BLKÖ:Corniani, Johann Baptist Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Cornet, Julius
Band: 3 (1858), ab Seite: 5. (Quelle)
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Corniani, Johann Baptist Graf (Literarhistoriker, geb. zu Orzi-Nuovi im Brescianischen 28. Febr. 1742, gest. 7. Nov. 1813). Er war ein Zögling des von der Verbrüderung di Somasca geleiteten Collegio di St. Bartolomeo in Brescia und der höheren Lehranstalt zu Mailand. 1759 hörte er in letzterer Stadt die Rechte, trieb daneben Mathematik und classische Studien und kehrte ein Jüngling von 20 Jahren nach seiner Vaterstadt zurück, wo Poesie und schöne Literatur seine Lieblingsbeschäftigung wurden. Auf mehrere jugendliche Dichtungen, die ihm schon in Mailand den Eintritt in die Akademien degli Umoristi und de’ Trasformati eröffneten und auf zahlreiche Aufsätze in verschiedenen Zeitschriften, folgten sein: „Saggio della storia letteraria degli Orzi-Nuovi“ (Brescia 1771) und „Saggio sopra l’alemanna poesia“(Ebend. 1771). Auch ein Paar Operntexte und dramatische Arbeiten entstanden in jener Zeit, von ersteren: „L’inganno felice“ und „Il matrimonio secreto“ letzteren die zwei Tragödien „I Decemviri“ u. „Dario in Babilonia“. Durch seine poetischen Arbeiten wurde er mit seiner nachmaligen Gattin Katherina Brocchi bekannt. Neben dieser schöngeistigen Thätigkeit[WS 1] [6] entwickelte aber C. noch eine andere ersprießlichere; vertraut mit der Landwirthschaft, schrieb er Abhandlungen über dieselbe, unter andern: „Della legislazione relativamente all’ agricoltura“ (Brescia 1780); – „Idee sulla vegetazione“ (Ebenda 1781) und „Principii di filosofia agraria applicata al distritto degli Orzi-Nuovi“ (Ebenda 1782) und wurde Mitglied der neugegründeten Accademia di agricoltura zu Brescia, deren Präsident er später war. Als Italien unter französische Herrschaft kam, verwaltete C. mehrere richterliche Posten, war zur Zeit der cisalpinischen Republik Beisitzer, einige Zeit Präsident des Cassationshofes, hatte Antheil an der Abfassung des Civilgesetzbuches für das Königreich Italien und fungirte als Abgeordneter am Mailänder Provinzialcongresse. Im J. 1807 kehrte er nach Brescia zurück, wo er in den Appellationshof eintrat. Seine schriftstellerische Thätigkeit beschränkt sich nicht allein auf die bereits genannten Schriften, sondern umfaßt auch die folgenden historischen und literarhistorischen, als: „Saggio sopra Luciano ossia quadro d’antichi e di moderni costumi“(Bassano u. Venedig 1788); – „I piaceri dello spirito, ossia analisi de’ principj del Gusto e della Morale“ (Ebenda 1790); – „Elogio di Antonio Brognoli bresciano“ (Brescia 1807, Bettoni, 8°.); (s. d. Lex. II. Bd. S. 158) – „Elogio del cav. Fr. Carcano patricio milanese“ (Brescia 1795, 8°.); – „Elogio di Carli“ (Venedig 1797); ferner auf Cerini, Covi, Durante und Galilei in den „Commentarj dell’ Accademia di scienze, lettere ecc. ecc. del Dipartimento del Mella per l’anno 1810″ (Brescia 1811) und die national-ökonomische Schrift: „Riflessioni sulle moneti“ (Verona 1796). Die werthvollste Frucht seiner vorherrschenden Liebe zur Literaturgeschichte ist aber: „I secoli della Letteratura italiana dopo il suo risorgimento, commentario ragionato“ 9 Bde. (Brescia 1804–13), eine neue Auflage erschien mit Zusätzen von Ticozzi (Mailand 1832) und die letzte: „colle aggiunte di Camillo Ugoni e Stefano Ticozzi e continuato sino a questi ultimi giorni per cura die Franc. Predari“ 8 Bde. (Turin 1854–6, Unione tipografico-editrice 16°.), worin das Supplement von Predari reiche biographische Zusätze über mailändische Schriftsteller enthält. C. gibt in seinem Werke vorerst ein allgemeines Bild der italienischen Literatur seit dem Verfall des römischen Kaiserreiches bis zum 10. Jahrhundert; dann aber das Wiederaufleben der Wissenschaften in Italien, die Schicksale derjenigen, welche sich ihrer Pflege widmeten, schildernd, erörtert er die Vorzüge und Mängel ihrer Werke. C. hat dabei nichts weniger als einen blos bibliographischen Standpunct festgehalten; er verwahrt sich ausdrücklich dagegen in der Vorrede; gediegen ist die Analyse der Werke der einzelnen Schriftsteller und das Ergebniß eigener Lectüre, nicht immer so glücklich ist C. mit der Kritik. Die vielseitigen Verdienste C.’s bewogen die Republik Venedig ihn in den Grafenstand zu erheben.

Fornasini (Gaetano), Elogio del C. consigliere Giamb. Corniani (Brescia 1814, 8°.). – Labus (Giov.), Notizie intorno alla vita e agli scritti di Giov. Battista Corniani con varie lettere inedite al medesimo indirizzate di ... (Milano 1814, Pirotta, 8°.). – Ugoni (Camillo), Elogio storico di G. B. Corniani (Brescia 1818, 8°.). – Maffei (Gius.), Storia della letteratura italiana (Mailand 1834) I. Bd. S. 164. – Ersch (J. S.) und Gruber (J. G.), Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) I. Sect. 19. Thl. S. 326. – (Brockhaus) Conversations-LexikonConversations-Lexikon (10. Auflage) IV. Bd. S. 417 [nach diesem starb er im October 1813]. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1853) [7] XI. Bd. Sp. 884. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 601. – Tipaldo, Biografia degli Italiani illustri.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Thäthigkeit.