3) Aus Ledon in Phokis, Sohn des Theotimos (Paus. X 2, 2), Führer der Phoker im dritten heiligen Krieg (Diod. XVI 23ff. Paus. X 2, 2ff. Iust. VIII 1. S. o. Bd. IV S. 2563, 40ff.). Beloch (GG III² 2, 27ff.) findet in der Darstellung Diodors zwar Wiederholungen, aber nicht Widersprüche, während U. Kahrstedt (Forsch. z. Gesch. des ausgeh. 5. und des 4. Jhdts. 27ff.) zwei Überlieferungen unterscheiden will, von denen die eine in ,P., dem alles persönlich in die Schuhe geschoben wird, nur das ausgemachte Scheusal‘ sieht (34). – Im Streit der Phoker mit den delphischen Amphiktionen war es P., der, ἀνὴρ θράσει καὶ παρανομίᾳ διαφέρων ... μέγιστον ἔχων ἐν τοῖς Φωκεῦσιν ἀξίωμα, im Frühjahr 356 die alten Ansprüche der Phoker auf das Heiligtum in Delphi, ihre προστασία, formulierte (Diod. XVI 23).
Zum αὐτοκράτωρ στρατηγός gewählt, begab sich P. nach Sparta und teilte dem Archidamos seine Entschlossenheit mit, gegen die Übergriffe der Amphiktionen Phokis zu schützen (Diod. XVI 24, 1ff. vgl. 27, 3. 5). Mit den 15 Talenten, die ihm Archidamos gab, und mit Geldern aus eigenem Vermögen brachte er ein Söldnerheer auf, das er noch mit 1000 Phokern verstärkte. So konnte er Delphi besetzen (vgl. XVI 23, 2), wo er die Thrakiden, die sich ihm allein widersetzten, töten und ihr Vermögen einziehen ließ. Nach erfolgreicher Abwehr der Lokrer (Diod. XVI 24, 4. 28, 3) ging P., ἐπαρθεὶς τῇ νίκῃ, daran, die Säulen, auf denen die Beschlüsse der Amphiktionen
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geschrieben standen, zu zerstören, und proklamierte, daß er nicht das Heiligtum zu berauben noch irgendeine gesetzwidrige Handlung zu begehen gedenke; er wolle nur die προγονικὴ προστασία wiederhergestellt sehen (Diod. XVI 24, 4). – Um sich auf den drohenden Angriff der Boioter, die den Krieg beschlossen hatten, vorzubereiten, befestigte P. Delphi, warb neue Söldner für höheren Sold, hob von den Phokern die Besten aus. So hatte er eine Streitmacht von 5000 Mann (Diod. XVI 25, 1). Ein Einfall in das Land der Lokrer brachte ihm Verluste und Mißerfolg (25, 2f.). Darauf zwang P. die Pythia, ihm über den Krieg zu weissagen (Diod. XVI 25, 3). Sie verkündigte πρὸς τὴν ὑπεροχὴν τοῦ βιαζομένου, daß P. tun dürfe, was er wolle, einen Spruch, den P. mit gehörigem Nachdruck allgemein bekanntgab, wie er auch in dem von Apollon gesandten Vorzeichen die Entscheidung des Gottes für ihn sah (Diod. XVI 27, 1f.). Durch eine Gesandtschaft an Sparta, Athen, Theben und andere angesehene Städte Griechenlands rechtfertigte er erneut seinen und seiner Heimat Standpunkt und versprach, wenn er auch jetzt gezwungen sei, bei dem Tempelschatz eine Anleihe aufzunehmen, über alles Rechnung legen zu wollen (Diod. XVI 27, 3f. 30, 1 vgl. 56, 5). Nach Athen. XIII 605 c entnahm P. dem Schatz einen goldenen Lorbeerkranz, ein Weihgeschenk der Lampsakener, um eine thessalische Tänzerin damit zu beschenken. Wie Paus. X 8, 7 erzählt, hätten die Delphier auch behauptet, daß P. den goldenen Schild, den König Kroisos der Athena Pronoia geschenkt habe, geraubt habe. Vgl. auch Paus. X 33, 2: ἀσέβεια Φιλομήλου. Mit den so zur Verfügung stehenden Mitteln sammelte P. ein Heer von mehr als 10 000 Mann zu Fuß und zu Pferde (Diod. XVI 30, 3). Sparta, Athen und Korinth traten auf seine Seite (XVI 27, 5. 29, 1ff.). Aber bei der Übermacht der Gegner konnte P. trotz einzelner anfänglicher Siege nicht auf die Dauer die Oberhand behalten; bei Neon am Parnassos wurden die Phoker völlig geschlagen. P. stürzte sich auf der Flucht in einen Abgrund (Diod. XVI 30. 31. Paus. X, 2, 4). Onomarchos, sein Bruder und Mitfeldherr, wurde sein Nachfolger (Diod. XVI 31, 5. 56, 5). Beloch (GG IIΙ³ 2, 266) berechnet den Tod des P. für das J. 355 (Sommer), während er nach Diodor (XVI 28, 1) in das Archontat des Diotimos fiel und damit in das J. 354/53. Zu dem gleichen Ansatz kommt U. Kahrstedt 37f. Im übrigen vgl. Beloch (III² 1, 247ff.).