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BLKÖ:Zois von Edelstein, Siegmund Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 60 (1891), ab Seite: 243. (Quelle)
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Zois von Edelstein, Siegmund Freiherr (Humanist und Naturforscher, geb. zu Triest am 22., nach Anderen 23. November 1747, gest. in Laibach 10. November 1819). Ein Sohn des Michael Angelo Freiherrn Zois aus dessen zweiter Ehe mit Johanna Kappus von Pichlstein und ein Bruder des Freiherrn Karl [siehe S. 241]. Seine erste Erziehung erhielt er im Elternhause zu Laibach; dann ward er von seinem Vater nach Reggio im Modenesischen geschickt, wo er die humanistischen Studien beendete. Damals schon regte sich seine poetische Ader, und es entstanden Sonette, Madrigale und andere Poesien voll italienischer Originalität. Aber nur kurze Zeit konnte er dort verweilen. Sein 80jähriger Vater rief ihn nach Laibach zurück, damit er das ausgedehnte Geschäft des Großhandlungshauses übernehme. Nun trat an die Stelle der schönen Wissenschaften das Studium ernster Disciplinen, wie Philosophie, Mathematik, Naturkunde, besonders Mineralogie, Chemie, Berg- und Hüttenwesen, deren Kenntniß er zum Wohl seiner eigenen Heimat verwerthen sollte. Seine Lehrer waren zwei Jesuiten: Gabriel Gruber, Professor der Mechanik, und Joseph Maffei. Indessen betrieb er mit einer allgemeines Staunen erregenden Umsicht das ererbte Geschäft, und sein Ansehen wuchs bald so, daß er in allen wichtigen das Land betreffenden Fragen, in Handels- und Schifffahrtsachen, in Fragen der Laibacher Morastaustrocknung, des Gruber’schen Canalbaues um sein Gutachten angegangen wurde, das er dann gegenüber den Ersten des Landes, den Gouverneuren Krains und des Küstenlandes und anderen zu Rathe gezogenen Autoritäten mit Freimuth und ohne Rücksicht auf sein eigenes Privatinteresse abgab. Als in den Jahren 1775 und 1777 russische und schwedische Schiffe die Häfen des mittelländischen und adriatischen Meeres mit ihren Eisenwaaren überschwemmten, erlitt der bisher schwunghaft betriebene Eisenhandel des Hauses Zois den ersten Stoß. Aber der Freiherr ließ sich dadurch nicht entmuthigen, er verlegte sich umso eifriger auf montanistische Studien, bereiste die Schweiz, Deutschland, Holland und Frankreich und ging über Italien heim. Auf diesen Reisen machte er sich mit der verschiedenartigen Behandlung des Roheisens bekannt, trat mit Gelehrten und Naturforschern in Verkehr, knüpfte aber auch viele neue Handelsverbindungen an, welche ebenso seinem Hause wie dem Lande Krain zu Statten kamen. Neben seinem Berufe als Chef eines Großhandlungshauses betrieb er fortwährend das Studium der Naturkunde, vornehmlich der Mineralogie, stand im steten Verkehr mit Koryphäen dieser Wissenschaft und konnte, wie sein Biograph treffend bemerkt, in Sachen der krainischen Naturkunde als Referent für die literarische Welt gelten. Dabei war er stets auf Hebung des Berg- und Hüttenwesens in der Wochein, wo seine Eisenwerke lagen, bedacht, auf ihnen entwickelte sich ein immer regeres Leben und mit dem Aufblühen des Betriebes wuchs die Bevölkerung in solchem Grade, daß neue Localien und Exposituren in früher menschenleeren Gegenden errichtet werden mußten, der Bergbau kam immer mehr in Aufnahme. Ungeachtet eines während seines Aufenthaltes in Rom 1779 durch falsche Behandlung überkommenen unheilbaren Leidens, das ihn sehr quälte, führte er doch selbst jahrelang die Oberaufsicht [244] über den ausgedehnten Betrieb. Außerdem widmete er den öffentlichen Angelegenheiten volle Aufmerksamkeit, machte der Laibacher Lycealbibliothek ansehnliche Büchergeschenke und kaufte unter Anderem für dieselbe Japel’s slavische Bibliothek. Um der Stadt Laibach ein freundlicheres Ansehen zu verschaffen, rieth er den Abbruch der Stadtmauer und die Ausfüllung der Stadtgräben an, ging selbst mit dem besten Beispiel voran, indem er den unteren Theil der Stadtmauer sammt Gräben käuflich an sich brachte, diese verschütten, jene niederreißen ließ und auf dem Grunde einen botanischen Garten anlegte, der nach ihm die Zois’sche Allee hieß. So entstand der erste Belustigungsort Laibachs, der auf Kosten des Barons, die sich auf mindestens 30.000 fl. beliefen, hergestellt wurde. Ein anderer Vortheil, welcher für die Bewohner Laibachs aus dieser Anlage hervorging, war die unmittelbare Verbindung der Vorstädte Krakau und Tyrnau, da ihnen nun ein gerader und bequemer Zugang zur Stadt durch den Freiherrn Zois eröffnet wurde. Die Erbauung eines Theaters – nunmehr niedergebrannt – verdankte die Stadt zumeist dem Baron, denn nicht nur nahm er die meisten Actien, sondern lieferte auch unentgeltlich den nöthigen Eisenbedarf aus seinen Magazinen. Was er zur Förderung der Wissenschaft, namentlich der Mineralogie, durch seinen in wirklich freigebigster Weise vermittelten Mineralienaustausch nach Italien und Deutschland zu einer Zeit gethan, als die noch sehr primitiven Verkehrsmittel alle Sendungen sehr erschwerten und vertheuerten, laßt sich nur im Allgemeinen andeuten. So vermittelte er hauptsächlich den Mineralienaustausch mit Italien, worin ihn vornehmlich der Gelehrte Deodat de Dolomieu und der Cavaliere J. Morosini in Venedig unterstützten. Eisenerze und Pechsteinarten von der Insel Elba verschickte er in großer Zahl und schloß allen seinen Sendungen heimische Krainer Mineralien bei, so insbesondere Quecksilbererze von Idria und Neumarktl in Oberkrain; durch ihn machten die Billichgrazer Bergkrystalle in der Welt die Runde, die sich durch ihre schöne rosa und grüne Farbe auszeichnen, öfter aber auch Flüssigkeitseinschlüsse enthalten. Die Museen des Auslandes, welche dergleichen besitzen, verdanken diese sämmtlich dem Freiherrn von Zois. Auch die den Marmaroser Diamanten ähnlichen Bergkrystalle mit der Flächenentwickelung nach allen Seiten vom Berge Slivnica bei Zirknitz brachte er in Verkehr, ihm verdanken die Museen einen weißen Erbsenstein vom Berge Blegos bei Bischoflack, nach welchem Mineral seither vergebens gesucht worden. Auch den Versteinerungen schenkte er seine Aufmerksamkeit und suchte alle ergiebigeren Fundstellen mit großer Mühe auf, und sind dieselben erst seit den letzteren geologischen Aufnahmen einer eingehenderen Untersuchung unterzogen worden. Von einem ganz besonderen Vortheile für das Land Krain war sein Eifer bei Auffindung von Marmor-, Hornstein- und Jaspisarten; er sorgte für den Verkauf des Rohmaterials, der dem Lande ansehnliche Summen abwarf, denn namentlich Jaspis und Hornstein, die damals zur Anfertigung von kostbaren Geräthen und Geschirren verarbeitet wurden, waren sehr gesucht. Um einen Begriff davon zu geben, wie schwungvoll er den Mineralienaustausch betrieb, sei nur bemerkt, daß im Zeitraum von fünfzehn Jahren durch ihn [245] nicht weniger, denn 5707 Handstücke von Mineralien und Petrefacten versendet wurden. Ein großer Theil davon nahm seinen Weg nach Wien an das k. k. Hofnaturaliencabinet, dem damals Hofrath von Born vorstand. Für die wissenschaftlichen Kreise Laibachs und des Landes überhaupt bildete er eine Art von Mittelpunkt. Es war ihm Bedürfniß, Männer, welche sich wenig dankbaren geistigen Forschungen widmeten, zu fördern und ihnen mit Rath und That und seinem ganzen Einfluß beizustehen. Mehrere Jahre stand er als Director an der Spitze der krainischen Ackerbaugesellschaft. Die Bildung des Volkes, die Reinigung der ganz im Argen liegenden Landessprache, die Sammlung alles dessen, was die Geschichte der krainischen Literatur und Typographie betrifft, der Alterthümer, der heimischen Poesie, überhaupt was das Land Krain anging, lag ihm am Herzen; besonders fanden seine Lieblingsfächer, krainische Naturkunde, Mineralogie, Technologie, in deren Pflege er die Wurzeln des volkswirthschaftlichen Gedeihens erblickte, an ihm einen unermüdlichen Forscher, Sammler und Vertreter. Noch in den letzten Monaten seines Lebens beschäftigte er sich mit der Durchsicht der Gedichte Vodnik’s, sowie er bei dessen Lebzeiten mit an dem krainischen Lexikon und an einer krainischen Geschichte gearbeitet hatte und überhaupt nicht nur Vodnik’s Mäcen, sondern auch dessen Mentor gewesen. Wir müssen über die zahlreichen Acte der Humanität in den bedrängnißvollen Kriegsjahren seiner Zeit nur mit einer Erwähnung hinweggehen, der Monarch ehrte den Freiherrn 1809 durch Verleihung des Commandeurkreuzes des Leopoldordens. Leider blieb Baron Zois nicht von den Schlägen des Schicksals verschont. Sein Leiden hatte so überhand genommen, daß er schon seit 1783 nicht mehr die persönliche Aufsicht über seine Eisenwerke führen konnte. Im Herbst 1793 war er das letzte Mal in Oberkrain, seit 1797 kam er nicht mehr aus seinem Hause, 22 Jahre lang brachte er theils im Bette, theils in einem von ihm selbst ausgedachten Fahrstuhle zu, denn seine Füße waren unbrauchbar geworden. Noch nicht genug, wurde durch die jahrelangen Kriege und wiederholte Invasionen und zuletzt durch eine unbesiegbare Concurrenz der Wohlstand seines Hauses mächtig erschüttert. Er ertrug alles mit dem Gleichmuth eines Weisen. Als dann das Sinken der Staatspapiere den allgemeinen Credit erschütterte, ertrug er auch diesen Schlag, der ihn am mächtigsten traf. Auf die Ruinen seines Wohlstandes blickte er, der Duldsame unter den zahllosen Unduldsamen, mit ruhigem Lächeln und heiterem Gleichmuth. Er besaß noch eine an selten schönen Exemplaren reiche systematisch geordnete Mineraliensammlung und eine gewählte Bibliothek, diese wurden von der Regierung, erstere um 6000 fl. für das krainische Landesmuseum, letztere um 7000 fl. für die Laibacher Lycealbibliothek käuflich erworben. Ihm, der an beiden durch fünfthalb Jahrzehnte mit dem größten Eifer und vieler Mühe und Kosten gesammelt, that es selbst am meisten leid, bei den vorgeschilderten Verhältnissen diese Schätze seiner Heimat nicht unentgeltlich spenden zu können. Sein Andenken hat sich bis zur Stunde in der Wissenschaft erhalten, denn der berühmte Naturforscher Professor Klaproth taufte im Verein mit zwei anderen Gelehrten, mit Karsten und Werner ein neues säulenförmig krystallisirtes Fossil, das auf der Saualpe in Kärnthen [246] bricht, nach ihm Zoisit. Auch ehrten ihn seinerzeit berühmte Akademien der Wissenschaft, so die Imperialis Leopoldino-Carolina Academia Naturae Curiosorum, die Academie Celtique zu Paris (1806), die Jenaer herzogliche mineralogische Societät (1807), die Landwirthschaftsgesellschaft in Wien, deren Förderer und Beschützer Erzherzog Johann in der schönen Wochein am Ursprunge der Savica der Freiherr selbst ein Denkmal gesetzt (1808), und die Wetterau’sche Gesellschaft für gesammte Naturkunde zu Hanau (1808) durch Verleihung ihrer Diplome. Der Freiherr wurde auf dem Laibacher Friedhofe zur Erde bestattet. Die großartige Leichenfeier – der berühmte Laibacher Bischof Augustin Gruber persönlich leitete dieselbe – gab ein lebendiges Zeugniß, was er war. Wenn je Einer im Lande Krain, so würde es Siegmund Freiherr Zois verdienen, daß sein Andenken bleibend durch Errichtung eines Denkmals erhalten werde. Wo steht es?

Quellen. Richter, Professor. Siegmund Zois Freiherr von Edelstein (Laibach 1820, Sassenberg, 8°., 22 S.) [die Schrift führt als Motto Juvenal’s: Nemo dolorem fingit in hoc casu]. – Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, Strauß, 4°.) 1820, Nr. 46 und 48: „Lebensskizze“. – Barthol. Kopitar’s kleinere Schriften. Herausgegeben von Miklosich (Wien 1837, Beck, 8°.) Bd. II, S. 4 und 5 in Kopitar’s Selbstbiographie. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien, 8°.) Bd. VI, S. 259 [nach dieser geboren am 22. November 1747]. – Meyer (J.). Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia (Bibliographisches Institut, gr. 8°.). Zweite Abtheilung O bis Z, Bd. XV (1852) S. 923. – Paul Joseph Šafařik’s Geschichte der südslavischen Literatur. Aus dessen handschriftlichem Nachlasse herausgegeben von Joseph Jireček (Prag 1865, Tempský, gr. 8°.), I. Slovenisches und glagolitisches Schriftthum, S. 32. – Bleiweis (J. Dr.). Koledarček slovenski za navadno leto 1855, d. i. Slovenischer Kalender auf das Jahr 1855 (Laibach, 12°.) S. 17–26.
Porträts. 1) Unterschrift: „Sigmund Zois | Freyherr von Edlstein, | gest. den 10. Nov. 1849, alt 72 Jahre“. Lanzedelly del. Gedruckt im lithogr. Institut in Wien (8°.) [der Freiherr sitzt im Rollstuhl neben seinen Bücherkasten mit Lecture beschäftigt] selten. – 2) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: „Siegmund Zois“, Zinkographie. Im oberwähnten „Koledarček slovenski“ (12°.). – Es ist auch eine kleine Selbstbiographie, 188 vollbeschriebene Großoctavseiten enthaltend; ferner sein wissenschaftlicher Briefwechsel aus den Jahren 1787–1792 in guter Abschrift vorhanden. Man meldete seinerzeit, daß eine Herausgabe dieses Briefwechsels bevorstehe.