BLKÖ:Burger, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Burg, Adam Ritter von
Band: 2 (1857), ab Seite: 215. (Quelle)
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Burger, Johann (landwirthschaftlicher Schriftsteller, geb. zu Wolfsberg in Kärnthen 5. August 1773, gest. in Wien 24. Jänner 1842). Sein Vater, aus St. Blasien im Schwarzwald stammend, lebte seit 1769 in Wolfsberg als Wundarzt. Der Sohn erhielt den ersten Unterricht in seinem Geburtsorte, und ging, als sein Vater 1788 gestorben war, nach Klagenfurt zu einem Chirurgen in die Lehre, um das väterliche Gewerbe fortzuführen, und erst 1793 nach dem Tode seiner Mutter neuerdings nach Klagenfurt, um daselbst chirurgische Vorlesungen zu hören, 1794 nach Wien, wo er die Medicin im Josephinum studirte. 1797 besuchte er Wen zum andern Male, als eben das Vordringen der Franzosen über Kärnthen gegen Oesterreich anfänglich Schrecken verbreitete. Darauf begab er sich nach Freiburg im Breisgau, um dort seine Studien zu vollenden. Rotteck und Isfordink waren seine Mitschüler. 1798 wurde B. zum Doctor graduirt, unternahm dann eine Reise in die Schweiz, das Elsaß und einen großen Theil Deutschlands. Nun kehrte er nach Wolfsberg zurück, wo er als praktischer Arzt lebte. Ein Freund der Gärtnerei, lernte er bald Landwirthschaft und als er mit Thaers Werk über die englische Landwirthschaft bekannt wurde, widmete er sich ganz diesem Gegenstande, pachtete bei Wolfsberg ein zwanzig Joch haltendes Grundstück, und trieb praktische Landwirthschaft. Als Schriftsteller trat er – einen anatomischen Aufsatz in Hufelands Journal abgerechnet – zuerst mit einer Uebersetzung von Sismondi’s: „Tableau de l’agriculture de Toscane“ auf, das unter dem Titel: Gemälde der toscanischen Landwirthschaft (Tübingen 1805, 8°.) mit Anmerkungen erschien. Durch Verbesserung der Ackergeräthe in seiner Heimat, durch Bekanntmachung des Exstirpators, der Pferdehaken, erwarb er sich frühzeitig Verdienste um die Landwirthschaft. Der Pflege der Maisfrucht widmete er ein besonders sorgfältiges Studium und gab auch als Frucht desselben die „Vollständige Abhandlung über die Naturgeschichte, Cultur und Benützung des Mais und türkischen Weizens“ (Wien 1809, mit 4 Taf., gr. 8°.), welches Werk als Muster einer landwirthschaftl. Monographie bezeichnet wird, heraus. Der Begründer des ökonomischen Studiums in Oesterreich, Regierungsrath Jordan, wurde nun auf ihn aufmerksam und B. erhielt die neu errichtete Professur der Landwirthschaft in Klagenfurt. Burgers Vorträge wurden bald stark besucht, die kärnthnerische Landwirthschaftsgesellschaft wählte B. zum Kanzler u. übertrug ihm das Lehrfach d. Thierarzneikunde. Nun (1812) kaufte B. in der Nähe Klagenfurts das Gut Harbach, das 80 Joch maß und unterrichtete seine Schüler praktisch. Während der Handelssperre (1813) erzeugte er aus einheimischen zuckerhaltigen Pflanzen den Zucker, und gab aus diesem Anlasse: „Versuche über die Darstellung des Zuckers aus dem Saft inländischer Pflanzen“ (Wien 1812) heraus. Als beim plötzlichen Ausbruche des Krieges, in Folge schlechten Wetters u. starker Strapazen, unter dem Rindvieh die Löserdürre wüthete, wirkte B. bei der Commission, die dagegen Hilfe schaffen sollte. Nachdem die italien. Armee in Klagenfurt ihr Hauptquartier aufgeschlagen, nahm [216] auch der Krankenstand unter den Truppen zu, der Typhus begann zu wüthen; in dieser Bedrängniß übernahm Burger mit Aerzten vom Civil das Armeespital und wirkte so segensvoll, daß ihm die große goldene Civilverdienstmedaille verliehen ward. Die „Geschichte der Entstehung und des Verlaufs der Löserdürre“ theilte B. in der Kärnthnerischen Zeitschrift I. Bd. 1818; – die „Geschichte des Typhus in den Militärspitälern von Klagenfurt im Winter 1813 und 1814“ in den Wiener Jahrbüchern der Medicin 1824 mit. Im J. 1815 veröffentlichte B., der erste in Oesterreich, den Plan einer gegenseitigen Feuerversicherungsanstalt, und das Jahr darauf den wegen Hagelschaden, beide in den Vaterländischen Blättern 1815, 1816. Als nach mehreren Mißjahren 1817 in Kärnthen die Hungersnoth die höchste Spitze erreichte, errichtete B. mit Gottfried von Ebner eine Armen-Suppenanstalt und vertheilte sieben Monate hindurch täglich 500 Portionen unentgeldlich. Nun erschien auch das von B. seit Jahren in Angriff genommene „Lehrbuch der Landwirthschaft“ 2 Bde. (Wien, 1. Aufl. 1819, 4. Aufl. 1838, 8°.), wovon Staatsrath Thaer den Ausspruch that, daß er kein Lehrbuch der Landwirthschaft kenne, welches ihn so befriedigt habe als dieses. 1834 erschien davon eine schwedische, 1836 eine französische, 1821 zu Lemberg die erste polnische Uebersetzung, später zu Wilna eine polnische Bearbeitung, die binnen wenig Jahren drei Auflagen erlebte. Um dieselbe Zeit auch eine russische Uebersetzung. 1820 wurde B. mit dem Range eines Gubernialrathes nach Triest gesandt, um im östr. Küstenlande die Grundschätzungen Behufs des Steuercatasters zu leiten. Dort durchreiste er das ganze küstenländische Gebiet und machte sich mit den mannigfaltigen Agricultur-Verhältnissen desselben genau bekannt. Einen jahrlangen Aufenthalt (1825) in Graz abgerechnet, blieb er bis 1828 im Küstenlande, indem er mittlerweile sein Gut Harbach, das er nicht mehr vortheilhaft bewirthschaften konnte, verkaufte; 1828 ging er nach Mailand, um dort das Wesen des alten lombardischen Catasters und seine gegenwärtige Einrichtung zu studiren. Das wissenschaftliche Resultat dieser Reise war sein Werk: „Reise durch Oberitalien mit vorzüglicher Rücksicht auf den gegenwärtigen Zustand der Landwirthschaft, die Grösse der Bevölkerung, Bodenfläche, Besteuerung und den Kauf- und Pachtwerth der Gründe“, 2 Bde. (Wien, Gerold, 1831. Neue (Titel) Aufl. 1851, Gerold, mit 5 K. K., 8°.). Im J. 1830 nach Wien berufen, betheiligte er sich an der Vollendung der Catastral-Operationen in Niederösterreich. Hier war es nun die Cultur der Rebe, die seine ganze Aufmerksamkeit fesselte, er schrieb: „Systematische Classifikation und Beschreibung der in den österreichischen Weingärten vorkommenden Traubenarten“ (Wien 1837); – „Beiträge zur Kenntniss des gegenwärtigen Weinbaues in Oesterreich“ (Ebenda 1839, 8°.) und eine große Menge von Aufsätzen in die „Verhandlungen der Landwirthschafts-Gesellschaft“, welche alle, so wie noch viele andere, die in der „Carinthia“[WS 1] und in andern periodischen Schriften sich befinden, im „Nekrolog der Deutschen“ aufgezählt stehen. Seit 1838 wirkte B. auch als Secretär der Gesellschaft. Die vielen Studien, Geschäftsreisen und angestrengten Arbeiten hatten B.’s Gesundheit sehr geschwächt; je mehr sein Ruf im In- und Auslande zunahm, desto mehr nahmen seine Kräfte ab; zu Ende 1841 wurde B. von einer typhösen Lungenentzündung befallen, der er auch nach einigen Wochen schon erlag. Vierzehn agronomische und naturwissenschaftliche Vereine nannten B. ihr Mitglied. Burgers Streben prägte die tiefste Realität aus. Einfach in seinen Bedürfnissen, opferte er alles der Wissenschaft, seiner Pflicht. Sein [217] höchster Genuß war zu neuen Beobachtungen zu eilen, die Natur in ihrem Wirken zu erforschen und der Mittel habhaft zu werden, womit sie sich fortbildet. Der Mais, das erste Kind seiner Laune, gewährte ihm, wo er dessen ansichtig wurde, das größte Vergnügen, und in seinem Nachlaß befand sich als Manuscript die zweite Auflage des Werkes: „Ueber die Naturgeschichte u. s. w. des Mais“, so wie sein letzter Aufsatz in der „Carinthia“ des J. 1841: „Ueber die Höhe des Bodens über dem Meere, bis zu welcher man in Kärnthen und Tyrol noch Mais baut“ von derselben Pflanze handelt. Als letzte Auszeichnung, die ihm zu Theil geworden, ist die von der Pariser Akademie der Wissenschaften auf ihn gefallene einzige Wahl eines corresp. Mitgl. für die Section der Oekonomie in Wien für Deutschland, welche am 30. Nov. 1840 Statt fand, anzuführen.

Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar 1844, Voigt, 8°.) XX. Jahrg. 1842, I. Thl. S. 77–89. – Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur. In vier Bänden (Leipzig 1832, Brockhaus, Lex. 8°.) I. Bd. S. 350. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage) III. Bd. S. 451. – Oesterr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 433. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst.) VI. Bd. S. 960. – Nouvelle Biographie générale … publiée sous la direction de Mr. le Dr. Hoffer (Paris 1853) VII. Bd. Sp. 827.[BN 1]

Berichtigungen und Nachträge

  1. E[WS 2] Burger, Johann [Bd. II, S. 215].
    Burger (Johann). Album zur Erinnerung u. s. w., wie bei Achazel, S. 145–158. [Band 26, S. 371]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: „Corinthia“.
  2. Vorlage: *.