Chinesische Volksmärchen
1914
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In dem vorliegenden Band der Märchensammlung soll eine Auswahl aus der Märchenwelt Chinas gegeben werden. Die Wahl ist so getroffen, daß möglichst alle Ausprägungsweisen irgendwie vertreten sind. Das Märchen bildet in China kein streng gesondertes Gebiet. Von den Ammengeschichten und Fabeln bis zu Göttermythen, Sagen und Novellen sind die Grenzen durchaus schwankend. Das Wunderbare gehört für China noch zum natürlichen Weltlauf, so daß hier sich keine scharfe Grenze ziehen läßt.
Im allgemeinen wird man sagen können, daß in China besonders das einzelne Bild, die einzelne Situation vorherrscht. Folgerichtige Verbindung der Motive zu einer geschlossenen Handlung ist auch hier dem Kunstmärchen vorbehalten, von dem es wahre Perlen in großer Zahl gibt. Irgendwelche Vollständigkeit konnte nicht erstrebt werden, da sonst der zur Verfügung stehende Raum weit überschritten worden wäre.
Für die Zusammenstellung des Stoffes waren folgende Grundsätze maßgebend:
1. Fast durchweg ist auf mündliche Überlieferung zurückgegriffen, auch da, wo das betreffende Stück in der Literatur schon vorhanden ist. Der Zweck dabei war, festzustellen, wie die Geschichte tatsächlich heute im Volke lebt. Nur bei den Kunstmärchen ist engerer Anschluß an das Original genommen.
2. Neben spezifisch chinesischen Märchen sind auch solche aufgenommen, die fremde Einflüsse zeigen, soweit die Verarbeitung dieser Einflüsse in chinesischem Geiste sich vollzogen hat. So ist Stoff zu Vergleichen gegeben, und es ist oft besonders reizvoll, wie der Stoff in dem chinesischen Mittel sich spiegelt.
3. Außer den eigentlichen Märchen sind Sagenstoffe und Göttermythen mit aufgenommen, soweit sie märchenhaft [2] spielend behandelt sind. Daß durch unsere Sammlung sich auf diese Weise ein Einblick in Sitten und Gebräuche, Glauben und Denkungsart des chinesischen Volks eröffnet, dürfte ein nicht unerwünschter Nebenerfolg der Lektüre sein.
4. Derbheiten und gewagte Situationen sind, wo es die Vorlage gebot, nicht vermieden, aber auch nicht absichtlich gesucht, um den Tatbestand möglichst unverfälscht wiederzugeben. Die Sammlung gibt Stoff zu Erzählungen für Kinder, ohne daß sie als solche ein Kinderbuch wäre.
5. Die Anordnung der einzelnen Stücke beginnt mit Ammen- und Kindermärchen, die dem Volksmund abgelauscht sind, 1–10, daran schließen sich einige der in China nicht besonders zahlreichen Tierfabeln 11–14, Sagen und Märchen von Göttern, Zauberern und Heiligen folgen von 15–44, dann kommen Geschichten von Natur- und Tiergeistern 45–61, Gespenstergeschichten und Märchen von Teufeln und Geistern von 62–82, historische Sagen von 83–92, Kunstmärchen von 93–99, endlich ein größeres Stück, das die verschiedenen Motive in sich vereinigt, Nr. 100.
Tsingtau, April 1913 |
D. Richard Wilhelm
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Si Yu Gi
Liau Dschai Yän Yi (es wurden zumeist noch unübersetzte Stücke gewählt)
San Guo Yän Yi
Tang Dai Tsung Schu
Schen Siän Dschuan
Sin Tsi Hiä
Sü Tsi Hiä
Sou Schen Gi
Yüo We Tsau Tang
Gin Gu Ki Guan
Dung Dschou Liä Guo
Schï Gi
Schen I Ging
Ming Huang Dsa Lu
Fong Schen Yän Yi
Mu Tiän Dsï Dschuan
Lui Diän
Mayers, Chinese Readers Manual, Schanghai 1874
Giles, Chinese Biographical Dictionary, London und Schanghai 1898
Eitel, Handbook of Chinese Buddhism, Hongkong 1888
DRUCK DER SPAMERSCHEN BUCHDRUCKEREI IN LEIPZIG
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Seite | |
1. Der Jaspisherrscher oder Himmelsherr (Titelbild) | |
2. Der Hagelgott (zu Nr. 4) | 16 |
3. DSCHEN WU, der Gott des Nordpols (zu Nr. 15) | 32 |
4. Die Himmelskönigin (zu Nr. 22) | 48 |
5. Der Gott des Reichtums (zu Nr. 23) | 56 |
6. Der Feuergott (zu Nr. 24) | 64 |
7. KUNGTSE (KONFUZIUS zu Nr. 26) | 72 |
8. Der Kriegsgott (zu Nr. 27) | 80 |
9. LAOTSE (zu Nr. 29) | 88 |
10. DSCHUNG LI KÜAN, der erste der acht Unsterblichen (zu Nr. 31) | 96 |
11. DSGHANG GO, der zweite der acht Unsterblichen (zu Nr. 31) | 112 |
12. LÜ DUNG BIN, der dritte der acht Unsterblichen (zu Nr. 31) | 128 |
13. TSAU GUO GIU, der vierte der acht Unsterblichen (zu Nr. 31) | 144 |
14. LAN TSAI HO, der fünfte der acht Unsterblichen (zu Nr. 31) | 160 |
15. LI TIÄ GUAI, der sechste der acht Unsterblichen (zu Nr. 31) | 176 |
16. HAN SIANG DSÏ, der[1] siebente der acht Unsterblichen (zu Nr. 31) | 192 |
17. HO SIÄN GU, die[2] achte der acht Unsterblichen (zu Nr. 31) | 208 |
18. Der Stadtgott (zu Nr. 43) | 224 |
19. Der Gott des großen Berges (zu Nr. 63) | 240 |
20. SCHEN NUNG, der göttliche Landmann (zu Nr. 91) | 256 |
21. GUAN YIN, die Göttin der Barmherzigkeit (zu Nr. 100) | 272 |
22. JU LAI, Buddha (zu Nr. 100) | 288 |
23. DSCHUN TI PUSA (zu Nr. 22, Anmerkungen) | 304 |
Seite | |
Vorwort | 1 |
Weiberworte trennen Fleisch und Bein | 1.3 |
Die drei Reimer | 2.5 |
Wie einer aus Gier nach dem Kleinen das Große verliert | 3.7 |
Wer ist der Sünder? | 4.10 |
Das Zauberfaß | 5.10 |
Das Glückskind und das Unglückskind | 6.11 |
Der neunköpfige Vogel | 7.13 |
Die Höhle der Tiere | 8.16 |
Der Panther | 9.19 |
Das große Wasser | 10.22 |
Der Fuchs und der Tiger | 11.26 |
Des Tigers Lockspitzel | 12.26 |
Der Fuchs und der Rabe | 13.27 |
Warum Hund und Katze einander feind sind | 14.28 |
Die Menschwerdung der fünf Alten | 15.29 |
Der Kuhhirt und die Spinnerin | 16.31 |
Yang Oerlang | 17.35 |
Notscha | 18.37 |
Die Mondfee | 19.45 |
Der Morgen- und der Abendstern | 20.46 |
Das Mädchen mit dem Pferdekopf | 21.47 |
Die Himmelskönigin | 22.48 |
Nü Wa | 23.51 |
Der Feuergott | 24.55 |
Die drei waltenden Götter | 25.56 |
Konfuzius | 26.57 |
Der Kriegsgott | 27.61 |
Die Heiligenscheine | 28.65 |
Laotse | 29.66 |
Der alte Mann | 30.68 |
Die acht Unsterblichen, I | 31.69 |
Die acht Unsterblichen, II | 32.74 |
[409]
[410]
Seite | |
Der unartige Knabe | 69.206 |
Bestrafte Habgier | 70.209 |
Die Nacht auf dem Schlachtfeld | 71.210 |
Die Grabschänder | 72.212 |
Go Schu Han | 73.214 |
Die verwandelte Frau | 74.215 |
Das Oger-Reich | 75.217 |
Das geraubte Mädchen | 76.224 |
Der fliegende Oger | 77.226 |
Giftmischen | 78.228 |
Schwarze Künste | 79.230 |
Das treue Mädchen | 80.236 |
Die bemalte Haut | 81.241 |
Die Sekte vom weißen Lotos | 82.247 |
Die drei Übel | 83.249 |
Wie über zwei Pfirsichen drei Helden zu Tode kamen | 84.252 |
Wie das Heiraten des Flußgotts aufhörte | 85.255 |
Dschang Liang | 86.257 |
Der alte Drachenbart | 87.259 |
Wie der Molo die Rosenrot stahl | 88.266 |
Die goldene Büchse | 89.270 |
Yang Gui Fe | 90.275 |
Der Arzt | 91.277 |
Der Mönch am Yangtsekiang | 92.281 |
Der herzlose Gatte | 93.289 |
Die schöne Giauna | 94.298 |
Ying Ning oder die lachende Schönheit | 95.307 |
Die Froschprinzessin | 96.317 |
Abendrot | 97.325 |
Edelweiß | 98.333 |
Das Heimweh | 99.342 |
100. Der Affe Sun Wu Kung | 350 |
ANMERKUNGEN | 384 |
BENUTZTE LITERARISCHE QUELLEN | 406 |
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN | 407 |