BLKÖ:Czuczor, Gregor

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 3 (1858), ab Seite: 120. (Quelle)
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Czuczor, Gregor (ungarischer Dichter, geb zu Andód im Neutraer Comitat 17. Dec. 1800).[BN 1] Seine Kinderjahre brachte er in Neuhäusel zu. Die in Neutra begonnenen Mittelschulen setzte er in [121] Gran fort, beendigte sie in Preßburg und 1817 trat er in den Benedictinerorden, hörte nach zurückgelegtem Probejahr in der Martinsberger Abtei den Curs der Philosophie in Raab und kam 1820 nach Pesth in’s Central-Seminarium, um das Studium der Theologie zu vollenden. 1824 erhielt er die Weihen und wurde dann Professor der lateinischen Grammatik am königl. Gymnasium zu Raab. Im nämlichen Jahre erschien sein Heldengedicht: „Az augsburgi ütközet“, d. i. Der Augsburger Kampf, in der von Karl Kisfaludy 1821 gegründeten „Aurora“, in 4 Gesängen, welches er im Alter von 22 Jahren gedichtet, als er seiner schwankenden Gesundheit halber keine Collegien besuchen konnte. Kisfaludy’s Einfluß blieb nun auf C. nicht ohne Wirkung und bestimmte insbesondere dessen poetische Richtung. 1827–28 trug er in Raab die Rhetorik, 1829 seinen Ordenszöglingen ungar. Philologie und Literatur vor. 1828 erschien sein Heldengedicht „Aradi gyülés“, d. i. Der Reichstag von Arad in 5 Gesängen, herausgegeben von Dr. Toldy. Im Jahre 1830 wurde er in Komorn Lehrer der Rhetorik und im nämlichen Jahre erwählte ihn die ungar. Akademie zum correspondirenden Mitgliede. 1831, gleichfalls in der „Aurora“, erschien sein Heldengedicht „Botond“, in 4 Gesängen, und 1832 wurde er Professor der Poesie. Während dieser Zeit hatte er mannigfache Verfolgungen seiner Feinde erdulden müssen. Im J. 1835 zum Notar und Bibliothekar der ungar. Akademie ernannt, erhielt er von seinem Klosteroberhaupt die Erlaubniß, in Pesth wohnen zu können, worauf er im nächsten Jahre zum ordentlichen Mitgliede der Akademie für die historische Abtheilung gewählt wurde. Kaum hatte er seine Stellung angetreten, so mußte er schon den Verfolgungen seiner Feinde weichen und seine glänzende Stellung in Pesth aufgeben. Die Akademie erwählte ihn nun zum ordentlichen Provincial-Mitgliede der historischen Classe. Nach dem Tode Kölcsey’s wurde C. auf seine eigene Bitte aus der historischen in die philologische Abtheilung versetzt. Indessen wirkte C. in der Martinsberger Abtei als Vicecustos der Klosterbibliothek und der Antiquitäten-Sammlungen, und wurde 1839 vom Oberabten Thomas Kovács zum Professor der ungar. Sprache und Literatur an der Raaber kön. Akademie ernannt. Neuerdings aber, und zwar auf Grund der Verfolgungen seiner Feinde, welche nicht nur das Verbot seiner Schriften zu erwirken, sondern selbst seine Entfernung vom Lehramte zu erreichen wußten, mußte er auch diese Stelle aufgeben. Endlich gelang es Czuczor im Jahre 1842 eine gerechte Untersuchung seiner Sache zu erlangen, welche zu seinen Gunsten ausfiel und ihm nunmehr alle Lehr- und Schreibfreiheit gewährte. Nun aber schlug er jedes Anerbieten aus und ertheilte blos den Zöglingen seines Ordens Unterricht in der classischen Literatur, bis ihm 1845 die Redaction des großen Wörterbuches, das die Akademie herauszugeben beschlossen hatte, einstimmig anvertraut wurde, worauf er Raab mit Pesth für beständig vertauschte. Ganz dieser Arbeit hingegeben, war er mit derselben bis zum Buchstaben J gekommen, als das verhängnißvolle J. 1848 seine Thätigkeit unterbrach. Ein im „Kossuth Hirlap“ im Dec. 1848 veröffentlichtes Gedicht betitelt: „Riadó“, d. i. Der Weckruf, veranlaßte im Jänner 1849 seine Verhaftung und Verurtheilung zu 6jährigem Festungsarrest. Auf Verwendung des Präsidenten der Akademie, Grafen Teleki von Szék, wurden ihm die Eisen abgenommen und die Fortsetzung seiner lexikalischen Arbeiten gestattet. Bei der Einnahme Ofens durch die Ungarn befreit, stellte er sich später freiwillig den österreichischen [122] Behörden, wurde abgeurtheilt und zuerst in’s Neugebäude, dann nach Kufstein gebracht, während der Haft mit der Fortsetzung seines Lexikons und einer Uebersetzung des Tacitus sich beschäftigend. Durch die Amnestie des Jahres 1850 erlangte C. seine Freiheit wieder. Seine übrigen Werke sind: „Hunyadi János viselt dolgati“, d. i. Thaten des Johann Hunyadi (Ofen 1832); – „Cornelius Nepos fenmaradt minden munkái“, d. i. Alle vorhandenen Werke des Cornelius Nepos (Pesth 1831, 2. Aufl. 1843); – „Zrenday Vitéz János némely tekintettel Magyarország állapotjára“, d. i. Johann Vitéz v. Zrenday mit einiger Rücksicht auf die Zustände Ungarns, im 4. Bande der Jahrbücher der ungar. Akademie. Dieses Werk ist das Muster eines höhern historischen Vortrages; – „Washington élete. Spark Jared után szabadon dolgozva“, d. i. Washingtons Leben (Pesth 1845). C. ist mit seinen philologischen Arbeiten eine der Stützen der Akademie. Das System der ungar. Sprache ist größtentheils seine Arbeit. Seine poetischen Werke sind 1836 in Einem Band gesammelt erschienen, eine neue prachtvolle Ausgabe wird vorbereitet. Außer den schon genannten Heldengedichten schrieb er viele Volkslieder, welche größtentheils im Munde des Volkes fortleben, Balladen, Legenden, Elegien, die sämmtlich wie seine spätern Nationalgedichte zu den classischen Producten der ungar. Poesie zählen. Sein großes Heldengedicht „Hunyadi“ hat er wegen seiner großen Beschäftigung bis jetzt noch nicht beenden können. Seine Prosa zeichnet sich durch edle Einfachheit und gewählte Präcision aus.

Toldy (Franz), Handbuch der ungarischen Poesie ... In Verbindung mit Jul. Fenyéry herausgegeben (Wien und Pesth 1828, Kilian und Gerold, 8°., 2 Bde.) II. Bd. S. 297. – Magyar irók. Életrajz gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ung. Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jakob Ferenczy und Joseph Danielik(Pesth 1856, Gustav Emich) S. 89. – Magyar irók arczképei ’s életrajzai, d. i. Porträts und Lebensbeschreibungen ungarischer Schriftsteller (Pesth 1857, Heckenast, kl. 4°.) II. Heft, Nr. XIV. S. 60. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 657. – Kertbeny (K. M.), Album hundert ungrischer Dichter (Dresden u. Pesth 1854, Geibel, 16°.) S. 70, 90, 113 und 494. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1842 u. f., Bibl. Inst.) II. Suppl. Bd. S. 1212 [nach diesem irrig am 27. Dec. 1800 geboren]. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage) IV. Bd. S. 534. – Pierer, Neueste Ergänzungen S. 201. – Porträt. Mit dem Facsimile der Unterschrift, lithogr. von Barabas (kl. 4°.). – Ein zweites im „Magyar irók arczképei“ mit der Unterschrift: Czuczor Gergely [ein vortrefflicher Holzschnitt].

Berichtigungen und Nachträge

  1. ECzuczor, Gregor [Bd. III, S. 120], gest. zu Pesth 9. September 1866.
    Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 249. – Zellner’s Blätter für Musik u. s. w. (Wien) 1866, S. 296. – Fremden-Blatt 1866, Nr. 249. [Band 23, S. 381]