RE:Imbrasos 1

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Flüßchen auf Samos
Band IX,1 (1914) S. 11041105
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Imbrasos (ὁ Ἴμβρασος; der Name ist einem der kleinasiatischen Sprachstamme zuzuweisen, vgl. Ἴμβραμος [Ἴμβρασος v. I.]), in einem Teil Kleinasiens üblicher Name des Hermes, karischer Name Ἰμβραρέλδων u. a.

1) Flüßchen auf der kleinasiatisch-ionischen Insel Samos, westlich von der alten Stadt (jetzt Tigani) (Athen. VIII 283 d), der sich nach einem nordsüdlichen Lauf an der Südseite der Insel ins Meer ergießt, Strab. XIV 483. Ein mythologisierender Beiname war Παρθένιος, weil Hera an seinem Fließ ihre Jungfrauenjahre (vgl. Lactant. 74) verbracht haben soll (Callim. Dian. 534 und frg. Apollon. Rhod. Arg. I 187 und Schol., II 867. Strab. X 314. Hygin. fab. 6. Schol. Nicandr. alexiph. 139. Eustath. Dionys. perieg. 534). An seinem Ufer zeigte man im [1105] späten Altertum noch (Paus. VII 4. Apul. met. VI 459) einen Keuschlammstrauch (vitex agnus castus), an dem die Göttin geboren sein soll. Diese Sträucher (κανναπίτσαι jetzt genannt) sind heutzutage gerade auf Samos und dem nahe gegenüberliegenden kleinasiatischen Festland auffallend häufig. Der Name des Flußgottes I. findet sich auf späten samischen Kupfermünzen (Gardner Samos and Samian Coins. Head-Sworonos Ἱστορ. Νομισμ. II). Er ist ein Trockenbach in der Nähe der Ruinen des Heraions von Samos, s. Bürchner Das ionische Samos I 1 Kärtchen. Sein Fließ ist öfters verlegt worden. Die häufigen Erdbeben und Verschüttungen des Terrains durch Winterwasser sind selbst jetzt, nach besserer Regelung der Feldeinteilung daran schuld. Im Winter kommen die Gewässer von den nördlichen Randhöhen der Gestadeniederung, die sich vom Vorgebirge Ampelos (jetzt Κυλώννα d. h. Säule von der einzig noch stehenden Säule an den Ruinen des Heraions) bis zur ehemaligen Burg des Polykrates bei der alten Astypalaia hinzieht und sich in der Meersandanschüttung der Bucht von Kolonna oder Tigáni in sanftem Abfall ins Meer neigt. In dem sehr kurzen Oberlauf führt er grobes Geröll, seine Mündung ist mit Meersand verstopft. S. Roß Reisen auf den griechischen Inseln II 143ff. Bürchner Das römische Samos I 1 Karte.