BLKÖ:Zampis, Anton
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Zamoyski, Wappen |
Nächster>>>
Zanardelli, Elisa | ||
Band: 59 (1890), ab Seite: 152. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
Anton Zampis in der Wikipedia | |||
Anton Zampis in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 126902666, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
[153] abkonterfeit mit den Figuren der damals in Wien die Hauptrollen spielenden Aristokraten und Diplomaten; ferner war er ein köstlicher Schilderer des vormärzlichen Wiener Fiakers mit Roß und Zeugl, den er in den verschiedensten Situationen und Variationen verewigt hat, und der kleinen Malheurs und Fatalitäten der Sonntagsreiter und Jagddilettanten. Von seinen Suiten nennen wir „Pêle-Mêle“, 12 Blätter in Quer-Klein-Folio, gedruckt bei Höfelich; – „Metamorphosen“, 6 Blätter Klein-Folio, gedr. bei Reiffenstein und Rösch; Bruststücke von Wiener Straßengestalten statt mit menschlichen mit Thierköpfen; – „Wiener Fuhrwerke der Gegenwart“, 6 Blätter Quer-Klein-Folio, gedruckt bei Höfelich, komische Situationen der bereits vom Schauplatze verschwundenen Wagengattungen: Comfortable, Phönix, Box, Cab u. s. w. Auch sind aus dieser Zeit die Porträts einiger bei Wettrennen berühmt gewordener Pferde, die er mit besonderem Geschick zeichnete, anzuführen. Das Sturmjahr 1848 entfesselte, wie bei den Schriftstellern, so auch bei unserem Künstler, den bis dahin im Geleise des zahmen Wiener „Hamur“ sich bewegenden satirischen Geist, und gleich nach den Märztagen erschien in ziemlich rascher Folge – sämmtlich bei J. Höfelich gedruckt und wahrscheinlich, da kein Verleger genannt ist, im Selbstverlag – eine Reihe satirischer Blätter in Klein-Folio, die heute, da sie nach den Octobertagen der Vernichtung anheim fielen, zu den Raritäten gehören; wir nennen davon: „Der Streit um den Stiefel“ (Lombardo-Venetien); – „Die Majorität der Linken“; – „SchuIverwaltung“; – „Nehmen ist besser als Geben“; – „Gassensoirée“; –,Die Uhrwähler“; – „Der Hausmeister in Verlegenheit“; –, Geistesgegenwart“; – „Der Hauptmann in Verlegenheit“; – „Der Chef in Verlegenheit“; – „Ministrantenlection. Das Wasser“: – „Ministrantenlection. Der Wein“; – „Die Practicanten“; – „Der Ex-Censor I.“, der Schriftsteller (Saphir in ganzer Gestalt mit Porträtähnlichkeit vor dem aus Gewohnheit immer streichenden Censor); – „Der Ex-Censor II.“ (der Legionär mit dem Banner „Vorwärts“ vor dem ein mit der mit Damnatur überschriebenen Schleife umwundenes Pack Bücher und Journale: Kuranda, Eugen Sue, Zukunft, Anastasius Grün unterm Arm tragenden Censor, der nun auch ein Liberaler werden will). Das größte Aufsehen aber, und namentlich in den höheren Beamtenkreisen, erregte seine 1848er „Satirische Chronik von Wien“, als deren verantwortlicher Chronist in der Rand Verzierung ein Dr. Franck genannt ist. In derselben wird zum ersten Male in beißender Weise der politische Witz gepflegt. Es erschienen, vom 8. Mai, an welchem die erste Nummer ausgegeben wurde, bis Ende August, mit welchem die letzte mir bekannt gewordene herauskam, im Ganzen 16 Blätter in Folio, bei Höfelich gedruckt; schon das erste Blatt: „Im Arbeitszimmer des Ministers des Innern“ brachte den rathlosen Freiherrn von Pillersdorf; das 6. am 19. Juni: „Im Sicherheitsausschuss“ den als heldenmüthigen Bezirkschef eine Rede haltenden Director Carl mit Porträtähnlichkeit; das 12. am 12. Juli das zum geflügelten Wort gewordene „Schwarzgelb“ mit Anspielung auf den mit dem mannhaftesten Muthe gegen die bereits aus allen Geleisen tretende Bewegung sich erhebenden in schwarzgelber Tracht einherschreitenden Quirin „Endlich“ in den drei Vergleichungsstaffeln „Endlich, Endlicher, am Endlichsten“; – und auf [154] demselben Blatte am 14. Juli: „Im Augarten“ wieder den mit schreiender Aehnlichkeit declamirenden Director Carl; – und auf Blatt 16, dem letzten, das ich kenne, im August (ohne Datum) „Ein Sonderbund“, Minister Stadion und Professor Neumann, Beide mit ziemlicher Aehnlichkeit. Auch in diesen „politisch satirischen Blättern“ ist Alles stets echt wienerisch in der humoristischen Erfindung und Charakteristik. Später lenkte Zampis wieder in das alte Geleise ein, und eine Reihe von Skizzen, welche 1860 erschien und Scenen aus dem Leben und Treiben bei den Wiener Tanzmeistern darstellte, fand, kaum im Schaufenster des Kunsthändlers ausgestellt, solchen Beifall, daß sofort die Originale von einem Kunstmäcen angekauft wurden. Allmälig aber kam der Künstler – aus der Mode; der pikante frivole Witz, wie er seit Jahren an der Seine cultivirt wurde, machte sich auch in Wien breit, und Zampis mit seinem urwüchsigen Wiener Humor war veraltet. Nur dann und wann begegnete man vereinzelten Blättern seines Zeichenstiftes mit Abbildungen von Pferden, wie der Siegerin im Freudenauer Wettrennen 1862, der englischen Vollblutstute „Aurelia“ des Grafen Fery Szirmay; oder den Pendants: „Wien (Fiaker) und Berlin“ (Droschke), colorirte Lithographien in Klein-Folio 1865. Zuletzt flüchtete sich des Künstlers Stift in Kalender und Journale, und so finden wir im Sommer’schen, später von August Silberstein redigirten „Oesterreichischen Volkskalender“ seine humoristischen Zeichnungen: „Hunde und Menschen“ (Jahrgang 1858); – „Die Dienstbotenwirthschaft“ (1861); – „Neue Wiener Erscheinungen“ (1863); – „Bettler- und Hausirerbilder aus Wiens Gasthäusern“ (1865); – „Die Herren vom Orchester“ (1876);– „Reiterstudien“ (1877), aber diese Arbeiten fallen gegen die aus früheren Tagen stark ab; und nur einige Blätter in Hallberger’s illustrirter Zeitung „Ueber Land und Meer“ zeigen den alten urwüchsigen harmlosen Wiener Witz, wie: „Trinker und Getränke“ (14. Bd., S. 525); – „Hunde und Hundebesitzer (15. Bd., S. 45 und 77); – „Markt- und Börsenbericht“ (ebd., S. 237). Aber dann wurden seine Blätter von den wirksameren von Herbert König, Offterdinger, W. Scholz, Canon, Löffler, Reinhardt u. A. verdrängt; das letzte Blatt des Künstlers, das uns vorliegt, ist das „Gedenkblatt an Erzherzog Franz Karl“ 1879, im Auftrage des Grafen Crenneville ausgeführt, an dessen Ausführung er sich mit dem Maler August Schäffer betheiligte. Der Künstler gerieth allmälig in Vergessenheit, in den letzten Jahren in gedrückte materielle Verhältnisse, zu denen sich noch schwerer Familienkummer gesellte, und er starb in ziemlich hohem Alter in Armut und Herzeleid.
Zampis, Anton (Zeichner und Maler, geb. in Wien im ersten Viertel des laufenden Jahrhunderts, gest. daselbst am 22. December 1883). Ueber den Bildungsgang dieses seinerzeit viel genannten und beliebten Künstlers liegen keine Nachrichten vor. Aber schon mehrere Jahre vor 1848 hat er sich durch seine humorvollen Scenen aus dem Wiener Leben, die bald allgemein Anklang fanden, bekannt gemacht. Zum Theile sind die Originale der Figuren, die er geschaffen hat, bereits aus dem Wiener Leben verschwunden, z. B. der Hackerbua mit den Sechsundsechzigern, das Wäschermadl mit den coquetten Schneckerln, das Standlweib mit dem Haringkopf u. a. Zampis hat in seinen Zeichnungen das vormärzliche Wien, wie es unmittelbar vor dem Umschwunge von 1848 aussah, mit culturhistorischer Treue geschildert. Wir nennen von diesen jetzt schon sehr seltenen Blättern: „Der Laternanzünder“; – „Ein Departementschef“; – „Eine Mamsell“; – „Ein Fiaker“; – „Ein Vagabund“; – „Ein Gratulant“; – „Ein Stutzer“; – „Ein Salamimann“; – „Eine Kräutlerin“; – „Ein Grundwachter“; – „Ein Herrschaftsportier“; – „Ein Kirchenvater“; – „Ein Sägefeiler“; – „Ein Amtsdiener“; – „Ein Klingelbeutelmann“; – „Ein Leinwandhändler“; – „Ein Invalide“; – „Ein Krapfenverkäufer“; – „Ein Schusterbube“; – „Der Marqueur nach Mitternacht“; – „Hundswascherbub am Schanzel“; – „Arbeiterin beim Bau“; – „Holzscheiber“; – „Vater und Sohn“; – „Börsianer“; –„Speisekellner“. Diese sämmtlich mit Unterschriften in Versen oder Prosa versehenen in Klein-Folio bei J. Rauh gedruckten, bei L. T. Neumann in Wien verlegten Blätter erschienen kurz vor 1848. Andere Folgen sind die Vertreter des Wienerthums vom „Brillantengrund“ und vom „Thurybrückl“, die „Schottenfelder Hausherrensöhne“ in ihrer quadrillirten Eleganz mit der unentbehrlichen Meerschaumenen; dann die „Elegants und Modelöwen“ und das große prächtige Blatt, welches die sogenannte „Ochsenpromenade“ im ehemaligen Paradeisgartel- Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 22. December 1883, Nr. 6948 in der „Kleinen Chronik“. – Wiener Theater-Zeitung, 1860, Nr. 77 im Feuilleton, von L. J. Semlitsch. – Neues Fremdenblatt. Wiener politisches Blatt (gr. 4°.) 1872, Nr. 226.