RE:Gerusa

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Polis auf der Halbinsel Phanagoreia
Band VII,1 (1910) S. 12851286
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Gerusa (Γέρουσα πόλις), von Ptolem. V 8, 2 an der Südostecke der Maiotis angesetzt, zwischen den Flüssen Psathis (bei Diodor richtiger Thatis genannt) und Attikites (Strabon nennt ihn Antikeites); dann beginnt sofort die große Halbinsel von Phanagoreia, die im Osten den Kimmerischen Bosporus flankiert. Bei topographischen [1286] Untersuchungen muß man sich – bis auf allgemeine Züge – von der kartographischen Darstellung der Halbinsel im Ptolemaios-Atlas freimachen, weil hier die wirklichen Verhältnisse sehr unglücklich verzerrt sind. Der Hauptfehler besteht darin, daß die Halbinsel von West nach Ost zu sehr in die Länge gezogen ist, entsprechend der übermäßigen Vergrößerung des ganzen Asowschen Meeres. Neumann und Kiepert haben darauf nicht Rücksicht genommen und mußten daher in Irrtümer verfallen; erst Karl Müller (zu Ptolem. p. 903) hat den richtigen Weg zur Klärung der Topographie eingeschlagen. Die von Ptolemaios im Süden der Ostseite der Maiotis angesetzten Örtlichkeiten müssen noch auf der Halbinsel von Phanagoreia gesucht werden, wie Strab. XI 494 ergibt. Zunächst ist Tyrambe auch dem Namen nach identisch mit Temrjuk, dem heutigen Hauptort; nach Strabon liegt es am Antikeites, dessen Name von ihm auf den ganzen Kubanfluß (s. Hypanis) ausgedehnt wird, aber im strengen Sinn nur der östlichen Mündung der Aftanislagune in die Maiotis (bei Temrjuk) angehört. Der Kuban mündet mit einem Arm in diese, mit dem anderen in die Kyzyltašlagune (Korokondamitissee des Altertums). Die Aftanislagune hat weiter westlich einen zweiten Ausfluß zur Maiotis, worin man den Thatis zu erkennen hat. Zwischen beiden ist ihr eine langgestreckte Insel vorgelagert, auf der sich an den niedrigen Höhen beim heutigen Perisup alte Ruinen finden: diese gehören jedenfalls dem alten G. an. Wie der Flußname Thatis und eine ganz in der Nähe gefundene Inschrift beweisen, war die Insel der Hauptsitz des skythischen Clans der meist den bosporanischen Fürsten unterworfenen Thateis. G. darf als deren Hauptort gelten. Vgl. vor allem die Spezialkarte der Halbinsel von Phanagoreia im Müllerschen Ptolemaios-Atlas, Tab. 32. Die von allen angenommene Gleichsetzung G.s mit Gargaza hat gar keine Berechtigung (s. d.).