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BLKÖ:Staudinger, Peter

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Staudinger, Leopold
Band: 37 (1878), ab Seite: 271. (Quelle)
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7. Peter Staudinger (geb. in Kirchham, einem Pfarrorte nächst Gmunden am 29. Juni 1750, gest. im Thale der Vichtau nächst der Großalpe am 6. Juni 1857). Als Staudinger im Alter von 107 Jahren starb, war er wohl der älteste Soldat der k. k. Armee. Um ihn dem Militärstande zu entziehen, mußte er, dem Willen seiner Eltern folgend, mit 17 Jahren eine bereits 49 Jahre alte Witwe und Häuslerin in Laakirchen ehelichen. Dieses Band, dem so jungen Burschen aufgedrungen, [272] war kein glückliches; der Abstand des Alters und die so verschiedenartige Gesinnung der beiden Gatten trugen das Ihrige bei, ihm diese Verbindung mehr und mehr zu verleiden und unerträglich zu machen. Da Staudinger überdieß eine hübsche Persönlichkeit war, fand er weit mehr Gefallen, als seinem zänkischen, zur Eifersucht geneigten Weibe zulässig schien. Eheliche Zwiste blieben nicht aus und gediehen so weit, daß eines Tages das wüthende Weib Staudinger’s Gesicht mit den Fingernägeln zerkratzte. An der Megäre Rache zu nehmen, schien ihm als eines Mannes und nun gar ihres Mannes unwürdig, Scham und Ehrgefühl über solchen Schimpf trieben ihn aber aus dem Hause; er ging nach Wels, um sich bei einem dort garnisonirenden Infanterie-Regimente einreihen zu lassen. Ein Jahr hatte diese Ehe gedauert. Staudinger diente als Soldat zu drei verschiedenen Malen; das erste Mal vierzehn, das zweite Mal zwölf und das dritte Mal elf, zusammen 37 Jahre. Er hatte bereits im bayerischen Erbfolgekriege 1778 gedient, zu welcher Zeit er 27 Jahre zählte; dann in den nachfolgenden Türkenkriegen 1788 bis 1790 und in den späteren französischen Revolutionskriegen bis zu Ende des Feldzuges 1806. Mehrere Male verwundet, waren Kopfhiebe vorherrschend, und eine gewaltige Narbe an der Stirne war das weit sichtbare Ehrenmal dieses Greises. Nach Erlangung seines Abschiedes verdiente sich Staudinger, genannt „Soldaten-Peter“. als Taglöhner, trotz seiner Schußwunden im rechten Arme und am rechten Fuße, sein karges Brod im Pfarrbezirke Neukirchen. Vermöge seines kräftigen Körperbaues und seines Fleißes waren es die schwersten Arbeiten, denen sich der brave Mann unterzog. Am Steinbruche, bei Canalarbeiten und Ausgrabung großer Baumstücke floß der Schweiß des arbeitsam thätigen Mannes, der es vorzog, lieber unterzugehen, als zu betteln! Bis zu seinem beinahe hundertsten Jahre arbeitete er mit ungebrochenem Fleiße; und als nun seine Kräfte sichtlich sanken, hatten der k. k. Salinenförster Mühlbacher und dessen Gattin sich des armen Peter angenommen und ihn sorgsamst gepflegt. Später wurden Geldsammlungen zu Gunsten des alten Veterans veranstaltet und diese Summen ihm eingehändigt, auf welche Art es möglich wurde, dem alten Soldaten so lange das Leben zu fristen. Staudinger hatte ein munteres, fröhliches Gemüth und besaß einen an Verwegenheit grenzenden Muth. Seine ausgeführten Muthesproben leben in dem Munde des dortigen Landvolkes fort; er hatte unter vier Monarchen, unter der Kaiserin Maria Theresia, dem Kaiser Joseph II., Leopold II. und Kaiser Franz gedient; persönlich die Helden Lacy, Loudon, Hadik, Wurmser, Clerfayt, Beaulieu, Kray u. A., unter denen er gefochten, gekannt. Alles, was mit ihm und lange nach ihm geboren, ist längst zu Grabe gegangen, er hatte ganze Geschlechter erstehen und enden gesehen, als er in dem höchst seltenen hohen Alter von 107 Lebensjahren die müden Augen für immer schloß. [Oesterreichischer Militär-Kalender, herausg. von Hirtenfeld und Meynert, (Wien, kl. 8°.) X. Jahrgang (1859), S. 125 bis 127. – Der österreichische Reichsbote, 1878, S. 12: „Ein österreichischer Veteran“. Von Andreas Graf von Thürheim. – Innsbrucker Tagblatt (8°.) 1857, Nr. 148].