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BLKÖ:Mesmer, Franz Anton

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Meßmer, Franz
Band: 17 (1867), ab Seite: 427. (Quelle)
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Mesmer, Franz Anton, öfter auch Franz allein (Arzt und Naturforscher, geb. zu Itzmang am Rhein im Großherzogthume Baden 23. Mai 1734, gest. zu Meersburg am Bodensee 5. März 1815). Sein Vater war fürstbischöflicher Revierjäger zu Ittendorf, der Sohn kam noch in seinem Knabenalter nach Wien, wo er nach beendeten Gymnasial- und philosophischen Schulen die Arzneiwissenschaft studirte und im Jahre 1766 daraus die Doctorwürde erlangte. Schon in der aus diesem Anlasse herausgegebenen Inaugural-Dissertation „De planetarum influxu“ stellt er die Ansicht auf und sucht sie auch zu entwickeln: „daß die Planeten, gleich wie sie wechselweise auf sich wirkten, auch auf die belebte Schöpfung, und namentlich auf das Nervensystem, vermittelst eines feinen unsichtbaren und immer fortströmenden Fludiums, das alle Körper durchdringe und durch das ganze Universum verbreitet sei, ihren Einfluß äußerten“. Die Ansicht, im Grunde nur eine Vermischung Newtonischer Entdeckungen mit allerlei astrologischen Träumereien, brachte nicht jene Sensation hervor, welche M. erwartet haben mochte; er ging also einen Schritt weiter und webte die dem Magnet innewohnende Eigenschaft, dem man damals viele Kraft in Hinsicht auf Krankheiten zuschrieb, in seine Lehre hinein. Das gelang ihm auch, und da er denn auch nach dieser seiner neuen Manier einige gelungene Curen ausgeführt hatte, so wuchs sein Ruf und der Andrang zu ihm wurde alsbald sehr groß. Nun aber kam er in Conflict mit dem berühmten Jesuiten und Astronomen Maximilian Hell, der sich gleichfalls mit mineralisch-magnetischen Curen abgab, und behauptete: Mesmer pfusche ihm nur nach. Das ließ sich Mesmer nicht nachsagen, und indem er behauptete, Hell wolle ihm die Ehre seiner Entdeckung rauben, erklärte er, um sich für die Folge von solchen Einsprüchen zu sichern: Er bedürfe des Magnets zu seinem Heilverfahren gar nicht mehr, sondern ihm reiche die in dem thierischen Körper von Hause aus sich befindende magnetische Kraft, folglich statt des mineralischen Magnetismus der animalische, vollkommen hin. M. setzte nun mit diesem neuentdeckten Agens seine Wundercuren einige Zeit fort, ohne jedoch unangefochten zu bleiben. Es kann nicht geläugnet werden, daß er manche glückliche Cur ausführte, wodurch die Zahl seiner Bewunderer wuchs, aber die Facultät sah die Dinge doch mit anderen Augen an, und Mesmer selbst leistete, da auch das Gelungene nicht selten den unverkennbaren Stempel des Charlatanismus und der Uebertreibung an sich trug, der gelehrten Corporation zu ihrem Mißtrauen in seine neuentdeckte Heilkraft genügenden Vorschub. Vornehmlich aber war es der kais. Leibarzt [428] Baron Störck, der sich am entschiedensten gegen Mesmer stellte, wodurch M.’s Erfolge in nicht geringem Maße geschädigt und beeinträchtigt wurden. Auch die Akademien von Paris, London und Berlin, denen er Nachricht über sein System gegeben, nahmen entweder gar keine Notiz von ihm oder behandelten, wie die Berliner, die ganze Sache in wegwerfender Weise, der bekannte Physiker Ingenhouß [Bd. X, S. 206] nahm sogar Veranlassung, sich laut und öffentlich gegen Mesmer zu erklären. Aber auch Mesmer fand sich in diesem Kampfe nicht verlassen. Der berühmte Prager Arzt Klinkosch [Bd. XII, S. 101] veröffentlichte in den „Abhandlungen einer Privatgesellschaft in Böhmen“ ein an den Grafen Kinsky gerichtetes Schreiben, den thierischen Magnetismus und die sich selbst ersetzende Kraft betreffend, und Ingenhouß wurde von Mesmer, den er der Charlatanerie anklagte, selbst zum Charlatan gemacht. Auch verlor er trotz alledem den Muth nicht, im Gegentheile, dieser Widerstand der gelehrten Welt spannte seine Thatkraft, und konnte er sie durch seine Lehre nicht gewinnen, so wollte er sie durch Thatsachen, wenn nicht zur Aenderung ihrer Ansicht, so doch zum Schweigen bringen. In Wien lebte damals ein Fräulein Paradis, das, von Jugend auf vom schwarzen Staar behaftet, überdieß an convulsivischen Bewegungen in den Augen litt, die so heftig waren, daß ihr dieselben gleichsam aus ihren Höhlen heraustraten; auch ein hartnäckiges Milz- und Leberleiden zog ihr Schmerzen zu, die manchmal von Irrsinnsanfällen begleitet waren. Störck, der die Kranke seit zehn Jahren behandelte, erklärte ihr Uebel für unheilbar, wie denn auch die berühmtesten zu Rathe gezogenen Augenärzte aussprachen, daß in diesem Falle ihrer Kunst eine Grenze gesteckt sei. Mesmer aber war anderer Meinung, und der thierische Magnetismus sollte nun seine Wunderkraft beweisen. Er nahm das kranke Fräulein Paradis – sie hatte sich später durch ihr Clavierspiel und ihren Gesang einen berühmten Namen erworben – in Behandlung, und soll es ihm gelungen sein – was aber von anderer Seite auf das Entschiedenste in Abrede gestellt wird – nach Verlauf weniger Monate die seit Jahren von ihrem Leiden Behaftete auf den sichtlichen Weg der Besserung zu bringen. Das Leiden der Milz und Leber nahm allmälig ab, die krankhaften Bewegungen der Augen ließen nach, ja die Kranke erlangte ihre Gesundheit, die Augen ihre Sehkraft wieder. „Die ganze medicinische Facultät“, so erzählt Mesmer in seiner „Darstellung des thierischen Magnetismus“, „überzeugte sich von dieser Thatsache, und der Vater der Geheilten zögerte nicht, die an seiner Tochter vollführte Wundercur in allen öffentlichen Blättern Europa’s gebührend und dankbar bekannt zu machen.“ Der Fall, in seiner Art ganz geeignet, Aufsehen zu erregen, trug nicht wenig zum Ruhme Mesmer’s bei, die Zahl seiner Anhänger wuchs, und selbst unter seinen Gegnern hatte die Sache ihre Wirkung nicht verfehlt, wenngleich von maßgebender Seite gegen ihn in ganz ernsthafter Weise fortgeschritten wurde. Von Seite der Medicinalbehörde, an deren Spitze eben Baron Störck sich befand, erhielt nämlich M. unterm 2. Mai 1777 den Auftrag, dieser Charlatanerie ein Ende zu machen und die Kranke – denn M. behandelte sie in seiner Wohnung – der Familie wieder [429] zurückzustellen. Der Ausführung dieser Befehle ward so kurze Zeit bemessen, daß M. gar nicht mehr im Stande war, seiner Patientin die nöthigen Weisungen zu ertheilen, theils um ihr allerdings noch immer nur schwaches Gesicht vollends herzustellen, theils um den üblen Zufällen vorzubeugen, die leicht durch die Erschütterung, welche ihr die Trennung von ihrem Arzte veranlaßte, herbeigeführt werden konnten. Mit dieser Angelegenheit, welche übrigens nicht verfehlte, aller Orten gehöriges Aufsehen zu erregen, endet die Thätigkeit Mesmer’s in Wien, wo er seither von seinen ersten Knabenjahren gelebt, sich ausgebildet und einen, wenngleich immer noch zweideutigen Ruf als Wundarzt und Charlatan erworben hatte. Im Jahre 1778 verließ er – um nicht wieder zurückzukehren – Wien, und begab sich unmittelbar nach Paris, wo er von Seite der Gelehrten bessere Aufnahme und mehr Anerkennung zu finden hoffte. Die erste Aufmerksamkeit suchte er durch eine Fachschrift, betitelt: „Mémoires sur la découverte du magnetisme animal“ (Paris 1779), zu erregen, welcher er dann die zweite: „Précis historique de faits relatifs au magnetisme animal, jusqu’ en Avril 1781“ (Londres 1781) folgen ließ. In beiden führte er seine Hypothese von dem Einflusse der Planeten mit dem von ihnen ausgehenden und sich überall hin verbreitenden und seine Wirkung äußernden Fludium weiter aus. Nicht lange Zeit hatte es gebraucht, so war Mesmer in Paris, das dergleichen Männer und Erscheinungen in seiner Art zu würdigen versteht, der Mann des Tages. M. verstand es aber auch, wie Biot in seiner „Biographie universelle“ treffend schreibt, „mit Geschicklichkeit auf diesem Meer der Mode und der flüchtigen Begeisterung einherzuschiffen“. Für die mäßige Summe von zehn Louisd’ors monatlich begann er Kranke aller Art zu behandeln. Einige gelungene Curen erwarben ihm, selbst in gelehrten Kreisen, Anhänger, der nicht unberühmte Arzt Deslon sprach sich zu seinen Gunsten aus, vertrat ihn und seine Entdeckung vor der Facultät, kurz, die Angelegenheit mit dem thierischen Magnetismus nahm trotz des in gelehrten Kreisen auch sich offenbarenden Widerstandes, einen im Ganzen so günstigen Verlauf, daß die Minister Ludwig’s XVI. keinen Anstand nahmen, mit Mesmer darüber zu unterhandeln, seine Erfindung zum Besten der Menschheit gegen eine ansehnliche Vergütung von Seiten der Regierung allgemein bekannt zu machen. Mesmer wollte diese Gelegenheit ganz zu seinen Gunsten ausbeuten, und übergab dem damaligen ersten Minister Frankreichs, dem Grafen Maurepas, ein Ultimatum, in welchem er für die Mittheilung und als Belohnung für seine Entdeckung ein – von ihm bezeichnetes – Schloß und Landgut begehrte. Wenn man aber seine Forderung nicht zugestehe, wolle er sogleich Frankreich und seine Kranken verlassen, möge daraus auch welcher Schaden nur wolle für die Menschheit entstehen. Nun auf Mesmer’s Verlangen ging die französische Regierung nicht ein, aber Baron Breteuil hatte im Auftrage des Königs mit Mesmer eine Unterredung, in welcher er ihm für die Errichtung eines magnetischen Clinikums eine lebenslängliche Rente von 20.000 Livres und überdieß noch ein Jahrgehalt von 10.000 Livres anbot, unter der einzigen Bedingung, an drei von der Regierung ausgewählten Personen seine Kunst ganz und gar vollständig zu lehren. Auf [430] dieses wahrhaft königliche Anerbieten aber ging M. merkwürdiger Weise nicht ein, sondern brach alle Unterhandlungen ab, reiste fort und ging, von einigen Patienten begleitet, nach Spaa, wo er glänzendere Anträge von der Regierung erwartete. Aber die Sache kam ganz anders. Eben Dr. Deslon riß, nachdem Mesmer sich entfernt, die Angelegenheit mit dem animalischen Magnetismus an sich, und erbot sich, das auszuführen, was Mesmer abgelehnt. Daß Mesmer diesen Vorgang nicht gelassen hinnahm, versteht sich von selbst. War aber auch sein Auftreten in dieser Angelegenheit eben nicht der Würde eines Mannes der Wissenschaft angemessen, so hatte es doch eine andere gute Seite für ihn. Einer seiner Patienten, die ihm nach Spaa gefolgt waren, ein Herr Bergasse, faßte, um M. für den ihm von Deslon gespielten Betrug einigermaßen zu entschädigen, den Beschluß, eine Subscription von hundert Actien, jede zu hundert Louisdor, zu eröffnen. Mesmer aber sollte, wenn diese Subscription vollständig gedeckt war, sämmtlichen Theilnehmern sein Geheimniß offenbaren. Mesmer ging darauf ein, begab sich nach Paris, eröffnete dort seine magnetische Klinik – (baquet, wie er diese Vorrichtung nannte) – die Subscription aber nahm einen so glücklichen Fortgang, daß M. binnen kurzer Zeit eine sehr beträchtliche Summe von vielen Tausend Livres einstrich. Der Zulauf der Kranken und Gesunden zu Mesmer’s Baquet wuchs mit jedem Tage, Alles wollte die sogenannte „Kette bilden“ helfen und sich in „magnetischen Rapport“ sehen, welche beiden Redensarten aus jenen Tagen der in Mode gekommenen Heilungsart durch den thierischen Magnetismus ihre Entstehung ableiten. Mit dem Enthusiasmus für den mit geheimnißvollen Kräften ausgerüsteten Wundermann nahmen aber in fast bedenklicher Weise die Unordnungen zu, welche aus der Anwendung des animalischen Magnetismus entsprangen, und die Regierung, die sich bisher nur beobachtend verhalten hatte, ging aus ihrer Passivität heraus und gab Befehl, das Wesen der gepriesenen Mesmer’schen Lehre gründlich und genau zu untersuchen. Eine Commission, gebildet aus den Aerzten Majault, Sallin, Darcet und Giullotin, den Akademikern Franklin, Leroi, Bailly, de Bery und Lavoisier, unterzog das Verfahren Mesmer’s und seine angeblichen Entdeckungen einer sorgfältigen Untersuchung, und der von Bailly verfaßte Bericht, der später durch François du Neufchateau im „Conservateur“ unverstümmelt zur Oeffentlichkeit gelangte, reducirte seine wunderbaren Erscheinungen auf rein mechanische Ursachen, unter anderen auf den dem Menschen innewohnenden Nachahmungstrieb und eine reizbare und ungezügelte Phantasie. Einen ähnlichen Bericht erstattete die medicinische Facultät, und nur ein einziges Mitglied dieser aus den tüchtigsten Männern gebildeten Körperschaft, der berühmte Arzt du Jussieu, protestirte gegen dieses Gutachten, und gab ein von ihm gearbeitetes Separatgutachten über den animalischen Magnetismus ab. Die Regierung ließ das Gutachten der Commission drucken, Exemplare desselben im ganzen Reiche und selbst im Auslande vertheilen, und durch diesen Vorgang war der Mesmerismus einstweilen gerichtet und Mesmer geschlagen. Alle Bemühungen seiner Freunde, unter denen der genannte Bergasse nicht ermüdete, und die Wahrheit des alten Spruches; der Himmel [431] behüte uns vor unseren Freunden, mit den Feinden wolle man schon selbst fertig werden, hatten nur geringen Erfolg. Eine im Jahre 1784 erschienene Flugschrift: „Mesmer justifé“ war das satyrische Epitaph, das man auf das einstweilen eingesargte Wunder geschrieben. Mesmer selbst, als er gewahrte, auch in Frankreich sei seine Zeit um, fand es für räthlich, das Land, wo er Triumph und Sturz erlebt hatte, zu verlassen. Er begab sich mit der Summe, die er seinen Subscribenten verdankte, zunächst, und zwar unter fremdem Namen, nach England, von dort nach Deutschland, und kehrte zuletzt in seine Heimat, in die Schweiz zurück, wo er in der lärmenden und bewegten Periode der Befreiungskriege, im Alter von 83 Jahren, fast verschollen und vergessen, starb. Die Gesellschaft der Naturforscher zu Berlin ließ ihm durch den Bildhauer Sporer aus Constanz ein Denkmal über seiner Grabstätte errichten [S. 432 in den Quellen]. Außer den schon erwähnten Schriften Mesmer’s sind noch anzuführen: „Histoire abrégé du magnetisme animal“ (Paris 1783); – „Mémoire de F. A. Mesmer sur ses découvertes“ (Paris an VII 1799). Ein vollständiges Verzeichniß seiner Schriften findet sich für Jene, so sich darum interessiren, in Querard „La France litteraire“ (Paris 183., Firmin Didot, 8°.) Bd. VI u. S. 87. Unten in den Quellen werden ein paar bibliographische Schriften über die stark angewachsene Literatur des Mesmerismus angeführt, deren Ergänzung bis zum Jahre 1848 Wilhelm Engelmann’s „Bibliotheca, Medico-Chirurgica et Anatomico physiologica“ (Leipzig 1848) ermöglicht, da der Materien-Register, S. 706, unter der Rubrik animalischer Magnetismus, wenigstens die wichtigsten davon handelnden Schrillen nach ihren Autoren aufzählt. Ueber den Mesmerismus als solchen, ohne Rücksicht auf die Verirrungen, Uebertreibungen und absichtlichen Täuschungen seines ersten Herrn und Meisters, sind die Acten lange noch nicht geschlossen. Man hat, und das ist schon so Sache der Gelehrten, da wieder einmal das Kind mit dem Bade verschüttet. Trotz aller akademischen Gutachten, trotz aller wegwerfenden Berichte ist der animalische Magnetismus nichts weniger als eine müssige Frage. Die Erscheinungen außer uns und die Erscheinungen in uns, zwei Reihenfolgen von Erscheinungen, die sich sehr wohl von einander unterscheiden, und in deren beiden unser Geist einmal eine passive Rolle – als Beobachter – ein anderes Mal eine active – als Schöpfer und Vernichter – spielt, sprechen nur zu sehr zu seinen Gunsten. Als Urthatsache, die nun einmal nicht wegzuläugnen ist, muß man annehmen, es gibt keinen leeren Raum in der Welt, alles von den Zwischenräumen, welche die einzelnen Atome unter sich scheiden, bis zu den fernsten Fernen der Gestirne ist von Materie erfüllt, und ist von den kleinsten organischen Moleculen bis zu den unermeßlichen Himmelskörpern in beständiger Wandelung begriffen. Ueber diesen unberechenbaren, unauflöslichen Punct des Alls ereifert sich der Mensch, auch ein Atom unter Atomen, ganz entgegen den Gesetzen der im Weltall herrschenden Harmonie. Eine einfache Thatsache: Jeder liebt sich selbst auf Erden und will Alles, was ihn umgibt, in die Geleise seiner eigenen Bewegung hineinziehen. Wie diese Erscheinung erklären? Sie ist eine Thatsache, diese geheimnißvolle Wechselwirkung, die sich in tausend und tausend Verzweigungen [432] äußert und überall hin, wo Leben ist, verfolgen läßt. Erklärt ist sie noch nicht. Kaum haben nach ausgekämpften Befreiungskriegen die Segnungen des Friedens die Menschheit den überstandenen Kriegsjammer vergessen lassen, so kam auch der animalische Magnetismus wieder an die Tagesordnung, und ist es noch jetzt, aber die Frage ist noch immer nicht gelöst, im Gegentheile nur verwickelter geworden.

Kerner (Justinus), Franz Anton Mesmer aus Schwaben. Entdecker des thierischen Magnetismus, Erinnerungen an denselben, nebst Nachrichten von den letzten Jahren seines Lebens zu Meersburg am Bodensee (Frankfurt a. M. 1856, literarische Anstalt, 8°.). – Doppet (François), Oraison funebre de Mesmer et son testament (Genève 1785, 8°.). – Unterhaltungen am häuslichen Herd, herausgegeben von Gutzkow, Jahrg. 1857, Nr. 30–32: „Franz Anton Mesmer. Ein Blick auf sein Leben und seine Lehre“, von Dr. A. Clemens. – Der Sammler (Wiener Unterhaltungsblatt, 4°.) Jahrg, 1820, S. 597, 611, 615 u. 619: „Mesmer’s Persönlichkeit“. – Pappe (J. J. C. Dr.), Lesefrüchte vom Felde der neuesten Literatur (Hamburg, 8°.) Jahrg. 1846, Bd. IV, S. 113: „Anton Mesmer, der Magnetiseur“. – Der Gesellschafter, oder Blätter für Geist und Herz, von Gubitz (Berlin, 4°.) Jahrg. 1837, Nr. 120–121: „Mesmer und der Magnetismus in Paris“. – Hamburger literarische und kritische Blätter (4°.) Jahrg. 1846, S. 981: „Anton Mesmer“. – Morgenblatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) 1856, S. 280: „Auf Anton Mesmer’s Grab“, von Justinus Kerner. – Die Natur. Von Dr. O. Ule und Dr. Karl Müller (Halle, Schwetschke, 4°.) 1863, S. 311: „Mesmer und seine Lehre“, von Asché. – Hirschel (Bernhard Dr.), Compendium der Geschichte der Medicin von den Urzeiten bis auf die Gegenwart. Mit besonderer Berücksichtigung der Neuzeit und der Wiener Schule (Wien 1862, Braumüller, gr. 8°.) S. 309 u. f. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 646. – Brockhaus’ Conversations-Lexikon, 10. Aufl. Bd. X, S. 403. – Universal-Lexikon vom Großherzogthume Baden. Bearbeitet und herausgegeben von einer Gesellschaft von Gelehrten und Vaterlandsfreunden. Mit 14 Stahlstichen, 8 Plänen, 6 Tafeln (Karlsruhe 1844), S. 774. – Staiger (Franz Xaver Conrad), Meersburg am Bodensee, ehemalige fürstbischöfliche Constanzische Residenzstadt, dann die Stadt Markdorf mit den umliegenden Ortschaften und Schlössern. Nach Acten, Chroniken und Archivalurkunden beschrieben (Constanz 1867, 8°.) S. 71 und 72. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., Firmin Didot, 8°.) Tome XXXV, p. 147–161. – Zur Geschichte des animalischen Magnetismus. Bersot (Ernest), Mesmer et le magnetisme animal (Paris 1853, 12°.). – Bruining (Gerbrand), Schediasma de Mesmerismo ante Mesmerum (Groning 1815, 8°.). – Bush (George), Mesmer und Swedenborg or the relation of the developments of the Mesmerism to the doctrines und disclosures of Swedenborg (London 1847, 12°.). – Flittner (Christian Gottfried), Dissertatio de Mesmerismi vestigiis apud veteres (Berol. 1820, 8°.). – Klose (Karl Ludwig), Dissertatio historiam Mesmerismi s. magnetismi animalis exhibens (Regiom. 1812, 4°.). – Mesmer (Antoine), Mémoire sur la découverte du magnétisme animal (Par. 1779). – Mesmer justifié (s. l. 1784, 8°.). – Murhard (Friedrich Wilhelm Aug.), Versuch einer historisch-chronologischen Bibliographie des Magnetismus (Cassel 1797, 8°.). – Sandby (George), Mesmerism und his opponents (Lond. 1844, 8°.). – Usteri (Paul), Specimen bibliothecae criticae magnetismi sic dicti animalis (Goettingae 1788, 8°.). – Porträte. 1) J. Porreau sc. (Rad., 8°.); – 2) Unterschrift: Friedrich Anton Mesmer D., geboren zu Weiler bei Konstanz 1734. Gest. von Meyer (Berlin, Nicolai, 8°.); – 3) Mesmer in seinem 76. Lebensjahre (Stuttgart, Franz Köhler lith., kl. Fol.). – Grabmonument. Dasselbe ist ein dreieckiger harter Marmorblock (geschliffener Granitstein) von 31/2 Schuh Höhe und 2 Schuh Breite, der auf einem Fußgestell von weißem Sandstein, das drei Staffeln bildet, steht, und an seinen Winkeln, wie auch am Fußgestell, etwas abgestumpft ist, so daß das Dreieck an die Ellipse hindeutet. Auf den schön polirten Flächen des dreieckigen, gleich einem Altar gestalteten Steines sind gut vergoldet die Inschriften und Sternbilder: (östlich) das strahlende Auge [433] Gottes, darunter der Name: Franz Anton Mesmer; (nordöstlich) das Sonnensystem mit Sonne, Mond, Sternen und der Erdkugel, in einem Abbild von Kreisen dargestellt, worunter die Worte stehen: geboren am 23. Mai 1734; (südwestlich) eine als strahlender Stern brennende Fackel, mit welcher ein Palmzweig ein Kreuz bildet, worunter man: gestorben den 5. März 1815, liest; oben dagegen ist Leben und Bewegung durch Sonnenuhr und Boussole, als in Zeit und Raum, zum Schluß dargestellt. Diese sinnige Allegorie bezieht sich auf Mesmer und seine merkwürdige Entdeckung. Es ist jedoch die Sonnenuhr und die Boussole (durch Aberglauben oder Böswilligkeit?) herausgerissen und nur noch die runde Vertiefung, in der sie standen, sichtbar.