Eunus (Εὔνους). 1) Führer der Sklaven im ersten sizilischen Sklavenkriege, seiner Herkunft nach ein Syrer (Liv. ep. LVI. Flor. II 7, 4) aus Apameia (Diod. XXXIV 2, 5). Er erregte als engerer Landsmann das besondere Interesse des Poseidonios; dessen ausführlicher Bericht ist zu
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Grunde gelegt in Diodors XXXIV. Buche, aus dessen 2. Kapitel (Bd. V p. 86–101 Dind.) verschiedene Auszüge vorliegen, die sich hauptsächlich auf den Anfang und das Ende der Sklavenerhebung beziehen. Viel umstritten ist deren Dauer; Flor. II 7, 7 in einer stark rhetorisch gefärbten Ausführung zählt nämlich vier römische Praetoren auf, die von den Empörern geschlagen wurden, ehe consularische Heere gegen sie ins Feld rückten; wenn man diese sonst unbekannten und nicht zu identifizierenden Praetoren verschiedenen Jahren zuweist, so kommt man mit dem Beginn des Aufstandes etwa bis ins J. 613 = 141 hinauf; jedoch macht der grobe Fehler, den Florus ebd. 7f. 11 bei dem Namen des Consuls, der die Empörung niederwarf, begangen hat (M. Perperna Consul 624 = 130 und Überwinder des Aristonikos statt P. Rupilius, vgl. G. Rathke De Romanorum bellis servilibus [Diss. Berl. 1904] 16f.), gegen seine Glaubwürdigkeit hinsichtlich der Namen bedenklich, und der Beginn des Aufstandes dürfte später, etwa 618 = 136, zu setzen sein (vgl. Rathke a. O. 25–41. 94f.). Dafür bietet jetzt die neue Liviusepitome aus Oxyrhynchus die erwünschte Bestätigung: die alte Epitome bringt den Beginn des sicilischen Sklavenkrieges im LVI. Buche des Livius; die neue bricht ab im LV. und beim J. 617 = 137, ohne etwas davon zu berichten; so ist ein sicherer Terminus post quem gegeben. E. war Sklave eines gewissen Antigenes in Enna und wußte sich bei seinesgleichen und auch bei seinem Herrn durch Weissagungen und Gauklerkünste, namentlich durch Feueraushauchen, das er mit Hülfe einer hohlen Nuß zu stande brachte, ein gewisses Ansehen zu verschaffen (Diod. XXXIV 2, 5–7, vgl. 11. Flor. II 7, 4f.). Er gab sich als begeistert von der syrischen Göttin aus (Diod. Flor. a. O.; vgl. Wissowa Religion und Kultus der Römer 301) und verkündete, daß er selbst König werden würde (Diod. 7–9. 41). Als ihn die Sklaven des grausamen Damophilos von Enna (o. Bd. IV S. 2076 Nr. 6) fragten, ob eine Erhebung gegen ihren Herrn Erfolg haben könnte, weissagte er ihnen einen günstigen Ausgang und stellte sich selbst an ihre Spitze (Diod. 10. 24 b. Flor.). Vierhundert Sklaven verschworen sich, überfielen unter seiner Führung mitten in der Nacht Enna, bemächtigten sich der Stadt, nahmen grausame Rache an ihren Peinigern und begingen die entsetzlichsten Gräueltaten (Diod. 11–15, 24 b). Sie wählten dann, durch zahlreiche Genossen verstärkt, E. zu ihrem Oberhaupt, nicht wegen seiner Tapferkeit oder Kriegskunst, sondern nur wegen seiner Wundertätigkeit und auch wegen der guten Vorbedeutung seines Namens (Diod. 14 E). E. selbst legte das Diadem und die Abzeichen der Königswürde an, nannte sich Antiochos König der Syrer, erhob seine Konkubine, ebenfalls eine Syrerin, zur Königin und berief ein Synedrion seiner tüchtigsten Anhänger (Diod 16. 24. 42. Flor. 6). Der Zulauf zu seinem Heere war ungeheuer, denn alle Ergastula wurden geöffnet, auch das freie Proletariat der Insel machte mit den Sklavenmassen gemeinsame Sache, und die Banden, die sich im Westen bei Agrigent unter der Führung des Kilikiers Kleon bildeten, ordneten sich ihm wider Erwarten der Gegner freiwillig unter. Nach Diod. 16–18
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soll die Zahl seiner Anhänger allmählich auf 6000, über 10000, dazu unter Kleon 5000, dann auf 20000, schließlich auf 200.000 gestiegen sein; nach Livius scheint sie anfangs 2000 (Flor. 6) betragen und auf 70000 gestiegen zu sein (dies als die Gesamtstärke Oros. V 6, 4, ungenau als die Stärke des Heeres Kleons Liv. ep. LVI). Ganz Sizilien wurde von den Aufständischen verheert (Diod. Strab. VI 272f. Flor.), eine Anzahl der bedeutendsten Städte genommen und mehrere praetorische Heere von ihnen geschlagen (Flor. s. o., vgl. auch Bd. III S. 1392 Nr. 96. Bd. IV S. 1357 Nr. 172, wo die Praeturen des Piso und des Lentulus vielleicht je ein Jahr später zu setzen sind). Die Römer entschlossen sich daher zur Entsendung von Consuln mit stärkeren Armeen; im J. 620 = 134 ging C. Fulvius Flaccus, im J. 621 = 133 L. Piso Frugi und im J. 622 = 132 P. Rupilius nach Sizilien (Liv. ep. LVI. LIX. Oros. V 9, 6f.). Nachdem Piso Murgentium genommen und die Belagerung von Enna begonnen hatte (o. Bd. III S. 1392 Nr. 96), gelang es dem Rupilius, durch harten Kampf den Krieg zu beenden. Er schloß erst Tauromenion ein, brachte die Belagerten in die äußerste Not und gewann die Festung schließlich durch Verrat; dann wandte er sich gegen Enna, den Ausgangs- und Mittelpunkt der Empörung, und hier entwickelte sich die Sache ebenso. Während der Belagerung suchte E. den Mut der Seinen aufrecht zu erhalten (Diod. 46) und eine gewisse Disziplin zu bewahren (vgl. die Schonung des Demeterheiligtums Cic. Verr. IV 112); aber nach dem Falle der Stadt erwies er sich feig und schwach. Er entkam mit seiner Leibwache von 1000 Mann ins Gebirge; als die Römer ihnen hierher folgten und keine Rettung mehr zu hoffen war, gaben sich seine Anhänger gegenseitig den Tod, E. aber verbarg sich, mit seinen vier Leibdienern in einer Höhle und wurde hier lebend gefangen (Diod. 22). Er starb bald darauf in der Gefangenschaft in Murgentium oder auf dem Transport nach Rom an einer Hautkrankheit und entging dadurch einem härteren Geschick (Diod. 23. Plut. Sulla 36, 6; über die Todesursache, die Phthiriasis, vgl. Groebe bei Drumann G. R.2 II 560–562). Nach den dürftigen Berichten ist E. eine ähnliche Persönlichkeit gewesen, wie sie in den zugleich religiösen und sozialen Bewegungen der Reformationszeit wiederholt auftauchen, z. B. Johann von Leyden.