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BLKÖ:Modell, Elisabeth

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Modrány, Karl
Band: 18 (1868), ab Seite: 412. (Quelle)
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Modell, Elisabeth (Malerin, geb. zu Wien 4. September 1820, gest. ebenda 5. October 1865). Die Tochter eines wohlhabenden Wiener Bürgers. Von früher Jugend beurkundete Elise einen mächtigen Gestaltungstrieb, der sie frühzeitig den kindlichen Spielen entfremdete und zu nützlicher Thätigkeit drängte; erst vier Jahre alt, begann sie, ohne Unterricht erhalten zu haben, zu zeichnen. Im Alter von sieben Jahren kam sie in die Windhag’sche Mädchenschule, wo sie eine der besten Schülerinen war. Die von ihrem Vater für ihren Fleiß erhaltenen kleinen Geldspenden verwendete sie zum Ankaufe von Bilderbogen und Farben, und nun copirte, malte, schnitzte sie nach diesen mittelmäßigen Vorbildern um die Wette. In diesem Feuereifer, sich selbst zu bilden, versuchte sie es auch, in Oel zu malen, was mißlich genug ausfiel. Der glückliche Zufall aber, daß ein junger Maler in dem Hause, wo Elise mit ihren Eltern wohnte, eine Wohnung bezog, brachte ihr unerwartet schnell einen Lehrer; denn der Maler wurde für Elise von ihrem Vater gewählt, sie in seiner Kunst zu unterrichten. Nachdem sie einige Zeit unter seiner Anleitung sich mit den technischen Hilfsmitteln genau bekannt gemacht und auch einige Oelbildnisse gemalt, die sehr ähnlich geworden waren, erklärte der junge Maler dem Vater Elisens, daß für ihr Talent seine eigenen Kenntnisse nicht weiter ausreichen. Er habe sie gelehrt, was er wisse, nun aber bedürfe sie eines anderen Meisters, und er nannte den Maler Fendi. Mit dieser Erklärung stellte er seinen Unterricht ein, und Elise war nun wieder in der Kunst, für die sie ein so ausgesprochenes Talent zeigte, sich selbst überlassen; ja, als dem Vater bedeutet wurde, die Tochter lieber an die Erfüllung häuslicher Pflichten zu gewöhnen, da ein Mädchen denn doch nicht die Akademie der bildenden Künste besuchen könne, war von einem Unterrichte im Malen keine Rede mehr, und als sich noch dazu ein schweres Gesichts- und Augenleiden gesellte, gingen Monate, ja Jahre dahin, daß Elise, so sehr es sie dazu drängte, nicht malte, weil sie mit ihrem Leiden nicht malen konnte. So wurde sie fünfzehn Jahre alt, als sie im Jahre 1835, während des Sommeraufenthaltes in Baden, den Maler Heinrich Zimmermann kennen lernte, und der Vater ihren dringenden Bitten, sie bei ihm Unterricht nehmen zu lassen, nachgab. Bei Zimmermann lernte sie auch andere Künstler, u. A. Heike, Schrotzberg, Ranftl, kennen. Der Unterricht bei Zimmermann dauerte nur einige Monate, da der Künstler sich nach Paris begab, aber Elise hatte doch solche Fortschritte gemacht, daß sie nunmehr selbst nach der Natur ihre Studien fortsetzen und gute Meister mit Genauigkeit copiren konnte. Da brachte der Tod von Elisens Mutter im Jahre [413] 1840 große Veränderungen in dem bisher ungetrübten Familienleben hervor. In diese Zeit fällt auch die Bekanntschaft Elisens mit dem tüchtigen Maler Friedrich Schilcher, unter dessen Anleitung sie ihre Studien fortsetzte. Der Vater begann nach dem Tode der Mutter zu kränkeln, erholte sich wohl wieder, aber nachdem er den Sommer des Jahres 1842 leidend zugebracht, erlag er nach seiner Rückkehr vom Lande, wo er den Sommer verlebt hatte, einem Schlaganfalle. Elise stand nun mit ihrer älteren Schwester elternlos da, jedoch mit einem Vermögen, das beiden ein sorgenfreies Dasein gestattete. Ihr Haus wurde bald der Sammelplatz geistvoller Männer, darunter der Dichter Löhner [Bd. XV, S. 390], Ludw. Aug. Frankl [Bd. IV, S. 334], Dr. A. Beck, Friedrich Hebbel [Bd. VIII, S. 164], Franz Fritsch [Bd. IV, S. 370]. Auch fällt in jene Zeit ihre Bekanntschaft mit der nachmals durch ihre bedeutenden Dichterwerke, als: „Der Genius und die Gesellschaft“, „Judas Iscariot“ u. s. w., berühmt gewordenen Dichterin Elise Schmidt, mit welcher sie bald die engsten Freundschaftsbande verknüpften. Eine Reise durch Deutschland, welche sie im Jahre 1846 mit ihrer älteren Schwester unternahm, und auf welcher sie die größeren deutschen Städte bis in den Norden hinauf, dann aber auch den herrlichen Rhein besuchte, erweiterte mächtig den Gesichtskreis des für Kunst schwärmenden Mädchens. Als nach ihrer Rückkehr im Herbst ihre Schwester, die bisher die vortheilhaftesten Anträge abgelehnt, einem gegebenen Worte getreu, einen Italiener aus Südtirol geheirathet hatte, trat ein Wendepunct, aber leider nicht zum Besseren, in Elisens Leben ein. Bald nämlich, nachdem Elisens Schwester geheirathet, verlor ihr Mann den größten Theil des Vermögens beider Schwestern durch unglückliche Speculationen, und was noch geblieben, ging in den Wirren des Jahres 1848 daran. Nun wurde die Malerei, bis dahin nur eine das Leben verschönernde Erholung, die wirksame Helferin in der Noth. Elise begann um Geld zu malen. Einige Genrebilder fanden bei Bilderhändlern Absatz. Noch war kein Porträt des Kaisers, der eben den Thron seiner Väter bestiegen, im Publicum. Elise war die Erste so glücklich, ein neun Schuh hohes Bildniß desselben, das nach Galizien kam, zu malen. Es häuften sich bald die Aufträge von mehreren Seiten, und unter anderen malte sie lebensgroße Bildnisse des Kaisers für die Gemeindehäuser in der Leopoldstadt und Wieden, auch aus ferneren Orten, wie aus Stadt Steyer, kamen Bestellungen auf ähnliche Bildnisse. In diese Zeit fällt auch die Bestellung eines polnischen Edelmannes, des Grafen Ledochowsky, der in seinem Schlosse Gorki in Russisch-Polen die Porträte aller seiner Verwandten in Lebensgröße aufstellen und sein Schloß überdieß mit Copien von Bildern guter Meister ausschmücken wollte, mit deren Ausführung die junge Künstlerin betraut wurde. So wurde ihr Name immer bekannter, und ungeachtet der beispiellos niederen Preise, um welche sie malte, gab es doch die Menge aus, und sie war im Stande, ihre Schwester, die durch ein langes schweres Leiden ganz entkräftet war, und deren Kinder zu erhalten. Auch hatte sie, da sie sich, um Italien zu sehen, längst einen kleinen Sparpfennig zurückgelegt, und sie selbst von dem vielen Malen angestrengt, der Erholung bedurfte, endlich im September 1855 auf den Weg gemacht, und ihre [414] längst ersehnte Reise über das Salzkammergut und Tirol angetreten. In Südtirol, in Trient, der Heimat ihres Schwagers, machte sie Halt, um einige Tage zu verweilen, als das Zusammentreffen mit einem auf Reisen begriffenen Bekannten ihrer Eltern Veranlassung wurde, daß sie, um ein gegebenes Versprechen zu erfüllen, ein Bildniß malte. Das Bild war ungemein gut und ähnlich ausgefallen, und das wurde das Signal eines förmlichen Aufgebotes von Bestellungen. Der auf wenige Tage festgesetzte Aufenthalt verlängerte sich so zu Monaten, und war eine ununterbrochene Folge von Huldigungen, die Alt und Jung der malenden, bald in allen Kreisen beliebt gewordenen Deutschen darbrachte. An fünfzig lebensgroße Brustbilder hatte sie innerhalb eines Aufenthaltes von sieben Monaten gemalt und noch den Auftrag mitgenommen, für den Hochaltar der Domkirche in Trient ein überlebensgroßes Madonnenbild (Immaculata) zu malen. Diese angestrengte Thätigkeit blieb aber auch nicht ohne Folgen. Die Künstlerin mußte sich sofort längere Zeit völlige Ruhe gönnen, ehe sie ihre Rückreise über Mailand und Venedig nach Wien antreten konnte, wo sie Ende 1856 eintraf. Die nächste Zeit verging mit dem Malen des für Trient bestimmten Altarbildes, dann aber, nachdem ihr Schwager, allen ihren begründeten Einwendungen gegen diesen Schritt widerstrebend, beschlossen hatte, zu seinen Verwandten nach Genua zu übersiedeln, mit den Vorbereitungen zur Uebersiedelung, die auch im November 1858 ausgeführt wurde. In Genua angelangt, zeigte sich bald, wie sehr das Widerstreben, womit sie und nur auf dringendes Zureden ihrer Schwester in diesen Schritt eingewilligt, begründet war. Die in diesem Theile Italiens dem Deutschen ohnehin nie günstige Stimmung litt unter den Vorbereitungen zum Kriege mit Oesterreich, die eben im besten Gange waren, nur noch mehr. Es war – wie aus einem Briefe der Künstlerin zu entnehmen – eine Zeit der tiefsten Betrübniß für sie, wozu noch das Elend im Hause ihres Schwagers, dessen Hoffnungen alle zu Wasser wurden, sich gesellte. Die Noth wuchs mit jedem Tage, und erreichte endlich eine solche Höhe, daß die Rückkehr nach Wien beschlossen wurde, um nicht in der Fremde ein Opfer der fürchterlichsten Entbehrungen und Armuth zu werden. Mit genauer Noth gelang es ihr, durch Freunde einige Bestellungen zu erlangen, und mit der dafür gewonnenen Summe bestritt sie die Mittel zur Rückkehr, welche im September 1859 erfolgte. Während ihre Schwester den geraden Weg einschlug, reiste Elise über Trient, wo sie die gewonnenen Sympathien, auf welche sie hoffte, für mehrere Arbeiten zu benützen gedachte. Aber der Krieg hatte auch dort Vieles geändert. Wohl waren ihr noch einige Familien, wie die Ciani, Mersi, Larcher gut geblieben, wie sie es vordem waren, aber den meisten war sie die verhaßte Deutsche, und ihres Bleibens war dort nicht lange. Nachdem sie einige Bildnisse gemalt und noch die Bestellung eines Altarbildes für die Kirche zu Valano bei Roveredo erhalten hatte, reiste sie ab und nach Wien, wo ihre Schwester mit den Kindern bereits eingetroffen war. Im März 1860 kam Elise in Wien an und begann das vorerwähnte Altarbild zu malen; es stellte den heiligen Blasius dar, der durch seinen Segen ein ersticktes Kind zum Leben erweckt. Während sie noch an dem Altarbilde malte, erhielt sie den Auftrag, die russische Schriftstellerin Bagreef Speranski[WS 1], die bereits todt [415] war, aus dem Gedächtnisse zu malen. Sie kannte die Dame von früheren Jahren her, da sie durch die Schriftstellerin Betti Paoli (Glück) [Bd. V, S. 232] in ihren Salon eingeführt worden war. Mit überraschendem Erfolge löste sie diese Aufgabe, aber nun begann eine trübe Zeit für die Künstlerin. Die Bestellungen wurden immer seltener, die Bedürfnisse der Familie aber, die auf den Erwerb Elisens angewiesen war, blieben, wenn sie nicht wuchsen, immer dieselben. In dieser Noth wendete sie sich an eine befreundete Dame, die in Winterthur in der Schweiz lebte, und durch diese erhielt sie eine Einladung, hinzukommen, wo mehrere Aufträge ihrer harrten. Aber ihre Kränklichkeit, insbesondere ihr Augenleiden, hinderte sie, dieser Einladung sofort nachzukommen, so ging der Sommer dahin und erst im November 1861 konnte sie dahin abreisen. Diese Verspätung hatte ihr nicht geringen Schaden zugefügt, da viele der ihr zugedachten Arbeiten mittlerweile von einem anderen Maler, der daselbst angelangt war, vollendet wurden. Jedoch fehlte es ihr noch immer nicht an Arbeit, als sie gekommen war, und über dreißig meist größere Bildnisse wurden von ihr während eines mehrmonatlichen Aufenthaltes vollendet. Im Herbste 1862 kehrte sie nach Wien zurück, wo ihrer neue Prüfungen und Leiden harrten. Es kamen fast gar keine Bestellungen mehr und den Gipfelpunct des Jammers erreichte sie, als sie gar völlig erblindete. Ein Jahr noch verlebte sie in diesem für die Malerin doppelt schmerzhaften Zustande, bis sie der Tod von ihren Leiden erlöste. So endete ein edle Natur, eine strebsame Künstlerin, die im gerechten Stolze und im Bewußtsein, solchen Jammer nicht verschuldet zu haben, es nicht über sich bringen konnte, Nothschreie in die Oeffentlichkeit zu senden, in tiefem Elend. Sie war 45 Jahre alt geworden und wurde auf dem St. Marxer Friedhofe bestattet. Welche Thätigkeit sie entfaltet, entnimmt man aus ihren mir von Dr. L. A. Frankl mitgetheilten Aufzeichnungen über ihre Arbeiten, und diesen zu Folge hat sie vom Jahre 1839 bis Ende 1863 an 800 Bilder vollendet. Außer den bereits erwähnten Arbeiten sind noch anzuführen einige Genrebilder, als: „Die Kartenspieler“ (1840); – „Die Vogelfängerin“ (1841); – „Die junge Mutter“ (1845); – „Die beiden Maler“ (1845); – „Die Wallfahrerin“; – „Kinder, Holz tragend“; – „Der verirrte Drahtbinder“; – „Italiener am Feuer“ (alle vier im Jahre 1847); – „Der nächtliche Kirchgang“; – „Die gute Nachricht“; – „Die fleissige Nähterin“; – „Die Christnacht“ (alle vier im Jahre 1849); – „Die ruhende Alte“ (1854); – „Die Schnitterin“; – „Der heimgekehrte Jägerbursche“; – „Auf der Alm“ (alle drei im Jahre 1855); – „Der Rastelbinder vor dem Madonnenbilde“ (1856); – „Deckenhändler aus Mähren“; – „Venetianische Fischhändler“ (beide im Jahre 1857); – „Römische Hirtenfamilie“; – „Andacht vor dem Marienbilde“; – „Die Obstverkäuferin“; – „Carnenalszenen“; – „Tanz im Freien“ (alle fünf während ihres Aufenthaltes in Genua im Jahre 1859 gemalt); – „Am Strande“ (1861), außerdem viele Madonnen und mehrere Copien berühmter Bilder in der Belvedere-Gallerie. Von den zahlreichen, von ihr gemalten Bildnissen aber sind anzuführen: „Die Schauspielerin Antonie Wilhelmi“ (1841); – „Der Taubstummen-Instituts-Director Venus“, kleines Kniestück (1841); – „Feldmarschall-Lieutenant Freiherr von Hochenegg“, großes Brustbild (1842); – „Fräulein Löwe“ (1843); – „Die Dichterin Elise Schmidt[416] (1844); – „Alfred Meissner“ (1844); – „Siegfried Kapper“ (1846); – „Friedrich Hebbel“ (1846); – „Maler Püttner“ (1848); – „Hofschauspielerin Hebbel als Judith“ (1849); – „Die Dichterin Betti Pauli“ (1853); – „Hofschauspieler Gabillon“ (1854); – „Antonio Rosmini-Serbati“ (1858); – „König Victor Emanuel“ (in Genua im Jahre 1859 gemalt); – „Dichter Ludwig August Frankl, ganze Figur in Uniform der Studentenlegion im Jahre 1848“ (1864). Viele der genannten Bildnisse hat sie wiederholt, einige auch dreimal gemalt, und eine große Menge Kaiserbilder, vielleicht deren dreißig, in verschiedenen Größen und Anzügen. Ein großer Theil ihrer Copien beliebter Bilder alter und neuer Meister befindet sich auf dem dem Grafen Julius Ledochowski gehörigen Schlosse Gorki. Aus ihren Arbeiten spricht entschiedenes Talent und großer Fleiß; aber wie immer, so hat auch hier die Noth die Pinselführung beeinträchtigt.

Wiener Zeitung 1865, Nr. 231, in der Rubrik: „Zur Tagesgeschichte“. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 398. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 277. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) II. Jahrg. (1843), S. 305: „Elisa“, von Frankl [unter Elisa ist eben die Malerin Modell gemeint]; S. 841: „Reisen“; – III. Jahrg. (1844), S. 300. – Allgemeine Theater-Zeitung, herausgegeben von Adolph Bäuerle (Wien, gr. 4°.) XLI. Jahrg. (1848), Nr. 22, S. 91. – Monats-Verzeichnisse des österreichischen Kunstvereins (Wien, 8°.) 1854, Mai Nr. 45, 57; 1861, Jänner Nr. 43; Februar Nr. 19, Juni Nr. 40, 41; 1864, Mai Nr. 64; 1865, April Nr. 45.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Elisabeth Bagréef-Spéranski (Wikisource, französisch).