RE:Casia 1

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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(cassia) Zimtarten d. Gattung Cinnamomum
Band III,2 (1899) S. 16371650
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Casia. 1) Casia oder cassia und cinnamomum oder cinnamum sind Zimtarten der Gattung Cinnamomum. Heute kommen besonders folgende Arten in Betracht:

1) Cinnamomum zeylanicum Breyne kommt in 25 cm. – 1 m. langen, doppelt gerollten Röhren von Papierstärke, deren meist 8–10 ineinander stecken, in den Handel; er hat aussen eine blasse, bräunlichgelbe Farbe mit zahlreichen weissen, glänzenden Längsstreifen, einen sehr gewürzhaften, aber süssen Geschmack und angenehmen Geruch. Beim Zerbrechen biegen sich die Stücke erst, um dann zu zersplittern, aus dem kurzfaserigen Bruche ragen zahlreiche weisse Bastbündel hervor. Die in frischem Zustande fast weissliche Farbe der Rinde geht erst beim Trocknen in Braun über. Er hat auf Ceylon den ursprünglich dem Sanskrit entnommenen Namen kurundhu (Lassen Ind. Altertumskunde I² 1867, 329 A.). Der beste Ceylonzimt wird heute von kultivierten Zimtbüschen gewonnen, so dass er, ehe er einer rationellen Pflege unterworfen wurde, nicht ganz dieselbe Güte gehabt haben mag (Flückiger Pharmakognosie² 1883, 571). Doch eine Zeit lang muss trotzdem der Ceylonzimt durchaus der beste gewesen sein. Denn Garcia ab Horto, Arzt in Goa, welcher den Chinazimt gar nicht einmal kannte, sagt (Aromatum apud Indos nascentium historia latine ed. a Carolo Clusio 1568 p. 79), dass zu seiner Zeit, d. h. um die Mitte des 16. Jhdts., der Zimt von Ceylon der beste sei und, obwohl nicht teuer (p. 78), doch im Preise von 10 aurei, wohl = ca. 100 M., für 100 librae = 45,9 kg., der von Malabar aber nur von 1 aureus für 400 librae stehe. Es wird daher auch cannella (Zimt) von Ceylon gewesen sein, von welcher im J. 1496 zu Mailand 100 libbrae = 76, 2 kg. nach heutigem Gelde 51, 84 Lire kosteten, während von der cassea lignea (Malabar-, Java- und Chinazimt?) die libbra nur 43 Cent. und von der [1638] cassia fistola (= Cassia fistula L.) gar nur 14 Cent. kostete (Magaldi e Fabris Annali di statistica, ser. 2 a, vol. III 1878, 102) und heute nach R. Sigismund (D. Aromata 1884, 25f.) das Kilogramm besten ceylonischen Zimts 6 M., des chinesischen 1,75 M. kostet. Die schlechtere Sorte des gegenüberliegenden Festlandes ist nur eine Varietät dieser Art.

2) Cinnamomum cassia Blume besteht meist aus einfach oder doppelt eingerollten und nicht in einander steckenden, etwa 40 cm. langen Röhren von gelbbrauner Farbe, die viel dicker sind und bei stärkerem Geruch keinen so stark aromatischen Geschmack haben wie der ceylonische Zimt. Der Bruch ist nicht faserig. Diese Art, mit geringerer Sorgfalt gepflegt, findet sich im Südosten Chinas, in Annam, Cochinchina, auf den Philippinen und Sundainseln. Wohl erst seit 1870 kommt auch aus China ein ganz vorzüglicher, ungeschälter Zimt von bräunlicher bis hellgrauer Oberfläche in den Handel, dessen Herkunft nicht bekannt ist (Flückiger a. O. 557), welcher aber dem Cinnamomum zeylan. ziemlich nahe stehen soll (Erdmann-König-Hanausek Grundriss der allgemeinen Warenkunde 1895, 300).

3) Cinnamomum Burmanni Bl. von Südwestchina und Sumatra bildet dicke, dunkelbraune, 50–80 cm. lange, dünne, spiralig gerollte, gewöhnlich auch mit graugrünlichem Kork überzogene, auch Holzkassia genannte Röhren, die noch schwächer an Geschmack und etwas pfefferähnlich sind.

4) Einige in den ostbengalischen Khasyabergen und auf Japan wachsende, wenig aromatische Arten.

Von wo aber der Export des Zimts im Altertum und selbst im Mittelalter stattgefunden hat, unterliegt noch manchem Zweifel. Die Griechen und Römer sind schwerlich selbst bis Ceylon oder gar China gelangt, und die Zwischenhändler, besonders die Araber, haben wohl absichtlich die Herkunft zu verdunkeln gesucht (vgl. Herod. III 110. 111. Plin. XII 85). Garcia (a. O. I cap. 15) will auf Grund seiner fast dreissigjährigen Erfahrung auf Goa beweisen, dass bis auf seine Zeit trotz der verschiedenen Benennungen der Zimt (canella) wesentlich von Ceylon, Malabar und Java gekommen sei. Er beruft sich dabei unter anderem auch auf Annalen in Ormuz, welche berichteten, dass ehemals vierzig Schiffe chinesischer Kaufleute zu gleicher Zeit dort eingetroffen seien; diese hätten einen Teil ihrer heimischen Waren in Malakka verkauft, von hier verschiedene Producte nach Ceylon und Malabar gebracht und von hier vortrefflichen Zimt von Ceylon und minderwertigen von Malabar und Java nebst andern Droguen nach Ormuz oder an die arabische Küste; befragt, woher diese Aromata seien, hätten sie, um den Wert ihrer Waren zu erhöhen, jene Märchen ersonnen, von welchen Herodotos berichte. Aus diesem, doch nur vereinzelten Bericht schliesst er dann, dass die (damals jedenfalls arabischen) Bewohner von Ormuz deshalb den Zimt darchini genannt hätten, was in der persischen Sprache chinesisches Holz bedeute, ihn aber in Alexandreia unter dem Namen cinnamomum, gleichsam amomum aus China, verkauft hätten; dem minderwertigen Zimt aber aus Malabar, wo er zu seiner Zeit cameaa genannt werde (S. 75), und aus Java hätten jene den Namen gegeben, welchen er auf Java habe, nämlich cais manis, welcher malayisch [1639] süsses Holz bezeichne; aus letzterem hätten die Griechen das Wort cassia gemacht. Auch Sigismund (a. O. 30) glaubt, dass der Zimt zuerst von den Chinesen in den Verkehr gegeben sei, ohne behaupten zu wollen, dass er auch in China gewachsen sein müsse; doch glaubt er auch nicht, dass der Zimt in späterer Zeit nur von Ceylon gekommen sei, da kein älterer Schriftsteller bei der Erwähnung Ceylons von ihm spreche. Immerhin neigt er zu der Annahme, dass Ceylon den meisten Zimt zur Ausfuhr gebracht habe, indem er vermutet, dass die sagenhafte Insel Panchaia, wo das cinnamum wuchs (Ovid. met. X 308), Ceylon gewesen sei, aber die Ausfuhr des Zimts von hier geraume Zeit vor und nach Plinius Zeit nur unter grosser Beschränkung gestattet gewesen sei (S. 29. 164 unter Berufung auf Diod. V 46. Plin. XII 89. 93. Theophr. h. pl. IX 5, 2). Flückiger weiss zwar, dass der Zimtbaum auf Ceylon bis in die höchsten Bergwälder in Menge wächst (a. O. 564), dass man dies auch schon am Ende des Mittelalters gewusst und daher viel Rinde ausgeführt hat (570), kommt aber zu dem Schluss, dass die grosse Menge des auf den Weltmarkt gelangenden Zimts gewiss zu allen Zeiten chinesischen Ursprungs gewesen sei (571). Er meint, dass das Zimtgeschäft für die Portugiesen nicht sehr einladend gewesen sein könne, da sie zwar im J. 1505 nach dieser Insel gekommen, aber erst spät (1517!) zu einem Angriffe auf Ceylon übergegangen seien. Auch beruft er sich auf die Angabe Barbosas vom J. 1516, dass der gute Zimt auf Ceylon wenig wert, obgleich viel besser sei als der malabarische. Doch konnte ja immerhin damals der Zimt trotz seiner Güte von den Einwohnern Ceylons nicht recht verwertet worden sein, während bald nach der Besitznahme der Insel durch die Portugiesen nach Garcia (a. O. 77) wenigstens nach Portugal nur ceylonischer Zimt gelangte und der chinesische überhaupt unbekannt war, ja Zimt von Malakka nach China gelangte (78). Ebenso gut konnte dann wohl aber auch der Zimt in früheren Jahrhunderten Absatz gefunden haben. Zu demselben Resultat wie Flückiger gelangt K. Schumann in seiner äusserst wertvollen Abhandlung ,Kritische Untersuchungen über die Zimtländer‘ vom J. 1883 (Ergänzungsheft 73 zu Petermanns Mitteilungen). Nach ihm war das Zimtland κατ’ ἐξοχήν des Altertums und Mittelalters zweifelsohne China bis zur Auffindung des Gewürzes in Ceylon (52f.), welche erst für die Zeit zwischen 1325 und 1349 sicher verbürgt sei (49). Tomaschek (oben Bd. II S. 1211) vertritt einen ähnlichen Standpunkt. Von den für den Zimt gebräuchlichen Benennungen scheint denn κασία mit Sicherheit auf China als seine Heimat hinzuweisen. Heute heisst hier die Rinde keï-schi (Zimtzweig), was fast wie kêsî klingt; für den Baum findet sich schon um das J. 2700 v. Chr. der Name kuéi in einem Kräuterbuche (Schumann a. O. 7); die Hauptstadt der südlichen Provinz Kuang-si heisst Kwei-Lin; die nördlich von dieser gelegene Provinz ist Kwéï-tschou mit der Hauptstadt Kwéï-jang. Aus dem Worte kéï-schi ist dann das ägyptische khisīt hervorgegangen, womit ein Holz, d. h. der Zimt, bezeichnet wird, welches die Ägypter aus dem Lande Punt-Opone, dem heutigen Guardafui und Râs Hafûn, [1640] seit etwa dem J. 2500 v. Chr. sich holten (Schumann 4. 7). Im Hebraeischen heisst das Wort kezîʾah (Ps. 45, 8; vgl. Job 42, 14) und kiddah (Exod. 30, 24. Ezech. 27, 19), Schumann 11. Doch braucht kezîʾah nicht vom ägyptischen khisīt abgeleitet zu sein, wie Schumann annimmt, sondern scheint direct aus keï-schi hervorgegangen zu sein; denn die Bewohner des arabischen Aden brachten die kiddah nach Tyrus (Ezech. a. a. O.). Sehr viel schwieriger ist dagegen die Herleitung des Wortes κιννάμωμον. Die von Flückiger versuchte Herleitung aus dem Ägyptischen von kaina-maa weist Schumann (11) zurück, da jenes Wort falsch gelesen sei. Ebenso wenig will er einen Zusammenhang mit dem malayischen kûlit mânis = süsse Rinde anerkennen. Doch das malayische Wort wird auf die verschiedenste Weise angegeben: von Garcia (75) als cais manis, von Rödiger (Gesenius-Rödiger Thes. ling. hebr. et chald. add. III 1853) kainamanis, von Lassen (a. O. 330) kashumanis, von Muss-Arnolt (Transactions of the american philol. assoc. XXIII 1892, 116) und von H. Lewy (D. semit. Fremdw. im Griech. 1895, 37) kajiī mānǐs. In Wahrheit heisst es heute kâdjoe (sprich kājū) mânis = süsses Holz (Badings Neues Wörterb. d. dtschn., malayischen und holland. Spr. 1894). Nur von diesem Worte kann nach dem Stande unseres Wissens κιννάμωμον durch phoinikische Vermittlung abstammen. Schumann (11) dagegen leitet sowohl κιννάμωμον als das hebraeische kinnamôn (Exod. 30, 23. Prov. 7, 17. Cant. 4, 14) vom hebraeischen kaneh (Jes. 43, 24. Ezech. 27, 19; vgl. Exod. 30, 23. Jer. 6, 20), welches er für eine Zimtsorte erklärt, ab; die Silbe mon finde sich auch wieder bei ἀφυσήμων (eine Sorte κασσία bei Diosc. I 12) statt ἀφύση (ἀσύφη) beim Anon. peripl. mar. Erythr. 12), cassamum, (κάσσαμον bei Philostorg. III 4. Paul. Aeg. VII 3, cassamu im Corp. gloss. lat. III 537, 50. 545, 4. 556, 55 = semen balsami) statt κασσία; zu vergleichen sei auch κάρδαμον (welches aber etwas anderes als καρδάμωμον war). Zunächst aber bezeichnet das hebraeische kaneh wohl keinen Zimt, sondern entweder den gemeinen Kalmus (Gesenius-Buhl Hebr. u. aram. Handwörterb. 1895) oder nach Royle eine Andropogonart Indiens (A. E. Knight Bible plants and animals 1889, 21). Vor allem aber müsste das hebraeische kinnamôn und das syrische kûnema (Gesenius-Rödiger a. O.) aus dem Griechischen entlehnt sein. Aber die Griechen lernten ihr κιννάμωμον von den Phoinikern kennen (Herod. III 111). Dagegen kann die Ansicht Schumanns richtig sein, dass in den ägyptischen Recepten für das Räucherungsmittel Kyphi Zimt unter dem Namen kannū (8) und ḳanen (12) vorkomme, da sich der Zimt zwar nicht in den Kyphirecepten des Dioskorides (I 24) noch des Plutarchos (Is. et Osir. 80), wohl aber des Rufus Ephesius (bei Gal. XIV 118) findet, und zwar bei letzterem sowohl κιννάμωμον als κασία, bei Oreibasios (synops. III 220) κασία σῦριγξ; daneben soll auch kanū, eigentlich Rohr (13), dafür gebraucht sein (12). Bei der Einbalsamierung der Leichen wurde von den Ägyptern ein Stoff gebraucht, welcher von den Griechen teils mit κασίη (Herod. II 86), teils mit κιννάμωμον (Diod. I 91) bezeichnet wird; neuerdings will man denn auch [1641] Tamarinden- oder C.-Mark (vom chinesischen Zimt) in den Mumien gefunden haben (Wönig Die Pflanzen im alten Ägypten 1886, 387).

Von den Alten wurde als Heimat der C. Arabien, besonders die Küste von der Strasse von Bab-el-Mandeb bis zu der von Ormuz, angesehen (Herod. III 110. Theophr. h. pl. IX 4, 2. 7, 2. Agatharchid. de m. erythr. frg. 97. 101. Artemid. bei Strab. XVI 778. Strab. ebd. 783. Diod. II 49. III 46. Diosc. I 12. Dionys. Perieg. 939. Arrian. anab. VII 20. Avien. or. m. 1116. Priscian. paraphr. 878. Isid. orig. XVII 8, 12) oder Äthiopien, d. h. die heutigen Somaliländer (Plin. XII 95. Anon. peripl. mar. erythr. 8–13. Philostorg. ed. Jac. Gothofredus 1643, III 4. Kosm. Indicopl., topographia christ. aus den Veterum patrum analecta nova, Venet. 1781, II p. 20 B). Auch Syrien war wegen seines Reichtums an κασία berühmt (Melanipp. bei Athen. XIV 651f. Mnesim. ebd. IX 403 d), doch sollte der Strauch des cinnamomum nicht bis dahin vordringen können (Plin. XVI 135). Nach einigen kam sie meist aus Indien (bei Strab. XVI 782). Für die Heimat des cinnamomum wird zunächst wieder der genannte Teil Arabiens angegeben (Onesikr. bei Strab. XV 695. Agatharch. Artemid. Diod. aa. OO. Strab. XVI 783. XVII 789. Arrian. anab. VII 20. Priscian. a. a. O. 879); von Makata im südöstlichen Arabien gelangte es nach Assyrien (Arrian. Ind. 32, 7); oder das genannte Aithiopien galt als Heimat (Onesikr. a. a. O. Eratosth. bei Strab. XVI 769. Artemid. ebd. 774. Strab. II 95, vgl. I 63. II 72. 114. 119. 132. Plin. XII 86, vgl. VI 174. Ptolem. IV 7, 34. Solin. 30, 30. Philostorg. a. a. O. Isid. orig. XVII 8, 10) oder Indien (Apul. flor. I 6. Isid. a. a. O.), speciell das südliche Indien (Onesikr. a. a. O.) oder die Gipfel des indischen Kaukasus zwischen Hyphasis und Ganges (Philostr. vit. Apollon. III 4, 1). Dionysos sollte nach seinem Siege über Indien und den ganzen Osten zuerst erbeutetes cinnamum dem Iuppiter geweiht haben (Ovid. fast. III 731). Vögel sollten es nach Arabien aus unbekannten Gegenden oder Aithiopien bringen (Herod. III 111; vgl. Antigon. Kar. 49. Ps.-Arist. h. a. IX 84. Plin. X 97. Ael. n. a. XVII 21. Solin. 33, 15) oder ebendahin seine Blätter von unbekannten Inseln (Dionys. Perieg. 945), welche man im erythraeischen Meere liegend vermutete (Eustath. zu Dion. Perieg. 939) oder für Taprobane d. h. Ceylon nebst den benachbarten Inseln erklärte (Anon. paraphr. ad Dion. Perieg. 933–955). Selbst die Inder sollten aussagen, dass ihnen ein Vogel dasselbe aus unbekannter Gegend bringe (Ael. n. a. II 34). Der Vogel κιννάμωμος sollte in Indien leben (Man. Phil. de animal. propr. 28), der Vogel Phoenix das cinnamum aus dem fernsten Osten bringen (Claudian. ep. 2, 15; vgl. Ovid. met. XV 399. Stat. silv. II 6, 88). Von allen genannten Schriftstellern ist Kosmas der einzige, welcher die Insel Ceylon unter dem Namen Sielediba beschreibt (Buch XI), ohne aber dabei des Zimts zu gedenken: doch ist er selbst nicht dort gewesen und verfolgt mehr historisch-geographische als botanische Zwecke; nach ihm erhielt auch diese Insel von China zur weiteren Beförderung zwar rohe Seide und einige Aromata, aber keinen Zimt (E. Meyer Gesch. d. Bot. II 1855, 381. 388).

[1642] Was die arabische Litteratur betrifft, so nennt Avicenna (978–1036) in seinem ḳanûn (i. d. röm.-arab. Ausg. v. J. 1593, 156) das κιννάμωμον des Dioskorides (I 13) dâr ṣînî, was im Persischen chinesisches Holz bedeutet; die κασσία nennt er salîẖâ (Rinde) und bemerkt von ihr, dass sie aus China ausgeführt werde. Auch schon der armenische Schriftsteller Moses von Chorene im 5. Jhdt. weiss, dass darezenic aus China gebracht wird (Hist. armen. ed. Whiston 1736, p. 367); freilich bemerkt letzterer wieder, dass die verschiedenen Sorten der C. im gewürzreichen Arabien heimisch seien. ʾIbn Baiṭâr (1197–1248) teilt (Luc Leclerc Traité des simples par Ibn-el-Baiṭâr, Notices et extraits des manuscrits de la bibl. nat., t. XXIII 1. XXV 1, 1877–81) mit, dass die Benennung dâr ṣînî persisch sei und Chinabaum bedeute; es gebe davon drei Sorten, den echten, den addûn oder dâr ṣûṣ, auch echte ḳirfâ genannt, und den Nelkenzimt ḳirfât ʾol-ḳaranful (Leclerc XXV 81). Die Unterscheidung, welche er dabei macht, steht aber in wesentlichem Widerspruch mit der folgenden fast wörtlichen Übertragung des Dioskorides. Auch den Galenos hat er wörtlich excerpiert; seine κινναμωμίς, ein schwaches oder falsches κιννάμωμον (XII 26), nennt eine von Schumann (41) eingesehene Hamburger Hs. des Baiṭâr ḳirfât ʾod-dâr ṣînî; Leclerc bezeichnet sie als dâr ṣûṣ. Die C., von ihm in der Einleitung salîẖâ genannt (Leclerc XXV 272. Schumann 41), beschreibt er genau nach Dioskorides; sie stamme aus Arabien. Wie jener (I 12) unterscheidet er nach ʾIshâk ʾIbn ʾAmrân († zwischen 903 und 906) die aẖû, blastos mosûlîtîs, dsûfî, kittû, dâkâr und ģîzir (bei Dioskorides fälschlich von Kühn ζίγιρ in den Text gesetzt). Übrigens bemerkt Garcia, dass die casia lignea (d. h. der dickere Zimt nach S. 73) von den Arabern, Persern und Indern salihacha, querfaa oder querfe aber von den Arabern jede Art von Zimt genannt werde (74. 75). Im allgemeinen aber sind nach Schumann die Kenntnisse der arabischen Pharmakognosten sowohl über die Natur der Drogue als ihre Heimat sehr verworren, während nach ihm die geographische Litteratur den sichersten Aufschluss geben soll (42). Schon vielleicht der älteste arabische Geograph Khordadbek († um 912) sagt (Barbier de Meynard Le livre des routes et des provinces par Ibn Khordadbek, Journal asiatique sér. VI t. V 1865, 68 und Übers. S. 294), dass das Land Sîlâ, d. h. Japan (Schumann 46), dâr ṣînî für den Export liefere und (115. Übers. S. 512) jüdische Kaufleute von Râḏân, die Erde von Osten nach Westen und von Westen nach Osten durchziehend, diese Drogue aus China nach dem Frankenlande brächten. ʾIdrîsî (1154) kennt in seinem Handbuch (Géographie d’Edrisi traduite par Jaubert I 1836, 51. 93) als Zimtländer China und Malai, d. h. wahrscheinlich die von Malaien bewohnte Küste von Malakka. Von Yâkût († 1229) wird in seinem Wörterbuch (herausg. von Wüstenfeld 1866–73, III 454, vgl. IV 103) Ǵâģollâ als eine Stadt (auf Java?) bezeichnet, wohin der Zimt, dâr ṣînî, gebracht und von wo er nach allen Ländern verschifft werde, von Ḳazwînî in seiner Kosmographie vom J. 1263 (herausg. von Wüstenfeld 1848f., II 53) als eine solche, wo er wachse. Von letzterem (II 30) werden auch Sandâbil [1643] (in Indien?) und die Inseln Chinas (II 35) als dâr ṣînî hervorbringende Länder bezeichnet, endlich auch die Insel Sajalân (I 112. II 55), d. h. Sumatra (Schumann 48). Dimiški (Cosmographie du moyen âge traduite par Mehren 1874) bezeichnet noch als solche die Inseln am chinesischen Meere Ṣanf (p. 205), Râmnî (ebd.) und Ṣanģî (p. 206). Im J. 1292 gelangte an den ägyptischen Mamelukensultan Kelawân eine ceylonische Gesandtschaft, dessen Führer einen Brief verlas, in welchem angegeben war, dass sein Fürst unter anderem auch Baḳḳamholz und Zimt besitze (Quatremère Mémoires géogr. et hist. sur l’Egypte 1811, 284). Zwar glaubt Schumann (48), dass der Zimt deshalb noch nicht brauche einheimisch auf Ceylon gewesen zu sein, da schon die Zusammenstellung mit baḳḳam für seine Einführung sprechen könne, sofern dieses von den Ländern des Südens bezogen worden sei; man müsse daher den Zimt als eine Ware betrachten, mit der die Bananen, d. h. Kaufleute im westlichen Teil Indiens, über Ceylon zu handeln pflegten. Aber dieses Baḳḳam- oder Brasilholz von Caesalpina Sappan L. wird heute aus Ostindien bezogen und ist auch von Baṭûṭâ als Product Malabars angeführt. Dieser hat nämlich einen höchst wichtigen Bericht über seine in den J. 1325–49 ausgeführten Reisen verfasst. In demselben (Voyages d’Ibn Batoutah, texte arabe accompagné d’une traduction, par Defrémery et Sanguinetti 1853–1858) sagt er (p. 99), dass an einem Flusse, welcher bei Ḳaulam, dem heutigen Quilon, an der Küste Malabar vorbeifliesse, alle Bäume ḳirfâ, d. h. Zimt, und Brasilholz seien und dort als Brennholz gebraucht würden; er und seine Gefährten hätten ebenfalls auf ihrer Weiterreise die Speisen damit gekocht. Von Ceylon berichtet er (p. 166), dass das ganze Gestade bei Baṭṭâlâ mit Zimtbäumen (ḳirfâ) bedeckt sei, welche die Ströme herabgeführt hätten; diese führten die Leute von Maʾabar, d. h. Coromandel, und Malîbâr, d. h. Malabar, ohne Bezahlung weg; sie beschenkten nur den Sultan als Entgelt mit Kleidern und Ähnlichem. Dass dieser Zimt wegen seiner Wertlosigkeit in der Heimat nicht in den Welthandel gelangt sei, darf man aber schwerlich annehmen, zumal auch griechische Nachrichten (Agatharch. a. O. frg. 101. Strab. XVI 778. Diod. II 49) bekunden, dass κιννάμωμον und κασσία in ihrer vermeintlichen Heimat Arabien als Brennholz benutzt würden. Endlich erwähnt Baṭûṭâ (p. 227) noch den Zimt gelegentlich eines Geschenks, welches er einem Sultan auf Sumatra gemacht habe. Schumann kommt nun (49) zu dem Schluss, dass nach den Berichten der Genannten nur China und Japan Zimtländer gewesen seien; betreffs der andern Gegenden habe man fälschlich die Exportplätze für die Heimat gehalten, wahrscheinlich sei er aber auch in Ṣanf, dem zwischen den Golfen von Siam und Tonkin gelegenen Lande, gesammelt worden, und, wie heute aus Hai-phong in Tonkin chinesischer und cochinchinesischer Zimt ausgeführt werde, so könne es auch in früherer Zeit dort solche Exporthäfen gegeben haben. Doch darf man wohl aus dem Mangel an früheren Nachrichten über den Zimt von Ceylon nicht zu viel schliessen, man könnte ja auch vielmehr umgekehrt sich wundern, dass Baṭûṭâ den von China [1644] nicht erwähnt, obwohl er dazu wohl Anlass gehabt hätte. Allerdings wird man mit Garcia (75) annehmen müssen, dass die Perser und zum teil die Araber den Ceylonzimt dâr ṣînî genannt haben, weil sie ihn durch die Vermittlung der Chinesen erhielten.

In einem wohl um das J. 1310 angeblich aus der indischen Stadt Mabar geschriebenen Briefe des Minoriten Johannes von Montecorvino heisst es, dass sich auf einer Insel nahe bei Coromandel (Mabar) Zimtbäume in Menge fänden (Kunstmann Münchener Gel. Anzeig. vom 25. Dez. 1855, 173). Während andere darin wohl mit Recht eine Bestätigung der Ansicht sehen, dass Ceylon damals Zimt exportiert habe, bestreitet dies Schumann, ja zweifelt, ob mit jener Insel Ceylon gemeint sei (50). Für die Unwahrscheinlichkeit, dass an der Küste von Malabar ein belangreicher Zimthandel existierte, der etwa mit dem Export von Ceylon zusammengehangen habe, beruft er sich (a. a. O.) darauf, dass Marco Polo den Zimt nur aus China und Malabar (!) kenne. Noch verschiedene andere Nachrichten des 14. Jhdts. in seinem Sinne deutend, erwähnt er dann auch Niccolo Conti, welcher um 1444 berichtet, dass Ceylon sehr viel Zimt hervorbringe (Kunstmann Kenntnis Indiens im 15. Jhdt. 1863, 39), ohne aber sich darüber auszusprechen, ob auch dieses Zeugnis so ausgelegt werden kann, dass dort damals nur der Baum gewachsen, die Rinde aber nicht exportiert sei (52).

Auf welchem Wege der Zimt von China, bezw. Ceylon, nach Westen gelangte, dürfte im einzelnen schwer festzustellen sein. Wir wissen nur einerseits, dass die Griechen ihr κιννάμωμον nach Herodotos (III 111) von den Phoinikern kennen lernten, anderseits κασσία = kezîʾah und kiddah nach Ezechiel (27, 19) von Arabien über Tyrus kam. Andrerseits ist durch Plinius (VI 84f.) verbürgt, dass die Bewohner Ceylons zur Zeit des Claudius mit den benachbarten Seres Handel trieben, wie denn auch Aelianus (n. a. XVI 18) berichtet, dass sie Elefanten zu Schiff nach dem gegenüberliegenden Festlande zu dem Könige der Καλίγγαι, also nach Coromandel, brachten. Der babylonisch-indische Handel ging wohl schon zur Zeit Salomos über Ophir an der Ostküste Arabiens (Fr. Hommel Geschichte des alt. Morgenl. 1895, 109). Über den Weg, welchen der Zimt von China aus genommen hat, spricht Tomaschek (Bd. II S. 1211).

Die Alten versuchen es, eine Beschreibung des ganzen Baumes zu geben; da sie aber von diesem keine rechte Anschauung hatten oder nicht zuverlässig unterrichtet waren, so finden wir höchst wunderbare Vorstellungen bei ihnen, welche es nicht lohnt, alle wiederzugeben. Die C. sollte in einem See wachsen (Herod. III 110. Arrian. anab. VII 20), eine Behauptung, die Schumann (13) dadurch erklärt, dass jene, in Röhren nach Griechenland gebracht, als eine Art Rohr angesehen wurde. Das cinnamomum sollte die Trockenheit lieben (Plin. XII 89), während Schumann (33f.) gerade nachweist, dass der Baum eine genügende Zufuhr von Wassermengen durch die Wurzel zu allen Jahreszeiten erfordert, weshalb er auch in Ostafrica nicht gedeihen könne. Nicht unrichtig wird die Pflanze Strauch genannt (Theophr. h. pl. IX 5, 1. 2. Plin. XII 89. 95. XXXVII 204; vgl. Isid. orig. XVII [1645] 8, 10). Dass nach Herodotos und Theophrastos, zum Teil auch Plinius zwar die casia in Rindenabschnitten von Röhrenform, cinnamomum aber zuerst nur in berindeten Holzstücken und erst später, wie es Isidorus a. a. O. deutlich durch Anwendung des Wortes cortex bezeuge, in Rindenstücken in den Handel gekommen sei, scheint unrichtig. Es wird nur den Gewährsmännern nacherzählt, dass die Entrindung bei der C. schwieriger sei; man müsse sie nämlich in frische Tierhäute hüllen, worauf sich Würmer bildeten, welche das Holz zernagten, die Rinde aber wegen ihres scharfen Geschmacks nicht berührten (Theophr. h. pl. IX 5, 3. Plin. XII 96). Man liess sich erzählen, dass, wenn der Zimtbaum κιννάμωμον abgehauen sei, man ihn in fünf Teile teile, von denen der jüngste Teil der beste sei und in der Länge von einer Spanne abgeschnitten werde, während die nächsten drei Teile kürzer geschnitten würden und, was der Wurzel am nächsten sei, am wenigsten Rinde habe; auf diese nämlich komme es allein oder hauptsächlich an (Theophr. a. a. O. Plin. XII 91); die Zweige der C. würden in einer Länge von zwei Fingerbreiten = 3,7 cm. geschnitten (Theophr. a. a. O. Plin. XII 96). Allerdings kamen auch Zweige von cinnamomum nach Italien, so dass z. B. Vespasianus Kränze davon in Tempeln stiften konnte (Plin. XII 94), ebenso öfters von der C., welche jenen in jeder Hinsicht glichen (Gal. XIV 56); auch eine schwere Wurzel des ersteren Baumes hatte Plinius (a. a. O.) gesehen. Ja Galenos (XIV 64f.) berichtet, dass die Kaiser seiner Zeit ganze Bäume des κιννάμωμον in Schränken aufbewahrt hätten, ein Schrank sei sogar 4½ Ellen = 2 m. lang gewesen; andere Exemplare des Baumes hätten aber nur den Habitus eines kleinen Strauches ähnlich den Helleborusarten gehabt, so dass der grösste Zweig davon etwa einen halben römischen Fuss lang gewesen sei; von ihnen habe er antidota bereitet. Die Farbe, welche er der besten Sorte des κιννάμωμον abweichend von Dioskorides zuschreibt, sollte weissbräunlich, etwas ins Bläuliche spielend, gewesen sein. Obwohl der Unterschied zwischen κασσία und κιννάμωμον nicht unerheblich war, so kannten ihn doch viele nicht (Gal. XIV 257). Von Wichtigkeit ist, dass von der C. hervorgehoben wird, die Zweige hätten eine dicke (Diosc. I 12. Orib. syn. II 56, 17. Isid. XVII 8, 12), während die des cinnamomum eine feine Rinde hätten (Isid. XVII 8, 10; vgl. Diosc. I 13). Letzteres galt bei den Ärzten für wirksamer, da man es nur durch das doppelte Quantum der κασσία (Diosc. I 12. Gal. XIV 69. 71. XIX 731. Isid. XVII 8, 12) oder κασσία σῦριγξ (Gal. XIX 732) ersetzen könne, weshalb es auch viel teurer war (Gal. XIV 71); das Pfund = 327,45 g. kostete nämlich zur Zeit des Plinius (XII 93) 1000–1500 Denare = ca. 913–1369 Mk., das der casia nur 5–50 Denare (XII 97). Doch mag früher der Unterschied beider Zimtsorten hinsichtlich ihres Wertes nicht so gross gewesen sein. So wird die κασία neben dem κιννάμωμον unter den Kostbarkeiten des Ptolemaios Philadelphos hervorgehoben (Athen. V 198 d. 201 a); Seleukos II. Kallinikos machte im J. 243 v. Chr. dem Apollon Didymaios in Milet ein Geschenk an Spezereien, nämlich 10 Talente des λιβανικός, 1 Talent der σμύρνη und nur je 2 Minen = 1/30 Talent der beiden Zimtarten und des [1646] κόστος (CIG II 2852, 59. 60). Als die wertvollsten Sträucher werden cinnamum, casia und amomum genannt (Plin. XXXVII 204). Nähere Merkmale werden fast nur bei den verschiedenen Sorten angegeben. Dioskorides, welcher sie am eingehendsten beschreibt, nennt deren acht von der κασσία (I 12):

1) ἄχυ, von gelbrötlicher Farbe, eng, lang und dick, mit mehreren in einander gerollten Röhren, von beissendem und zusammenziehendem, etwas feurigem Geschmack und aromatischem und weinartigem Geruch; bei den Einheimischen heisse sie ἄχυ, bei den alexandrinischen Händlern δαφνῖτις (vgl. Orib. syn. II 56, 17, wo sie ohne besonderen Namen nur als die beste Sorte bezeichnet ist, und Isid. XVII 8, 12). Galenos (XIV 258) scheint dieselbe Sorte ähnlich zu beschreiben, sagt aber, dass sie bei den Einheimischen ζιγγίβερ heisse, während nach Dioskorides dieser Name einer Sorte des κιννάμωμον zukam und ζιγγίβερος sonst (z. B. Diosc. II 189) den Ingwer bezeichnete. Die Bezeichnung δαφνῖτις (auch bei Gal. XIV 72. Veget. mulom. VI 13, 4) leitet Schumann (18) von dem Hafen Daphnon (Anon. peripl. mar. erythr. 11; Δαφνοῦς ὁ λιμήν bei Strab. XVI 774; insula Daphnidis bei Plin. VI 172) an der Somaliküste ab. Diese Sorte wird wohl auch identisch mit der daphnidis des Plinius (XII 98) sein, welche nach ihm auch isocinnamon genannt wurde, denn sie ist von ihm zwar nicht als die beste casia und überhaupt sehr unklar beschrieben, doch immerhin als ein sehr teures Gewürz, das römische Pfund zu 300 Denaren, bezeichnet.

2) Für den medicinischen Gebrauch empfahl sich am meisten die γίζιρ oder γίζι genannte Sorte (vgl. Anon. peripl. mar. erythr. 12. Gal. XIV 67. 72. Orib. syn. II 56, 17. Aët. II 196. Synes. de febr. ed. Bernard p. 46; auch wohl vulgär agazarius im Corp. gloss. lat. III 580, 51), von dunkler Purpurfarbe, dick, nach Rosen duftend.

3–8) Βλαστὸς μοσυλῆτις, die schwarze ἀφυσήμων (ἀσύφη beim Anon. peripl. mar. erythr. 12), κιττώ, δάκαρ, ψευδοκασσία (vgl. Artemid. bei Strab. XVI 774. Gal. XIV 258) und πλατεῖα σῦριγξ. Die ψευδοκασσία hatte nur geringes Aroma und bei ihr haftete die Rinde an dem Mark, kam also wohl als Zweig in den Handel. Bei der σῦριγξ, der billigsten Sorte, war nach Galenos (XIV 73) nur die äussere Rinde stark aromatisch, das Innere, d. h. wohl die inneren Röhren und nicht wie Kühn übersetzt das Mark, unbrauchbar. Das ἄχυ identifiziert Muss-Arnolt (a. O. 116, 11) mit אחו‎ ʾāxū, (Gen. 41, 2. 18. Septuag. ebd. Jes. Sir. 40, 16). Dieses ist nach Hieronymus (ad Jes. 19, 7) ein ägyptisches Wort und bezeichnet alles, was im Sumpfe wächst. Auch verweist Muss-Arnolt auf ägyptisch ʾachach = Sprosse oder Blüte, woraus das demotische àchè = calamus hervorgegangen sei. Die βλαστὸς μοσυλῆτις ebenso wie das als κιννάμωμον aufgeführte μόσυλον hat offenbar seinen Namen von der öfters (z. B. Plin. VI 174. Anon. peripl. mar. erythr. 10) erwähnten aithiopischen Stadt Μόσυλον; κιττώ vom hebraeischen kiddâh und δάκαρ = δούακα (Peripl. mar. erythr. 8) von dem Sanskritworte twak = Rinde (Schumann 18). Plinius (XII 97) nennt als die beste Sorte die von den Barbaren lada genannte, nächstdem die balsamodes, als die schlechteste die weisse (XII 96). Zwar nicht als zur casia [1647] gehörig, aber gleich hinter ihr nennt er (XII 99) noch das serichatum und gabalium, Spezereien, welche nach Arabien importiert, aber dort in der Regel selbst verbraucht würden; nur das serichatum werde bisweilen in Europa zum Salben gebraucht und koste das römische Pfund 6 Denare. Letzteres identifiziert Schumann (17) mit dem arabischen salîẖâ oder selîẖatûn, gabalum aber mit ģabalî und ģabalijûn, welches sich bei Avicenna (Canon des Avicenna, arab. Text. 1593 II 156) als Bezeichnung für eine gewisse Sorte Zimt (den Bergzimt) finde; das ὀρεινόν des Diokorides (I 13) sei auch nur die griechische Übersetzung des arabischen Adiectivs von ģabl = Berg. Bei Scribonius Largus findet sich neben der unbezeichneten casia (93. 125. 126. 144. 173. 176. 271), welche wohl identisch mit ζίγιρ ist, die daphnitis (152. 269), nigra (177. 269) und rufa (36. 70). Vielleicht sind sowohl die daphnitis als die rufa das ἄχυ, die nigra die ἀφυσήμων des Dioskorides. Celsus nennt neben der unbezeichneten casia (III 21 p. 107, 13 ed. Daremb. IV 27, 1 p. 154, 13. V 11. V 18, 3) nur die nigra (V 23, 1).

Ausser diesen Sorten finden sich noch die σκληροτέρα (Anon. peripl. mar. erythr. 8), vielleicht nur dickrindige Stücke, μοτώ (ebd. 12. Gal. XIV 72), ἀρηβώ (Gal. ebd.) und die ξυλοκασία (Philostorg. III 4); letztere wird von Flückiger (a. O. 563) für einen Zimtzweig, von Schumann (19) für ein Holz gehalten wie das: ξυλοκιννάμωμον. Absyrtus (bei Veget. mulom. VI 13, 4) hat cassia dafnitis, mosylitis (?) und nardina, Pelagonius öfters casia und c. fistula, nur einmal c. nigra (390).

Von dem κιννάμωμον führt Dioskorides (I 13) sieben Sorten an: 1) Das (nach der aithiopischen Stadt) benannte μόσυλον als die beste; am besten sei es frisch, dunkelfarbig, aus dem Weinfarbigen d. h. Dunkelroten ins Aschgraue spielend, von dünneren und glatten Zweigen mit Zweignarben, sehr wohlriechend; der eigentümliche Wohlgeruch sei das beste Kennzeichen, denn bisweilen fänden sich zusammen mit guten Stücken auch solche, welche wie Raute oder καρδάμωμον röchen, es müsse einen scharfen, beissenden, etwas salzigen und feurigen Geschmack haben; gerieben dürfe es nicht gleich rauh werden, zerbrochen müsse es eine kleine Staubwolke geben (vgl. Isid. XVII 8, 10). Nach Galenos (XIV 258) sollte diese Sorte leicht zerbrechlich sein; 2) ὀρεινόν, dick, kurz, gelb (vgl. Gal. ebd. 257); 3) eine schwärzliche (Gal. ebd.); 4) eine weisse, leicht zerbrechliche (Gal. ebd.); 5) eine der ἄχυ genannten κασσία ähnliche, glatt und aromatisch (Gal. ebd.); 6) ψευδοκιννάμωμον, von geringem Wert (Gal. ebd.); dieser Name wurde von einigen auch der κινναμωμίς gegeben (Gal. XII 26. Orib. coll. med. XV 1, 10, 47. Paul. Aeg. VII 3 s. κιννάμωμον); 7) ζίγγιβερ oder ξυλοκιννάμωμον (vgl. Gal. XIV 257). Das xylocinnamomum wird von Plinius (XII 91) geradezu für das Zimtholz erklärt, dieses habe die widerliche Schärfe des wilden Majorans, und das römische Pfund davon koste 10 Denare. Dass übrigens sowohl die xylocassia als das xylocinnamomum Gegenstände von Wert waren, folgt auch aus einem wohl der Zeit des Commodus angehörenden Tarif, in welchem jene beiden Droguen neben cassia turiana (wohl nach dem Handelsgeschlecht der gens Turia so benannt), cinnamomum und anderen [1648] als steuerpflichtig aufgeführt werden (Dig. XXXIX 4, 16, 7). Im Maximaltarif des Diocletian vom J. 301 (herausg. von Mommsen und Blümner 1893) ist der Preis für ein römisches Pfund der ξυλοκασία auf 125 Denare = 2,28 M. und, wenn man das erhaltene ξυλ zu ξυλοκινναμώμου ergänzt, das römische Pfund von diesem auf 120 Denare = 2,19 M. angesetzt (32, 53. 52). Plinius berichtet auch (XII 91), dass früher das weissliche, zu seiner Zeit das schwärzliche cinnamum vorgezogen sei. Das von ihm noch erwähnte comacum (XII 135), welches in Syrien aus einer Nuss gepresst werde und sich sehr von dem Saft des echten cinnamum unterscheide, ist wohl überhaupt kein Zimtproduct. Was die Farbe des Zimts betrifft, so bemerkt übrigens Garcia (78) vom ceylonischen, dass die Rinde ihre aus dem Aschgrauen ins Weinfarbige spielende Farbe durch die Sonnenstrahlen erhalte; wenn sie nicht gehörig behandelt werde, nehme sie eine weisse oder aschgraue Farbe an; zu sehr der Sonnenglut ausgesetzt, werde sie schwarz.

Angewendet wurde der Zimt wohl gelegentlich auch bei Brandopfern (Ovid. fast. III 731); dass er im allgemeinen zum Räucherwerk gerechnet worden sei, geht aus der einen Stelle des Herodotos (III 113) nicht hervor, da θυώματα auch Gewürze bezeichnen kann; auch das erwähnte κῦφι wurde von den ägyptischen Priestern wohl hauptsächlich bei Rauchopfern gebraucht (Diosc. I 24. Ruf. Ephes. bei Gal. XIV 117) oder diente medicinischen Zwecken (Diosc. ebd.), denn der Rauch von Zimt ist nicht eben wohlduftend. Als Speisegewürz aber war er den Alten ganz unbekannt, weshalb denn auch bei Apicius (116) nicht statt des hsl. caseum mit Schuch casiam gelesen werden kann. Höchstens diente er zur Würze des Weins (Theophr. de odor. 32. Plin. XIV 107; vgl. Geop. VII 13, 1. 4); so sollte die casia fistula, mit andern Ingredienzien dem jungen Wein beigemischt, diesen weiss machen und ihm den Geschmack des alten verleihen (Pall. XI 14, 13); das ξυλοκιννάμωμον und die κασσία wurden unter andern Gewürzen dem aminaeischen Wein zugesetzt (Geop. VIII 22, 2. 3). Erst im 9. Jhdt. scheint der Zimt im Kloster St. Gallen zu einer Würze für Fischspeisen verwandt zu sein (Flückiger a. O. 562, 4 nach Jaffé Bibliotheca rer. Germanicarum III, 1866 p. 110. 156. 199. 214. 218). Hauptsächlich wurde das κιννάμωμον mit Myrrhe gebraucht um Öl wohlriechend zu machen (Theophr. de odor. 17) oder daraus Öl zu der ägyptischen und der μεγαλεῖον genannten Salbe gepresst (Theophr. a. a. Ο. 28. 29), oder es wurde mit andern Substanzen dem Öl zu dem Zwecke beigemischt (Plin. XIII 11. 15; vgl. auch Diosc. I 13), die Cyprussalbe dadurch aufgefrischt (Plin. XIII 12), Zimtöl dadurch gewonnen, dass die Wurzel in Olivenöl gelegt und gepresst wurde (Plin. XV 30). Für das megalium wurde nach Plinius (XV 13) die casia verwandt, diese auch zur Parfümierung des Öls (Verg. georg. II 466. Pers. II 64), mit andern Bestandteilen zu einer Salbe aus oleum melinum (Plin. XV 11). Zu dem μεγαλεῖον verwandte man auch beide Zimtarten (Theophr. de odor. 30), wie auch mit andern Bestandteilen zu andern aus Olivenöl bereiteten Salben (Plin. XIII 10. 18. Mart. VI 55, 1); endlich [1649] dienten sie zur Parfümierung der Leiche oder deren Asche (Pers. VI 34f. Mart. X 97, 2. XI 54, 1. Apul. de mag. 32), da sie zu den wohlriechendsten Stoffen gehörten (Plaut. Curc. 100f.). Aus letzterer Sitte mag auch die Sage entstanden sein, dass der Vogel Phoenix sich ein Nest aus Zimtzweigen gebaut und dann verbrannt habe (Ovid. met. XV 393f. Plin. X 4. Mart. VI 55, 2, vgl. V 7, 1. Artemid. oneir. IV 47. Lactant. de ave Phoen. 83f.). Gefälscht konnte die casia durch Kirschholz werden (Pers. VI 36). Vielfach wurde der Zimt von den Ärzten angewandt. Die casia galt für erwärmend und mässig astringierend (Theophr. de odor. 32. 35. Diosc. I 12. Gal. XII 13. Orib. coll. med. XV 1, 10, 19. Aët. I), auch für trocknend (Diosc. Gal. Aët. a. a. O.), die Menstruation fördernd (ebd.), Harn treibend (Cels. III 21 p. 107, 13 Dar. Diosc. a. a. O. Ruf. Ephes. p. 8. 56. Gal. XI 775), die Sinneswerkzeuge kräftigend (Gal. Orib. aa. OO.) u. s. w. Die casia nigra wurde mit andern Bestandteilen zu einem Antidot gegen Vergiftungen und den Biss giftiger Tiere gebraucht (Cels. V 23, 1). Bei Frauenkrankheiten wurden die (unreifen) Früchte der casia in Wein als Getränk (Ps.-Hipp. II 558 Kühn) und als Injektion, mit andern Mitteln in Wein gekocht, gebraucht (ebd. 578); ein Suffiment von casia und verschiedenen Kräutern wurde angewandt, um die im Mutterleibe zurückgebliebene Nachgeburt zu entfernen (Straton bei Soran. I 71). In der Tierheilkunst wurde die casia mit andern Bestandteilen in Wein gegen alle Krankheiten der Rinder (Col. VI 5, 3) und Pferde (Pelagon. 21) empfohlen, besonders Gliederkrankheit der letzteren (ebd. 16), Pastillen gegen den Husten derselben (ebd. 94. 383); ein ebenfalls aus vielen Substanzen, darunter cassia dafnitis, e. mosylitis (?) und c. nardina gemischtes Pulver in Wein sollte den Pferden besonders gut thun (Absyrt. bei Veget. mulom. VI 13, 4). Eben dieses Pulver sollte den Pferden zu allen Zeiten gereicht werden und von Zimtsorten enthalten cinnamum, casia nigra und c. fistula (Veget. a. a. O.) und ausserdem auch casia und xylocinnamum (Pelagon. 390). Die casia fistula in ähnlicher Zubereitung wurde den Pferden als Frühjahrs- (ebd. 454), auch als Herbstgetränk gegeben (Veget. II 31), gegen Husten und Geschwüre (Pelagon. 111), Atembeschwerden (209), Lungenleiden (402) und Zuckungen (463), der Same wurde zu einer Augensalbe verwandt (403). Die κασία muss übrigens schon früh in der Tierheilkunde eine Rolle gespielt haben, denn schon der Dithyrambiker Melanippides († um 412 v. Chr.) sagt (bei Athen. XIV 651f), dass die Danaïden damit ihre wilden Rosse, um sie zu beruhigen, gefüttert hätten. Das cinnamomum galt für erwärmend (Theophr. de odor. 32. Diosc. I 13. Orib. coll. med. XV 1, 10, 47), den Urin treibend (Cels. III 21 p. 107, 11. Diosc. a. a. O. Ruf. Ephes. p. 8. 56. Gal. XI 775. Orib. a. a. O.), sollte die Verdauung befördern, wurde auf getrübte Pupillen gelegt, gegen Husten, Katarrhe, Wassersucht, Nierenleiden, Harnzwang angewandt, sollte mit Myrrhe in einem Getränk die Menstruation und Entbindung befördern, mit Honig aufgelegt Sommersprossen und Flecken entfernen (Diosc. a. a. O.); wohl äusserlich aufgelegt die Mündungen der Adern öffnen (Cels. V 4); wurde zum Beizen gebraucht (ebd. 6); [1650] sollte die Stimme klar machen (Praecepta salubr. 79 bei Bussemaker Fragm. poem. rem nat. et medicinam spectantium). Im Gemenge mit andern Mitteln wurde es als Suffiment bei Frauenkrankheiten gebraucht (Ps.-Hipp. II 568), als Umschlag gegen Quetschungen der Hüften, bei Eiterbeulen, Schmerzen der Leber und der Bauchgegend an den Rippen (Scrib. Larg. 265); von den Rossärzten als Arznei für die Luftröhre (Pelagon. 393) und als Augensalbe (ebd. 425). Sehr häufig wurden die beiden Zimtarten zusammen und zwar im Gemenge mit andern Mitteln angewandt: bei Frauenkrankheiten als Pessarium (Ps.-Hipp. I 477) und Suffiment (ebd. II 567. 675. 850), als Antidotum oder Theriaca gegen allerlei Krankheiten, darunter auch Vergiftungen (Andromach. maior bei Gal. XIV 39. 40 und minor ebd. 43, doch hat der letztere κασσία σῦριγξ. Ruf. Ephes. bei Orib. syn. III 217 und bei Paul. Aeg. VII 8), zu der berühmten commagenum genannte Arznei der Syrer (Plin. X 55. XXIX 55), auch zu Pastillen fast gegen jeden Schmerz (Scrib. L. 93), als Getränk, wohl meist in Wein, zur Reinigung des weiblichen Uterus nach der Geburt (ebd. 126. Gal. XI 775), gegen Leber-, Milz- und Nierenleiden (Scrib. L. 125. 126. 144), Wasser- und Gelbsucht (ebd. 126), Blasenleiden (Cels. IV 27, 1 p. 154, 12f.); äusserlich zur Verteilung dessen, was sich an irgend einer Körperstelle angesammelt hat (Cels. V 11; vgl. Gal. XII 13), als Umschlag auf die schmerzende Leber (Cels. V 18, 3). Zusammen mit den beiden genannten Zimtarten und andern Mitteln wurde das xylocinnamum bei Erkältungen und Muskelschmerzen angewandt (Scrib. L. 271). Bei Pferdekrankheiten gehörten cinnamum und casia zu einer Arznei für die Luftröhre (Pelagon. 391) und zu einem Getränk in Wein für Lungenleiden (403), ersteres und casia fistula zu einem wohlthuenden Getränk (367), endlich semen cinnami und casia zu Hustenpastillen (383) und jenes mit casia fistula und andern Bestandteilen in Honig zu einem Mittel gegen Husten und Geschwüre (111).

[Olck.]