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Beschreibung des Oberamts Sulz/Kapitel B 21

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Rosenfeld,

Gemeinde II. Kl. mit 1191 Einw. wor. 20 Kath., bestehend aus a. Rosenfeld, Stadt. b. Fischersmühle. c. Heiligenmühle. d. Lohmühle. e. Gypsmühle. f. Pelzmühle. g. Riedmühle. h. Schmelzlesmühle. i. Vogelmühle. k. Walkmühle. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Binsdorf eingepfarrt.

Die Stadt Rosenfeld ist der Sitz eines Revierförsters (Revier Leidringen), eines Amtsnotars und eines Postamts; auch befindet sich daselbst ein practicirender Arzt und eine altberechtigte Apotheke. Der Ort liegt unterm 26° 23′ 24,25″ östlicher Länge und 48° 17′ 13,00″ nördlicher Breite (Stadtkirchenthurm), drei geometrische Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt; die Erhebung über das Mittelmeer beträgt an der Erdfläche der Stadtkirche 2157,5 Württ. oder 1902,8 Pariser Fuß. Auf einem wohlgeformten Bergvorsprung, welcher sich zwischen den ziemlich tief eingeschnittenen Thälchen des Stunzbachs und des Weingartenbachs hinzieht und gegen Osten spitz zuläuft, hat der Ort eine freie, wirklich romantische Lage, die eine weite, sehr anziehende Aussicht, namentlich an die nur einige Stunden entfernte Alp erlaubt. Wegen der hohen und freien Lage ist das Klima gesund und die häufig bewegte Luft auch den Sommer über meist angenehm kühl. Die ursprüngliche Stadt (Altstadt) bildet, bedingt durch das Terrain, ein Dreieck, dessen Basis an der| Westseite, die Spitze aber an der Ostseite sich befindet; sie ist von drei Seiten natürlich fest und war nicht nur auf der allein zugänglichen westlichen durch Mauern und zwei tiefe quer über den Bergvorsprung führende Gräben, über welche Zugbrücken führten, geschützt, sondern auch auf den übrigen Seiten mit einer doppelten Mauer und Zwinger versehen. An der östlichen Spitze der Stadt lief ebenfalls ein Graben mit Zugbrücke über den an dieser Stelle sehr schmalen Bergrücken. Von der doppelten Stadtmauer war die innere drei Stockwerke hoch und mit einem bedeckten Umlauf versehen, an der äußern, minder hohen Mauer aber befanden sich Rondele und Halbrondele, wovon zwei, eines an der nordwestlichen Ecke, das andere an der östlichen Spitze der Stadt, noch in ihrem ursprünglichen Zustande vorhanden sind. Von den Befestigungsthürmen sind ebenfalls noch zwei vorhanden, der eine zunächst des ehemaligen unteren Thors, der andere an der nordwestlichen Ecke der Stadtmauer. An der westlichen Seite und an der östlichen Spitze der Stadt standen Thore mit Thürmen, das obere und untere Thor, ersteres wurde 1817, letzteres 1832 abgebrochen. Kleinere Thore für Fußgänger bestehen zwei an der Südseite und eines an der Nordseite der Stadt. – Eine alte Ummaurung der Stadt wird schon in das J. 1274 gesetzt (Steinhofer 2, 236).

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Obgleich die Stadt im Laufe der Zeit von ihren Vertheidigungswerken manches verloren hat, so trägt sie doch noch das ächte Gepräge einer wohl befestigten mittelalterlichen Stadt, die von verschiedenen Seiten malerische Ansichten bietet. Außerhalb der Mauern der Altstadt haben sich allmählig Vorstädte gebildet, die obere an der Westseite und die untere Vorstadt an der Ostseite des Orts, welch letztere aus einer Straße besteht, die sich in der Verlängerung der durch die Altstadt hinführenden Hauptstraße auf dem schmalen Bergrücken fortzieht, während die obere Vorstadt eine quer über den Bergrücken führende Straße bildet. Durch die ummauerte Stadt führen vier Straßen, von denen die Hauptstraße, die sog. vordere Straße, der Länge nach durch den Ort von dem oberen zu dem unteren Thor angelegt ist, während die Schloßstraße, welche in ihrer Verlängerung obere Straße genannt wird, die Stadt in ihrer größten Breite durchzieht und die Hauptstraße unweit des oberen Thors rechtwinkelig durchschneidet. Von dem nördlichen Ende der oberen Straße geht beinahe rechtwinkelig die hintere Straße ab, welche parallel mit der Nordseite der Stadt bis zur Kirche hinführt und dort in die Hauptstraße eingeht; auf gleiche Weise geht von dem südlichen Ende der| Schloßstraße die Spitalstraße ab und führt mit der Südseite der Stadt parallel laufend ebenfalls in der Nähe der Kirche in die Hauptstraße, so daß die drei Längenstraßen bei der Kirche und bei dem nahe gelegenen unteren Thor zusammentreffen. Die durchgängig mit Kandeln versehenen macadamisirten Ortsstraßen sind breit und ziemlich regelmäßig angelegt. Die meist gedrängt gebauten Häuser sind im Allgemeinen nicht unansehnlich und haben häufig noch ein alterthümliches Aussehen, während die Gebäude in den Vorstädten aus neuerer Zeit stammen.

Von öffentlichen, der Gemeinde gehörigen, Gebäuden sind zu nennen:

1. Die Pfarrkirche, welche Eigenthum der Stiftung ist, war ursprünglich, so lange noch die Mutterkirche in Isingen war, bevor Rosenfeld eine selbstständige Pfarrei wurde, nur eine Kapelle St. Anna. Die Kirche hat im Allgemeinen wenig architektonischen Werth, indem sie im Laufe der Zeit styllos verändert wurde, indessen hat sich die an der Westseite angebaute Vorhalle in ihrem spät germanischen Style noch erhalten; sie hat einen spitzbogigen Eingang, auf jeder Ecke einen Strebepfeiler mit wohl ornamentirten Fialen und über denselben zwei fratzenartige Wasserspeier. Die Vorhalle selbst deckt ein Netzgewölbe, dessen einer Schlußstein das Schweißtuch der heiligen Veronica, der andere ein Brustbild zwei Wappenschilde haltend, enthält. Die Gewölbegurten gehen von Wappenschilden aus, auf denen verschiedene Handwerksabzeichen, wie z. B. der Bäcker, Metzger, Schuhmacher, Messerschmiede etc. abgebildet sind. Über dem spitzen Eingang, der von der Vorhalle in die Kirche führt, ist eine germanisch gehaltene Wandnische angebracht. An der Sacristei ist das aus Stein gefertigte Bild des h. Sebastian eingemauert (s. unten). Der Thurm ist in seinen unteren Theilen viereckig und geht gegen Oben in ein Achteck über, dem ein Bohlendach mit sog. Laterne aufgesetzt ist. Das weiß getünchte Innere der Kirche ist sowohl im Langhaus als im Chor flach gedeckt; letzterer hatte ursprünglich ein Gewölbe, was die noch vorhandenen, meisterhaft gearbeiteten Gurtenträger hinlänglich bekunden. Unter der Kanzel ist das württembergische Wappen mit der Jahrszahl 1504 angebracht, die Kanzel selbst aber ist neuer und im Rococostyl geschmacklos aufgeführt. Der Chor, welcher in dem untersten Stockwerk des Thurms sich befindet, bewahrt ein Grabdenkmal, ein geharnischter Ritter auf einem Löwen stehend. In das östliche Chorfenster sind zwei gute Glasmalereien, das württembergische und das rosenfelder Wappen mit der Jahrszahl 1594,| eingelassen. Von den vier vorhandenen Glocken sind zwei in neuerer Zeit gegossen, während von den übrigen die eine den englischen Gruß, die andere die vier Evangelistennamen und O rex glorie Christe als Umschrift trägt. Den Gottesdienst besorgen ein Stadtpfarrer und ein Diacon.

Der ummauerte Begräbnißplatz liegt außerhalb (südwestlich) der Stadt; auf demselben steht eine kleine Kapelle, die jedoch keine architektonischen Merkwürdigkeiten enthält.

2. Das Diaconatgebäude, südlich von der Kirche an der Hauptstraße gesund und freundlich gelegen befindet sich in gutem baulichem Zustande; es ist gemeinschaftliches Eigenthum der Stiftungen zu Rosenfeld und Isingen, da der Diacon zugleich Pfarrer in Isingen ist.

3. Das Rathhaus, ein ansehnliches, im Jahre 1687 erbautes Gebäude, das die Ecke von der vorderen und oberen Straße bildet. Vor etwa 30 Jahren ist demselben ein Thürmchen aufgebaut worden, in welchem eine Glocke sich befindet, die früher auf dem oberen Thorthurm hing und nach dessen Abbruch hieher versetzt wurde. Die Glocke ist eine alte Stiftung mit der Bestimmung, daß dieselbe regelmäßig alle Tage Abends 9 Uhr geläutet werden soll, um etwa irrende Wanderer wieder auf den rechten Weg zu leiten; diese Bestimmung wird immer noch pünktlich erfüllt. Auch ist oben an dem Rathhause eine der beiden Stadtuhren angebracht und in neuerer Zeit eine weitere Glocke aufgehängt worden.

4. Das in der Spitalstraße gelegene Schulgebäude, welches früher Spital war, enthält außer der Amtswohnung des Präceptors, die lateinische Schule und drei Schulzimmer der deutschen Schule. An der deutschen Schule sind zwei Schulmeister angestellt, die jedoch keine Amtswohnungen haben, sondern gegen Hausmiethe-Entschädigung in Privatgebäuden wohnen. Mit der lateinischen Schule ist eine Turn- und Badanstalt verbunden, auch besteht eine Industrieschule, an der eine Lehrerin den Mädchen Unterricht im Nähen und Stricken ertheilt.

5. Das ehemalige Kameralamtsgebäude, Stadthaus genannt, nach Aufhebung des Kameralamts im Jahr 1844 von der Stadt erkauft, dient nun zur Miethswohnung des jeweiligen Amtsnotars und des Revierförsters. Das Gebäude war früher die Wohnung des Oberamtmanns und wurde nach Aufhebung des Oberamts im Jahre 1809 für das Kameralamt bestimmt.

Ein Gemeinde-Backhaus und zwei Waschhäuser sind vorhanden.| Außerhalb der Stadt steht das Schafhaus, welches zugleich Armenhaus ist.

Von Gebäuden, welche dem Staat gehören, sind zu nennen:

1. Das Stadtpfarreihaus, ein altes, jedoch in neuerer Zeit gut hergestelltes Gebäude, welches nahe der Kirche steht.

2. Der Fruchtkasten, ein massives 180′ langes, 58′ breites und 76′ hohes Gebäude, das im Jahre 1581 erbaut wurde; seit der Zehentablösung vom Jahr 1849 sind die Räume theilweise verpachtet, in denen über 10.000 Schffl. Früchte aufgespeichert werden konnten. In R. war schon einer der vier Fruchtkästen gewesen, welche Herzog Eberhard im Bart nach seiner Landesordnung von 1495 errichten ließ. – Außer den öffentlichen Gebäuden sind noch zu erwähnen: das ehemalige Burgschloß der Edlen von Rosenfeld, welches an der südwestlichen Ecke der Altstadt steht und nun in den Gasthof „zum Schloß“ umgewandelt ist; es bietet außer den dicken Mauerwandungen und einem Rest der ehemaligen Ringmauer, nichts Alterthümliches mehr. Das hinter dem Schloß auf der Stadtmauer gestandene Rondel ist jetzt in einen Pavillon umgewandelt. Im 16. Jahrhundert kamen in den Besitz dieses Schlosses die von Frauenberg, in deren Familie Konrad von Frauenberg Sophie, eine der Töchter des um 1499 gestorbenen Wolfs von R., zur Gemahlin hatte. Der nun als Apotheke benützte ehemalige Klosterhof ist ein sehr altes Gebäude, von dem man auf den Umlauf der nördlichen Stadtmauer gelangen konnte; über dem rundbogigen Eingang ist das gräflich württembergische Wappen angebracht.

Obgleich die Markung sehr quellenreich ist und von mehreren Bächen, wie von dem Stunzbach, Sulzbach, Weingartenbach, Kronbach etc. durchzogen wird, so ist doch die Stadt welche aus 7 laufenden und 2 Pumpbrunnen ihr Trinkwasser erhält, in ganz trockenen Jahrgängen nicht hinreichend mit Wasser versehen, indessen hören einzelne Brunnen in den Vorstädten niemals zu fließen auf. Ein schwefelhaltiger Brunnen befindet sich in der unteren Vorstadt. Von den Brunnen ist der vierröhrige Marktbrunnen vom Jahr 1560 der bedeutendste; er trägt auf der Brunnensäule das Standbild eines Ritters, auf dessen Schild das württembergische Wappen angebracht ist. Ein weiterer, ebenfalls vierröhriger Brunnen, der sog. Kirchenbrunnen, ist modern aus Eisen gegossen und trägt auf der Brunnensäule einen Adler mit halb ausgebreiteten Schwingen; der Brunnen stand früher in Lichtenegg und wurde im Jahr 1858 von der Gemeinde dem Freiherrn v. Stein abgekauft.

| Durch den Ort führt die Landstraße von Oberndorf nach Balingen, welche im Jahr 1847 zur Poststraße erhoben wurde, auf der die Postfahrten alltäglich nach den genannten Orten hin und her statt finden. Vicinalstraßen führen nach Leidringen, Rottweil zu, nach Zimmern, Haigerloch zu, und eine durch das Bubenhofer Thal nach Binsdorf.

Die Stadt bezieht ihr Wasser hauptsächlich aus zwei nahe bei einander westlich vom Ort entspringenden Quellen, eine im Tauchstein die andere in den oberen Weingärten, die mittelst einer 1/8 Stunde langen Wasserleitung in hölzernen Deicheln zugeführt werden. Der oben angeführte schwefelhaltige Brunnen wurde früher für ein Badhaus benützt.

Die ortsangehörige Bevölkerung der Stadtgemeinde Rosenfeld belief sich laut der Bevölkerungslisten vom Jahr

M. W. Zus.
1821 auf 610 629 = 1239
1831 647 658 = 1305
1841 671 682 = 1353
1851 641 652 = 1293
1862 604 629 = 1223

Im Jahre 1858, wo eine speciellere Aufnahme der Landesbevölkerung stattfand, zählte Rosenfeld

        M. W.
Verheirathete 172 172
Verwittwete 24 51
Geschiedene 1
Unverheirathete 387 384
  583 608

und zwar

Evangelische       576 595
Katholiken 7 13
  583 608

beziehungsweise

unter 1 Jahre       13 16
1 6 66 59
7 13 75 80
14 24 136 133
25 39 139 138
40 59 106 132
60 79 46 46
80 u. mehr Jahre 2 4
  583 608
| Die ortsanwesende Bevölkerung Rosenfelds belief sich bei der neuesten Zollvereinszählung (pro 1861) mit Einschluß von 5 männlichen und 6 weiblichen Ausländern auf
  M. W. Zus.
476 537 1013

worunter

Evangelische 464 520 984
Katholiken 12 17 29

beziehungsweise

Verheirathete 165 164  
Verwittwete 23 51
Geschiedene 2 2
Unverheirathete
unter 25 J. 239 243
über 25 J. 47 77.

Bezüglich der merkwürdigen Männer, welche aus der Stadt hervorgegangen sind, ist zu erwähnen, daß sie der Stammort der Basler Iselin ist, deren Anherr Heinrich Isenle im J. 1364 von Rosenfeld in Basel einwanderte. (Athenae Rauricae von Herzog S. 113.)

Als Sohn eines kirchenräthlichen Beamten wurde am 11. Febr. 1700 allhier geboren Christoph Konrad Heller, in Tübingen in der Theologie gebildet, 1720 Feldprediger beim k. sardinischen Regiment Schulenburg, seit 1733 in württembergischen Kirchendiensten, zuletzt, seit 1759 Abt des Klosters Anhausen, als welcher er den 28. Oct. 1766 starb. Er war ein vorzüglicher Kanzelredner.

Georg Jonathan Holland, geb. den 6. Aug. 1742, studirte Theologie in Tübingen, wurde Hofmeister bei den Söhnen des Herzogs Friedrich Eugen von Württemberg in Mömpelgard. Als er zum außerordentlichen Professor der Theologie in Tübingen ernannt war, berief ihn die Kaiserin Catharina II. nach St. Petersburg, gab ihm den Hauptmannstitel und machte ihn zum Freiherrn. Später lebte er einige Zeit bei dem Prinzen Friedrich (nachherigen König) von Württemberg zu Lübben in Schlesien, ging 1783 Gesundheitshalber nach Stuttgart und starb hier den 11. April 1784. Seine Hauptschrift, welche seinen Namen bekannt machte, sind die Reflexions philosophiques sur le Système de la nature. Paris 1772. 8. (öfters, auch deutsch erschienen).

Die Einwohner sind im Allgemeinen körperlich gesund, fleißig, sparsam und geordnet. Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht| und Gewerbe (s. über die letztern, wie auch über die vorhandenen Mühlen unten). In den Vermögensumständen sind die Einwohner in Folge der Mißjahre und aus Mangel an Verdienst etwas zurückgekommen, übrigens beginnen dieselben sich wieder zu heben und der Nahrungsstand ist auch in sofern gesichert, als jeder ansäßige Bürger mehrere Allmandplätze oder sog. Bürgertheile zu lebenslänglicher Nutzniesung erhält. Der begütertste Bürger besitzt etwa 30 Mrg. Felder, der sog. Mittelmann 12–15 Morgen und die ärmere Klasse 2 Mrg. Einer Unterstützung von Seiten der Gemeinde ist gegenwärtig Niemand bedürftig. Die Gemeinde ist im Besitz von 700 Morgen Waldungen, aus denen nicht nur jeder Bürger seine jährliche Holzgabe, in einem Klafter und 50 St. Wellen bestehend, bezieht, sondern auch die Ausgaben der Gemeindekasse großentheils bestritten werden, so daß eine Gemeindeschadensumlage nicht nöthig wird.

Die verhältnißmäßig kleine Markung bildet eine wellige Hochebene, welche von mehreren ziemlich tief eingeschnittenen Thälern durchfurcht ist. Der im Allgemeinen fruchtbare Boden besteht auf der Hochebene aus Diluviallehm, dem in unbeträchtlicher Tiefe der die Feuchtigkeit wenig durchlassende Liaskalk als Unterlage dient, daher die Felder in mäßig feuchten Jahrgängen mehr ertragen als in nassen. An den Thalabhängen tritt unterhalb des oberen Randes ein sehr schwerer, Feuchtigkeit haltender Thonboden auf, der beinahe beständig naß ist und deßhalb meist für den Wiesenbau benützt wird. Weiter abwärts an den Thalgehängen erscheinen in Folge des hier anstehenden grobkörnigen Keupersandsteins, sandige Böden, die zu den geringern auf der Markung gehören.

In dem 3/4 Stunden nordöstlich von der Stadt gelegenen Wald „Birken“ befinden sich zwei Steinbrüche im Keuperwerkstein, die sehr ausgedehnt betrieben und die gewonnenen Steine weithin versandt werden. Töpfererde wird auf der sog. Lehr und im Lerchenbühl gewonnen. Lehm für die hier bestehende Ziegelei kommt in der Nähe der Stadt vor.

Die Landwirthschaft wird im Allgemeinen eifrig getrieben und zur Besserung des Bodens kommt, neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln, die Jauche, der Gyps und die Hallerde in Anwendung. Von verbesserten Ackergeräthen hat der flanderische Pflug Eingang gefunden. Walzen sind zwei vorhanden. Im System der Dreifelderwirthschaft baut man Dinkel, Gerste, Haber, etwas Weizen und als Mischfrucht unter dem Haber Ackerbohnen; in der zu 1/4 angeblümten Brache werden Kartoffeln, Futterkräuter, Wicken und Reps gezogen.| Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens beträgt an Dinkel 8–10 Schffl., an Gerste 6 Schffl., an Haber 6–7 Schffl. und an Weizen 4 Schffl. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 100–600 fl. Von den Felderzeugnissen werden etwa 200 Scheffel Dinkel und 100 Schffl. Haber nach Außen verkauft.

Der ausgedehnte Wiesenbau, dem übrigens keine Wässerung, sondern nur Düngung zukommt, liefert größtentheils gutes und gesundes Futter; die durchgängig zweimähdigen Wiesen ertragen durchschnittlich 25 Ctr. Heu und 10–12 Ctr. Öhmd per Morgen und die Preise eines Morgens steigern sich von 200–800 fl. Futter wird theilweise nach Außen abgesetzt.

Die Obstzucht ist beträchtlich und immer noch im Zunehmen begriffen, auch sind die Straßen mit Obstbäumen besetzt; es werden verschiedene Kernobstsorten, jedoch vorzugsweise Mostsorten, Zwetschgen und nur wenig Kirschbäume gezogen. Mehrere Privatbaumschulen, aus denen die Jungstämme größtentheils bezogen werden, sind vorhanden. Das Obst, welches ziemlich gerne gedeiht, wird für den eigenen Bedarf theils gemostet, theils gedörrt. In günstigen Jahren jedoch wird auch Kernobst, hauptsächlich aber Zwetschgen, nach Außen verkauft.

Früher wurde auch Weinbau getrieben und ein südlich geneigter Abhang in der Nähe von Rosenfeld wird noch die Weingärten genannt; gegenwärtig steht man nur noch an einzelnen Häusern Kammerzen, an denen in günstigen Jahren die Traube reift.

Die Weide ist unbedeutend und beschränkt sich auf das Brach- und Stoppelfeld, wie auf wenig ergiebige Allmanden; sie wird für Schafe (Bastard- und Landschafe), welche einzelne Bürger halten, benützt, was der Gemeindekasse ein jährliches Pachtgeld von 6–700 fl. einträgt, der überdieß die Pferchnutzung eine Rente von 150 fl. sichert. Gegenwärtig laufen etwa 300 St. Schafe auf der Markung, von denen die gewonnene Wolle meist an Tuch- und Zeugmacher im Ort oder auf dem Sulzer Wollmarkt abgesetzt wird.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde von keinem Belang, dagegen die des Rindviehs sehr namhaft und bildet eine besondere Erwerbsquelle für die Einwohner, indem ziemlich viel Vieh, worunter auch gemästetes, theils nach Baden ausgeführt, theils von auswärtigen Händlern im Ort aufgekauft wird. Die Rindviehzucht hat sich seit 25 Jahren durch die Einführung von Schweizer-, Bastard-Zuchtstieren (gegenwärtig 4 Stück) sehr gehoben; die Farrenhaltung besorgt die Gemeinde.

| Die Zucht der Schweine ist nicht sehr ausgedehnt, dagegen werden viele Ferkel aus Baden und Bayern bezogen und theils für den eigenen Bedarf theils auf den Verkauf gemästet.

Ziegen werden von einzelnen ärmeren Familien der Milch wegen gehalten.

Die Bienenzucht ist nicht unbeträchtlich und der Ort zählt gegenwärtig 150 Stöcke. Wachs und Honig wird theilweise nach Außen verkauft.

Die Gewerbe sind sehr zahlreich vertreten. Unter diesen zeichnen sich die Steinhauer, Weber, Vergolder, Schreiner, Schlosser, Schuster und Schneider aus, von denen auch einzelne nach Außen arbeiten. Nach der neuesten Aufnahme der Gewerbe ist der Stand derselben in Rosenfeld folgender:

Mechanische Künstler und Handwerker

befanden sich zu Rosenfeld:

Meister Gehilfen Meister Gehilfen
Bäcker 7            Seckler 1
Barbiere 1 Sattler 2
Buchbinder 1 Schlosser 8 8
Glaser 4 Schmiede 2 2
Hafner 4 2 Schneider 6
Hutmacher 1 1 Schreiner 6 2
Küfer und Kübler 3 2 Seifensieder 1
Kupferschmiede 1 1 Sailer 2 1
Maurer u. Steinhauer 15 12 Wagner 1
Metzger 5 2 Weber 6 2
Roth- und Weißgerber 3 Zimmerleute 4
Schuster 13 2 Kaufleute 3 1
      Außerdem:
Apotheke 1 Schildwirthschaften 5

Die Stadt hat das Recht alljährlich einen Viehmarkt und fünf Vieh- und Krämermärkte abzuhalten, auf denen ziemlich lebhaft, namentlich mit Vieh, gehandelt wird.

Der Gemeindehaushalt ist geordnet und außer den Einnahmen aus Wald, Weide und Allmanden besitzt die Stadt noch einiges Kapitalvermögen (s. hier. Tabelle III).

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Wappen der Stadt Rosenfeld.
Wappen der Stadt Rosenfeld.

Das Stadtwappen ist ein sprechendes, eine weiße Rose mit gelbem Samenstand und grünen Deckblättern im rothen Feld.

Rosenfeld war Sitz eines Oberamts und Kameralamts; ersteres wurde 1808 mit dem Oberamt Sulz vereinigt, letzteres im Jahr 1844 dahin verlegt.

In Rosenfeld wurde in neuester Zeit eine Feuerwehr errichtet.

Etwa 1/8 Stunde nordöstlich der Stadt auf der Flur Steinmauren, auch Steinmäurer Schloß genannt, wo man noch behauene Steine, Ziegel und Bruchstücke von sehr alten mittelalterlichen Gefäßen findet, soll ein Schloß gestanden sein, das den Herzogen von Urslingen gehörte. Die in der Nähe gefaßte Quelle wird der Nonnenbrunnen genannt.

Bei dem Abbruch eines Thurms an der westlichen Stadtmauer, fand man alte Münzen und mehrere Fuß unter den Grundmauern des Thurms thönerne Teichel von einer ehemaligen Wasserleitung.

Nordöstlich von Rosenfeld befindet sich auf dem Felde eine alte Brunnenstube mit der Jahrszahl 1421.

Auf der linken Seite des Stunzbaches, unweit der abgegangenen Stammburg der Herren von Bubenhofen (s. die Ortsbeschreib. von Binsdorf) stand eine Kirche nebst Pfarrhaus, wovon übrigens keine Spuren mehr vorhanden sind. Ohne Zweifel war die Kirche mit einem Begräbnißplatz umgeben, denn als man vor einigen Jahren aus Veranlassung einer Straßenanlage, jene Stelle aufgraben mußte, wurden mehrere menschliche Skelette aufgefunden.

Zu der Gemeinde gehören folgende, sämmtlich an dem Stunzbach gelegenen Mühlen:

b. Die Fischersmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, 1/2 Stunde nordöstlich von dem Mutterort in dem Bubenhofer Thal gelegen.

c. Die Heiligenmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, liegt 1/2 Stunde östlich von Rosenfeld. Der Name rührt von der Zinsbarkeit an den Heiligen in Binsdorf.

d. Die Loh- und Gypsmühle, 3/4 Stunden nordöstlich vom Ort gelegen.

e. Die Pelzmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, eine starke 1/2 Stunde nordöstlich von dem Mutterort gelegen.

| f. Die Riedmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang liegt nur 1/8 Stunde unterhalb der Stadt.

g. Die Schmelzlesmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang liegt 1/4 Stunde östlich von Rosenfeld am Einfluß des Sulzbachs in den Stunzbach.

h. Die Vogelmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, welche erst vor 25 Jahren erbaut wurde, liegt zunächst der Landesgrenze.

i. Die Walkmühle, zwischen der Ried- und Schmelzlesmühle gelegen, hat gegenwärtig nur noch eine Ölmühle-Einrichtung und Hanfreibe.

Rosenfeld gehörte den Herzogen von Zäringen. Als Herzog Berthold 1186 starb, kam es mit andern Besitzungen am Heuberg und im Schwarzwald an seinen Bruder Adelbert, Stammvater der Herzoge von Teck.

Nachbarliche Irrungen hatten im 13. Jahrhundert die Herzoge von Teck mit den Herren von Zimmern, von denen sie Unterthanen in R. aufnahmen. Solches zu unterlassen gelobten Herzog Konrad von Teck († 1292) und im Jahre 1303 dessen Söhne Simon und Konrad.

Im Beginn des 15. Jahrhunderts wichen die Herzoge von Teck in dieser Gegend dem Erwerbsglück der Wirtemberger Grafen. Waren bereits im Jahre 1305 R. das Städtlein, Beuren und Aistaig die Burgen, der Heuberg und der Mühlbach von dem letztgenannten herzoglichen Brüderpaar an die beiden Ulriche, Söhne des damals regierenden Grafen Eberhard des Erlauchten von Württemberg verpfändet gewesen, so erkaufte der letztgenannte Graf selbst von den Gebrüdern Konrad und Ludwig, Herzogen von Teck (Simon war 1316 gestorben), am 14. Dez. 1317 für 4000 Pf. Heller all ihr Gut in der obern Gegend, die Burgen Aychstaig (Aistaig), Beuren, die Stadt R. und was sie da haben, Lehen, Kirchensätze und Rechte. Noch am 27. Aug. 1347 kaufte Württemberg auch Güter und Leute in R., von Burkhard und Reinhard von Ehingen.

Unter Württemberg hatte R. das Schicksal, ein paar Male verpfändet zu werden, 1348 mit Dornstetten an Walther von Geroldseck, 1394 an Volz von Weitingen, unter welchem es von den Rotweilern bedeutenden Schaden erlitt (v. Martens 88, Stälin, Wirt. Gesch. 3, 361). Im Jahr 1420 erscheint diese Stadt unter den Reichslehen, welche Württemberg besaß (Stälin 3, 418).

Nach der Nördlinger Schlacht 1634 schenkte K. Ferdinand II.| Stadt und Amt R. dem Grafen Schlick, welcher beides 1635 in Besitz nahm, dem Westphälischen Frieden von 1648 zufolge es aber an Württemberg zurückgeben mußte.

Im Jahre 1290 brannte der Ort nieder (Martinus Minorita, Münchner Hdschr. lat. Nr. 9503).

Von demselben nannte sich ein Adelsgeschlecht. Ulrich von R., in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, ist das älteste bekannte Glied (Schmid, Mon. Hohenb. 529). Berühmt machte sich Werner von R., Vogt von Herrenberg, dadurch, daß er am 23. Aug. 1388 dem Grafen Eberhard dem Greiner von Württemberg die Schlacht von Döffingen – mit frischer Mannschaft herbeigeeilt – gewinnen half; wegen seiner getreuen Dienste erhielt er am 11. Aug. 1389 seine Güter in R. von aller Steuer, Schatzung und Diensten gefreit; auch sonst wurde er begabt. Überhaupt hatte die Familie ansehnliche Besitze an Gütern und Einkünften in der Gegend. Werners Sohn, Pfandbesitzer der Burg Irslingen, hieß Eberhard, welcher Name sich gleich dem des Vaters in der Familie wiederholt. Dasselbe ist der Fall mit den Namen Wolf und Georg. Im Jahre 1493 kommt urkundlich vor Georg der ältere mit Werner als Bruder, Dorothea von Bühl (bei Rottenburg) als Gemahlin, Georg als Sohn und Margaretha von Hoheneck († 1536) als Schwiegertochter; er wurde Besitzer von Bühl und starb vor 1504. Der gleichnamige Sohn verschied 1518. Ein Priester gewordener Eberhard † 1525 Jan. 22 scheint den Mannsstamm dieses Geschlechts geschlossen zu haben (Crusius Annal. Suev. 3, 810). Vermuthlich des jüngeren Georgs Tochter war Ursula, welche 1518 den Markgrafen Ernst von Baden in nicht standesmäßiger Ehe heirathete und Stammmutter des jetzt blühenden badischen Hauses wurde († 1538 Febr. 26 zu Pforzheim und dort beerdigt. Siehe über ihre Heirath Spittler’s Werke 11, 133–163).

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