BLKÖ:Sartori, Franz
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Sartori, Joseph von | ||
Band: 28 (1874), ab Seite: 252. (Quelle) | |||
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Schultes kam er viel mit Schriftstellern und Künstlern zusammen und übernahm zuletzt auch von Schultes die Redaction der Annalen der österreichischen Literatur, eines damals in Fachkreisen geachteten Blattes. Bei seiner Vorliebe für die Länderkunde machte er eine Reise durch den größten Theil der österreichischen Provinzen. Im August 1808 trat er in die durch den Tod seines Freundes Joseph Höderl erledigte Stelle bei dem [253] k. k. Bücher-Revisionsamte, an welchem damals Joseph Ellmaurer [Bd. IV, S. 24] Director war und wozu ihn seine polyhistorische Richtung zumeist befähigte. In diesem Staatsdienste stufenweise vorrückend, wurde er in Folge seiner Tüchtigkeit schon nach vierjähriger Dienstzeit im Jahre 1812 zum Vorsteher der Anstalt ernannt. S. hatte diese Stelle bis zu seinem im besten Mannesalter von erst 48 Jahren erfolgten Tode bekleidet. In dieser Zeit gründete er im Jahre 1813 die „Wiener Literatur-Zeitung“, deren Redaction er aber bald niederlegte. Als der Secretär des Polizeiministeriums, Johann Michael Armbruster [Bd. I, S. 65], sich erschoß, übernahm S. 1814 die während der großen Kriegsrüstungen zur Belebung des Nationalgeistes im Jahre 1808 eben von Armbruster selbst im Vereine mit Hormayr, Collín, Vierthaler u. A. begründeten „Vaterländischen Blätter“, welche seit dem Jahre 1808 bestanden und im Anfange ganz trefflich redigirt wurden, dann aber unter Sartori’s Redaction so herabsanken, daß ihnen die amtliche Unterstützung entzogen wurde und sie im[WS 1] Jahre 1820 zu erscheinen aufhörten. Den im Jahre 1819 begründeten österreichischen Kalender hat S. bis zu seinem Tode fortgeführt. Neben dieser journalistischen Thätigkeit war S. auch sonst noch ein fleißiger Schriftsteller und manche seiner Arbeiten sind noch heute gut benützbar und geben Aufschlüsse über Cultur- und die geistigen Zustände der Monarchie. Die Titel der von Sartori herausgegebenen Werke sind: „Skizzirte Darstellung der physikalischen Beschaffenheit und der Naturgeschichte des Herzogthums Steyermark. Als Grundlage zur Beförderung und Verbesserung der Oekonomie in diesem Lande“ (Gratz 1806, 8°.); – „Naturwunder des österreichischen Kaiserthumes“ (Wien 1807; neue Auflage 1809, Doll, mit 12 K. K.); – „Specimen nomenclatoris plantarum phanerogamarum in Styria sponte crescentium“ (ebd. 1808, Doll, 8°.); – „Länder-und Völkermerkwürdigkeiten des österreichischen Kaiserthums“, 4 Bde. (ebd. 1809, Doll, 8°., mit 8 K. K.); – „Grundzüge einer Fauna von Steyermark. In deutscher, lateinischer und französischer Sprache“ (Gratz 1809, Ferstl, 8°.); – „Neueste Reisen durch Oesterreich ob und unter der Enns, Salzburg, Berchtesgaden, Kärnthen und Steiermark“, 3 Bde. (Wien 1810, Doll, 8°., mit K. K.); darüber erschien von Franz Jos. Grafen Enzenberg eine „Beleuchtung der neuesten Reise Sartori’s durch Oesterreich ob und unter der Enns“ (Klagenfurt 1812, 8°.); – „Malerisches Taschenbuch für Freunde interessanter Gegenstände“, 6 Jahrgänge (Wien 1812 bis 1818, A. Doll, mit K. K., 8°.); – „Gemälde der österreichischen Schweiz oder Schilderung des Salzkammergutes in Oesterreich ob der Enns“ (ebd. 1813, Doll, 8°., mit 1 K.); – „Pantheon denkwürdiger Wunderthaten, volksthümlicher Heroen und furchtbarer Empörer des österreichischen Reiches“, 3 Bde. in 9 Heften (Prag und Wien 1816, Haas, 8°., mit K. K.); – „Neueste Geographie von Steyermark mit ihren Merkwürdigkeiten, nebst Register“ (Gratz 1816, Ferstl, gr. 8°., mit 1 K. u. 1 Karte); – „Taschenbuch für Karlsbads Curgäste, wie auch für Liebhaber von dessen Naturschönheiten“ (Wien 1817, Haas, mit 1 K. u. 1 Pl., 8°.); – „Taschenbuch für Marienbads Kurgäste oder vollständige Beschreibung dieses Heilortes und seiner Umgebungen“ (ebd. 1819, Haas, mit 1 Vign., 8°.); – „Oesterreichs Tibur oder Natur- und Kunstgemälde aus dem österreichischen Kaiserthume, seiner Alpen, Ströme, Seen, seiner Heilquellen und ihrer Wunder. Mit Beiträgen von Hammer, Schultes, Trattinick, [254] Berzeviczy u. A.“ (ebd. 1819, Doll, 8°., mit 4 K. K.); – „Romantischer Bildersaal grosser Erinnerungen. Aus der Geschichte des österreichischen Kaiserstaates“, 2 Theile (Brünn 1819, Traßler, 8°.), ohne seinen Namen; – „Die Burgvesten und Ritterschlösser der österreichischen Monarchie. Nebst einer topographisch-pittoresken Schilderung ihrer Umgebungen“, 8 Theile (ebd. 1819–1820, Traßler, gr. 8°.), ohne seinen Namen; – „Geschichte und Beschreibung der merkwürdigen Gotteshäuser, Stifter und Klöster“, 2 Bde. (ebd. 1821, Traßler, 8°., mit 2 K. K.), ohne seinen Namen; – „Naturgemälde der neuentdeckten Polar- und Tropenländer, oder Merkwürdigkeiten der neuen Welt u. s. w.“, 2 Theile (ebd., 1819, Traßler, 8°.), ohne seinen Namen; – „Ueberlieferungen aus der neuen Welt oder den Staaten, Kolonieen und Völkern jenseits des Meeres u. s. w. Nach den jüngsten Entdeckungsreisen und interessantesten Gemälden“, 2 Bde. in 6 Heften (ebd. 1820, Traßler, 8°.); – „Verzeichniss der gegenwärtig in und um Wien lebenden Schriftsteller u. s. w.“ (Wien 1820, Gerold, 8°.); – „Naturwunder und ausserordentliche Naturerscheinungen unserer Zeit in dem österreichischen Kaiserthume. Eine Fortsetzung der österreichischen Naturwunder“, 2 Theile (Gratz 1821, Kienreich, 8°.), – „Die besuchtesten Badeörter und Gesundbrunnen des österreichischen Kaiserstaates“, 2 Thle. (Brünn 1821, Traßler, gr. 8°.), ohne Namen des Autors; – „Authentische Beschreibung der unerhörten Ueberschwemmung der Donau im Erzherzogthum Oesterreich unter der Enns im Jahre 1830–1832“, 2 Theile, auch unter dem Titel: „Wiens Tage der Gefahr und die Retter aus der Noth“ (Wien 1830, Gerold, mit 2 Stahlstichen, 2 Abbildungen und Plan des Donaustroms, gr. 8°.); – „Historisch-ethnographische Uebersicht der wissenschaftlichen Cultur, Geistesthätigkeit und Literatur des österreichischen Kaiserthums nach seinen mannigfaltigen Sprachen u. s. w. I. Theil. Mit einem Anhange: Das Vaterunser in den Sprachen und Typen der verschiedenen, in der österreichischen Monarchie einheimischen Nationen darstellend“ (Wien 1830, Gerold. gr. 8°.). Außerdem sind von ihm viele anonyme Aufsätze, Gelegenheitsschriften u. dgl. m. zerstreut in Zeitschriften. Es ist eine große Fruchtbarkeit, welche Sartori entwickelt, leider ergibt sich diese Quantität auf Kosten der Qualität. Denn mit der kritischen Richtung des Gebotenen hat es S. nicht sehr genau genommen, auch war er in Beziehung des geistigen Mein und Dein nicht zu gewissenhaft[WS 2], und Karl Schmutz, der Autor des „Historisch-topographischen Lexikons von Steiermark“, hat ihn geradezu des Plagiats beschuldigt und ihm an 1000 Seiten, ausgeschrieben aus den Werken seines väterlichen Freundes Schultes, des Chorherrn Kurz und Hormayr’s, nachgewiesen. Sein verdienstlichstes Werk ist jedenfalls die „Historisch-ethnographische Uebersicht der wissenschaftlichen Cultur ... des österreichischen Kaiserthums“, dessen Vollendung durch seinen frühzeitigen Tod vereitelt wurde, denn es ist nur der erste Band erschienen, in welchem sich aber am treffendsten Sartori’s Leistungsfähigkeit spiegelt, denn der größere Theil seiner späteren Arbeiten, namentlich der bei Traßler in Brünn erschienenen, ist eitel Buchmacherei.
Sartori, Franz (Schriftsteller, geb. zu Unzmarkt in Steiermark 7. März 1782, gest. zu Wien 31. März 1832). Sein Vater Franz Xav. Sartori war Gerichtsbeamter in Diensten des Fürsten Schwarzenberg, die Mutter Anna war eine geborne von Schäfersfeld. Den ersten Unterricht erhielt er im Elternhause, dann begab er sich nach Gratz, wo er die philosophischen und höheren Studien hörte. Nun trat er zu Gratz in den Orden der Minoriten, den er aber nach anderthalb Jahren, noch vor abgelegter Profeß, wieder verließ. Im Jahre 1804, damals 22 Jahre alt. übernahm er die Redaction der zu jener Zeit in Gratz erscheinenden Zeitung für Innerösterreich; mehrere in verschiedenen Tagesblättern von ihm abgedruckte geographische und landwirthschaftliche Artikel hatten die Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet, wie er denn auch auf Reisen im Vaterlande ebenso seine Kenntnisse erweitert, als mannigfache, seine Interessen fördernde Verbindungen angeknüpft hatte. Im Februar 1806 begab er sich nach Wien, wo er seine unterbrochenen Studien fortsetzte und im Jahre 1807 die medicinische Doctorwürde erlangte. Durch seine Bekanntschaft mit Professor- Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 490. – Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur. In vier Bänden (Leipzig 1834, Brockhaus, gr. 8°.) Bd. IV, S. 119 [nach diesem geb. 1788]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilg. Bd. VII, S. 183, Nr. 2. – Steiermärkische Zeitschrift. Redig. von [255] Dr. G. F. Schreiner, Dr. Albert von Muchar, C. G. Ritter von Leitner, A. Schrötter (Grätz 1847, Damian u. Sorge, 8°.) Neue Folge, VII. Jahrg. (1842), Heft 1, S. 57. – (Hormayr’s) Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (Wien, 4°.) VI. Jahrg. (1815), S. 427; „Biographische Skizze“.