabsichtigte eine ausführliche Biographie des hochverdienten Großherzogs Karl August zu schreiben, doch wurde die Ausführung dieses Planes durch mancherlei Umstände vereitelt. Immer hat er fleißig den Studien obgelegen, sein Familienleben war nicht ganz frei von Sorgen. Unter den berühmten Directoren des weimarischen Gymnasiums, dem ausgezeichneten Kenner der Ciceronischen Schriften, Gotthilf Gernhard, dem sehr bekannten Philologen Herm. Sauppe, dem geistvollen Gustav Heiland und dem feinen Kenner des Aristoteles Herm. Rassow hat er treu und gewissenhaft sein Lehramt verwaltet. Am 29. October 1875 ist er nach einem arbeitsvollen Leben heimgegangen, von vielen seiner Schüler hochverehrt.