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BLKÖ:Vincent, Karl Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 51 (1885), ab Seite: 17. (Quelle)
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Vincent, Karl Freiherr (k. k. General der Cavallerie und Commandeur des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Florenz 1757, gest. zu Biancourt in Lothringen 14. October 1834). Der Sproß einer alten lothringischen Familie, trat er, 19 Jahre alt, als Lieutenant bei Latour-Dragonern Nr. 7 in die k. k. Armee. Bei Eröffnung des Feldzuges gegen die niederländischen Insurgenten 1788 hatte er es bereits zum Rittmeister gebracht. Als solcher führte er bei einer Recognoscirung in der Gegend von Hadessin seine erste glänzende Waffenthat aus. Es war am 18. Mai 1790, als er eine im Vorrücken befindliche feindliche Colonne von 700 Mann mit einem halb so starken Commando aus eigenem Antriebe angriff, ihre Flanke durchbrach, sie zum Rückzuge zwang und bis Ichippe verfolgte. Daselbst nahm er seine Aufstellung und behauptete sie ungeachtet der hartnäckigsten Anstrengungen des Gegners, ihn aus derselben zu werfen, so lange, bis er Verstärkungen an sich ziehen konnte, dann ergriff er von Neuem die Offensive und jagte den Feind in regellose Flucht. Da diese glückliche Unternehmung für die folgenden Operationen unserer Armee von entscheidendem Einflusse war, erhielt Vincent in der 23. Promotion vom 19. December 1790 das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens. 1794 wurde er zum Major und Flügeladjutanten bei dem Feldzeugmeister Grafen Clerfayt ernannt und im folgenden Jahre in gleicher Eigenschaft bei dem General der Cavallerie Grafen Wurmser verwendet. In dieser Stellung that er sich am 29. October 1795 vor Mannheim bei der Einnahme des Galgenforts in ausgezeichneter Weise hervor. Nun folgte er dem General Wurmser nach Italien, wo dieser an Beaulieu’s Stelle das Commando antrat. Im August 1796 sendete ihn sein Chef mit der Nachricht von der Entsetzung Mantuas, zu welcher Buonaparte[ gezwungen worden war, an das kaiserliche Hoflager in Wien. Daselbst lenkte der ebenso tapfere als begabte Officier die Aufmerksamkeit des KaisersFranz auf sich, welcher ihn zum Obersten ernannte und als Generaladjutanten in seiner unmittelbaren Nähe behielt. Im März 1798 wurde Vincent Mitglied einer in Wien zusammengesetzten Commission, welche bestimmt war, ein neues Reglement für die Armee zu entwerfen; im September desselben Jahres ward er der russischen Hilfsarmee entgegengeschickt, um ihren Marsch durch die kaiserlichen Staaten zu regeln. Bei Ausbruch des Krieges bat er um seine Eintheilung in die Armee und kam nun als zweiter Oberst zu den Savoyen-Dragonern, aber schon im nächsten Jahre als erster Oberst und Commandant zum 13. Dragoner-, nachmaligen 10. Uhlanen-Regimente. Noch im nämlichen Jahre zum Generalmajor befördert, erhielt er eine Brigade in Vicenza. Bei Eröffnung des Feldzuges 1805 stand er bei der Armee in Italien, und als nach der Schlacht von Caldiero am 30. October dieses Jahres unsere Armee den Rückzug in die Erbstaaten antrat, führte er das wichtige Commando über die Arrièregarde. Es galt damals, die Vereinigung des von Erzherzog Karl commandirten Armeecorps mit jenem, welches Erzherzog Johann aus Tirol zurückführte, zu bewerkstelligen. Vincent löste die ebenso wichtige, als schwierige Aufgabe in glänzendster Weise. Um unserer Armee Zeit zu lassen, daß sie ihren Marsch ohne Störung fortsetze, wußte er immer den nachrückenden Feind zu beschäftigen. [18] Mehrere Male mußte er hitzige Kämpfe mit Masséna’s Truppen bestehen, aber stets leistete er dem Gegner tapferen Widerstand. Am 15. November zog er sich mit feiner Nachhut auf das linke Isonzoufer, welches er so lange halten sollte, bis das Gros unserer Armee einen Vorsprung auf der Straße von Görz nach Prewald gewänne. Die französischen Divisionen Molitor, Gardanne und Partonneaux vereinigten sich mit den Cavalleriedivisionen Mermet und d’Espagne und versuchten mit aller Gewalt den Uebergang bei Görz zu erzwingen und die Stadt zu gewinnen, aber vergebens. Während dieses Frontalangriffes sollten drei andere französische Divisionen sich der Brücke von Rubia am Zusammenflusse der Wippach und des Isonzo bemeistern und durch rasches Vorrücken auf Cernizza dem Generalmajor Vincent die Rückzugslinie auf Heidenschaft abschneiden. Letzterer jedoch vereitelte dieses Vorhaben des übermächtigen Feindes, indem er denselben durch bei Görz vortheilhaft aufgestellte Batterien den ganzen Tag hindurch am rechten Isonzoufer aufhielt, den Einbruch der Nacht aber benützte, um ungefährdet den Rückzug auf Cernizza auszuführen. Seine Absicht gelang vollkommen, und einen am 18. November mit Ungestüm ausgeführten Angriff des Feindes schlug er noch siegreich, demselben große Verluste beibringend, zurück. Nicht besser erging es den Franzosen am folgenden Tage bei Santa Croce, wo er Stellung genommen hatte. Zwei Stunden lang hielt er sich mit bewunderungswürdiger Tapferkeit gegen den immer mächtiger andrängenden Gegner, und erst als sein rechter Flügel durch die Chasseurdivision Merlin mit Umgehung bedroht wurde, trat er den Rückzug aus Heidenschaft an. Hier aber nahm er von Neuem Stellung, leistete den wiederholten Angriffen der Franzosen unerschütterlichen Widerstand und gewann ohne Verlust die Höhe von Wippach. Jetzt gelangte Masséna zur Ueberzeugung, daß alle ferneren Angriffe auf unsere Arrièregarde unter der Führung eines solchen Commandanten erfolglos seien, und stand von jeder weiteren Verfolgung derselben ab. So setzte dann Vincent unbehelligt den Weitermarsch fort. In Würdigung dieses ausgezeichneten, das Gros unserer Armee so erfolgreich schützenden Rückzuges wurde er Inhaber des 7. Dragoner-Regiments, in welchem er vor 27 Jahren seine militärische Laufbahn begonnen hatte, und außerdem erhielt er im April 1806 im 71. Capitel zugleich mit Karl Fürsten Schwarzenberg das Commandeurkreuz des Maria Theresien-Ordens. Im Jahre 1809 stand er, bereits zum Feldmarschall-Lieutenant vorgerückt, bei der Armee in Deutschland und befehligte eine Division im 6. Armeecorps Hiller. Am 20. April kam er auf dem Marsche gegen Rohn bei Rottenburg mit den Franzosen zuerst ins Gefecht, kämpfte dann bei Landshut und Neumarkt, deckte im Treffen bei Ebelsberg, am 3. Mai, mit einem Cavallerie- und zwei Infanterie-Regimentern die Brücke der Traun und den Uebergang der noch von Linz herabrückenden Truppen, folgte im steten Kampfe dem Feinde über die Brücke und stellte sich jenseits bei Asten auf, so den Marsch der Armee Hiller’s unterstützend. Noch nahm er ausgezeichneten Antheil an den Schlachten von Aspern und Wagram, aber dann erschien er nicht mehr auf dem Kriegsschauplatze, sondern in diplomatischer Verwendung, in welcher er bereits früher wiederholt gestanden, und zwar im April [19] 1797, als er in Gemeinschaft mit Generalmajor Merveldt die Friedenspräliminarien mit Buonaparte und Clarke im Schlosse Eggenwald bei Leoben unterzeichnete; und im März 1807, wo er während des Krieges zwischen Napoleon und Preußen in das Hauptquartier des französischen Kaisers geschickt wurde, um des Kaisers von Oesterreich Vermittelung zwischen den kriegführenden Mächten anzutragen, welche Mission jedoch an den Verhältnissen scheiterte. Nach dem Friedensschlusse im Jahre 1809 fand er neuerdings Verwendung auf diplomatischem Felde. Als dann die Befreiungskriege begannen, ernannte ihn die kaiserliche Regierung zum Bevollmächtigten der unter dem Kronprinzen von Schweden stehenden Nordarmee. Im Jahre 1814 wurde er bis zur endgiltigen Lösung der großen politischen Fragen und vor Errichtung des Königreichs der vereinigten Königreiche Belgien und Holland mit dem Generalgouvernement dieser Länder betraut. Dann wohnte er als kaiserlicher Bevollmächtigter im Hauptquartiere Wellington’s der Schlacht bei Waterloo (18. Juni 1815) bei, wo er sich exponirte und verwundet wurde. Darauf versah er eilf Jahre lang den Posten eines außerordentlichen Botschafters am königlich französischen Hofe. In der Zwischenzeit, im September 1818, ging er mit dem Fürsten von Metternich, als Gesandter Oesterreichs auf den Congreß von Aachen, wo hauptsächlich die Frage über die Räumung Frankreichs von den Truppen der Alliirten verhandelt wurde. Bis 1825 verblieb er auf seinem Posten in Paris und zog sich als General der Cavallerie nach fünfzigjähriger Dienstleistung in doppelter Stellung, als Soldat und Diplomat, in den Ruhestand zurück. Denselben verlebte er noch nahezu ein Jahrzehnt zu Biancourt in Lothringen, wo er auch im hohen Greisenalter starb. Zu den bereits angeführten Auszeichnungen, die er sich erwarb, fügen wir noch hinzu, daß er 1810 das Commandeurkreuz des Leopoldordens und bei seinem Uebertritte in den Ruhestand, 1825, das Großkreuz des St. Stephansordens erhielt. Auch wurde ihm von Kaiser Franz bereits 1807 in Würdigung seiner als Soldat wie als Diplomat geleisteten Dienste die Donation einer auf 200.000 fl. bewertheten Herrschaft in Galizien verliehen. Als er sich dann nach Lothringen zurückzog, übertrug er seine Inhaberrechte an den Feldmarschall Grafen Bellegarde, welcher sie auch, aber in Vincent’s Namen, ausübte.

Majláth (Johann Graf). Geschichte des österreichischen Kaiserstaates (Hamburg 1850, Perthes, gr. 8°.) Bd. V, S. 268, 280 und 342. – Schlosser. Geschichte des achtzehnten und des neunzehnten Jahrhunderts bis zum Sturze des französischen Kaiserreichs. Dritte Auflage (Heidelberg, 8°.) Bd. VII, S. 259 u. f., 394, 374 und 1137. – Biographie des hommes vivants etc. (Paris 1819, L. G. Michaud, 8°.) tome V, p. 520. – Biographie nouvelle des Contemporains ou Dictionnaire historique et raisonné de tous les hommes qui, depuis la révolution française, ont acquis de la célébrité etc. Par M. M. A. V. Arnault, A. Jay, E. Jouy, J. Norvins etc. (Paris 1825, librairie historique, 8°.) tome XX, p. 228.