BLKÖ:Hotze, Johann Conrad Ritter
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 9 (1863), ab Seite: 341. (Quelle) | |||
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Joseph’s II. mit der Kaiserin Katharina zu Cherson stattfand, lernte Joseph den Major Hotze kennen, bot ihm eine Stelle im österreichischen Heere an, erwirkte von der Kaiserin die Genehmigung seines Dienstwechsels und H. trat in österreichische Kriegsdienste. In diesem wurde er 1779 Oberstwachtmeister bei Voghera-Kürassieren, 1784 Commandant des ersten galizischen Uhlanencorps (woraus später, 1795, das erste Uhlanen-Regiment gebildet wurde), dessen Waffentüchtigkeit und Organisirung H. mit seinen Erfahrungen wesentlich förderte, worauf H. 1788 zum Obersten dieses Corps befördert wurde. 1789 wurde er Oberst und Regiments-Commandant im 8. Kürassier-Regimente und in dieser Eigenschaft nach St. Petersburg gesendet, um die in Rußland errichteten Kürassier-Regimenter zu organisiren. Nach seiner Rückkehr focht er im bayerischen Erbfolgekriege, dann im Türkenkriege, und zog 1792 an der Spitze seines Regiments gegen die Franzosen in den Breisgau. [342] Sein Regiment stand im Armeecorps Wurmser’s. Im Jahre 1793 wurde H. zum General-Major befördert und hatte als solcher an der Erstürmung der von den Franzosen neu befestigten und für unüberwindlich gehaltenen Weissenburger und Lautenburger Linien, die mit 28 Kanonen, allen Kriegsvorräthen und 1000 Mann Gefangenen in den Besitz der Unseren geriethen, so wesentlichen Antheil, daß er in der außer Capitel stattgehabten 32. Promotion (am 25. October 1793) mit Feldmarschall Wurmser, General der Cavallerie Christian August Prinzen zu Waldeck und General-Major Mészaros mit dem Maria Theresien-Orden ausgezeichnet wurde. Wurmser erhielt das Großkreuz, der Prinz zu Waldeck das Commandeurkreuz, Hotze und Mészaros das Ritterkreuz. Im folgenden Jahre, 1794, stand er im Armeecorps des Prinzen Hohenlohe-Kirchberg am linken Rheinufer. Bei den verschiedenen vom Mai bis September d. J. bei Heiligenstein, Schweigenheim, Westheim, Landau, auf den Linien an der Queich, bei Schifferstadt, Neuhof, Oberholzheim, mit dem von Desair befehligten, sich immer wieder verstärkenden feindlichen Corps stattgehabten Kämpfen bewies sich H. als umsichtiger muthvoller General und wurde schon im März 1795 zum Feldmarschall-Lieutenant ernannt. Als solcher entfaltete H., wie bisher, eine ruhmvolle Thätigkeit. Die Armee am Ober- und Niederrhein befehligte im Feldzuge 1796 Erzherzog Karl und H. spielte in allen folgenden Kämpfen eine hervorragende Rolle. In der Schlacht bei Malsch (9. Juli) führte er die Avantgarde der dritten Schlachtcolonne, welche den Feind aus allen seinen Stellungen drängte. In der Schlacht bei Neresheim, am 11. August, befehligte H. das aus 12 Bataillonen und 18 Schwadronen (13.000 Mann) bestehende Centrum, behauptete siegreich das Schlachtfeld und nahm am 31. August die Stadt Kitzingen. Als es nach der Schlacht bei Würzburg galt, die Operationen des Feindes, der eine sichere Rückzugslinie gegen die Lahn zu gewinnen suchte, zu vereiteln, war es H., der eine so erfolgreiche Thätigkeit entfaltete, daß er in der 51. außer Capitel erfolgten Promotion (29. April 1797) mit dem Commandeurkreuze des Maria Theresien-Ordens, aber nicht, wie es bei Rittersberg heißt, mit dem Großkreuze ausgezeichnet wurde. Der Friede von Campo formio machte seiner kriegerischen Thätigkeit vor der Hand ein Ende. Indessen begannen in seinem Vaterlande, der Schweiz, welche von den Franzosen schwer bedrängt wurde, die Dinge sich immer bedenklicher zu gestalten und Hotze’s Einflüsse gelang es, den Schweizerbund zu bewegen, daß dieser von Oesterreich Schutz verlangte. Dieses entsprach dem Verlangen der Schweiz, und Hotze rückte mit 18 Bataillonen und 7 Schwadronen an die Grenze von Graubündten, diese besetzend. Ihm gegenüber stand Massena mit 30.000 Mann, der sogenannten Schweizerarmee. Im März 1797 waren die Feindseligkeiten zum wirklichen Ausbruche gekommen. Die Uebermacht des Feindes, so wie die Vortheile, welche ein anderes Armeecorps desselben in Deutschland errang, nöthigten H. zu größter Vorsicht in seinen Bewegungen. Nach einigen kleineren Gefechten kam es am 30. April zum Angriff des Luciensteiges, welcher nach langem und hartnäckigem Kampfe und nachdem der Vortheil zu wiederholten Malen auf unserer Seite war, zum Nachtheil ausfiel, da die stets wachsende Macht des [343] Gegners nicht zu bewältigen war. Dieß stachelte nur H.’s Grimm gegen die Franzosen, von denen er um jeden Preis seine geliebte Schweiz befreien wollte. Am 14. Mai bot sich ihm Gelegenheit, die empfangene Schlappe auszuwetzen. Sein Corps in vier Colonnen, deren jeder er ihre genaueste Bestimmung gab, theilend, trieb er den Feind aus allen Stellungen, die er bis dahin inne gehabt, machte 3000 Gefangene, 15 Kanonen, 22 Munitionskarren Beute, während H.’s Corps an Todten und Blessirten nur einen Verlust von 4 Officieren und 67 Mann zu beklagen hatte. Zwei Tage später, am 16., nahm H. eine feste Stellung bei Sargans und Reichenau, setzte die Verfolgung des Feindes unablässig fort, ihn, wo er ihn fand, mit großem Verluste zurückdrängend. Am 4. Juni kam es zur Schlacht bei Zürch, in welcher H. die vierte Schlachtcolonne siegreich befehligte. Am 6. Juni Mittags wurde Zürch von den Franzosen geräumt und H. zog als Besatzung in die Stadt. Nach einer Ruhe von wenigen Tagen versuchte Erzherzog Karl in der Nacht vom 16, zum 17. d. M, den Uebergang über die Aar und befahl H., die Stadt auf das äußerste zu vertheidigen. Indessen sollte die Vereinigung der anrückenden Russen stattfinden. Unter verschiedenen Bewegungen von beiden Seiten, die zu keiner Entscheidung führten, ergriff endlich im September der Feind die Offensive und zwang die Unseren, ehe noch die Vereinigung mit den Russen stattfinden konnte, zur zweiten Schlacht bei Zürch, welche am 15. und 26. September blutig gekämpft wurde und in welcher gleich zu Anbeginn H. den Tod fand. Als nämlich die Franzosen ihre Schwimmer in die Linth springen ließen, um die am Ufer aufgestellten österreichischen Vorposten anzugreifen und zu vertreiben, eilte H. auf den Lärm der Erste herbei und fand außerhalb Schännis auf der Straße gegen Bilten und mit ihm zugleich der Chef seines Generalstabes, Oberst Plunkett, den Tod. Beide wurden, nach Einigen von einer Kartätschenkugel, nach Anderen von den Kugeln der französischen Plänkler, getödtet. Hotze war ein edler Kriegsmann, der den Muth, die Ausdauer und den Scharfsinn des Soldaten mit der Biederkeit des Schweizers und dem Hochsinn eines edlen Menschen vereinigte. Die Ehre der österreichischen Waffen hielt er hoch, und als ein von dem preußischen Generalstabs-Capitan Kamptz verfaßter officieller Bericht über die Kriegsereignisse vom 13. December 1793 bis 4. Jänner 1794 die Schuld der verunglückten Unternehmung auf die Oesterreicher schob, schlug sich Hotze mit Kamptz für die Ehre der österreichischen Waffen und schrieb auch, um Wurmser über den unglücklichen Ausgang der Operationen im Elsaß zu rechtfertigen, eine kurze Geschichte des Feldzuges der Wurmser’schen Armee am Oberrhein im Jahre 1793, welche in Posselt’s „Lexikon der französischen Revolution“ (Bd. I, S. 172 u. f.) abgedruckt steht. H. wird bald als David, bald als Johann Conrad, bald als Friedrich, ferner bald einfach als Johann Conrad Hotz, bald als Ritter und gar als Freiherr Hotze aufgeführt. Sein wahrer Name ist Johann Conrad Ritter von Hotze. Der Ritterstand kommt ihm als Ritter des Maria Theresien-Ordens zu. Um den Freiherrnstand, der ihm als Maria Theresienritter auch verliehen worden wäre, wenn er darum eingekommen wäre, hat H. nie gebeten, daher sein Name in der österreichischen Adelsliste nicht erscheint und [344] sein Wappen auch nicht bekannt ist. Um sein Andenken zu ehren, wurde im Jahre 1851 zu Bregenz ein Monument enthüllt, welches österreichische Soldaten im Verein mit Bregenzer Bürgern dem Helden hatten setzen lassen.
Hotze, Johann Conrad Ritter (Feldmarschall-Lieutenant und Commandeur des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Richterschweil in der Schweiz 20. April 1739, gest. den Tod der Ehre bei Schännis 25. September 1799). Der Vater, Arzt und Chirurg zu Richterschweil, bestimmte den Sohn für denselben Beruf, nach Anderen für die Theologie, und schickte ihn auf die Universität nach Tübingen, auf welcher sich aber der feurige Jüngling wenig behaglich fühlte. Auf der Universität verwickelte er sich in schlimme Händel und flüchtete sich, um den üblen Folgen zu entgehen, nach Württemberg, wo ihn der Soldatenfreund Herzog Karl in seine Kriegsdienste nahm. Als Cornet focht er im Contingent der gegen Friedrich II. aufgebotenen Reichsarmee, wurde in der Schlacht bei Roßbach gefangen (5. November 1757), trat in preußische Dienste über und zwar in das Dragoner-Regiment Meinecke, wurde in der Schlacht bei Kunersdorf (12. August 1759) verwundet und von den Russen gefangen. Auf Befehl des Feldmarschalls Soltikow, der für den jungen und gebildeten Kriegsmann Theilnahme empfand, sorgfältig gepflegt, trat er auf dessen Zureden als Reiterofficier in russische Kriegsdienste und brachte es bis 1787 zum Major. Als in diesem Jahre die Begegnung Kaiser- Johann Konrad Hotz, später Friedrich Freiherr von Hotze, k. k. Feldmarschall-Lieutenant. Von dem Verfasser der „kriegerischen Ereignisse in Italien“ (Zürch 1853, Schultheß, 8°.). [Als im Jahre 1851 die Enthüllung des Denkmals stattfand, welches österreichische Soldaten im Verein mit Bregenzer Bürgern dem General H. bei Schännis errichteten, wurde in Schweizerblättern der Zweifel angeregt, daß der österreichische General für sein eigenes Vaterland, die Schweiz, in den Tod gegangen sei. Dieser Umstand veranlaßte die Herausgabe des genannten Werkes, welches auf Grundlage vieler nicht officieller Quellen gearbeitet ist. Der Verfasser ist Freiherr von Schönhals.) – Faesi (Johann Conrad), Kurze Lebensbeschreibung des k. k. General-Feldmarschall-Lieutenants D. v. Hotze (Zürch 1799, 4°., vermehrte Aufl. 1800, 4°.). – Oesterreich, militär. Zeitschrift, herausgegeben von Major Schels, 1809, 4. Heft, S. 443: „Gedrängte Uebersicht der merkwürdigsten Kriegsvorfälle in Deutschland bis zur Schlacht bei Amberg im Jahre 1796“. – Ritter von Rittersberg (Johann), Biographien der ausgezeichnetesten Feldherren der k. k. österreichischen Armee aus der Epoche der Feldzüge 1788–1821 (Prag 1829, C. W. Enders. 8°.) Bd. II, S. 629–665. – Derselbe, Historischer Militär-Almanach des 16., 17., 18. und 19. Jahrhunderts (Prag 1825, C. W. Enders, 8°.) S. 358. – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, Lex. 8°.) S. 396, 516, 1736, 1740 [nach diesem geb. 20. April 1739 und heißt Friedrich]. – Oesterreich. Militär-Konversations-Lexikon, herausgegeben von J. Hirtenfeld (Wien 1850 u. f., gr. 8°.) Bd. III, S. 270 [nennt ihn Friedrich Ritter von]. – Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) Jahrg. 1853, Nr. 1. – Europa. Chronik der gebildeten Welt. Herausgegeben von F. Gustav Kühne, 1854. Nr. 12: „General Hotze, k. k. Feldmarschall“ [nach dieser geb. zu Richterschweil in der Schweiz 1739]. – Szöllösy (Joh. Nep. v.), Tagebuch gefeyerter Helden und wichtiger kriegerischer Ereignisse der neuesten Zeit u. s. w. (Fünfkirchen in Ungarn 1837, bischöfl. Lyc. Druckerei, 8°.) S. 122 [nach diesem geb. 15. Mai 1754; auch heißt er dahier David]. – Bornschein (Adolph), Oesterreichischer Cornelius Nepos u. s. w. (Wien 1812, kl. 8°.) S. 112. – Ersch und Gruber. Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, II. Section, 13. Theil, S. 221 [nach dieser heißt er David, ist zu Bülach im Canton Zürch 1739 geboren, gefallen zu Schännis am 25. August 1799]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. II, S. 625 [heißt nach dieser David und ist 1760 geb.]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, bibliogr. Institut, gr. 8°.) Erste Ausgabe. Bd. XV, S. 1297 [daselbst heißt er David und fiel am 25. September 1799]. – Baur (Samuel), Gallerie historischer Gemälde aus dem achtzehnten Jahrhundert (Hof 1806, Adolph Grau, 8°.) Bd. V, S. 143 [auch unter dem Titel: Charakterzeichnungen interessanter Menschen aus der neuen Geschichte (ebd.). Bd. II, S. 143]. – Faust, Poligraphisch-illustrirte Zeitschrift (Wien, M. Auer, gr. 4°.) Jahrg. IV, S. 79. – Dictionnaire biographique et historique des hommes marquans de la fin du dix huitiéme siècle (London 1800, 8°.) Tome 2de p. 202. – Leidenfrost (Karl Florentin), Historisch-biographisches Handwörterbuch der denkwürdigsten, berühmtesten und berüchtigsten Menschen aller Stände. Zeiten und Nationen (Ilmenau 1825, B. F. Voigt, 8°.) S. 133 [mit der irrigen Angabe des 15. September 1799 – statt des 25. September – als Hotze’s Todestag]. – Biographie nouvelle des Contemporains (Paris 1826 et s. librairie historique, 8°.) Tome IX, p. 243. – Nouvelle Biographie générale … publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., 8°.) Tome XXIV, p. 240. [nennt ihn David van H. und seinen Geburtsort Richtenswyl (sic)]. – E. M. Oettinger in seiner „Bibliographie biographique“ (Bruxelles 1854, Stiénon, Lex. 8°.) führt Sp. 782 einen David von Hotze und Friedrich Freiherrn von Hotze, ersteren als Général suisse, letzteren [345] als Maréschal d’Autriche, als zwei verschiedene Personen auf. Beide sind eine und dieselbe Person, nämlich der obige Feldmarschall Lieutenant Freiherr von Hotze.