RE:Konon 3
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Sohn d. Timotheos, Enkel v. Nr.2, athen. Admiral, vernichtete 394 v. Chr. die spartan. Flotte bei Knidos | |||
Band XI,2 (1922) S. 1319–1334 | |||
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3) Sohn des Timotheos (IG II¹ 3, 1360 = Syll.³ 152. Paus. III 9, 2. VIII 52, 4), Enkel des Vorigen. Mit Rücksicht auf die gleich zu erwähnende Strategie ist sein Geburtsjahr nicht nach 444 v. Chr. anzusetzen. Er begegnet uns zum erstenmal als Strateg des J. 414/3 (Gilbert Beitr. zur inneren Gesch. Athens im Zeitalter des pelop. Krieges 278f. Beloch Att. Politik 292. 309; Griech. Gesch. II² 2, 266. A. Krause Att. Strategenlisten bis 146 v. Chr. [Jena 1914] 11. 40). Wahrscheinlich seit Winter dieses Jahres (Thuk. VII 17, 2, vgl. Gilbert a. O.) war er mit einer Abteilung von 20 Schiffen in Naupaktos stationiert, um eine Überfahrt peloponnesischer Fahrzeuge nach Sizilien zu verhindern; diese Aufgabe gelang ihm aber nur unvollkommen, da ihn eine überlegene korinthische Flotte in Schach hielt (Thuk. VII 19, 5). Als sich Demosthenes im Sommer 413 mit der Hilfsexpedition für Nikias in Akarnanien aufhielt, erbat sich daher K. von ihm Verstärkung, die er auch erhielt (Thuk. VII 31, 4. 5). Mit dem Ende des Amtsjahres wurde K. durch Diphilos abgelöst (Thuk. VII 34, 3, vgl. Beloch Att. Pol. 309. Busolt Griech. Gesch. III 2, 1365). Erst 411, nach dem Sturz der Vierhundert, ward K. wieder mit der Strategie bekleidet (Gilbert 335. Beloch 294. 311; Griech. Gesch. II² 2, 267. Busolt III 2, 1493, 1. 1533, 1), und abermals nach Naupaktos gesandt. Von dort aus begab er sich auf Bitte der Demokraten nach Korkyra, wo ein innerer Zwist ausgebrochen war, und intervenierte mit Waffengewalt zu ihren Gunsten (Diod. XIII 48, Frühjahr 410 nach Belochs Hinweis, Gr. Gesch. II² 1, 401, 2); nach seiner Abfahrt kam es jedoch zu einer Versöhnung der Parteien, und Korkyra ging infolgedessen den Athenern endgültig verloren. Vielleicht war dies die Ursache, daß K. für 410/9 nicht zum Strategen gewählt wurde (Beloch hat seine frühere Ansicht, Att. Pol. 294. 311 in Gr. Gesch. II² 2, 267 stillschweigend fallen gelassen); erst im Sommer 407, vor der Rückkehr des Alkibiades (ich folge der zuletzt von Beloch Griech. Gesch. II² 2, 243ff. ausführlich begründeten Chronologie der Ereignisse von der Schlacht von Kyzikos bis zur Arginusenschlacht), wurden dieser, Thrasybulos und K. zu außerordentlichen Strategen gewählt und ihnen der Oberbefehl vom Volke übertragen (in dieser Weise ist die viel diskutierte, nicht sehr [1320] glücklich ausgedrückte Nachricht Xenophons hell. I 4, 20 mit Busolt III 2, 1561, 5 zu verstehen). Doch kann diese Ordnung nicht lange gedauert haben, da Alkibiades unmittelbar nach seiner Rückkehr zum alleinigen und unbeschränkten Strategen zu Wasser und zu Lande bestellt wurde (Xen. hell. I 4, 20. Diod. XIII 69, 3. Plut. Alc. 33. Corn. Nep. Alc. 7). Mit Alkibiades fuhr K. im Herbste aus; er wurde vor Andros zurückgelassen, um die Stadt durch eine Belagerung zu bezwingen (Xen. hell. I 5, 18. Diod. XIII 69, 5 nennt statt K. irrtümlich Thrasybul, wozu Sauciuc Andros [Sonderschr. des österr. arch. Inst. VIII] 68, 5). Allein bevor er zum Ziele kam, wurde er nach dem Treffen von Notion im Frühjahr 406 statt Alkibiades mit dem einstweiligen Oberbefehl über die Flotte betraut und begab sich zu dessen Übernahme mit seinen Schiffen nach Samos (Xen. hell. I 5, 18. Diod. XIII 74, 1. Iustin. V 5, 4); bald darauf ward er bei den ordentlichen Wahlen zum Strategen für 406/5 bestellt (Xen. hell. I 5, 16. Diod. a. O. – zur richtigen Deutung dieser Stellen Gilbert 364. Ed. Meyer Gesch. d. Altertums IV 635ff. Busolt III 2, 1580. Beloch II² 2, 251). Da auf der attischen Flotte besonders infolge der Finanznot ganz zerrüttete Verhältnisse herrschten, setzte sie K. auf 70 Schiffe herab, mit welchen er von Samos aus Beutezüge in das feindliche Gebiet unternahm (Xen. hell. I 5, 20), bis sich endlich der neue spartanische Nauarch Kallikratidas (s. den Art. Kallikratidas o. Bd. X S. 1641ff.), der an Schiffen weit überlegen war, gegen ihn wandte (Juni 406); es gelang ihm, K., der von Samos ausgelaufen war, den Rückzug zu verlegen, so daß demselben nichts anderes übrig blieb als in den Hafen von Mytilene zu flüchten. Kallikratidas drang dort ein und besiegte K., der einen Teil seiner Schiffe verlor und den Rest unter der Stadtmauer barg (Xen. hell. I 6, 15ff. Diod. XIII 77–79; zur Kritik des letzteren s. Breitenbach Rhein. Mus. N. F. XXVII 508ff. Lolling bei Koldewey Die ant. Baureste der Insel Lesbos 12ff. Ed. Meyer IV 642. Busolt III 2, 721. 1588, 1. A. v. Mess Rh. Mus. LXIII 378f., über die topographischen Verhältnisse Conze Reise auf der Insel Lesbos 8. Lolling a. O.). Damit war Athen seiner Flotte beraubt und K. blockiert; wenigstens gelang es ihm durch ein Schiff, das den Verfolgern glücklich entging, Nachricht von seinem Schicksal nach Hause zu senden (Xen. hell. I 6, 14ff.). Die darauf folgende gewaltige Kraftanstrengung der Athener, die Aufstellung einer neuen Flotte und die Schlacht bei den Arginusen sind bekannt; damit wurde K., dessen Blockade – sie wird ungefähr anderthalb Monate gedauert haben (Beloch Philol. XLIII 289; Gr. Gesch. II² 2, 275) – zuletzt von spartanischen Schiffen unter Eteonikos aufrecht erhalten ward (Xen. hell. I 6, 26. 35ff.), befreit, und er konnte sich mit der attischen Flotte vereinigen (Xen. hell. I 6, 38. Diod. XIII 100, 6). Da er an der Schlacht nicht teilgenommen hatte, blieb er von der Amtsentsetzung, welche die übrigen Strategen traf, ausgenommen (Xen. hell. I 7, 1. Diod. XIII 101, 5): in dem Kommando über die Flotte wurden ihm Adeimantos und Philokles beigeordnet. Bei den regelmäßigen [1321] Strategenwahlen im Frühjahr 405 (ich folge dabei Beloch Att. Pol. 313; Gr. Gesch. II² 2, 269. Ed. Meyer IV 655. A. Krause 46, gegen Busolt III 2, 1616, 2) erhielt er das Amt von neuem. Die Art, wie er seit der Arginusenschlacht wieder von Samos aus den Krieg weiterführte, bestand in Razzias (Xen. hell. II 1, 12. 16; über Diod. XIII 104, 2 vgl. Ed. Meyer IV 655ff. Busolt III 2, 1609, 2), bis es endlich zur Entscheidung bei Aigospotamoi kam. Es scheint, daß K. an deren unglücklichem Ausgang keine Schuld trug; den Oberbefehl führte an diesem Tage Philokles (diese Nachricht Ephoros’-Diodors XIII 106, 1 wird glaubwürdig sein, dazu Beloch Gr. Gesch. II² 1, 422). K. bemerkte die Anfahrt Lysanders und signalisierte sie den Athenern (Xen. hell. II 1, 28. Plut. Lysand. 11); es gelang ihm, acht Schiffe zu bemannen und mit ihnen glücklich zu entkommen. Durch einen Handstreich bemächtigte er sich der bei dem Vorgebirge Abarnis befindlichen großen Segel Lysanders und fuhr dann nach Cypern zu dem ihm befreundeten Euagoras (Xen. hell. II 1, 28. 29. Diod. XIII 106, 6. XIV 39, 1. Theopomp. frg. 117 M. = 103 G.-H. bei Athen. XII 532b. Isocr. V 62. Plut. Lys. 11; Alcib. 37. Iustin. V 6, 10 – falsch Corn. Nep. Con. 1, 2. 3, dazu Ed. Meyer IV 658. Busolt III 2, 1621, 1. Beloch Gr. Gesch. II² 1, 425, 1). Er sah das Schicksal Athens nach der Niederlage klar voraus und fürchtete auch den Zorn der Mitbürger, wenn er nach Hause zurückkehrte (Diod. XIII 106, 6. Grote Hist. of Greece VIII² 10). Die Angabe bei Demosth. XIX 101, K. habe seinen Mitfeldherrn Adeimantos wegen Verrat belangt, ist ganz wertlos (Gilbert 391ff. Ed. Meyer a. O.).
Wenn man die bisherige, genau zehn Jahre umfassende Tätigkeit K.s überblickt, so muß zugegeben werden, daß sie sich aus einer Reihe von Mißerfolgen zusammensetzte. Es wäre aber verfehlt, die Verantwortung dafür ihm selbst zuzuschieben; die Ursache lag vielmehr an den Verhältnissen, besonders an den ungenügenden Mitteln, welche ihm zu Gebote standen. Daß K. ein hervorragend tüchtiger Mann und Militär war, geht, auch wenn man auf Isokrates tendenziöses Lob (IV 142) kein Gewicht legt, nicht bloß aus dem Vertrauen hervor, das die Athener durch seine wiederholte Wahl zum Strategen zum Ausdruck brachten, sondern auch aus der Geschichte des folgenden Jahrzehnts, in dem er unter günstigeren Umständen eine bedeutende Rolle gespielt hat. Es lag nicht in seiner Absicht, nach der Flucht zu Euagoras passiv zu bleiben, sondern er wartete einen passenden Augenblick ab, um zugunsten seiner Vaterstadt einzugreifen und es ihr zu ermöglichen, sich aus dem tiefen Fall zu Ende des Peloponnesischen Krieges wieder zu erheben (Isocr. V 62. 63 und bes. IX 53–55. Diod. XIV 39, 3; ob ihm das Programm, welches ihm Judeich Kleinasiat. Stud. 10 zuschreibt, von Anfang an dem ganzen Umfange nach vor Augen stand, ist dahingestellt[WS 1] zu lassen); in Salamis auf Cypern hatte sich allmählich eine Kolonie von griechischen, besonders attischen Flüchtlingen gebildet (Isocr. IX 51ff. Lys. XIX bes. 23. 36. 44), die gleicher Gesinnung war und mit Athen in [1322] steter Verbindung blieb (s. u.). Ein solcher Anlaß ergab sich bald dadurch, daß es zwischen den bisherigen Verbündeten Sparta und Persien, auf deren Zusammenhalt die Demütigung Athens beruhte, um den Besitz der griechisch-kleinasiatischen Städte zum Kriege kam. Es war K. klar, daß Athens Erhebung nur durch einen Sieg Persiens möglich sei und daß anderseits die Entscheidung im Kriege nicht zu Lande, sondern zur See gesucht und dazu vorher eine leistungsfähige persische Flotte geschaffen werden mußte. In diesen Gedanken begegnete er sich mit Pharnabazos, der unabhängig von K. zu gleichen Folgerungen gelangt war (Ed. Meyer V 197); auch sein Freund Euagoras, der von früher her mit Athen befreundet und bereits vor der Schlacht von Aigospotamoi attischer Bürger geworden war (IG I 64 + Suppl. 116w S. 129 mit Wilhelms Ergänzung, Athen. Mitt. XXXIX 290), durfte hoffen, falls bei dieser Gelegenheit Beziehungen zu dem persischen Hofe angeknüpft würden, mit diesem, der durch seine Expansionsbestrebungen in Cypern ernstlich verstimmt war, wieder auf freundlichen Fuß zu kommen (s. o. Bd. VI S. 821ff.). Der Anstoß zu den Verhandlungen mit dem Hof in Babylon, die auf die Verwirklichung dieser Gedanken abzielten, ging, wie aus Ktesias erhellt, nicht von Euagoras (so Beloch Gr. Gesch. II¹ 144), sondern von K. aus; die Vermittlung übernahm Euagoras, der sich an seinen Freund Ktesias um die Vertretung von K.s Vorschlägen wandte; wir sind über sie durch letzteren (Ecl. 63, vgl. Plut. Artox. 21) unterrichtet (dazu Judeich 49. Ed. Meyer Theopomps Hellenika 66ff.). Diese Verhandlungen müssen im J. 399 begonnen haben, vgl. Judeich 50, 1. Während der Briefwechsel zwischen Cypern und dem Hofe in vollem Gange war, erschien Pharnabazos, mit dem K. und Euagoras schon früher in Verbindung getreten sein werden (Ed. Meyer Gesch. d. Altert. V 201), in Babylon, um persönlich die Verwirklichung des gemeinsamen Planes zu betreiben (Diod. XIV 39, 1. Iustin. VI 1, 7–9), etwa im Sommer 398 (Judeich 48ff. Ed. Meyer Theop. Hell. 8. 65); er setzte durch, daß die Aufstellung einer Flotte von 100 Schiffen in Cypern anbefohlen und K. zu deren Admiral ernannt wurde. Wahrscheinlich zu Anfang 397 (Judeich 50, 1. Ed. Meyer Gesch. d. Altert. V 201) kam Ktesias mit einem Briefe des Perserkönigs, der die formelle Bestallung K.s enthielt, nach Cypern (Ktes. a. O.); unmittelbar darauf erschien Pharnabazos dort mit dem Befehl an die Stadtkönige, die Flotte zu bauen, wofür er 500 Talente mitbrachte; mit K., der unter seine Oberleitung gestellt wurde, besprach er dann das Nötige (Ktes. a. O. Diod. XIV 39, 2. 3. Iustin. VI 1, 4–9). Der Flottenbau, an dem Euagoras in bedeutendem Maße mitwirkte (Isocr. IX 56. 67. 68), begann sofort; wohl in den Sommer 397 (‚vor Herbst‘ Lipsius Ber. sächs. Ges. LXVII 1915, 8) ist die Sendung von Waffen und Schiffsmannschaften aus Athen an K. zu setzen und bald darauf die Abschickung einer attischen Gesandtschaft nach Persien (zu deren Zeitpunkt auch Grenfell-Hunt Oxy. Pap. V 204. 205. Schäme Der Amtsantritt der spart. Nauarchen [Leipz. 1915] 68), die aber von dem spartanischen Nauarchen Pharax [1323] aufgegriffen und in Sparta hingerichtet wurde. Beide Tatsachen, über welche Hell. Oxy. 2, 1 berichten (vgl. auch Isocr. IV 142), beweisen, daß K. nahe Beziehungen zu seiner Vaterstadt unterhielt und seine Parteifreunde über seine Absichten unterrichtet hatte. Bevor noch die Ausrüstung der gesamten Flotte vollendet war (die Nachricht von den persischen Rüstungen gelangte nach Sparta im Herbst 397 oder zu Anfang 396, vgl. Xen. hell. III 4, 1 und dazu Ed. Meyer Gesch. d. Altert. V 202; Theop. Hell. 8), ging K. mit 40 Trieren nach Kilikien (Diod. XIV 39, 4); Diodor erzählt dies unter dem J. 399/8, was ganz unmöglich ist, vielmehr ersieht man jetzt aus dem neuen Fragment des Philochoros bei Didym. z. Demosth. 7. 35ff. nach dessen Herstellung durch Foucart Étude sur Didymos (Mém. Ac. inscr. XXXVIII 1) 138ff., daß K. es erst unter dem Archontat des Suniades (397/6) tat (die Ergänzung Z. 37 ἀπὸ Κύπρου haben bereits Blaß und Fuhr gefunden, vgl. Berl. phil. Wochenschr. 1904, 1129), also nicht, wie Schäme 72 meint, der Philochoros’ Fragment nicht berücksichtigt hat, im Frühjahr oder Frühsommer 397, sondern entweder in der zweiten Hälfte 397 (so Judeich Rh. Mus. LXVI 132.138 ‚nach Mitte des Jahres‘; Cavaignac Hist. de l’Antiquité II 256; Rev. ét. gr. XXV 137) oder, was wahrscheinlicher ist, erst im Frühjahr 396 (Ed. Meyer Theop. Hell. 69. 70. Zunkel Unters. zur griech. Gesch. der J. 395–386 [Jena 1911] 49, 5. 51). Bald darauf begab er sich mit denselben Schiffen nach Kaunos (eine Vermutung über den Grund seiner Fahrt nach dieser Gegend bei Judeich 132), wurde aber dort von dem spartanischen Nauarchen mit einer überlegenen Macht (entweder 100 oder 120 Schiffen, vgl. Ed. Meyer G. d. A. V 210; Theop. Hell. 79, 4. Judeich 136, 2. Schäme 76) blockiert (Diod. XIV 79, 4. 5 unter 396/5. Isocr. IV 142). Daß die Fahrt nach Kaunos und damit der Beginn des Krieges ‚um Rhodos‘ (Isocr. IV 142) sicher in das Frühjahr 396 gehört (nach Sievers Gesch. Griechenlands 76. 403. Kahrstedt Forschungen 185. Judeich Rh. Mus. LXVI 133. 138. Pareti I [in diesem Artikel für seine Abhandlung Ricerche sulla potenza maritima degli Spartani, Mem. Acc. Tor. S. 2, LIX gebraucht] 62. II [= Cratippo e le ‚Elleniche‘ di Oxyrhynchos P. 1, Studi Italiani XIX] 432, 1; ähnlich Beloch Gr. Gesch. II² 2, 277), geht daraus hervor, daß Isokrates (IV 142. IX 64) für die Dauer des Krieges drei Jahre rechnet; dabei kann als Endpunkt nur die Schlacht von Knidos gemeint sein (Ed. Meyer Gesch. des Altert. V 209; Theop. Hell. 69. Pareti I 62. II 432, 1. Foucart 140. Judeich 130, 1). Für die nun folgende Zeit kommt die Auffassung und Ergänzung des viel behandelten Passus über das achte Jahr in Hell. Oxy. 4, 1 in Betracht, bezüglich deren ich Lipsius 4ff. mit der stilistischen Abänderung durch B. Keil Herm. LI 461ff. beistimme (ähnlich schon Grenfell-Hunt 208). Damit hängt die Frage nach der zeitlichen Folge der spartanischen Nauarchen seit Beginn des 4. Jhdts. zusammen, die meiner Ansicht nach dahin zu beantworten ist, daß Pharax im J. 398/7 Nauarch war, worauf auch Xen. hell. III 2, 12 führt (so schon Beloch Rh. Mus. XXXIV 124. Lohse Quaestiones chronologicae ad Xenophontis Hellenica [1324] pertinentes [Leipz. 1905] 24ff.; jetzt Grenfell-Hunt 204ff. 208ff. 213. Pareti I 60ff. II 434. Lipsius 8ff. Beloch Gr. Gesch. II² 2, 277. 289. Schäme 29), demnach bei Diodor ein Fehler vorliegt, wenn Pharax als Kommandant der Blockadeflotte genannt ist (so Grenfell-Hunt 213. Ed. Meyer Theop. Hell. 71 und W. Bauer Wien. Stud. XXXII 298ff. 303. 313, die beide Pharax in das J. 397/6 setzen. Lipsius 9). Bevor noch K. in Kaunos eingeschlossen war, ziemlich früh im J. 396 (so auch Grenfell-Hunt 202. 204. 208. Pareti I 63. W. Bauer 299, während Ed. Meyer Theop. Hell. 55. 57ff. 60, was mit seiner Chronologie der Nauarchen zusammenhängt, Zunkel 50 und Schäme 31, 1. 68 an Anfang 395 denken – dagegen Pareti II 433. 435. 442), fuhr Demainetos mit einer Staatstriere aus Athen zu K.; es gelang ihm, trotz der Verfolgung durch den spartanischen Harmosten Molon mit Aufgabe seines Schiffes, aber auf einem erbeuteten Fahrzeug zu ihm zu gelangen (Hell. Oxy. 1, 1. 3. 3, 1. 2. Aeschin. II 78; zur Beurteilung dieser Episode Ed. Meyer Theop. Hell. 42ff. Rühl Rh. Mus. LXVIII 161ff.). K. wurde durch Artaphrenes und Pharnabazos aus der Blockade befreit, worauf die Schiffe nach Rhodos zurückgingen (Diod. XIV 79, 5. 6). Wie ich glaube, sind die in Hell. Oxy. 4 geschilderten Kämpfe K.s (zum Text hat Kalinka GGA 1917, 427 neue Ergänzungen beigesteuert) auf seinen Entsatz zu beziehen (so auch Ed. Meyer Theop. Hell. 57. Schäme 75ff. – anders Grenfell-Hunt 213. Cavaignac Rev. ét. gr. XXV 141. Judeich Rh. Mus. LXVI 135ff.), und ist derselbe, da nach Lipsius’ Nachweis (a. O. 7) mit c. 4 bereits der Herbst 396 beginnt, erst in diese Zeit zu setzen (ähnlich Zunkel 51), nicht in das Frühjahr (Ed. Meyer Theop. Hell. 70. Pareti II 432, 1. 443) oder in den Sommer desselben Jahres (so Cavaignac Rev. ét. gr. XXV 140, ebd. XXVI 75ff. Judeich Rh. Mus. LXVI 133. 138); dazu stimmt, daß nach der sicheren Ergänzung von c. 4, 2 durch Grenfell-Hunt damals Pollis die Nauarchie übernahm (208. 210. 213; ferner Pareti I 65. II 435. Lipsius 7ff. – nicht erst im Frühjahr 395, wie Ed. Meyer Theop. Hell. 57. 64. 72. Kahrstedt 181. 186. Zunkel 50. 51. Beloch Gr. Gesch. II² 2, 276. 283 und Schäme 33. 75. 80 meinen). Der Entsatz wurde durch das Zusammenwirken K.s mit den persischen Schiffen erreicht (Hell. Oxy. 4. 2, wo ich aber lieber mit Judeich Rh. Mus. LXVI 138, 1 πεντήκοντα ergänzen möchte, vgl. auch Cavaignac Rev. ét. gr. XXV 140, 1), die sodann unter K.s Befehl traten; daraus folgt aber, daß sie der von Diod. XIV 79, 8 berichteten Verstärkung von K.s Flotte gleichzusetzen sind, welche nach Ed. Meyer Theop. Hell. 58. 64 erst Frühjahr 395 stattgefunden haben soll, und daß diese Tatsache bei Diodor an unrichtiger Stelle gebracht wird (Grenfell-Hunt 208. 213. Judeich Rh. Mus. LXVI 133. 136ff., anders, aber falsch Pareti II 434 Anm.). Nach dem Bruch der Blockade fuhr K. mit 80 Schiffen (so Diodor, nach Judeich mit 90) nach der rhodischen Cherrones, worauf die Rhodier von den Spartanern abfielen und K. mit seiner Flotte aufnahmen (Androtion bei Paus. VI 7, 6, dazu Ed. Meyer Theop. Hell. 73. Diod. XIV 79, 6); bald darauf [1325] erschienen, in Unkenntnis des Umschwungs, ägyptische Transportschiffe vor Rhodos, welche den Spartanern von König Nepherites geschenktes Getreide bringen sollten und von K. abgefangen wurden (Diod. XIV 79, 7). Diese Ereignisse müssen noch in den Herbst 396 gehören (so Grenfell-Hunt 213. 222. Ed. Meyer Theop. Hell. VIII 71. Cavaignac Rev. ét. gr. XXV 141; Hist. de l’Ant. II 256. Judeich Rh. Mus. LXVI 134. 139 – nach Pareti II 432, 1, der an Pharax’ Tätigkeit vor Kaunos festhält, in den Sommer dieses Jahres). Mit diesen wichtigen Erfolgen trat aber ein Stillstand in K.s Operationen ein. In den Winter 396/5 gehört die Sendung des Timokrates mit persischem Geld nach Griechenland, um bei den Führern der Opposition gegen Sparta zu wirken (s. o. Bd. IX S. 2137); der Gedanke dazu ging von K. aus (Polyaen. I 48, 3). Im Frühjahr (so Cavaignac Hist. de l’Ant. II 258) oder Sommer 395 erfolgte dann ein Umsturz in Rhodos, durch den die Demokratie eingeführt und die bisher leitenden Oligarchen getötet oder verbannt wurden; K., der dabei nicht anwesend sein wollte, war vorher nach Kaunos gefahren und kehrte erst, nachdem die Exekution durchgeführt war, zurück (Hell. Oxy. 10, dazu Ed. Meyer Theop. Hell. 73ff.). Weiteres vorzunehmen oder gar die Entscheidung mit den Spartanern zur See zu suchen, war er aber durch die schlimmen finanziellen Verhältnisse verhindert, da die persischen Soldzahlungen ausblieben und er daher monatelang seinen Truppen die Löhnung schuldig bleiben mußte (Hell. Oxy. 17, 1. 2; die von Isocr. IV 132 dafür genannten 15 Monate haben erst im Frühjahr 394 ihr Ende erreicht, vgl. Ed. Meyer Gesch. d. Altert. V 210. 234. Zunkel 41ff.). Er reiste zwar im Herbste 395 (nach dem Amtsantritt des spartanischen Nauarchen Cheirikrates, der in diese Zeit fällt, vgl. Hell. Oxy. 14, 1 und dazu Grenfell-Hunt 210. Pareti I 66. Ed. Meyer Theop. Hell. 72. Zunkel 43ff. Lipsius 7. Schäme 33 – nach Cavaignac Rev. ét.gr. XXV 148, 1. Kahrstedt 187. Beloch Gr. Gesch. II² 2, 276. 283 bereits im Sommer) über Kaunos zu Pharnabazos und Tithraustes, um Abhilfe zu erlangen, erhielt aber von letzterem nur 220 Talente aus dem eingezogenen Vermögen des Tissaphernes (Hell. Oxy. 14, 1. 3), was bei weitem nicht ausreichte (Ed. Meyer Theop. Hell. 75, 4). Als K. aus dem Innern nach Kaunos zurückgekehrt war, kam es dort zu einer gefährlichen, von kyprischen Söldnern ausgehenden Militärrevolte (eingehend geschildert Hell. Oxy. 15, vgl. auch Iustin. VI 2, 11, dazu Ed. Meyer Theop. Hell. 75ff.), die auch auf Rhodos übergriff, aber durch K.s Entschlossenheit und Umsicht sofort niedergeschlagen ward. Um den unhaltbaren Zuständen ein Ende zu machen, entschloß sich K., persönlich zum Hofe zu gehen; er fuhr nach Kilikien und reiste von dort über Thapsakos und dann auf dem Euphrat nach Babylon. Über seine Reise und seinen Aufenthalt daselbst Diod. XIV 81, 4–6. Iustin. VI 2, 12–15. Corn. Nep. Con. 3, 2ff. 4, 1. 2 (zu Paus. III 9, 2 Judeich Kleinas. Stud. 66ff., 1. Ed. Meyer Theop. Hell. 79, 2); sie sind jetzt, wie schon früher vermutet wurde (vgl. Judeich Kleinas. Stud. 67 Anm., dazu auch Kirchner [1326] Prosop. att. I S. 585), sicher in den Winter 395 auf 394 zu setzen (Grenfell-Hunt 219ff. 234. Ed. Meyer Theop. Hell. 79ff. Cavaignac Rev. ét. gr. XXV 154. Judeich Rh. Mus. LXVI 131. 135 m. A. 1. Zunkel 40ff.); daß die von Cornelius Nepos behauptete Verknüpfung der Reise mit Tissaphernes’ Sturz und der daraus für sie erschlossene Zeitpunkt falsch sind, haben besonders Ed. Meyer 20. 79. 80 und Zunkel 12, 1. 20. 41, 1 hervorgehoben. Die von Corn. Nep. Con. 3, 2–4. Iustin. VI 2, 12ff. überlieferte Geschichte, daß K., um der Forderung der Proskynesis zu entgehen, nicht persönlich mit dem König in Verbindung trat, ist kaum glaublich (vgl. auch Bodin Rev. ét. gr. XXVIII 266ff.); sie erinnert an eine ähnliche Erzählung über den jüngeren Ismenias (o. Bd. IX S. 2139ff.) und kann daraus entstanden sein, daß die Verhandlungen zwischen K. und dem König durch den Chiliarchen Tithraustes geführt wurden (Ed. Meyer Theop. Hell. 79, 4). K. hatte mit seinem Unternehmen vollen Erfolg: abgesehen von persönlichen Ehrungen erhielt er unbeschränkte Geldmittel zur Verfügung und ein entscheidendes Votum bei der Bestellung des Oberbefehlshabers der Flotte; auf seinen Vorschlag wurde dazu Pharnabazos ernannt (Diod. a. O. Corn. Nep. Con. 4, 1. 2. Iustin. VI 2, 15. 16, dazu Xen. hell. IV 3, 11). Im Frühjahr, etwa März 394 wird er an die Küste zurückgekommen sein (Ed. Meyer Theop. Hell. 80. Zunkel 42. 51). Bald darauf fällt der Wechsel in dem spartanischen Flottenkommando; wie Xenophon berichtet (Hell. III 4, 27. 29, vgl. auch Plut. Ages. 10. Paus. III 9, 6. Iustin. VI 3, 1), erhielt Agesilaos auch den Oberbefehl zur See und die Befugnis, für die Führung der Streitkräfte nach seinem Ermessen einen Nauarchen zu bestellen; er ernannte dazu seinen Schwager Peisandros. Es ist mit Rücksicht auf die Meldung von Hell. Oxy. 14, 1 (vgl. auch 17, 4) von Cheirikrates’ Amtsantritt nicht zu bezweifeln, einmal daß (trotz Kahrstedt 187ff. Beloch Griech. Gesch. II² 2, 278) Xenophon, der diesen Wechsel ungefähr für den August 395 berichtet, sich geirrt hat und derselbe viel später, eben auf den oben bestimmten Zeitpunkt zu fixieren ist (Grenfell-Hunt 234. Pareti I 66ff. und ‚Note sul calendario Spartano‘ [Atti Acc. Torino 1909/10] 10 S.-A. Ed. Meyer Theop. Hell. 21. 33. 72. 80. W. Bauer 310ff., der freilich eine Vermittlung versucht; Zunkel 42ff. Lipsius 7ff.), und dann daß sowohl Agesilaos als auch Peisandros eine außerordentliche Kommandogewalt erhielten (Pareti I 67. Beloch a. O. Pistorius Beitr. z. Gesch. von Lesbos im 4. Jhdt. v. Chr. [= Jenaer Hist. Arbeiten V] 101ff., der nur bezüglich Peisandros irrt; Schäme 36. 49). Auch im Sommer 394 ruhten zunächst die Operationen, nur daß vielleicht, wenn auf Iustins Wendung VI 2, 16 etwas zu geben ist (Judeich Kleinas. Stud. 73), K. einige kleinere Erfolge davontrug; zu der Verstärkung der spartanischen Flotte auf 120 Schiffe, welche Agesilaos anordnete (Xen. hell. III 4, 28), scheint es gar nicht gekommen zu sein (Sievers 18, 20. Judeich Kleinas. Stud. 70, 1; Rh. Mus. LXVI 136, 2. Ed. Meyer Theoph. Hell. 70, 4. 80), und Peisandros blieb monatelang untätig bei [1327] Knidos liegen – Pharnabazos und K., die bei Loryma an der Südspitze der rhodischen Cherrones Stellung genommen hatten (Diod. XIV 83, 4. Philochoros bei Did. 7, 45ff.), mögen gehofft haben, daß die spartanische Seemacht ohne Kampf zusammenbrechen werde (Ed. Meyer 80). Erst im August 394, vor dem 14. des Monats, fiel die Entscheidung (zu Beginn des Archontats des Eubulides, vgl. Philoch. bei Did. 7, 39f. Lys. XIX 28. Xen. hell. IV 3, 10. Plut. Ages. 17 und dazu Judeich Kleinas. Stud. 73, 2. Beloch Att. Pol. 346ff.; Gr. Gesch. II¹ 199, 2. Ed. Meyer Gesch. d. Alt. V 237. 239). Peisandros fuhr mit 85 Schiffen (an der von Diodor angegebenen Zahl ist nicht zu zweifeln, vgl. Ed. Meyer Theop. Hell. 80. Judeich Kleinas. Stud. 73, 3; Rh. Mus. LXVI 136ff., 2) in der Richtung gegen Physkos, kam aber nicht weit, da er von den Gegnern, die sofort auf die Nachricht von seinem Vorgehen aufgebrochen sein werden, angegriffen wurde (Diod. XIV 83, 5. 6. Philoch. bei Did. 7, 45ff.), so daß sich die Schlacht in der Nähe von Knidos abspielte (ich halte bezüglich der Bewegungen, die zu dem Zusammentreffen führten, die von Foucart Ét. s. Didymos 141ff. gegebene Darstellung für richtig, obwohl sie, wie zuzugeben ist, Diodors Worten nicht völlig entspricht, aber aus ihnen schimmert der ursprüngliche Sachverhalt hervor – anders, meiner Ansicht nach nicht zutreffend, urteilen Judeich Kleinas. Stud. 73ff. und Ed. Meyer Theop. Hell. 80; mit der topographischen Angabe bei Paus. VI 3, 16 ist kaum etwas anzufangen). Die Zahl der unter K.s und Pharnabazos’ Befehl stehenden Schiffe betrug über 90 (Diod. XIV 83, 4); Xenophons Angabe (hell. IV 3, 10), ihre Macht sei derjenigen des Peisandros weit überlegen gewesen, hat den Zweck, dessen Niederlage erklärlicher erscheinen zu lassen (Judeich Kleinas. Stud. 73, 3; Rh. Mus. LXVI 136, 2 – Paretis Annahme II 434 A. einer Textlücke bei Xenophon ist ganz willkürlich). Der Verlauf der Schlacht und die Rolle, die K. spielte, sind aus den erhaltenen Berichten (Xen. hell. IV 3, 11. 12. Diod. XIV 83, 6. 7. Polyaen. I 48, 5, während Corn. Nep. Con. 4, 4 und Iustin. VI 3 nichts bieten) nicht wiederzugewinnen (eine manchen Bedenken unterliegende Rekonstruktion versucht Judeich Kleinas. Stud. 73ff.): glaublich ist, daß K. bei dem Angriff mit seinen Schiffen an der Spitze stand, die Entscheidung soll durch die Flucht der spartanischen Bundesgenossen ans Land herbeigeführt worden sein. Die Niederlage der Spartaner war vernichtend; Peisandros selbst fand, tapfer kämpfend, den Tod. 50 seiner Schiffe (und von ihrer Besatzung 500 Mann) wurden von K. erbeutet, während der Rest nach Knidos entkam.
Die Folgen der Schlacht waren weitgehend. Die spartanische Seeherrschaft brach nach ihr mit einem Schlage zusammen (Andoc. III 22. Isokr. IV 154. IX 56. Diod. XIV 84, 4. Corn. Nep. Con. 4, 4. Plut. Artox. 21. Iustin. VI 4, 1. Oros. III 1, 16). Pharnabazos und K. setzten sogleich, im Herbste 394 (zur Zeitbestimmung Xen. hell. IV 8, 6. 7 und Zunkel 24ff. 52), ihr Werk fort: in kluger Weise wußte K. Pharnabazos dafür zu gewinnen, das gegen die Spartaner [1328] gerichtete Schlagwort der Autonomie auszugeben; und so gelang es ihnen, auf ihrer längs der kleinasiatischen Küste nach Norden gerichteten Fahrt eine ansehnliche Zahl von Inseln und Küstenorten zum Abfall zu bringen und die spartanischen Besatzungen mit den Harmosten zu vertreiben (Xen. hell. IV 8, 1. 2; im allgemeinen Demosth. XX 88. Paus. VIII 52, 4). Es geschah dies damals (Diod. XIV 84, 3) in Kos, Nisyros, Karpathos (bezeugt durch Syll.³ 129), Teos, Chios, Mytilene (vgl. auch Isocr. epist. VIII 8), Ephesos, Erythrai, Samos und Knidos (für beide letztere Diod. XIV 97, 3. 4); in Ephesos, Samos (Paus. VI 3, 16) und Erythrai (Syll.³ 126) wurden K. Statuen gesetzt, in letztgenannter Stadt auch andere Ehren verliehen. Münscher hat in probabler Weise vermutet (o. Bd. IX S. 2170), daß damals Isokrates von K. nach Chios berufen wurde, um die politischen Verhältnisse und die Verfassung neu zu ordnen. Erst bei Abydos, wo der energische Derkylidas befehligte, stießen Pharnabazos und K. auf ernstlichen Widerstand (Xen. hell. IV 8, 3–6), und es gelang ihnen nicht, diesen für die Beherrschung der Meerengen so wichtigen Platz, sowie Sestos zu bezwingen. Über diese Ereignisse von den Neueren besonders Judeich Kleinas. Stud. 79f. Ed. Meyer G. d. A. V 239. K. erhielt noch den Auftrag, die am Hellespont gelegenen Städte zu gewinnen; nachdem weitere Rüstungen vorgenommen und neue Mannschaften angeworben worden waren, gingen K. und Pharnabazos im Frühjahr 393 wieder in See, um die Verbindung mit den Feinden Spartas im Mutterlande herzustellen (Xen. IV 8, 7–10). Sie fuhren quer durch die Kykladen nach Melos und von da an die Küste Lakoniens, wo sie an einzelnen Punkten, besonders Pharai landeten und die Gegend verwüsteten. Kythera wurde besetzt und daselbst eine Garnison gelassen (auch Isocr. IV 119. Plut. Ages. 23. Corn. Nep. Con. 1, 1. Iustin. VI 5, 6. 7). Sodann ging es zum Isthmos, wo Pharnabazos mit dem in Korinth tagenden Synedrion der gegen Sparta Verbündeten in Verbindung trat und ihm Geldmittel zur Weiterführung des Kriegs übergab (sie wurden zunächst zur Ausrüstung der korinthischen Flotte verwandt, Xen. hell. IV 8, 10). Er selbst kehrte nach Asien zurück, während K. mit der persischen Flotte in den griechischen Gewässern blieb (Xen. hell. IV 8, 7. 8); sie betrug angeblich 80 Schiffe (nach Diod. XIV 85, 2; doch halte ich trotz Judeich Rh. Mus. LXVI 136, 2 diese Zahl nicht für sicher beglaubigt). Seinen Standplatz nahm er in Athen (Diod. a. O.); endlich war es ihm nach langen Jahren der Abwesenheit vergönnt, seine Vaterstadt wiederzusehen. Er muß sich dort längere Zeit, ungefähr ein Jahr, aufgehalten haben, wie Beloch (Att. Pol. 353) und Zunkel 36ff. betonen (falsch Pistorius 21, 3. Krause 48). Gewiß unternahm K. damals noch weitere Ausfahrten ins Ägäische Meer, was aus Xenophons Äußerung hell. IV 8, 12 hervorgeht (die anderen dafür angeführten Stellen fallen nicht ins Gewicht) und Grote Hist. of Greece IX² 150. Köhler Athen. Mitt. I 8, 2. E. v. Stern Gesch. der spartan. und theban. Hegemonie (Dorpat 1884) 4. Judeich Kleinas. Stud. 83. Ed. Meyer [1329] G. d. A. V 244. Pistorius 105, 4 erkannten – anders Zunkel 25ff.; daß er dabei in den J. 394/3 und 393/2 die attische Strategie bekleidete, wie seinerzeit Beloch (Att. Pol. 295. 314. 353) und Kirchner Prosop. Att. I S. 586 annahmen, ist gewiß unrichtig (s. Krause 48), denn es war dies mit seiner Stellung als persischer Admiral unverträglich. Über die damalige Tätigkeit K.s sind wir durch die Quellen nur in ungenügender Weise unterrichtet; besonders Xenophon hat sie in auffallend dürftiger Weise behandelt (treffend bemerkt von Köhler 8ff., 2). Zunächst galt es, den von den Athenern bereits im Sommer 394 begonnenen (vgl. IG II 5, 830b mit Köhlers Bemerkung; Syll.³ 124 Anm. 2) Wiederaufbau der langen Mauern Athens und derjenigen des Peiraieus zu fördern. K. hatte dafür die Zustimmung des Pharnabazos gewonnen und von ihm vor dessen Rückkehr nach Asien zu diesem Zweck Geldmittel erhalten (Xen. hell. IV 8, 9); die 50 Talente, welche er nach Corn. Nep. Con. 4, 5 den Athenern schenkte, werden zu diesen Geldern gehört haben, vgl. Grote Hist. of Greece IX² 147, 1. Ed. Meyer G. d. A. V 244ff. Frickenhaus Athens Mauern im 4. Jhdt. v. Chr. (Bonn 1905) 43. Cavaignac Hist. de l’Ant. II 261, 7. Außerdem daß er für einen Teil der Mauern die Kosten übernahm, stellte er auch seine Flottenmannschaft für die Arbeit in Dienst (Xen. hell. IV 8, 12. Isocr. V 64. Diog. Laert. II 39. Plut. Ages. 23. Diod. XIV 85, 2. Demosth. XX 68. Corn. Nep. Con. 4, 5. Paus. I 2, 2. Iustin. VI 5, 8. 9. Schol. Arist. 81 Fr. Oros. III 1, 23f., dazu Wachsmuth Stadt Athen. I 579ff. Judeich Topographie von Athen 79. Frickenhaus 8ff.). Für den Bau, an dem auch die Athen befreundeten Staaten mitwirkten (Xen. hell. IV 8, 10. Diod. a. O.) und der erst nach einigen Jahren vollendet wurde, sind die jetzt bei Frickenhaus 5ff. vereinigten Urkunden, zu welchen Ath. Mitt. XXX 391f. (= Nachmanson Hist. att. Inschriften 27) tritt, von großer Wichtigkeit; der in IG II¹ 2, 830 Z. 7 als μισθωτής genannte K. ist schwerlich mit unserem K. zu identifizieren (Köhler Athen. Mitt. VIII 52ff.). Nach Noacks Vermutung (Athen. Mitt. XXXIII 123f., besonders 492ff.) hat K. sich nicht auf den Wiederaufbau der Peiraieus- und der Schenkelmauern beschränkt, sondern auch an der städtischen Ringmauer Änderungen vorgenommen und das Dipylon errichtet. Erst durch die Wiederherstellung der Befestigungen ward die selbständige Politik Athens gesichert (Wachsmuth Stadt Athen I 580. Ed. Meyer G. d. A. V 241). Dann unterliegt es nach Xen. hell. IV 8, 15. V 1, 30. Andoc. III 12. 14 (vgl. auch IG II² 30) keinem Zweifel, daß in diese Zeit und jedesfalls durch K. die Rückerwerbung der alten Kleruchien Lemnos, Imbros und Skyros fällt (zuerst von Beloch Att. Pol. 344ff.; Gr. Gesch. II¹ 201 erkannt, vgl. noch Judeich Kleinas. St. 81, 1. Ed. Meyer Gesch. d. A. V 243. 244. Pistorius 105, 4 – Wilhelm in Eranos Vindob. 242, 2 vermutet mit Rücksicht auf Syll.³ 127 Z. 4ff. auch einen Zug der Athener gegen Thasos) und daß damals auch die Vorsteherschaft Athens über das Heiligtum des Apollon in Delos erneuert [1330] wurde, wie aus dem Marmor Sandwicense IG II¹ 814 = Syll.³ 153 und besonders aus dem Bruchstück IG II 5, 813b hervorgeht, welches die Existenz attischer Amphiktionen für 390/89 bezeugt (dazu Beloch Att. Pol. 120. 344 und v. Schoeffer De Deli insulae rebus 53ff. und o. Bd. IV S. 2478. Köhler z. Inschr.). Die vielerörterte Frage, in welches Verhältnis die von K. befreiten Inseln und Städte zu Athen traten, ist nicht leicht zu beantworten. Mit ziemlicher Sicherheit läßt sich nach einem attischen Volksbeschluß, der wahrscheinlich in die Zeit nach der Schlacht von Knidos zu setzen ist (Syll.³ 129, bes. Z. 28ff.), annehmen, daß die Etheokarpathier, Kos, Knidos und Rhodos (dazu auch Xen. hell. IV 8, 20 und IG II² 19) Bündnisse mit den Athenern geschlossen haben; das gleiche gilt nach literarischen Zeugnissen (Xen. hell. IV 8, 28. Diod. XIV 84, 3. 94, 4) für Mytilene und Chios (auch IG II² 23). Dann ist als gewiß anzusehen, daß sich auch die Kykladen in gleicher Weise Athen gegenüber verhielten. Nicht sicher ist es, ob auch Städte auf dem kleinasiatischen Festland, in Ionien und der Aiolis, das gleiche taten (wie Judeich Kleinas. Stud. 83. 93. 102 und Pistorius 106ff. meinen); Corn. Nep. Con. 5, 2 ist dafür eine zu unsichere Quelle, und der von Pistorius aus Xen. hell. IV 8, 13 und Diod. XIV 94, 2 gezogene Schluß geht fehl (vgl. Ztschr. f. österr. Gymn. 1914, 439); die zuletzt von Pistorius 108ff. herangezogenen Bundesmünzen mit der Aufschrift ΣΥΝ gehören nach Belochs überzeugender Beweisführung (Gr. Gesch. II¹ 216 mit Anm. 2), die von Ed. Meyer Gesch. d. A. V 308. 310 angenommen ward, in die Zeit nach dem Königsfrieden. Ich möchte es aber trotzdem glauben, da Xenophons Ausdruck (hell. IV 8, 12) ὅτι Κόνων … τάς τε νήσους καὶ τὰς ἐν τῇ ἠπείρῳ παρὰ θάλατταν πόλεις Ἀθηναίοις εὐτρεπίζοι darauf hinweist (unter ἤπειρος kann in diesem Zusammenhang nur die kleinasiatische Küste verstanden werden) und der bald zu erwähnende Konflikt K.s mit Persien und Antalkidas’ Vorschläge sich unter diesem Gesichtspunkt viel leichter erklären lassen. Welchen Inhalt aber diese Bündnisse hatten und wie weit sie über eine gewöhnliche Epimachie hinausgingen, ist fraglich (Pistorius’ Urteil 107 ist da viel zu zuversichtlich), speziell ob die Bundesgenossen zu finanziellen Beiträgen verpflichtet waren (von Judeich Kleinas. Studien 93 geleugnet), wofür vielleicht Xen. hell. IV 8, 9 anzuführen ist. In jedem Fall aber halte ich die herrschende Ansicht (so Beloch Att. Pol. 118ff. 344ff.; Gr. Gesch. II¹ 201ff. E. v. Stern 4, 4. Ed. Meyer Gesch. d. Altert. V 240. 243 und besonders Pistorius 102ff., wohl auch Cloché Rev. ét. anc. XXI 168ff.), daß K. die Wiederherstellung des attischen Reiches in der Form, wie es im 5. Jhdt. bestand und es später Thrasybulos für kurze Zeit erneuerte, im Auge hatte und zum Teil durchführte, für unrichtig; die neben Xen. hell. IV 8, 15 dafür als Beweis betrachteten allgemeinen Wendungen der Redner über die ἡγεμονία und ἀρχή Athens (Isocr. V 64. VII 12. 65. IX 56. 68. Demosth. XX 68) und die Begründung von K.s Auszeichnungen in Athen ἐπειδὴ ἠλευθέρωσε τοὺς Ἀθηναίων συμμάχους [1331] (Demosth. XX 69) sind eine zu wenig feste Grundlage für so weitgehende Folgerungen. K. war es durch seine Stellung als persischer Admiral verwehrt, sich in dieser Weise vorzuwagen; bei seinem Bunde kann es sich höchstens um eine Bildung nach Art des zweiten attischen Seebundes gehandelt haben (in dieser Hinsicht gehe ich weiter als Judeich Kleinas. Stud. 80. 93 und Lipsius Ber. Sächs. Ges. L 146), wobei die Frage, wie eine Zentralgewalt desselben organisiert war, offen bleibt.
K.s Tätigkeit wurde auch für die Gestaltung der Parteiverhältnisse Athens bedeutungsvoll, indem mit dem Aufleben der auf Wiederherstellung der attischen Seeherrschaft gerichteten Tendenzen die radikal-demokratische Richtung über die Gemäßigten und Besitzenden das Übergewicht gewann, vgl. Sievers 104ff. 112. Beloch Att. Pol. 119ff. Ed. Meyer Gesch. d. Altert. V 241ff. Es ist begreiflich, daß ihm für die errungenen Erfolge ganz außerordentliche Ehren zuteil wurden; es wurde ihm Atelie verliehen und als erstem seit den Tyrannenmördern eine eherne Statue auf dem Markte vor der Halle des Zeus Eleutherios errichtet (Isocr. IX 57. Demosth. XX 69. 70. Schol. Demosth. XXI 62. Corn. Nep. Timoth. 2, 3. Paus. I 53, 2), eine zweite auf der Akropolis (Paus. I 24, 3), von welcher die Basis erhalten ist, Syll.³ 152, dazu Wachsmuth Stadt Athen I 161ff. 583. II 1, 398. Judeich Topogr. v. Athen 80 m. A. 16. 218. 303 m. A. 11. Auch eine Statue des Euagoras wurde neben derjenigen K.s aufgestellt (Isocr. a. O. Paus. I 3, 2) und ihm ein Ölkranz, sowie Proedrie bei allen Agonen dekretiert (IG II² 26 mit Wilhelms Ergänzung, Athen. Mitt. XXXIX 291). K., der schon zur Feier des Sieges von Knidos ein großes Opfer dargebracht hatte, an welches sich eine Bewirtung seiner Mitbürger anschloß (Athen. I 3d), weihte seinerseits der Aphrodite Euploia einen Tempel im Peiraieus (Paus. I 1, 3, dazu Wachsmuth Stadt Athen II 1, 120ff. Judeich Kleinas. Stud. 82, 3; Topogr. v. Athen 79. 393) und der Athena einen Goldkranz (Demosth. XXII 72. XXIV 180). Zum Unterhalt der von Iphikrates befehligten Soldtruppe, welche den Krieg in der Korinthia führte, gab er Geld (Andoc. und Philoch. bei Harpocr. ξενικὸν ἐν Κορίνθῳ, dazu Rehdantz Vitae Iphicratis Chabriae Timothei 4), wohl aus den ihm von Pharnabazos zur Verfügung gestellten Summen; vielleicht ist daraus das Sprichwort πόλεμος δὲ Κόνωνι μελήσει (Diogenian. VII 75. Apostol. XIV 52) entstanden. Seine Pläne nahmen einen noch höheren Flug; da ihm klar war, daß sein Streben, Athen zur See von den Persern unabhängig zu stellen, zu einer Entfremdung mit ihnen führen müsse, dachte er daran, eine Verbindung der Mächte zu schaffen, die sowohl Persien als Sparta die Spitze bieten konnte. Er sandte Aristophanes und Eunomos (Lysias’ Teilnahme an der Reise ist trotz Westermann und A. Schäfer Philol. XVIII 189 schwer glaublich, vgl. dagegen Rauchenstein-Fuhr Ausgew. Reden des Lysias I10 10. Blass Att. Beredsamkeit I 152) zu Dionysios von Syrakus, zu dem die Athener schon zu Anfang 393 freundliche Beziehungen anzubahnen versucht hatten (IG II² 18), um ihn [1332] zu bewegen, von seinem Bündnis mit Sparta abzulassen und dafür ein solches mit Athen einzugehen; Euagoras von Cypern sollte zur Befestigung desselben mit ihm durch eine Heirat in verwandtschaftliche Beziehungen treten (Lys. XIX 19. 20, dazu Sievers 127. Grote Hist. of Greece IX² 150. Köhler Athen. Mitt. I 8ff. Beloch Att. Pol. 121ff.; Gr. Gesch. II¹ 202. E. v. Stern 4ff. Judeich Kleinas. Stud. 82ff. 117. Ed. Meyer Gesch. d. Altert. V 244ff.). Es ist höchst wahrscheinlich, daß es sich dabei nicht um eine offizielle Gesandtschaft Athens, sondern um eine von K. ausgehende Mission handelte, die vertraulicher Natur war (Köhler 8, 1). Die weitangelegte, aber nicht sonderlich von politischem Scharfblick zeugende Kombination scheiterte, da Dionysios nicht gewillt war, die Partei zu wechseln; ob die Gesandten wirklich das Verdienst hatten (wie Lysias a. O. behauptet), daß Dionysios die Schiffe zurückhielt, welche er den Spartanern zu Hilfe schicken wollte, ist fraglich (Köhler 9. Holm Gesch. Siziliens II 137. Ed. Meyer a. O.).
Gerade die umfassende Tätigkeit K.s bot den Spartanern Gelegenheit, mit den Persern wieder anzuknüpfen. Sie besaßen damals in Antalkidas (s. o. Bd. I S. 2344) einen gewandten diplomatischen Unterhändler, den sie nun zu Tiribazos, dem persischen Karanos an der kleinasiatischen Küste, schickten, um ihn auf K.s den persischen Interessen schädliches Verhalten aufmerksam zu machen und den Abschluß eines Friedens auf Grundlage einer Teilung der Machtsphären vorzuschlagen, derart daß die kleinasiatische Küste dem Großkönig überlassen, anderseits die Inseln und die Städte in Europa autonom sein sollten. Auf die Kunde von Antalkidas’ Sendung ging eine Gegengesandtschaft aus der Mitte der griechischen Koalierten an Tiribazos ab, welcher sich K. anschloß (Xen. hell. IV 8, 12ff.); er kann kaum als Beauftragter Athens, sondern nur als nichtoffizieller Vertrauensmann an ihr teilgenommen haben. Aus einer chronologischen Angabe des Philochoros bei Didymos z. Demosth. 7, 19ff. (dazu F. Stähelin Klio V 56ff. Foucart Étude sur Didymos 143ff.) ist zu folgern, daß die Unterhandlungen in Sardes im Sommer 392 stattfanden (Zunkel 36ff. 52; Florian Studia Didymea hist. ad saeculum quartum pertinentia [Diss. Leipzig 1908] 7 scheint sie zu früh, Pareti I 68 und Stähelin 58 zu spät anzusetzen, ganz unmöglich ist Pistorius’ Annahme 21, 3); sie scheiterten an der entschiedenen Weigerung der antispartanischen Gesandten, auf die von Antalkidas vorgeschlagene Grundlage des Friedens einzugehen (Xen. hell. IV 8, 15. Philochoros a. O.). Dafür benutzte Tiribazos die günstige Gelegenheit, um K., der in allzu großer Vertrauensseligkeit gewagt hatte zu ihm zu kommen, als Verräter an der Sache Persiens zu verhaften und gefangen zu setzen (Xen. hell. IV 8, 16. Diod. XIV 85, 5 vgl. XV 43, 5. Corn. Nep. Con. 5, 3. 4 – diese beiden Schriftsteller übergehen die erwähnten Verhandlungen ganz und stellen abweichend von Xenophon die Sache so dar, als ob K. von Tiribazos unter einem Vorwand nach Sardes gelockt worden wäre). Über den Ausgang K.s herrschte unter den Schriftstellern des Altertums keine Einigkeit (vgl. Corn. [1333] Nep. Con. 5, 4). Während einige berichteten, K. sei zum König geführt und hingerichtet worden, versicherte Deinon, daß es ihm gelungen sei, aus der Haft zu entweichen; Diod. XV 43, 5 scheint nach seiner Ausdrucksweise der ersten Ansicht gewesen zu sein. Die Entscheidung in entgegengesetztem Sinn wird zwar nicht durch Schol. Aristoph. Eccl. 196 (dazu Ed. Meyer Gesch. d. Alt. V 259, anders Judeich Kleinas. Stud. 89, 1) und Schol. Aristid. Panath. 86 Fr., wohl aber durch Lys. XIX 39. 41 (der K.s Tod und die Errichtung seines Testaments in Cypern in Zusammenhang miteinander bringt) und Isocr. IV 154 gegeben, die K.s Hinrichtung hätten hervorheben müssen; in der Tat nimmt die neuere Forschung K.s Flucht aus der Haft fast einstimmig an (Sievers 113. Rehdantz 48. Grote Hist. of Greece IX² 187. Judeich Kleinas. Stud. 11. 86 m. A. 2. 89, 1. Beloch Gr. Gesch. II¹ 204. Kirchner Prosop. att. I nr. 8707. Ed. Meyer Gesch. d. Alt. V 258ff.), nur Solari (Boll. di Filol. class. IX) hält mit ungenügender Beweisführung an seiner Hinrichtung fest. Daß K. nicht ohne Tiribazos’ Mitwissen geflohen sei, wie Deinon (bei Corn. Nep. Con. 5, 4) offen ließ, ist trotz Rehdantz 48, 14 höchst unwahrscheinlich; E. Curtius’ Vermutung (Griech. Gesch. III² 196 – auch Rauchenstein-Fuhr zu Lys. XIX 39), daß er auf Veranlassung des Struthes aus der Haft entlassen wurde, hat keinen Anhalt an der Überlieferung (dagegen Judeich 86, 2).
Damit war K.s Rolle in der Geschichte ausgespielt, die ihn für kurze Zeit auf eine solche Höhe gehoben hatte. Er ging nach Cypern zu Euagoras, scheint aber nicht mehr lange Zeit gelebt zu haben; sein Tod trat infolge von Krankheit ein (Lys. XIX 41). Seine Überreste müssen später nach Athen überführt worden sein, da sich sein Grabmal auf dem äußeren Kerameikos zur Akademie hin befand (Paus. I 29, 15, dazu Judeich Topogr. v. Athen 360. v. Domaszewski Der Staatsfriedhof der Athener [S.-Ber. Akad. Heidelb. 1917, VII] 14). K., der auch in Athen ein Haus besaß (Antigonos von Karystos bei Athen. XII 548a), hinterließ ein ansehnliches Vermögen in der Höhe von fast 40 Talenten (dazu Boeckh Staatshaush. I³ 29ff. 38. 563), über welches er in seinem Testamente verfügte (Lys. XIX 39. 40); einen beträchtlichen Teil desselben verwandte er zu Widmungen für Athena und den delphischen Apollon. Er hatte zwei Söhne, Timotheos (s. den Art. Timotheos), angeblich von einer Thrakerin (Athen. XIII 577a. b; dagegen Rehdantz a. O. 46; anders M. H. E. Meier De bonis dannatorum 46. Sievers 216, 10. W. Petersen 68. R. Zimmermann De nothorum Athenis conditione [Berl. 1886] 47. Kirchner Prosop. Att. II zu nr. 13700), und einen anderen von einer Frau, mit der er in Cypern in Ehe lebte (Lys. XIX 36). Die Existenz eines auf Grund von Plat. ep. XIII 363a (gegen die Echtheit dieses Briefes liegen trotz Raeder Rh. Mus. LXI 312ff. begründete Bedenken vor, vgl. Constantin Ritter Neue Untersuch. über Platon 328ff., Juroszek Diss. philol. Vindobon. XI 171ff.) und v. Wilamowitz Platon I 638) angenommenen dritten Sohnes Kratinos (W. Petersen a. O.) ist höchst [1334] zweifelhaft. W. Amelung zu Helbigs Führer durch die öffentlichen Sammlungen Roms nr. 1033 hält den sog. Pastoretschen Kopf (abgeb. auch Athen. Mitt. XXXVIII 283) für ein Porträt K.s, M. Bieber Athen. Mitt. a. O. 282 dagegen mit Arndt für Alkibiades. Vgl. noch Kirchner Prosop. Att. I nr. 8707. Ed. Meyer Gesch. d. Altert. V 286 (zu K.s geschichtlicher Bedeutung).
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: dahingestelt