BLKÖ:Münch-Bellinghausen, Joachim Eduard Graf von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Münch-Bellinghausen, Eligius Franz Joseph Freiherr von |
Nächster>>>
Mündel von Schartenburg, Heinrich Ritter | ||
Band: 19 (1868), ab Seite: 441. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
Joachim Eduard von Münch-Bellinghausen in der Wikipedia | |||
Joachim Eduard von Münch-Bellinghausen in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 117173266, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
Franz Joseph [s. d. S. 419, Nr. 2] aus dessen Ehe mit Elisabeth Freiin von Penkler und gleichfalls ein Oheim des Dichters Friedrich Halm. Begann seine Studien in Wien und setzte sie, als sein Vater im Jahre 1802 gestorben war, in Krakau fort, wohin er zu seinem Bruder Cajetan, Halm’s Vater, der damals als Appellationsrath dort lebte, gezogen war. Im Jahre 1806, kaum 20 Jahre alt, trat er in den Staatsdienst, und zwar als Concepts-Praktikant bei dem Kreisamte in Ellbogen. Im Jahre 1808 wurde er Concipist bei dem Gubernium in Prag, im Jahre 1813 zweiter Kreiscommissär im Leitmeritzer Kreise. Daselbst fiel ihm, da der Kreishauptmann erkrankt war und der erste Kreiscommissär eine andere Bestimmung erhalten hatte, alsbald die selbstständige Verwaltung des Kreises zu. Es war dieß in einer schweren ereignißreichen Zeit. Die in Böhmen concentrirte Armee der verbündeten Mächte nahm seine ganze Thätigkeit in Anspruch. Es galt, den verschiedenartigsten Ansprüchen derselben nachkommen, ihre Bedürfnisse befriedigen, die Verwundeten in Pflege unterbringen, die durch die feindliche Invasion verheerten Gemeinden unterstützen. M. vollführte sein Amt mit solcher Energie und solchem Eifer, daß ihm später in Anerkennung seines Pflichteifers das silberne Ehrenkreuz, das für ganz besondere, in den Befreiungskriegen erworbene Verdienste gestiftet und in einer nur kleinen Anzahl vertheilt worden war, zuerkannt wurde. Ebenso richtete er sein Augenmerk auf die Interessen der Landescultur, des Handels und der Gewerbe, die er mit allem Eifer unterstützte. In jene Zeit fallen seine Vorschläge zur Beseitigung der Hindernisse[WS 1] der Elbe-Schifffahrt, welche schon damals die Aufmerksamkeit maßgebender Personen auf M. richteten. Seine Tüchtigkeit hatte im Jahre 1815 seine Einberufung zum k. k. Hauptquartier in Frankreich zur Folge. Dort leistete er als Gouvernementsrath, dann als Gouvernements-Commissär für die Departements de l’Ain und Montblanc bei Vertretung der Interessen des Aerars und mit vollen Rücksichten der Humanität die ersprießlichsten Dienste. Nachdem die Armeen Frankreich verlassen, kehrte auch M. nach Oesterreich zurück, wo er mittlerweile zum ersten Kreiscommissär in Ellbogen ernannt worden war. Auch daselbst führte er, da der Kreishauptmann eben gestorben war, die selbstständige Verwaltung des Kreises. Insbesondere die Herstellung nützlicher Commezialstraßen und die Emporbringung des Curortes Franzensbad ließ er sich angelegen sein, und bezüglich des letzteren, der zu jener Zeit nur erst aus wenigen Häusern bestand, ist er als der eigentliche Schöpfer zu betrachten. Mittlerweile hatten die Elbeuferstaaten, nachdem durch [442] den Wiener Congreß für die freie Flußschifffahrt ein Uebereinkommen getroffen worden war, und die Nothwendigkeit zur Beseitigung der Hemmnisse, welche der Beschiffung der Elbe sich entgegenstellten, immer dringender hervortrat, den Beschluß gefaßt, eine Regelung dieser Verhältnisse im Wege commissioneller Verhandlungen zu vereinbaren. Jetzt wies Ritter von Stahl, damals Präsident der Commerz-Hofcommission auf jene Vorschläge hin, welche, wie oben bereits erwähnt worden, Freiherr von Münch in Antrag gebracht hatte. Im Hinblicke auf diesen Umstand wurde M. unter gleicher Verleihung des Gubernialraths-Charakters zum österreichischen Bevollmächtigten bei der Elbeschifffahrts-Commission ernannt. Auf diesem Posten wirkte M. mit großem Erfolge, gleich bei Eröffnung der Commission zu Dresden gelang es ihm, für Oesterreich den Vorsitz zu erwerben, und dann förderte er durch sein energisches Vorgehen sehr den Gang der Verhandlungen, die bei der Abhängigkeit der einzelnen Vertreter, welche von ihren Regierungen von Fall zu Fall Instructionen für ihr ferneres Verhalten einholten, ohnehin über alle Gebühr hinausgeschoben wurden. Noch mehr geschah dieß, als M. im Jahre 1818 zum wirklichen Gubernialrathe ernannt und im Jahre 1819 als Stadthauptmann nach Prag berufen wurde. Münch’s Nachfolger im Präsidium der Elbeschifffahrts-Commission war seinem Posten so wenig gewachsen, daß die Verhandlungen, welche unter M. bereits dem Abschlusse nahe gebracht waren, förmlich in’s Stocken geriethen und M. im Jahre 1820 wieder nach Dresden zurückkehren mußte, wo er neuerdings die Leitung der Commission übernahm. Seine Bemühungen krönte alsbald der Erfolg, so daß im Jahre 1821 die Ratification der Elbeschifffahrts-Acte, mit welcher alles in jenen Zeitverhältnissen für die freie Elbeschifffahrt Erreichbare erreicht worden war, erfolgte. M. hatte bei dieser Commission eine, und zwar glänzende Probe seiner diplomatischen Befähigung gegeben, und Fürst Metternich, dessen Scharfblick M.’s Tüchtigkeit zur Verwendung im auswärtigen Departement erkannte, bewirkte es, daß M. im Jahre 1822 als Hofrath bei der geheimen Haus-, Hof- und Staatskanzlei angestellt und schon im nächsten Jahre unter gleichzeitiger Verleihung der geheimen Rathswürde zum bevollmächtigten Minister und Präsidial-Gesandten am deutschen Bunde ernannt wurde, Baron M. zählte damals 37 Jahre. Von 1823 bis 1848 war M. auf diesem Posten thätig. Es gelang ihm, auf demselben in schwierigen Fällen ebenso die Würde seines Souveräns zu wahren, als sich die Mitwirkung Preußens zu sichern, dessen Vertrauen er in so hohem Grade gewonnen hatte, daß König Friedrich Wilhelm IV., bei einer mehrere Monate dauernden Abwesenheit des preußischen Bundestags-Gesandten, die Führung der Stimme Preußens an Oesterreich übertrug. M.’s diplomatische Erfolge in der langen Reihe von Friedensjahren wurden mehrfach in ausgezeichneter Weise gewürdigt. Im Jahre 1821 erhielt M. das Ritterkreuz des ungarischen St. Stephan-Ordens, im Jahre 1826 das Großkreuz des Leopold-Ordens, im Jahre 1831 erfolgte mit Allerh. Cabinetschreiben vom 27. Juni seine Erhebung in den Grafenstand und im Jahre 1841 die Verleihung von Rang und Würde eines Staatsministers, während ihm ebenso die deutschen als nichtdeutschen Mächte durch Verleihung ihrer Großkreuze Beweise [443] ihrer Anerkennung gaben. In der Zeit von 1841 bis 1848 nahm M. auch bei wichtigeren Anlässen Einfluß auf innere Angelegenheiten, so namentlich auf die Gründung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, deren Statuten er entwarf und zu deren Ehrenmitglied er im Jahre 1847 ernannt wurde. Den ihm im Jahre 1848 angebotenen Eintritt als Minister des Auswärtigen in das Ministerium Kolowrat lehnte M. im Hinblicke auf sein vorgerücktes Alter und in Rücksicht auf die veränderten Zeitverhältnisse ab und zog sich von allen öffentlichen Angelegenheiten in den Ruhestand zurück. In demselben verharrte er, bis er im Jahre 1861 als lebenslängliches Mitglied in das Herrenhaus des Reichsrathes berufen wurde. Im Uebrigen lebte er, wie sein Nekrolog berichtet: „Der Unterstützung Bedrängter und Nothleidender, denen er mit der freigebigsten Großmuth zu Hilfe kam, und der Förderung von Kunst, Wissenschaft und gemeinnützigen Anstalten aller Art“. Noch sei bemerkt, daß er im Jahre 1853 dem Kaiser Franz, als seinem Wohlthäter und Gründer seines Glückes, ein eigenes Standbild, das aus Schwanthaler’s[WS 2] Atelier hervorgegangen, in Franzensbad hatte errichten lassen. Schon stand M. in seinem achtzigsten Lebensjahre, da sollte er noch die Ereignisse des Sechsundsechziger-Jahres und dessen Folgen erleben. Wohl mochten diese einen erschütternden Eindruck auf den Greis gemacht haben, denn einen Monat nach jener unheilvollen Schlacht bei Königgrätz, am 3. August, entschlummerte er sanft und schmerzlich. Graf Münch war nicht verheirathet. Er hat ein bedeutendes Vermögen, mehrere Stadthäuser, die Güter Kottingbrunn, Merkenstein, Gainfahrn besessen. Sein Leichnam wurde in der Familiengruft zu Enzersdorf am Gebirge beigesetzt.
Münch-Bellinghausen, Joachim Eduard Graf von (Staatsmann, geb. zu Wien 29. September 1786, gest. ebenda 3. August 1866). Ein Sohn des Freiherrn- Grafenstands-Diplom vom 24. Februar 1832. – Wiener Zeitung 1866, Nr. 219, S. 631: Nekrolog. – Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Wien, Staatsdruckerei, 8°.) XVII. Jahrg. (1867), S. 151 u. f. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 732. – Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur. In vier Bänden (Leipzig, Brockhaus, gr. 8°.) Bd. III, S. 192. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XXII, S. 348, Nr. 1. – Oesterreich und seine Staatsmänner (Leipzig, Reclam jun., gr. 8°.) Bd. II, S. 81: „Graf von Münch-Bellinghausen“. – Brockhaus’ Conversations-Lexikon, zehnte Auflage, Bd. X, S. 727. – Der Reichsrath. Biographische Skizzen der Mitglieder des Herren- und Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrathes (Wien 1861, Ferd. Förster, 8°.) I. Heft, S. 27. – Fremden-Blatt von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1866, Nr. 213 [unter den Local-Nachrichten und den Wiener Plaudereien]. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 693. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères, sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris, 1850 et s., 8°.) Tome XXXVI, p. 928.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Hinderdernisse
- ↑ Ludwig Schwanthaler (Wikipedia)