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Testament der zwölf Patriarchen

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Titel: Testament der zwölf Patriarchen
Untertitel:
aus: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel S. 1149-1250, S. 1335-1338
Herausgeber: Paul Rießler
Auflage:
Entstehungsdatum: 2. Jahrhundert n. Chr.
Erscheinungsdatum: 1928
Verlag: Dr. B. Filser
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Erscheinungsort: Augsburg
Übersetzer: Paul Rießler
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: ULB Düsseldorf und Commons
Kurzbeschreibung:
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59. Testament der zwölf Patriarchen


1. Das Testament des Ruben
Über die Gesinnung
1. Kapitel
1
Abschrift des Testamentes,

die Aufträge,
die Ruben seinen Söhnen vor dem Tod im 125. Lebensjahre gab.

2
Als er zwei Jahre nach Josephs Tod krank war,

besuchten ihn seine Söhne und Enkel.

3
Er sprach zu ihnen:

Ich sterbe, meine Kinder,
und gehe meiner Väter Weg.

4
Und als er Juda, Gad und Asser, seine Brüder, sah,

sprach er zu ihnen:
Ihr Brüder, helft mir auf!
Ich möchte meinen Brüdern
und meinen Kindern sagen,
was ich im Herzen hier verborgen trage.
Ich schwinde nämlich hin.

5
Und er erhob sich, küßte sie

und sagte weheklagend:
Hört, meine Brüder!
Ihr Kinder! Horcht auf euren Vater Ruben,
auf das, was ich euch anbefehle!

6
Beim Himmelsgott beschwör ich euch,

daß ihr nicht in den Jugendsünden
und nicht in Unzucht wandelt,
der ich mich hingegeben
und meines Vaters Jakob Bett befleckt.

7
Ich sage euch:

Er schlug mich ganz gewaltig an den Lenden sieben Monde.
Und hätte nicht mein Vater Jakob
zum Herrn für mich gebetet,
ich wär gestorben.
Der Herr wollt mich hinwegraffen.

8
Ich war an dreißig Jahre alt;

da tat ich Übles vor dem Herrn.
Und sieben Monate war ich zum Sterben krank.

9
Und ich bereute es mit festem Vorsatz vor dem Herrn

durch sieben Jahre.

10
Ich trank nicht Wein, nicht Bier;

auch Fleisch kam nicht in meinen Mund;
ich aß kein süßes Brot.
Dagegen trauerte ich meiner Sünde wegen;
sie war so groß
und Ähnliches noch nie in Israel geschehen.


2. Kapitel
1
Nun hört mich Kinder,

was ich in meiner Buße
von jenen sieben Irrtumsgeistern sah!

2
Dem Menschen sind von Beliar sieben Geister mitgegeben;

sie sind die Führer bei den Jugendstreichen. -

3
Es wurden bei der Schöpfung sieben Geister ihm gegeben,

daß jedes Menschenwerk darauf beruhe.

4
Der erste ist der Geist des Lebens;

mit ihm ist die Natur geschaffen.
Der zweite ist der Geist des Blickes,
wodurch der Wunsch entsteht.

5
Der dritte ist der des Gehörs,

wodurch der Unterricht erfolgt.
Der vierte ist der des Geruchs,
womit die Lust verbunden ist,
den Atem und die Lust in sich zu ziehen.

6
Der fünfte ist der Geist der Rede,

wodurch Erkenntnis kommt.

7
Der sechste ist der des Geschmacks,

womit man Speis und Trank genießt
und Kraft erlangt;
denn in der Nahrung ruht die Stärke.

8
Der siebte ist die Kraft des Zeugens und des Beiwohnens;

die Sünde dringt dabei durch Wollust ein.

9
Deshalb ist dieser auch der letzterschaffene,

der erste aber in der Jugend,
von Torheit voll.
Er führt den Jüngling, einem Blinden gleich, zur Grube,
gleich einem Tier zum Abgrund.


3. Kapitel
1
Bei allen diesen ist der Geist des Schlafs als achter;

mit diesem ward Verzückung der Natur geschaffen,
zugleich des Todes Bild.

2
Und diesen Geistern ist der Geist des Irrtums beigemischt. –
3
Der erste Geist der Buhlerei

beruht auf der Natur und auf den Sinnen.
Der zweite ist der Geist der Unersättlichkeit des Bauchs.

4
Der dritte ist der Geist des Streites in der Leber und der Galle.

Der vierte ist der Geist der Ziererei und Schmeichelei,
um aufzufallen und um hübsch zu scheinen.

5
Der fünfte ist des Hochmuts Geist,

um stolz und hochmütig zu sein.
Der sechste ist der Geist der Lüge,
der auf Verderben sinnt
und Eifer zeigt,
den Feind und Gegner zu betrügen
und sich vor Freund und Anverwandten zu verbergen.

6
Der siebte ist der Geist des Unrechts,

wodurch die Diebstähle und Räubereien erfolgen,
um seines Herzens Lust zu stillen.
Er wirkt in dem Vereine mit den andern Geistern Unrecht
durch Annahme von Gaben.

7
Der Geist des Schlafs, der achte Geist,

gesellt sich allen diesen bei;
er ist ein Geist des Irrtums und der Phantasie.

8
Und so geht jeder junge Mann zugrund.

Verdunkelt er nun vor der Wahrheit den Verstand,
dann fehlt ihm die Erkenntnis im Gesetze Gottes
und er gehorcht nicht seiner Väter Mahnungen.
So litt auch ich in meiner Jugend.

9
Nun, Kinder, liebt die Wahrheit!

Dann schätzt sie euch.
Hört auf die Worte eures Vaters Ruben!

10
Betrachtet niemals eines Weibes Angesicht!

Seid nie allein mit einer Ehefrau!
Gebt euch nicht ab mit Weibersachen!

11
Hätt ich die Balla nicht gesehen,

wie sie an einem stillen Orte badete,
so hätt ich niemals jene große Missetat begangen.

12
Doch nahm mein Sinn die Weibesnacktheit wahr

und diese ließ mich nicht mehr schlafen,
bis ich die Greueltat begangen.

13
Mein Vater Jakob ging zu seinem Vater Isaak,

indessen wir in Gader waren,
ganz nah bei Ephrata des Hauses Betlehem.
Und Balla lag in Trunkenheit,
im Schlafgemache unverhüllt.

14
Ich ging hinein, sah ihre Nacktheit

und tat die Sünde.
Dann ging ich wieder fort
und ließ sie schlafend dort.

15
Doch sogleich offenbarte Gottes Engel

dem Vater Jakob meine Freveltat.
Er kam zurück, voll Trauer über mich
und er berührte sie nicht weiter mehr.


4. Kapitel
1
Beachtet also nicht der Weiber Schönheit!

Merkt nicht auf ihre Taten!
In Herzenseinfalt,
in Furcht des Herrn, so wandelt
und müht euch ab mit Arbeiten!
Beschäftigt euch mit Wissenschaften,
mit euren Herden,
bis daß der Herr ein Weib euch gibt,
so wie er will,
daß ihr nicht leidet so wie ich.

2
Bis zu dem Todestage unseres Vaters

besaß ich nimmermehr den Mut,
in Jakobs Angesicht zu schauen,
auch nicht, mit einem meiner Brüder mich zu unterhalten,
der Schande wegen.

3
Und mein Gewissen quält mich wegen meiner Sünde bis zu dieser Stunde.
4
Mich aber tröstete mein Vater

und betete für mich zum Herrn,
daß mich der Zorn des Herrn verließe,
wie mir der Herr es zeigte.
Seit damals hütete ich mich selber in Gedanken
und sündigte nicht mehr.

5
Deshalb bewahret, meine Kinder,

was ich euch anbefehle!
Dann werdet ihr nie sündigen.

6
Denn ein Verderben für die Seele ist die Buhlerei;

sie trennt von Gott
und führt zu Götzenbildern hin.
Sie ist’s, die den Verstand und die Vernunft verwirrt;
sie führt die jungen Männer in die Unterwelt vor ihrer Zeit.

7
Die Buhlerei hat viele schon zugrund gerichtet.

Ist einer hochbetagt selbst oder hochgeboren,
reich oder arm,
so macht sie ihn zur Schmach und zum Gespött
bei Beliar und den Menschenkindern.

8
Weil Joseph sich vor jedem Weib gehütet

und seinen Sinn von aller Buhlerei sich rein erhalten,
fand er vor Gott und Menschen Gnade.

9
Denn vieles tat ihm die Ägypterin;

sie rief die Zauberer herbei
und gab ihm Liebestränke.

Doch seiner Seele Vorsatz ließ die böse Lust nicht zu.

10
So rettete ihn meiner Väter Gott

von jedem Übel und geheimem Tod.

11
Bezwingt die Buhlerei nicht euren Sinn,

so kann auch Beliar euch nicht bezwingen.


5. Kapitel
1
Schlecht sind die Weiber, meine Kinder;

besitzen sie nicht über einen Mann Gewalt noch Macht,
dann suchen sie durch Reize ihn zu locken.

2
Und wen sie nicht durch Reize zwingen können,

den zwingen sie durch List.

3
Auch über diese sprach zu mir des Herren Engel

und lehrte mich,
daß Weiber mehr dem buhlerischen Geiste unterliegen,
denn als der Mann.
Sie schmieden in dem Herzen Ränke gegen Männer.
Zuerst verwirren sie durch Schmuck die Sinne
und streuen durch der Augen Blick das Gift hinein;
dann fangen sie sie durch die Tat.

4
Ein Weib kann einen Mann sonst nie bezwingen.
5
Flieht, meine Kinder, doch die Buhlerin!

Verbietet euren Weibern, euren Töchtern,
die Häupter und das Angesicht zu schmücken!
Denn jedes Weib, das darin listig handelt,
verfällt der ewigen Strafe.

6
Sie haben auch die Wächter vor der Sintflut so bezaubert.

Es sahen jene sie beständig an
und gierten so nach ihnen.
Und so empfingen sie in ihrem Sinn die Tat
und wandelten sich selbst in menschliche Gestalten.
Und wohnten jene Weiber ihren Männern bei,
dann kamen sie und zeigten sich.

7
Die Weiber aber sehnten sich in ihrem Sinn nach ihren Scheingestalten

und sie gebaren Riesen;
denn ihnen zeigten sich die Wächter
als bis zum Himmel reichend.


6. Kapitel
1
Nehmt euch vor Buhlerei in acht!

Wollt ihr in eueren Gedanken rein verbleiben,
dann hütet eure Sinne
vor jedem Weib!

2
Doch auch den Weibern sagt,

sie sollen nicht mit Männern sich verbinden,
damit sie rein auch selbst in der Gesinnung seien!

3
Wird auch die Sünde nicht vollbracht,

so sind die ständigen Zusammenkünfte
für jene eine unheilbare Krankheit,
für uns dagegen eine ewige Schmach vor Beliar.

4
Die Buhlerei hat nicht Verstand

noch Frömmigkeit bei sich;
in ihrer Gier wohnt jede Eifersucht.

5
Deswegen seid nicht eifersüchtig auf die Söhne Levis

und sucht sie nicht zu übertreffen!
Doch ihr vermöget’s nicht.

6
So wird denn Gott sie rächen.

Ihr sterbet eines schlimmen Todes.

7
Der Herr gab Levi ja die Herrschaft,

[und Juda, wie auch mir mit ihnen,
und Dan und Joseph sollen Herrscher sein!]

8
Deshalb befehl ich euch, auf Levi hinzuhören;

er kennt ja das Gesetz des Herrn,
gibt Weisung fürs Gericht
und opfert für ganz Israel,
bis daß die Zeiten sich vollenden,
wo der gesalbte Hohepriester kommt,
von dem der Herr gesprochen.

9
Und nun beschwör ich euch beim Gott des Himmels,

nur Wahres auszusagen,
ein jeder über seinen Nächsten.

10
In Herzensdemut naht euch Levi,

daß Segen ihr aus seinem Mund empfanget!

11
Er selbst wird Israel den Segen spenden

und Juda;
denn diesen hat der Herr zum Völkerherrscher auserwählt.

12
Vor seiner Stärke sollt ihr niederfallen;

er wird für euch in sichtbaren und unsichtbaren Kriegen eintreten
und ewig König bei euch sein.


7. Kapitel
1
Und Ruben starb,

nachdem er seinen Söhnen solches anbefohlen.

2
Sie legten ihn in einen Sarg,

bis sie ihn aus Ägypten brachten.
Und sie begruben ihn zu Hebron in der Doppelhöhle,
worin auch seine Väter liegen.


2. Das Testament des Simeon
Über den Neid
1. Kapitel
1
Abschrift der Worte,

die Simeon zu seinen Söhnen sprach,

bevor er starb im 120. Lebensjahr,
im gleichen Jahr wie Joseph.

2
In seiner Krankheit suchten sie ihn auf;

da nahm er alle Kraft zusammen,
und setzte sich zurecht
und küßte sie und sprach:


2. Kapitel
1
Hört, Kinder!

Hört euren Vater Simeon,
was er auf seinem Herzen trägt!

2
Ich ward als meines Vaters Jakob zweiter Sohn geboren

und meine Mutter Lea hieß mich Simeon;
es hatte ja der Herr ihr Beten freundlich aufgenommen.

3
Ich ward sehr stark.

Ich scheute keine Mühe
und schrak vor keiner Heldentat zurück.

4
Mein Herz war fest

und meine Leber unbeugsam,
mein Eingeweide ohne Mitgefühl.

5
Denn auch die Tapferkeit wird von dem Höchsten

in Seel und Leib den Menschen eingeflößt.

6
Zu jener Zeit ward ich auf Joseph eifersüchtig;

denn unser Vater liebte ihn.

7
Und so verhärtete ich meine Leber gegen ihn,

um ihn zu töten;
des Irrtums Herrscher, der den Geist der Eifersucht mir sandte, verblendete mich im Verstand,
daß ich nicht seiner achtete,
wie eines Bruders,
und meinen Vater Jakob nicht verschonte.

8
Jedoch sein Gott und seiner Väter Gott,

der seinen Engel sandte,
befreite ihn aus meinen Händen.

9
Ich ging nach Sichem,

um für die Herden Melde herzuschaffen,
und Ruben nach Dotham,
wo unser Lebensmittellager war.
Und da verkaufte unser Bruder Juda ihn an Ismaeliten.

10
Als Ruben davon hörte, ward er traurig.

Er wollte ihn ja retten und zum Vater bringen.

11
Ich aber wurde zornig über Juda,

weil er ihn lebend fortgelassen.
Ich zürnte ihm fünf Monde lang.

12
Da fesselt mich der Herr

und hindert mich an dem Gebrauch der Hände,
war meine rechte Hand doch sieben Tage halbverdorrt.

13
Und ich erkannte, Kinder,

daß mich dies Josephs wegen traf.
So tat ich Buße, klagte, bat den Herrn,
daß meine Hand er wiederherstelle
und daß ich frei von jeglicher Befleckung würde,
von Neid und jeder Unbesonnenheit.

14
Ich wußte ja,

daß ich vorm Herrn und meinem Vater Jakob
des Bruders Joseph wegen eine böse Tat beging,
als ich ihn so beneidete.


3. Kapitel
1
Nun, Kinder, wahrt euch vor des Irrtums und des Neides Geistern!
2
Der Neid beherrscht des Menschen innere Gesinnung

und hindert ihn am Essen, Trinken und am Gutestun.

3
Er redet stets ihm ein,

er solle den Beneideten beiseite schaffen.
Und der Beneidete blüht allezeit;
der Neider aber schwindet mählich hin.

4
Zwei Jahre quält ich in der Furcht des Herrn

durch Fasten meine Seele.
Da sah ich ein,
daß nur durch Gottesfurcht Erlösung von dem Neide wird.

5
Nimmt einer zu dem Herrn die Zuflucht,

so läuft von ihm der böse Geist hinweg;
sein Sinn wird leicht.

6
Mit dem Beneideten hat er hinfort noch Mitleid,

verzeiht den Feinden.
So löst er sich vom Neid.


4. Kapitel
1
Mein Vater frug mich, wie’s mir sei;

er sah ja, daß ich mürrisch war.
Ich sprach: Ich leide an der Leber.

2
Ich war ja mehr als alle traurig,

weil ich die Schuld an dem Verkaufe Josephs trug.

3
Wir gingen nach Ägypten.

Da ließ er mich wie einen Kundschafter in Ketten legen.
Und ich sah ein,
daß ich mit vollem Rechte litt,
und ward betrübt.

4
Doch Joseph war ein guter Mann

und hatte Gottes Geist in sich;
mitleidig und barmherzig,
trug er mir nicht das Böse nach;
er liebte mich den andern Brüdern gleich.

5
Nun, meine Kinder,

bewahret euch vor aller Eifersucht und allem Neid
und wandelt in der Seele Einfalt und in gutem Herzen!
Gedenket eures Vaters Bruder,
damit auch Gott euch Gnade gebe
und Herrlichkeit und Segen über eure Häupter,
wie ihr an ihm gesehen!

6
Er machte uns die ganze Zeit hindurch

ob dieses Vorfalls keinen Vorwurf;
er liebte uns wie sich
und mehr als seine Kinder.
Er ehrte uns
und gab uns allen Reichtum, Vieh und Früchte.

7
Nun, meine lieben Kinder!

Liebt, jeglicher aus gutem Herzen, seinen Bruder!
Entfernt von euch den Geist des Neides!

8
Denn dieser macht die Seele zornig,

verdirbt den Leib,
verursacht Zorn und im Gemüte Kampf
und reizt bis in das Blut hinein,
zerrüttet die Gedanken,
läßt nicht den Geist im Menschen mitwirken.
Doch raubt er auch den Schlaf,
verwirrt die Seele
und macht den Körper zittern.

9
Denn auch im Schlaf

berückt ihn und verzehrt ein böser Eifer,
verwirrt durch böse Geister seine Seele,
versetzt in Schrecken seinen Leib,
benimmt ihm den Verstand
und zeigt den Menschen sich als bösen Geist voll Gift.


5. Kapitel
1
Deshalb war Joseph lieblich von Gestalt

und schön von Angesicht;
es hatte über ihn nichts Böses Macht.
Denn ein verwirrter Geist zeigt sich im Angesicht.

2
Nun, meine Kinder!

Macht eure Herzen gut vorm Herrn
und vor den Menschen eure Wege ehrlich!
Dann findet ihr vor Gott und Menschen Gnade.

3
Und hütet euch vor Buhlerei!

Die Buhlerei ist ja die Mutter alles Übels;
sie trennt von Gott und führt zu Beliar.

4
Ich sah in einer Schrift des Buches Henoch,

daß eure Söhne wie auch ihr durch Buhlerei umkommet,
und daß sie mit dem Schwert an Levi übel handeln.

5
Doch sie vermögen gegen Levi nichts;

er führt den Krieg des Herrn,

6
besiegt all eure Scharen.

Sie werden dann, nur wenige,
in Levi und in Juda aufgeteilt,
und keiner kommt von euch zur Herrschaft.
Dies weissagte mein Vater Jakob schon in seinem Segen.


6. Kapitel
1
Ich hab euch alles das gesagt,

damit ich ohne Schuld an eurer Sünde sei.

2
Legt ab den Neid und jegliche Verstocktheit,

dann blühen einer Rose gleich in Israel die Gebeine mein,
wie eine Lilie mein Fleisch in Jakob!
Mein Duft gleicht dem des Libanon;
mein Stamm mehrt sich in Ewigkeit wie heilige Zedern,
und seine Zweige reichen weit hinaus.

3
Doch Kanaans Stamm kommt um;

von Amalek bleibt nichts mehr da;
auch alle Kappadozier gehen zugrund.
und die Chittiter werden alle ausgetilgt.

4
Vergehen wird das Land des Cham

und jeglich Volk kommt um.
Dann ruht die ganze Erde von dem Aufruhr aus,
vom Kriege unterm Himmel alle Welt.

5
Dann wird des Allerhöchsten Name hochgepriesen;

denn Gott, der Herr, erscheint auf Erden
und rettet selbst die Menschen.

6
Zertreten werden dann des Irrtums Geister insgesamt

und Menschen herrschen über böse Geister.

7
Dann steh ich mit Frohlocken auf

und preis den Höchsten wegen seiner Wunderwerke.
[Denn Gott nimmt einen Körper an
und ißt mit Menschen
und er erlöset sie.]


7. Kapitel
1
Nun, meine Kindlein, folget Levi wie auch Juda!

Erhebt euch niemals gegen diese beiden Stämme!
Aus ihnen sproßt euch Gottes Heil.

2
Denn es erweckt der Herr aus Levi einen Hohenpriester,

aus Juda einen König,
[Gott und Mensch].
Er rettet [alle Heiden]
[und] Israels Geschlecht.

3
Deshalb geb ich euch die Befehle,

daß ihr sie euren Kindern anbefehlet,
sie sollen es für ihre Kinder aufbewahren.


8. Kapitel
1
Und Simeon entschlief zu seinen Vätern, 120 Jahre alt,

nachdem er dieses seinen Söhnen anbefohlen.

2
Sie legten ihn in einen Sarg von Holz,

daß sie nach Hebron die Gebeine führen könnten.
Sie brachten ihn auch insgeheim in dem Ägypterkrieg hinauf.

3
Doch in den königlichen Schatzkammern

bewachten die Ägypter die Gebeine Josephs.

4
Die Zauberer verrieten ihnen nämlich,

beim Auszug der Gebeine Josephs
würd Finsternis in ganz Ägypten sein
und Dunkelheit, ein großes Unglück für Ägypten,
daß keiner, selbst mit der Laterne,
die Brüder mehr erkennen könnte.


9. Kapitel
1
So trauerten die Söhne Simeons

um ihren Vater nach dem Trauerbrauch.

2
Sie selbst verblieben in Ägypten

bis zu dem Tage ihres Auszugs aus Ägypten unter Moses.


3. Das Testament des Levi
Über Priestertum und Übermut
1. Kapitel
1
Abschrift der Worte,

die Levi seinen Söhnen anbefahl,
was sie tun sollten
und was sie treffen würde bis zu dem Gerichtstag.

2
Er war gesund, als er sie zu sich rief.

Doch ward es ihm geoffenbart,
daß er jetzt sterben würde.
Als sie versammelt, sagte er zu ihnen:


2. Kapitel
1
Zu Haran ward ich, Levi, einst empfangen und geboren;

dann reiste ich nach Sichem mit dem Vater.

2
Ich war ein Jüngling, etwa zwanzig Jahre alt,

als ich mit Simeon für unsre Schwester Dina
an Emor Rache nahm.

3
Wir weideten Sie Herden zu Abelmaul.

Da kam vom Herrn der Geist der Einsicht über mich;
ich sah, wie alle Menschen ihren Weg verdunkelten
und wie die Ungerechtigkeit sich Mauern baute
und sich der Frevelsinn auf Türme setzte.

4
Ich fiel in Trauer über dieses menschliche Geschlecht

und betete zum Herrn um Rettung.

5
Da fiel ein Schlaf auf mich;

ich schaute einen hohen Berg.

6
Der Himmel öffnet sich;

ein Engel Gottes spricht zu mir:
„Levi, geh hinein!“

7
Da ging ich aus dem ersten Himmel in den zweiten

und sah ein Wasser hängen
ganz in der Mitte zwischen diesem und dem ersten.

8
Dann sah ich einen dritten Himmel,

noch glänzender als jene beiden.
Darin war eine unermeßlich große Höhe.

9
Ich frug den Engel:

Wozu dient dieser?
Der Engel sprach zu mir:
Staun nicht hierüber!
Du schauest noch vier andere Himmel,
viel glänzender und unvergleichlicher.

10
Gehst du hinauf,

dann stehst du nahe bei dem Herrn
und wirst sein Diener sein
und offenbarst den Menschen die Geheimnisse von ihm
und bringst die Botschaft auch von dem,
der Israel erlösen wird.

11
Durch dich und Juda kommt der Herr dann zu den Menschen

zu ihrer aller Rettung.

12
Du nährst dich von des Herren Anteil;

er selber ist dein Acker, Weinstock,
er selber Frucht und Gold und Silber.


3. Kapitel
1
Vernimm nun von den sieben Himmeln!

Der untere ist deshalb dunkler,
dieweil er aller Menschen Ungerechtigkeiten sieht.

2
Es hat der zweite Feuer, Schnee und Eis;

sie liegen da für den Gerichtstag.
In ihm sind alle Geister der Vergeltung,
zur Rache an den Menschen.

3
Im dritten sind der Heere Scharen,

die an dem Tage des Gerichtes
die Rache an des Irrtums Geistern

und die an Beliar nehmen sollen.
Und über diesen sind die Heiligen.

4
In ihm, der über allen liegt,

verweilt die große Herrlichkeit,
doch über jeder Heiligkeit.

5
Im nächsten sind die Erzengel, die Dienste tun

und zu dem Herrn für alle die Versehen der Gerechten stehen.

6
Die bringen vor den Herrn

den Wohlgeruch des Räucherwerks,
ein unblutig, vernünftig Opfer.

7
Im Himmel drunter sind die Engel, die Gebete bringen

hin zu den Engeln der Gegenwart des Herrn.

8
Im nächsten sind die Throne, Mächte,

bei denen Gott beständig Lob geopfert wird.

9
Blickt nun der Herr auf uns,

so werden alle wir erschüttert.
Der Himmel und die Erde,
die Abgründe erheben vor dem Anblick seiner Majestät.

10
Die Menschenkinder aber sündigen,

ganz unempfindlich gegen alles das,
und reizen so zum Zorn den Höchsten.


4. Kapitel
1
Nun wisse, daß der Herr die Menschen richtet,

wenn Felsen sich zerspalten,
die Sonne erlischt,
die Wasser trocknen,
das Feuer eingefriert,
all Kreatur sich ängstigt,
die unsichtbaren Geister schmelzen.
Die Unterwelt macht Beute bei den Heimsuchungen des Höchsten
an solchen, die nicht glauben
und in den Sünden ausharren.
Deswegen werden sie gerichtet durch Bestrafung.

2
Der Herr erhörte dein Gebet

und trennte dich von Sünde;
du wurdest ihm ein Sohn
und Knecht und Diener seiner Gegenwart.

3
Ein Licht der Weisheit leuchtest du in Jakob:

als Sonne giltst du allen Stämmen Israels.

4
Und Segen gibt man dir und deinem ganzen Stamm,

bis daß der Herr in seiner milden Gnade alle Heiden heimsucht,
für alle Ewigkeit.

5
Deshalb ward dir Verstand und Rat gegeben,

daß du darüber deine Söhne unterrichtest.

6
Denn wer Ihn segnet, wird gesegnet sein,

und wer Ihm flucht, der geht zugrund.


5. Kapitel
1
Der Engel machte mir darauf des Himmels Tore auf.

Ich sah den heiligen Tempel
und auf dem Thron der Herrlichkeit den Höchsten.

2
Er sprach zu mir:

Dir, Levi, gebe ich die Segnungen des Priesteramts,
bis daß ich komme
und bleib inmitten Israels.

3
Dann führte mich der Engel auf die Erde

und gab mir Schild und Schwert und sprach:
An Sichem nimm für Dina Rache!
Ich werde mit dir sein;
der Herr hat mich gesandt.

4
In jener Zeit vernichtete ich Emors Söhne,

wie’s auf des Himmels Tafeln steht.

5
Ich aber sprach zu ihm:

Ich bitte, Herr:
Sag mir doch deinen Namen,
damit ich an dem Trübsalstage zu dir rufe!

6
Er sprach:

Ich bin der Engel,
der Fürbitter für Israels Geschlecht,
daß er’s nicht ganz zertrete.
Ein jeder böse Geist stürmt ja dagegen.

7
Da ward ich wach

und pries den Höchsten und den Engel,
der fürbittet für Israels Geschlecht und alle Frommen.


6. Kapitel
1
Ich kam zu meinem Vater,

da fand ich eine Schlange;
deswegen heißt der Berg auch Schild;
er liegt bei Gebal und zur Rechten Abilas.

2
Und ich bewahrt in meinem Herzen diese Worte.

Alsdann beriet ich mich mit meinem Vater
sowie mit meinem Bruder Ruben,
daß er den Söhnen Emors sage,

3
sie sollen sich nicht beschneiden lassen;

ich glühte ja vor Zorn ob jener Greueltat,
die sie an Israel verübt.

4
Ich tötete als ersten Sichem

und Simeon den Emor.

5
Dann kamen auch die Brüder

und schlugen mit des Schwertes Schärfe ihre Stadt.

6
Der Vater hörte es;

da ward er zornig und betrübt,

dieweil sie die Beschneidung angenommen
und doch den Tod gefunden hatten.
Beim Segen übersah er uns.

7
Wir sündigten, weil wir es gegen seinen Willen taten.

Ich wurde krank in jenen Tagen.

8
Allein ich sah,

daß es ein Gottesurteil war
zum Bösen gegen Sichem.
Sie wollten früher schon an Sara tun,
wie sie an unsrer Schwester Dina taten.
Doch wurden sie vom Herrn daran gehindert.

9
Sie quälten unsern Vater Abraham,

weil er ein Fremdling war,
und plagten seine Herden,
die Alten samt den Jungen
und schamlos taten sie an Eblaen,
dem hausgeborenen Knecht.

10
So machten sie’s auch allen Fremden;

sie raubten mit Gewalt die Weiber zur Entehrung.

11
So kam der Zorn des Herrn auf sie bis zur Vernichtung.


7. Kapitel
1
Ich sprach zum Vater:

Herr, zürne nicht!
Es läßt durch mich der Herr die Kanaaniter plündern
und gibt ihr Land
dir und dem Stamme dein nach dir.

2
Und Sichem heißt von heute „Stadt der Unverständigen“.

Wie jemand einen Toren spottet,
so haben wir sie jetzt verspottet.

3
Sie taten auch an Israel gar töricht

durch Schändung unserer Schwester Dina.
Wir brachen auf
und kamen so nach Betel.


8. Kapitel
1
Dort sah ich wieder ein Gesicht

dem früheren gleich,
nachdem wir siebzig Tage dort verweilt.

2
Ich schaute sieben Männer,

die, weißgekleidet, zu mir sprachen:
Steh auf! Und leg das priesterliche Kleid dir an,
dazu die Krone der Gerechtigkeit,
den Brustschmuck des Verstandes,
das Kleid der Wahrheit,
das Diadem des Glaubens,

des Zeichens Kopfbund,
das Schulterkleid der Weissagung!

3
Sie trugen einzeln es herbei.

Dann legten sie mir’s an und sprachen:
Von nun an sei dem Herrn ein Priester,
du und dein Stamm in Ewigkeit!

4
Der erste salbte mich mit heiligem Öl

und gab mir des Gerichtes Stab.

5
Der zweite wusch mich dann mit reinem Wasser

und nährte mich mit heiligem Brot und Wein
und kleidete mich in ein heilig, herrliches Gewand.

6
Der dritte gab mir dann ein Linnenkleid,

dem Schulterkleide ähnlich.

7
Und einen Gürtel purpurähnlich legte mir der vierte um.
8
Der fünfte gab mir einen schönen Ölzweig.
9
Der sechste setzte einen Kranz mir auf das Haupt.
10
Der siebte setzte mir aufs Haupt des Priestertumes Diadem.

Dann füllten sie mit Weihrauch meine Hände,
daß ich dem Herrn ein Priester ward.

11
Sie sprachen dann zu mir:

Levi! Drei Ämter fallen deinem Stamme zu,
ein Zeichen für die Herrlichkeit des Herrn, der kommen wird.

12
Das erste Amt ist groß;

nichts Größeres gibt es mehr.

13
Das zweite wird im Priestertum bestehen.
14
Das dritte trägt dann einen neuen Namen;

es steht aus Juda ja ein König auf
und schafft ein neues Priestertum
für alle Heiden nach der Heiden Art.

15
Und seine Ankunft wird begehrt,

gleichwie die eines Gottesmannes
vom Stamme unsers Vaters Abraham.

16
In Israel wird dir und deinem Stamme jeder Wunsch erfüllt.

Ihr esset alles Angenehme.
Der Tisch des Herrn wird deines Stammes Teil.

17
Von ihnen stammen Hohepriester ab

und Schriftgelehrte, Richter.
Durch ihren Mund wird ja das Heiligtum bewacht.

18
Ich wachte auf;

da wußte ich, daß dieser Traum dem ersten glich.

19
Und ich verbarg auch dies im Herzen

und sagt es keinem Menschen auf der Erde.


9. Kapitel
1
Und nach zwei Tagen zogen ich und Juda

zu Isaak, in Begleitung unsers Vaters.

2
Da segnet mich mein Großvater,

wie ich’s in den Gerichten schaute.
Er wollte aber nicht mit uns nach Betel.

3
So kamen wir nach Betel;

da sah mein Vater Jakob im Gesicht von mir,
ich sei vor Gott ihr Priester.

4
So stand er frühe auf

und zehntete durch mich dem Herren alles.

5
Dann kamen wir nach Hebron

und blieben dort.

6
Und Isaak riet beständig mir,

ich soll des Herrn Gesetz bedenken,
wie mir es Gottes Engel zeigte.

7
Er lehrte mich auch das Gesetz des Priestertums,

der Speiseopfer, Brandopfer, der Erstlinge,
der freien Opfer und der Mahlopfer.

8
Er unterwies mich jeden Tag

und mühte sich vorm Herren mit mir.
Er sprach zu mir:

9
Bewahr dich vor dem Geist der Buhlerei, mein Kind!

Er dauert an
und macht durch deinen Stamm das Heilige befleckt.

10
Nimm selber dir ein Weib, solang du jung!

Dies selbst sei tadellos und unbefleckt
und stamme nicht von Fremden und von Heiden ab!

11
Eh du das Heiligtum betrittst,

so bade dich!
Und wenn du opferst,
so wasche dich!
Bereitest du das Opfer,
so wasche dich abermals!

12
Und von zwölf immergrünen Bäumen

bring du die Erstlinge dem Herrn,
sowie mich Abraham belehrt!

13
Von jedem reinen Tier und reinem Vogel

bring du dem Herrn ein Opfer!

14
Von jeder Erstgeburt und von dem Wein

bring du die Erstlinge!
Und jedes Opfer sollst du salzen!


10. Kapitel
1
Befolget also, Kinder, was ich euch befehle!

Was ich von meinem Vater einst vernahm,

2
hab ich euch kundgetan.

So bin ich ohne Schuld
an eurem Frevelsinn und eurer Sünde,
die ihr am Schluß der Zeiten tut;
[wo ihr am Welterlöser euch versündiget,]

sie leitet Israel irr
und bringt vom Herrn ihm große Übel.

3
So handelt ihr an Israel gar gottlos;

Jerusalem hält’s nicht mehr aus ob eurer Schlechtigkeit;
und es zerreißt der Vorhang in dem Tempel,
so daß er eure Schande nicht mehr hüllt.

4
Dann kommt ihr zu den Heiden als Gefangene,

verfallt dem Schimpf, dem Fluch.

5
Das Haus, das sich der Herr erwählt,

heißt dann Jerusalem,
wie Henochs, des Gerechten Buch, erzählt.


11. Kapitel
1
Als ich ein Weib mir nahm,

da war ich achtundzwanzig Jahre alt,
und Melcha war ihr Name.

2
Sie wurde guter Hoffnung und gebar

und nannte seinen Namen Gersam.
Wir waren Fremdlinge im Land;
denn Fremdlingschaft bedeutet Gersam.

3
Ich sah von ihm,

daß er nicht in der ersten Reihe wäre.

4
Und Kahat ward im fünfunddreißigsten Jahr geboren

zur Zeit des Sonnenaufganges.

5
Da sah ich im Gesicht,

wie er in der Gemeinde unter lauter Hohen stand.

6
Und so benannte ich ihn Kahat

[d. h. „der Anbeginn der majestätischen Belehrung“].

7
Und sie gebar als dritten mir den Merari

d. h. meine Bitterkeit;
dieweil auch dieser starb.

8
Da wurde Jochabed

im vierundsechzigsten Jahr mir in Ägypterland geboren.
Bei meinen Brüdern war ich damals hochberühmt.


12. Kapitel
1
Und Gersam nahm ein Weib,

und dies gebar ihm Lomni samt dem Semei.

2
Die Söhne Kaaths sind Ambram, Isachar, Hebron und Ozeel.
3
Die Söhne Meraris sind Mooli und Mouses.
4
In meinem vierundzwanzigsten Jahr

nahm Ambram meine Tochter Jochabed zum Weib.

5
Acht Jahre war ich alt,

als ich das Land von Kanaan betrat,
und achtzehn, als ich Sichem tötete.
Mit neunzehn ward ich Priester.

Ein Weib nahm ich mit achtundzwanzig Jahren.
Mit vierzig kam ich nach Ägypten.

6
Ihr, meine Kinder, seid die dritte Generation.
7
Und Joseph starb in meinem 118. Jahr.


13. Kapitel
1
Nun, meine Kinder! Ich befehle euch,

von ganzem Herzen unsern Herrn und Gott zu fürchten.
So wandelt in der Einfalt ganz nach dem Gesetze sein!

2
Doch lehrt auch eure Kinder Wissenschaften,

daß sie Verstand in ihrem ganzen Leben haben
und unablässig im Gesetze Gottes lesen!

3
Denn jeder Kenner des Gesetzes Gottes wird geehrt

und ist nicht fremd, wohin er geht,

4
gewinnt viel Freunde, über seine Eltern noch hinaus,

und viele Menschen wünschen, ihm zu dienen
und das Gesetz aus seinem Mund zu hören.

5
Und übt Gerechtigkeit auf Erden, meine Kinder,

daß in dem Himmel euch vergolten werde!

6
Und sät das Gute auch in eure Seele,

daß ihr’s in eurem Leben findet!
Denn wenn ihr Schlechtes säet,
dann erntet ihr nur Kümmernis und Trübsal.

7
Erringet Weisheit eifrig in der Furcht vor Gott!

Man kann gefangen werden
und Städte können untergehen,
und Länder, Gold und Silber, jede Habe kann verloren werden.
Die Weisheit aber kann man keinem Weisen nehmen,
es sei denn durch des Frevelsinnes Blindheit
und durch Verhärtung in der Sünde.

8
Die Weisheit dient zum Ruhm ihm selbst bei Feinden;

auf fremdem Boden ist sie ihm ein Vaterland
und bei den Feinden findet er noch einen Freund.

9
Wer solches lehrt und tut,

sitzt auf dem Thron mit Königen,
wie Joseph, unser Bruder.


14. Kapitel
1
Ich las in einer Schrift des Henoch, meine Kinder,

daß ihr zuletzt euch an dem Herrn versündiget,
weil ihr nach jeder Schlechtigkeit begehrt,
und bei den Heiden allen werdet ihr zum Spott.

2
Doch unser Vater Israel bleibt rein

vom Frevelsinn der Hohenpriester,
[die ihre Hände an den Welterlöser legen].

3
Der Himmel ist ja reiner in des Herren Augen als die Erde;

so seid auch ihr, die Leuchten Israels,
viel reiner als die Heiden all.

4
Doch seid ihr selbst in Finsternis durch eure Sünden,

was sollen dann die blinden Heiden tun?
Ihr bringt den Fluch aus euer Volk;
denn des Gesetzes Licht soll jeglichen erleuchten,
und dieses wollet ihr beseitigen,
da ihr Gebote gebt,
den göttlichen Geboten ganz zuwider.

5
Ihr raubet ja des Herren Opfer

und stehlet seine besten Teile,
verzehret sie, mißachtend, mit den Dirnen.

6
Ihr lehrt des Herrn Gebote aus Gewinnsucht

und schändet Eheweiber.
Jerusalems Jungfrauen beflecket ihr,
verbindet euch mit Dirnen und mit Ehebrecherinnen,
vermählet euch mit Heidentöchtern,
und wollt sie reinigen
durch unerlaubte Reinigung.
So gleicht denn euere Verbindung der von Sodom und Gomorrha.

7
Des Priestertumes wegen blähet ihr euch auf

und wollet mehr sein als die anderen.

8
Doch nicht bloß das!

Ihr überhebt euch über göttliche Gebote.
Denn ihr verspottet Heiliges
mit Späßen und mit Scherzen.


15. Kapitel
1
Deshalb wird öd und unrein der vom Herrn erwählte Tempel;

ihr kommet als Gefangene zu allen Heiden.

2
Ihr seid für sie ein Greuel.

Und ihr empfanget Schmach und ewige Schande
von dem gerechten göttlichen Gericht.

3
Wer euch erblickt,

der freut sich über euren Untergang.

4
Und wär’s nicht wegen unserer Väter Abraham, Isaak, Jakob,

so blieb von meinem Stamm kein einziger auf Erden übrig.


16. Kapitel
1
Ich las auch aus dem Henochbuch,

ihr würdet siebzig Wochen irregehen.
Dann schändet ihr das Priestertum,
befleckt die Opfer,

2
verleugnet das Gesetz,

mißachtet die Prophetenworte,
verfolget brave Männer

und hasset Fromme,
verabscheuet der Gläubigen Worte.

3
Ein Mann, der das Gesetz erneuert in des Höchsten Kraft,

der heißt bei ihnen ein Verführer
und wird zuletzt in Haß getötet.
Sie kennen nimmer seine Würde;
so lassen sie unschuldig Blut auf eure Häupter kommen.

4
Und euer Heiligtum wird seinetwegen öde,

bis auf den Grund entweiht.

5
Dann habt ihr keine reine Stätte mehr.

Doch bei den Heiden werdet ihr dem Fluch verfallen
und der Zerstreuung,
bis daß er abermals euch heimsucht
und euch in Gnade aufnimmt
[durch Glauben und durch Wasser].


17. Kapitel
1
Ihr hörtet von den siebzig Wochen.

So hört auch von dem Priestertum!

2
In jedem Jubiläum wird ein Priestertum erstehen.

Es wird im ersten Jubiläum der,
der zu dem Priestertum zuerst gesalbt wird, groß;
er spricht mit Gott so wie mit einem Vater.
Sein Priestertum wird mit dem Herrn vollkommen sein.
[Er steht zum Heil der Welt am Tage seiner Freude auf.]

3
Es wird im zweiten Jubiläum der Gesalbte

von Schmerz um die Geliebten überfallen;
doch ist sein Priestertum geehrt;
er wird bei allen hochgepriesen sein.

4
Der dritte Priester wird in Trauer aufgenommen werden.
5
Der vierte wird in Schmerzen sein;

es mehrt sich gegen ihn die Ungerechtigkeit in Masse.
Es haßt ein jeder seinen Nächsten in ganz Israel.

6
Der fünfte wird in Dunkelheit empfangen,
7
so auch der sechste und der siebte.
8
Beim siebten aber tritt Befleckung ein,

die ich nicht vor den Menschen schildern kann;
doch die es tun, die wissen es.

9
Deswegen werden sie gefangen, ausgeplündert.

Ihr Land und ihre Habe gehen zugrund.

10
Sie kehren in der fünften Woche heim in ihr verwüstet Land,

erneuern hier das Haus des Herrn.

11
Und in der siebten Woche kommen Priester, Götzendiener,

Streitsüchtige, Geldgierige und Übermütige,
Gottlose, Wollüstlinge
und Knabenschänder, Tierschänder.


18. Kapitel
1
Sind sie vom Herrn bestraft,

alsdann erweckt der Herr dem Priestertume einen neuen Priester;
ihm werden alle Worte des Herrn enthüllt.

2
Er selbst hält ein gerecht Gericht auf Erden ab in vielen Tagen.
3
Es wird sein Stern am Himmel strahlen

gleich einem König.
Das Licht der Weisheit strahlet auf
so wie am Tag die Sonne.
Er wird verherrlicht in der Welt.

4
Er leuchtet gleich der Sonne auf der Erde,

nimmt jedes Dunkel von der Erde fort
und Friede herrschet allerwärts.

5
Die Himmel jauchzen selbst in seinen Tagen;

es freut die Erde sich;
die Wolken jubeln.
Des Herrn Erkenntnis wird dann auf der Erde ausgegossen
wie Wasser in den Meeren.
Es freuen über ihn sich auch die Engel
der Glorie des Angesichts des Herrn.

6
Die Himmel öffnen sich

und aus dem Heiligtum der Herrlichkeit
steigt Heiligkeit auf ihn herab
mit väterlicher Stimme,
wie die von Abraham an Isaak.

7
Des Höchsten Glorie wird ihm ja zugesprochen

und des Verstandes Geist wird aus ihm ruhen
sowie der Geist der Heiligkeit
[im Wasser].

8
Die Majestät des Herrn wird er für immer

in Wahrheit seinen Söhnen übertragen.
Ihm aber folgt bis in die fernsten Zeiten niemand nach.

9
In seinem Reichtume mehren sich die Heiden

an Kenntnis auf der Erde
und werden durch die Gnade des Herrn erleuchtet.
In seinem Priestertume hört die Sünde auf.
Gesetzeslosigkeit tut nicht mehr Böses.
Doch Ruhe finden bei ihm die Gerechten.

10
Er selber macht des Paradieses Tore auf,

entfernt das Schwert, das gegen Adam drohte,

11
und gibt den Heiligen vom Lebensbaum zu essen;

dann ruht der Geist der Heiligkeit auf ihnen.

12
Von ihm wird Beliar gebunden,

und seinen Kindern gibt er Macht,
auf böse Geister hinzutreten.

13
Der Herr freut sich an seinen Kindern

und hat an seinen Lieblingen auf ewig Wohlgefallen.

14
Alsdann jauchzt Abraham mit Isaak und mit Jakob;

auch ich will fröhlich sein,
und alle Heiligen bekleiden sich mit Jubel.


19. Kapitel
1
Nun, meine Kinder, habt ihr alles angehört.

Wählt selbst nun zwischen Finsternis und Licht!
Entweder das Gesetz des Herrn
oder die Werke Beliars!

2
Und seine Söhne gaben ihm zur Antwort:

„Wir wollen vor dem Herrn nach dem Gesetze wandeln.“

3
Ihr Vater sprach zu ihnen:

Der Herr ist Zeuge.
Und Zeugen sind auch seine Engel.
Auch ihr seid Zeugen;
ich selbst bin Zeuge
für eures Mundes Worte.
Da sagten seine Söhne ihm:
Ja, wir sind Zeugen.

4
So schloß denn Levi seine Anordnungen an seine Söhne.

Dann streckte er die Füße auf dem Bette aus
und ward zu seinen Vätern hingebracht,
nachdem er 137 Jahre gelebt.

5
Sie legten ihn in einen Sarg.

Und späterhin bestatteten sie ihn in Hebron
mit Abraham, Isaak und Jakob.


Älteres Testament Levis
Aramäisches Fragment
4
...Friede und alle Annehmlichkeit der Erstlingsfrüchte auf Erden,

alles für Nahrung und zur Beherrschung.
Schwert, Kampf, Krieg, Schlacht,
Not, Wut, Mord und Hunger.

5
Bisweilen sollst du essen,

bisweilen hungern,
bisweilen arbeiten,
bisweilen ruhen,
bisweilen schlafen,
bisweilen soll der Schlaf die Augen fliehen.

6
Fürwahr! Wie hat Er dich größer als alle gemacht?

Wie gebe ich dir das große Gut eines ewigen Friedens?

7
Zwei Wochen gingen über mich hin;

da erwachte ich von meinem Schlaf (Test. Levi 8, 18).
Da sprach ich:

Das eine Gesicht ist wie das andere.
Ich staunte, daß sich das ganze Gesicht auf ihn bezog.
Aber ich verbarg dies in meinem Herzen.
und sagte es niemandem (8, 19).

8
Dann ging ich zu meinem Vater Isaak,

und auch er segnete mich in ähnlicher Weise.

9
Als Jakob sah,

daß sich ihm alles, seinem Gelübde gemäß, erfüllte,
daß ich als Erster an der Spitze der Priesterschaft stand
und daß er mir von all seinen Söhnen die Opfergaben zuwies,
dankte er Gott und bekleidete mich mit dem Priestergewand.
So ward ich Gott ein Priester... (8, 10)
und ich brachte alle seine Opfer dar
und segnete meinen Vater in meinem Leben
und alle meine Brüder,

10
Da segneten sie mich alle;

auch der Vater segnete mich
und ich brachte seine letzten Opfer zu Betel dar.

11
Dann gingen wir von Betel fort

und wohnten in unseres Vaters Abraham Burg,
samt unserm Vater Isaak (9, 13).

12
Als unser Vater Isaak uns alle erblickte,

segnete er uns und ward froh.

13
Und als er erfuhr,

daß ich ein Priester des höchsten Gottes sei,
des Herrn des Himmels,
begann er mich zu unterweisen
und mir die Rechte des Priestertums zu lehren (9, 7);
er sagte zu mir: Mein Sohn Levi!
Wappne dich gegen alle Befleckung und Sünde!

14
Deine Rechte sind größer als die alles Fleisches.
15
Und nun, mein Sohn, erkläre ich dir das Gesetz der Wahrheit

und verberge vor dir nichts,
um dich in die Rechte des Priestertums einzuführen.

16
Fürs Erste!

Hüte dich, mein Sohn (9, 9), vor aller Wollust und Unreinheit
und aller Unzucht!

17
Nimm dir selbst ein Weib (9, 10) aus meiner Familie

und befleck nicht deinen Stamm mit Unzucht!
Denn du bist ein heiliger Stamm,
und heilig ist dein Stamm wie der heilige Ort;
denn unter der ganzen Nachkommenschaft Abrahams
wirst du ein heiliger Priester genannt.

18
Du bist nahe bei Gott (2, 10)

und nahe allen seinen Heiligen.
Sei also in deinem Fleische rein
von aller menschlichen Befleckung (Jub 21, 16)!

19
Und wenn du das Gotteshaus betreten willst (9, 11),

so wasch dich mit Wasser!
Dann erst ziehe das Priesterkleid an!

20
Bist du angekleidet,

dann wasch dir Hände und Füße,
bevor du etwas auf dem Altar opferst!

21
Und wenn du das zum Opfer Taugliche zum Opfer bringst,

dann wasch dir wieder Hände und Füße!

22
Und legst du gespaltenes Holz auf,

dann prüfe es, ob es wurmfrei ist!
Dann erst leg es auf!
Darauf achtete, wie ich weist, mein Vater Abraham.

23
Zwölf Holzarten nannte er mir (9, 12);

diese eignen sich zum Verbrennen auf dem Altar,
weil ihr Rauch einen Geruch gibt.

24
Sie heißen Zedern, Lorbeer, Mandeln, Tannen und Fichten,

Bergeschen, Zypressen, Feigen, Oliven,
Wacholder, Myrten und Balsamholz (Jub 21, 12).

25
Diese bezeichnete er mir als tauglich

für das Opfer auf dem Altar.
Wenn du das Holz davon auf den Altar legst
und das Feuer sie zu entflammen beginnt,
dann beginne, das Blut an die Altarseiten zu sprengen!

26
Dann reinige dir wieder die Hände und Füße vom Blut

und beginne, die Stücke, gesalzen, zu opfern!

27
Opfere zuerst den Kopf!

Darauf bereite das Fett aus!
Laß aber daran nicht das Blut des Opferstieres sehen!

28
Hernach das Halsstück

und nach dem Halsstück die Vorderfüße,
nach den Vorderfüßen die Brust mit der Flanke
und nach den Füßen die Oberschenkel mit den Lenden
und nach den Oberschenkeln die Hinterfüße,
zusammen mit dem Eingeweiden gewaschen!

29
Und salze alles, wie es nötig ist!
30
Hernach kommt das Mehl mit Öl vermengt

und nach alldem Wein für das Trankopfer.
Verbrenn darauf Weihrauch!
All deine Werke sollen in Ordnung geschehen,
und all deine Opfer seien wohlgefällig,
als süßer Duft vor dem Allerhöchsten, Gott!

31
Was immer du tust,

tu es in Ordnung nach Maß und Gewicht!
Tu nichts Ungehöriges hinzu,
und laß nichts Zweckdienliches weg
bei den Holzscheiten, die auf den Altar kommen dürfen!

32
Denn der große Stier braucht ein Gewichtstalent Holz;

wird das Fett allein geopfert, dann sechs Minen;
ist es ein Kalb, das geopfert wird,....


Griechisches Fragment
33
Und für den zweiten Stier fünfzig Minen

und für das Fett allein fünf Minen.
Und für einen großen Stier vierzig Minen.

34
Wird ein Widder oder ein Bock geopfert,

dann dreißig Minen für solche
und für das Fett drei Minen.

35
Für ein Lamm oder ein Böckchen zwanzig Minen

und für das Fett zwei Minen.

36
Für ein einjähriges fleckenloses Lamm

oder ein Böckchen fünfzehn Minen
und für das Fett eine halbe Mine.

37
Streu Salz auf das Fleisch des großen Stieres

und opfere ihn auf dem Altar!
Ein Maß ist für den Stier passend.
Bleibt noch Salz übrig,
dann salze damit das Fell!

38
Und für den zweiten Stier nimm fünf Sechstel!

Und für den jungen Stier die Hälfte!

39
Und für den Widder die Hälfte,

ebenso für den Bock!

40
Und für das Lamm und das Böckchen ein Drittel!

Und entsprechend viel Mehl!

41
Für den großen Stier, den zweiten Stier

und den jungen Stier ein Maß Mehl:

42
Für den Widder und den Bock zwei Drittel,

für das Lamm und das Böckchen ein Drittel,
dazu Öl!

43
Ein Viertelmaß für den Stier,

mit Mehl vermengt!

44
Für den Widder ein Sechstel,

für das Lamm ein Achtel!
Ebenso Wein für eine Trankspende
nach dem Maß an Öl für den Stier,
den Widder und das Böckchen.

45
Sechs Sekel Weihrauch für den Stier,

die Hälfte für den Widder
und ein Drittel für das Böckchen:
alles Mehl werde gemischt!

46
Bringet ihr dies nicht auf dem Fett dar,

dann laßt darauf zwei Sekel Weihrauch opfern!
Ein Drittelmaß ist ein Drittel des Epha.

47
Zwei Teile des Bath und das Gewicht einer Mine

sind fünfzig Sekel.
Der vierte Teil des Sekels ist ein Gewicht.
Der Sekel ist ungefähr sechzehn Thermen von gleichem Gewicht.

48
Nun hör, mein Sohn, meine Worte!

und horch aus meine Gebote!
Laß meine Worte dein Leben lang nicht aus dem Herzen schwinden!
Denn du bist ein heiliger Priester des Herrn.

49
All deine Nachkommen werden Priester sein.

Befiehl all deinen Söhnen,
sie sollen so handeln, wie ich dich gelehrt!

50
So hieß mich ja mein Vater Abraham handeln

und meinen Söhnen anbefehlen.

51
Mein Sohn! Ich freue mich,

daß du für das heilige Priestertum erwählt wurdest
und daß du dem höchsten Herrn Opfer darbringen sollst,
in einer Ihm geziemenden Weise.

52
Bringst du vor dem Herrn ein Opfer von irgendeinem Fleische dar,

so nimm entsprechend Holz dazu, wie ich dir befehle;
ferner nimm Salz, Mehl, Wein und Weihrauch
für all die Tiere!

53
Wasche stets deine Hände und Füße,

wenn du zum Altar gehst,
und verlässest du das Heiligtum (Jub 21, 16–18),
dann laß keinen Blutflecken an deinen Gewändern!
Du sollst es nicht am gleichen Tag anzünden.

54
Reinige deine Hände und Füße beständig von allem Fleisch!
55
Zeig kein Blut an dir!

Denn das Blut ist das Leben im Fleisch.

56
Bereitest du für dich zu Haus irgendein Fleisch zum Essen,

dann bedeck zuerst sein Blut mit Erde,
bevor du das Fleisch issest!
Du sollst auch nicht vom Blut genießen.

57
Denn so befahl es mir mein Vater Abraham;

er fand ja so in dem Noebuch über das Blut geschrieben.

58
Mein lieber Sohn! Ich sage dir:

Du wirst von deinem Vater geliebt
und bist heilig dem höchsten Herrn.
Und du wirst bei all deinen Brüdern beliebt sein.

59
Durch seinen Stamm soll man auf Erden gesegnet sein,

und dein Stamm wird eingeschrieben in das Gedächtnisbuch des Lebens
für alle Zeiten.

60
Dein Name und der deines Stammes

soll niemals ausgelöscht werden.

61
Dein Stamm, mein Sohn Levi, soll auf Erden gesegnet sein

durch alle Geschlechter der Zeiten!

62
Und als sich vier Wochen in meinen Lebensjahren erfüllt hatten,

d. h. in meinen achtundzwanzig Jahren (11, 1)
da nahm ich mir ein Weib aus dem Stamm meines Vaters,
eben Milka, die Tochter Betuels,
des Sohnes Labans, meines Mutterbruders.

63
Und sie empfing und gebar mir einen ersten Sohn (11, 2),

und ich nannte ihn Gerson;

denn ich sagte,
daß meine Nachkommen sich in dem Land niederlassen werden,
wo ich geboren ward.

64
Wir waren Fremdlinge im Land (11, 2).

Und über dem Knaben sah ich in meinem Gesicht,
daß er samt seinem Stamm vom Priestertum ausgeschlossen würde.

65
Bei seiner Geburt war ich dreißig Jahre alt,

und im zehnten Monat ward er gegen Sonnenuntergang geboren.

66
Und sie empfing abermals

und gebar um die für Weiber günstige Zeit,
und ich nannte ihn Kohat (11, 6).


Aramäisches Fragment
67
Ich sah, daß sich um ihn alles scharte;

denn er würde Hoherpriester in Israel sein.

68
In meinem 34. Lebensjahr ward er geboren (11, 4),

im ersten Monat, am ersten Tag bei Sonnenaufgang.

69
Und abermals war ich bei ihr,

und sie gebar mir einen dritten Sohn
und ich hieß ihn Merari;
denn es war außerordentlich bitter für mich,
daß er gleich nach der Geburt starb (11[,] 7),
und es war sehr bitter für mich,
weil er sterben wollte,
und ich flehte und betete für ihn,
und es geschah in aller Bitternis.

70
Sie gebar im dritten Monat meines 40. Lebensjahres.
71
Und abermals war ich bei ihr,

und sie empfing und gebar mir eine Tochter

72
und ich hieß sie Jochebed (11, 8);

denn ich sagte:
„Wie sie geboren, um mich zu ehren,
so hat sie geboren, um mich in Israel zu verherrlichen.“
Sie gebar in meinem 46. Lebensjahr,
am ersten Tag des 7. Monats
nach unserm Einzug in Ägypten.

73
Im 16. Jahr zogen wir nach Ägypten

und meinen Söhnen wurden die Töchter meiner Brüder gegeben.

74
Die Söhne Gersons hießen Libnai und Simei (12, 1.2);

die Söhne Kohats Amram, Izhar, Hebron und Uzziel (12, 3),
die Söhne Meraris Machli und Musai.

75
Amram heiratete meine Tochter Jochebed (11, 4),

während ich 94 Jahr alt war.

76
Ich hatte ihn Amram bei seiner Geburt genannt;

denn ich sagte bei seiner Geburt:
dies Kind wird das Volk aus Ägypten bringen.

77
Deshalb hieß er „das erhöhte Volk“

an einem Tag waren beide,
er und meine Tochter Jochebed, geboren (12, 4).

78
Ich war 18 Jahr alt,

als ich nach Kanaan zog (12, 5),
und 19 Jahr alt schlug ich den Sichem
und vernichtete die Täter der Gewalttat.

79
Im 19. Jahr ward ich Priester

und 28 Jahre alt heiratete ich.

80
Ich war 48 Jahr alt,

als wir nach Ägypten zogen,
und 98 Jahre lebte ich in Ägypten.

81
Mein ganzes Leben belief sich auf 127 Jahre,

und ich sah meine Kinder im dritten Geschlecht (19, 4),
bevor ich starb.

82
Im 118. Lebensjahr,

d. i. im Todesjahr meines Bruders Joseph,
berief ich meine Söhne und Enkel
und fing an, ihnen alles aufzutragen,
was ich im Herzen trug.

83
Ich sprach zu meinen Söhnen:

Hört eures Vaters Levi Wort
und horcht auf die Gebote Gottes, des Hochgelobten!

84
Ich gebe euch euren Auftrag, meine Söhne (13, 1)

und zeige euch die Wahrheit, meine Liebe.

85
Laßt eurer Werke Inhalt Wahrheit sein

und Rechtlichkeit für immer bei euch wohnen! (Ps 119, 160)

86
Die Wahrheit...

und seine Ernte ist gesegnet.

87
Wer Gutes aussät, erntet Gutes.

Wer Böses sät,
des Same kehrt zu ihm zurück (13, 6).

88
Der Weisheit Lehrbuch lehre eure Söhne (13, 2)!

Laßt, meine Söhne, Weisheit bei euch sein
zu immerwährender Ehre!

89
Wer Weisheit lernt,

dem ist sie eine Ehre (13, 3);
wer sie verachtet,
wird auch verachtet.

90
Schaut, meine Söhne, hin auf meinen Bruder Joseph,

der Unterricht in Schriften gab (13, 9)
und Weisheitslehren! (13, 2)

91
... in jeder Stadt und Gegend...

er ist nicht fremd darin
und gleicht nicht einem Fremdling;
denn alle ehren ihn darin
und wollen seine Weisheit lernen (13, 3).

92
Zahlreich sind seine Freunde (13, 4)

und Große sind es, die ihn grüßen.

93
Sie setzen ihn auf einen Ehrenplatz,

um seiner Weisheit Worte zu vernehmen.

94
Ein großer Ehrenschatz ist Weisheit,

ein Schatz für alle köstlich,
die ihn erwerben (13, 7).

95
Wenn starke Könige

und viele Völker kommen,
dabei viel Feinde, Reiter, Wagen,
und sie erobern Stadt und Land
und plündern alles drinnen aus,
der Weisheit Schätze können sie nicht rauben,
noch ihr Geheimnis auffinden.


4. Das Testament des Juda
Über Tapferkeit, Habsucht und Unkeuschheit
1. Kapitel
1
Abschrift der Worte Judas an seine Söhne vor seinem Tod.
2
Nachdem sie sich versammelt, kamen sie zu ihm.

Er sprach zu ihnen:

3
Ich wurde meines Vaters vierter Sohn,

und meine Mutter Lea hieß mich Juda.
Sie sagte:
Ich danke dem Herrn,
weil er mir einen vierten Sohn gegeben.

4
Ich war in meiner Jugend schnell
5
und folgte meinem Vater auf ein jeglich Wort.

Ich ehrte meine Mutter
und meiner Mutter Schwester.

6
Als ich ein Mann geworden,

verhieß mein Vater mir:
„Du wirst ein König sein
und Glück in allem haben.“


2. Kapitel
1
Der Herr gab mir in allen meinen Werken Gnade

beim Feldbau und zu Hause.

2
Ich wußte, daß ich lief wie eine Hindin;

so fing ich sie
und machte sie für meinen Vater gar,
und dieser schmauste sie.

3
Im Lauf ergriff ich die Gazellen,

und alles in der Ebene fing ich ein.
So packt ich eine wilde Stute
und zähmte sie.

4
Und einen Löwen schlug ich tot

und riß ein Böckchen ihm aus seinem Rachen.
Ich faßte einen Bären an dem Fuß
und warf ihn in den Abgrund,
wo er zerschmettert niederfiel.

5
Mit einem wilden Eber lief ich gleich

und überholte ihn im Lauf
und dann zerriß ich ihn in Stücke.

6
Ein Pardel überfiel in Hebron meinen Hund.

Da packt ich ihn am Schweif
und warf ihn auf die Felsen;
er barst entzwei.

7
Und einen wilden Stier, der in den Feldern weidete,

ergriff ich an den Hörnern,
schwang ihn im Kreis herum, betäubte ihn
und warf ihn hin
und schlug ihn tot.


3. Kapitel
1
Und als die beiden Kanaaniter Könige gepanzert kamen,

zu unsern Herden und viel Volk dabei,
lief ich allein den König Hazors an und faßte ihn
und schlug ihn auf die Beinschienen
und rang ihn nieder
und schlug ihn tot.

2
So schlug ich auch den andern König von Tappuach tot;

er saß auf einem Pferd.
(Und so zerstreute ich das ganze Volk.

3
Und einen andern König), einen Riesen traf ich an,

der auf dem Rosse vorn und hinten die Geschosse schleuderte.
Da warf ich einen Stein von sechzig Pfund aufs Pferd
und tötete es so.

4
Dann kämpfte ich mit einem andern an zwei Stunden.

Ich spalte in zwei Teile seinen Schild
und binde die Füße ihm zusammen
und schlug ihn tot.

5
Dann zog ich ihm den Panzer aus;

da aber wollten neun von seinen Freunden mich bekämpfen.

6
Ich wickle mein Gewand um meine Hand,

werfe sie mit Steinen
und töte vier von ihnen.
Die andern flohen.

7
Und unser Vater Jakob tötete den Beelesath, den König all der Könige;

das war an Kraft ein Riese von zwölf Ellen.

8
Ein Zittern fiel auf sie;

da ließen sie denn ab vom Kampfe gegen uns.

9
Deswegen war mein Vater frei von Sorge bei den Kämpfen,

wenn ich bei meinen Brüdern war.

10
Er sah ja im Gesicht von mir,

daß mir ein starker Engel überallhin folgte,
daß ich nicht unterläge.


4. Kapitel
1
Im Süden gab’s für uns noch einem größeren Kampf,

als der zu Sichem war.
Ich stellte mich mit meinen Brüdern zu dem Kampfe auf.
Und ich verfolgte tausend Männer
und schlug von ihnen an zweihundert Männer,
sowie vier Könige.

2
Dann stieg ich auf die Mauer

und tötete vier Helden.
Wir nahmen Hazor ein
und plünderten es aus.


5. Kapitel
1
Am andern Tage zogen wir nach Aretan,

nach einer festen Stadt,
umwallt und unnahbar,
die uns mit Tod bedrohte.

2
So kamen ich und Gad im Norden vor die Stadt,

im Westen und im Süden Ruben mit dem Levi.

3
Die auf der Mauer aber meinten,

wir seien ganz allein
und zogen gegen uns heran.

4
Die Brüder aber stiegen heimlich auf die Mauer,

mit Leitern von zwei Seiten her,
und kamen in die Stadt,
ganz ohne jedes Vorwissen.

5
Wir nahmen sie mit unseres Schwertes Schärfe;

die Flüchtlinge im Turme nahmen wir gefangen;
dann steckten wir den Turm in Brand.

6
Wir zogen ab.

Da fielen über die Gefangenen Tappuachs Männer her.
Wir sahen es
und wurden handgemein mit ihnen.

7
Wir aber schlugen sie

und nahmen unsre Beute wieder.


6. Kapitel
1
Ich war an den Gewässern Kozebas;

da kamen die von Jobel gegen uns zum Kampf.

2
Wir wurden handgemein und schlugen sie

und schlugen die von Silo, ihre Freunde.
Wir ließen sie nicht zu uns durch.

3
Und die von Machir rückten gegen uns am fünften Tag;

sie wollten unsere Gefangenen nehmen.
Wir zogen gegen sie
und siegten über sie in einer großen Schlacht,
war eine Menge Helden doch bei ihnen.
Wir aber schlugen sie,
bevor sie noch heraufgezogen.

4
So kamen wir zu ihrer Stadt;

da wälzten ihre Weiber Steine gegen uns
vom Gipfel jenes Bergs, worauf die Stadt gelegen.

5
Und ich und Simeon versteckten uns in ihrem Rücken.

So nahmen wir die Höhen,
zerstörten ihre ganze Stadt.


7. Kapitel
1
Am andern Tag ward uns gemeldet,

mit großer Heeresmasse rücke gegen uns
von Gaas der König her.

2
Und da verstellten wir uns, ich und Dan,

als ob wir Amoriter wären
und gingen so als Freunde in die Stadt.

3
Und unsere Brüder kommen in der tiefen Nacht;

da machen wir die Tore ihnen auf
und wir vernichteten sie all samt ihrer Habe
und plünderten sie völlig aus
und rissen die drei Mauern, die sie hatten, nieder.

4
Dann kamen wir nach Thamna,

wo alle Flüchtlinge der gegnerischen Könige waren.

5
Und als sie uns verspotteten,

ward ich gar wütend
und stürmte auf den Gipfel wider sie,
und sie beschossen mich mit Steinen und mit Pfeilen.

6
Und hätte nicht mein Bruder Dan mir beigestanden,

sie hätten mich erschlagen.

7
Wir aber rückten mutig gegen sie heran,

und alle flohen.
Da kamen sie zu meinem Vater
auf einem andern Weg
und baten ihn um Frieden.
Er schloß mit ihnen einen solchen.

8
Wir taten ihnen nichts zuleide;

sie gaben uns Tribut;
wir aber gaben ihnen ihre Beute wieder.

9
Ich baute danach Thamna aus;

mein Vater baute Pabael.

10
Bei diesen Kämpfen war ich zwanzig Jahre alt.
11
Die Kanaaniter aber hatten Angst vor mir und meinen Brüdern.


8. Kapitel
1
Und ich besaß viel Vieh.

Ich hatte einen Oberhirten Iram aus Adullam.

2
Ich kam zu ihm

und sah den König von Adullam, Parsaba.
Er gab uns ein Gelage.
Als ich in Hitze war,
gab er mir seine Tochter Batsua zum Weib.

3
Und sie gebar mir Er, Onan und Sela.

Zwei nahm der Herr hinweg.
Nur Sela blieb am Leben
und ihr seid seine Kinder.


9. Kapitel
1
Und achtzehn Jahr hielt unser Vater Jakob Frieden

mit seinem Bruder Esau
und seine Söhne auch mit uns;
wir kamen ja aus Mesopotamien von Laban her.

2
Nach achtzehn Jahren,

im vierzigsten der Jahre meines Lebens,
zog Esau gegen uns,
der Bruder meines Vaters,
mit ihm ein mächtig, starkes Heer.

3
Mit einem Pfeil traf Jakob Esau.

Er ward verwundet ins Gebirg Seir hinaufgeschleppt;
er kam dorthin
und starb in Anoniram.

4
Und wir verfolgten Esaus Söhne.

Sie hatten aber eine Stadt mit Eisenmauern
und ehernen Toren.
So konnten wir sie nicht betreten;
wir lagerten um sie
und schlossen sie ganz ein.

5
Als sie nach zwanzig Tagen uns nicht öffnen,

schleppe ich vor ihren Augen eine Leiter her,
und mit dem Schilde überm Kopf
stieg ich hinauf,
fing Steine auf, fast drei Talente schwer.
Ich aber kam hinauf
und tötete von ihren Helden vier.

6
Und Ruben schlug mit Gad

noch andre sechs darnieder.

7
Sie baten uns um Frieden.

Da stimmten wir dem Rate unseres Vaters bei
und nahmen ihre Unterwerfung an.

8
Sie gaben uns 500 Maß an Weizen,

500 Liter Öl und 1500 Liter Wein,
so lange, bis wir nach Ägypten zogen.


10. Kapitel
1
Und Er, mein Sohn, nahm sich zum Weib die Thamar,

eine Aramstochter aus Mesopotamien.

2
Er aber war ein schlechter Mensch.

Er war in Not der Thamar wegen;
sie stammte ja nicht aus dem Lande Kanaan.
Und in der Nacht schlug ihn des Herren Engel.

3
Durch seiner Mutter List erkannte er sie nicht;

er wollte keine Kinder von ihr haben.

4
Und ich vermählte in der Hochzeitswoche ihr den Schwager Onan.

Auch er erkannte sie in seiner Bosheit nicht,
obwohl er schon ein Jahr lang mit ihr lebte.

5
Ich drohte ihm;

da kam er zwar mit ihr zusammen;
jedoch verderbte er den Samen auf die Erde,
nach dem Gebote seiner Mutter.
Auch er starb wegen seiner Schlechtigkeit.

6
Ich wollte ihr nun auch den Sela geben;

doch seine Mutter duldete es nicht.
Sie war auf Thamar schlecht zu sprechen;
sie war nicht aus den Töchtern Kanaans, wie sie.


11. Kapitel
1
Ich wußte,

daß Kanaans Geschlecht gar böse war;
doch Jugendungestüm verblendete mein Herz.

2
Ich sah sie, wie sie Wein einschenkte,

und ward verführt, vom Weine trunken
und gab mich mit ihr ab,
obwohl mein Vater mir dies widerriet.

3
Solang ich fortgewesen,

war jene hingegangen
und hatte aus dem Lande Kanaan
für Sela eine Frau gewonnen.

4
Als ich erfuhr, was sie getan,

verfluchte ich sie in meinem Seelenschmerz.

5
Sie starb durch ihre Schlechtigkeit samt ihren Kindern.


12. Kapitel
1
Die Witwe Thamar hörte nach zwei Jahren,

daß ich zur Schafschur ging.
Da schmückte sie sich bräutlich
und setzte sich ans Tor der Stadt Enaim.

2
So ist’s ja Brauch der Amoriter,

daß eine Neuvermählte
zur Buhlerei ans Tor sich sieben Tage setzt.

3
Da ich voll Weines war,

erkannte ich sie nicht.
Mich täuschte ihre Schönheit
durch ihren Kleiderschmuck.

4
So bog ich zu ihr ab und sprach:

Ich möchte zu dir kommen.
Sie sprach zu mir:
Was gibst du mir?
Ich gab ihr meinen Stab und meinen Gürtel,
sowie das königliche Diadem.
Ich ging zu ihr
und sie empfing.

5
Ich wusste nicht, was ich getan;

ich wünschte aber, sie zu töten.
Da schickte sie mir insgeheim die Unterpfänder;
ich schämte mich.

6
Da rief ich sie

und hörte die geheimen Worte,
die ich zu ihr gesprochen,
indes ich trunken bei ihr schlief.

7
Ich konnte sie nicht töten;

es war ja von dem Herrn.
Ich fragte aber,
ob sie nicht hinterlistig so getan
und dieses Unterpfand von einem andern Weib erhalten hätte.

8
In meinem Leben kam ich niemals mehr mit ihr zusammen.

Ich hatte etwas Greuliches in Israel verübt.
Die Leute in der Stadt erklärten,

9
es gebe keine Dirne an dem Tor.

Sie kam ja auch aus einem andern Ort
und hatte sich nur kurze Zeit ans Tor gesetzt.

10
Ich meinte auch,

daß ich zu ihr gegangen,
sei nicht bekannt geworden.

11
Dann kamen wir durch Hungersnot

zu Joseph nach Ägypten.

12
Und 46 Jahre war ich alt

und lebte daselbst 73 Jahre.


13. Kapitel
1
Nun, Kinder, hört,

was ich euch anbefehle!
Bewahret alle meine Worte!
Befolget alle Vorschriften des Herrn!

2
Und folgt nicht euren Lüsten

und handelt nicht in eures Herzens Übermut nach eueren Begierden!
Und rühmt euch nicht der tapfern Taten eurer Jugend!
Auch dies ist übel in des Herren Augen.

3
Ich rühmte mich,

es habe in den Kämpfen niemals eines schönen Weibes Antlitz mich berückt;
so schmähte ich aus meinen Bruder Ruben
der Balla, meines Vaters Weibes, wegen.
Da regte sich der Geist der Lüste und der Buhlerei in mir,
bis daß ich an die Kanaaniterin Batsua kam
und dann an Thamar, die Verlobte meiner Söhne!

4
Ich sprach zu meinem Schwiegervater:

Ich will mit meinem Vater mich beraten;
dann will ich deine Tochter nehmen.

5
Da ward er unwillig.

Doch zeigte er mir einen unermeßlich großen Schatz an Gold
im Namen seiner Tochter;
er war ein König.
Er schmückte sie mit Gold und Perlen
und ließ uns bei dem Mahl bei Weiberschönheit Wein einschenken.

6
Der Wein verdrehte meine Augen;

die Lust verdunkelte mein Herz.

7
Aus Liebe und aus Leidenschaft kam ich an sie

und übertrat des Herrn Gebot
sowie das meiner Väter,
und nahm sie mir zum Weib.

8
Doch mir vergalt der Herr nach meines Herzens Trachten;

denn ich erlebte keine Freude an ihren Kindern.


14. Kapitel
1
Betrinkt euch nicht im Weine, meine Kinder!

Der Wein lenkt den Verstand ja von der Wahrheit ab,
erregt ein zorniges Verlangen
und bringt die Augen in Verwirrung.

2
Der Geist der Unzucht hat den Wein

als einen Diener für die Sinnenlust;
die beiden rauben ja die Kraft des Menschen.

3
Trinkt einer Wein, bis daß er trunken wird,

so lenkt er seinen Sinn
durch schmutzige Gedanken auf die Unzucht hin,
erhitzt den Leib zum Beiwohnen
und, ist der Gegenstand der Lust zugegen,
tut er die Sünde, ohne sich zu schämen.

4
So ist es mit dem Weine, meine Kinder;

denn der Betrunkene scheut sich vor niemand.

5
Auch mich hat er verführt;

ich schämte mich nicht vor der Menge in der Stadt.
Vor aller Augen ging ich abseits hin zu Thamar,

verübte eine große Sünde,
enthüllte meiner Söhne Scham.

6
Ich hatte keine Scheu vorm göttlichen Gebot,

nachdem ich Wein getrunken;
ich nahm ein kanaanitisches Weib.
Wer Wein trinkt, braucht viel Einsicht, meine Kinder.

7
Darin besteht beim Weingenuß die Einsicht,

daß man nur trinkt,
solang man Schamgefühl besitzt.

8
Wird aber diese Grenze überschritten,

dann packt des Irrtums Geist ihn am Verstand.
Er läßt den Trunknen schmutzige Reden führen
und gottlos handeln, ohne Scham;
er rühmt sich vielmehr noch der Schande
und hält sie noch für etwas Schönes.


15. Kapitel
1
Wer hurt, weiß nicht, was er verliert,

und schämt sich nicht, fällt er in Unehre.

2
Mag’s auch ein König sein, der hurt,

so geht er doch des Königtums verlustig.
Er wird ein Knecht der Buhlerei,
wie ich es auch erfuhr.

3
Ich gab ja meinen Stab,

d. i. die Stütze meines Stammes weg.
Und meinen Gürtel, d. i. meine Macht,
mein Diadem, d. i. die Glorie meines Königtums.

4
Ich tat deswegen Buße,

genoß nicht Wein noch Fleisch mehr bis ins Alter
und wollt von keiner Freude etwas wissen.

5
Und Gottes Engel zeigte mir:

In Ewigkeit beherrschen Weiber nicht allein den König,
nein, auch den Bettelmann.

6
Dem König nehmen sie die Glorie,

dem Mannhaften die Macht,
dem Bettelmann in seiner Armut die geringste Stütze.


16. Kapitel
1
Gebt auf des Weines Grenze, meine Kinder, acht!

Vier böse Geister sind darin:
Die Geister der Begierde, Sinnenlust, Unmäßigkeit,
sowie des schändlichen Gewinnes.

2
Trinkt ihr in Freude Wein,

so bleibt bescheiden in der Gottesfurcht!
Denn weicht die Gottesfurcht bei eurer Fröhlichkeit,

so kommt die Trunkenheit,
dann die Schamlosigkeit.

3
Doch wollt ihr nüchtern leben,

enthaltet euch des Weins!
Dann sündiget ihr nicht mit groben Worten und mit Streit
und mit Verleumdung und Verachtung göttlicher Gebote.
Sonst sterbt ihr vor der Zeit.

4
Der Wein enthüllet göttliche und menschliche Geheimnisse;

auch ich enthüllte einst die göttlichen Gebote
und die Geheimnisse des Vaters Jakob
der Kanaaniterin Batsua,
obgleich mir Gott verbot, sie zu enthüllen.

5
Der Wein ist auch des Krieges und der Wirrsal Grund.


17. Kapitel
1
Nun, meine Kinder, heiß ich euch das Geld nicht lieben,

nicht Weiberschönheit anzuschauen.
Durch Geld und Schönheit ward auch ich verführt,
daß ich die Kanaaniterin Batsua zum Weib mir nahm.

2
Ich weiß,

daß mein Geschlecht ob dieser beiden Dinge in die Sünde fällt.

3
Denn auch die Weisen unter meinen Söhnen werden umgestimmt.

So wird denn Judas Reich verkleinert,
das mir der Herr verlieh,
weil ich gehorsam gegen meinen Vater war.

4
Denn nie betrübte ich mit einem Worte meinen Vater Jakob;

ich tat ja alles, was er sagte.
Und Isaak, meines Vaters Ahne, gab mir diesen Segen,
ich solle König sein in Israel.

5
Und Jakob segnete mich gleicher Art.
6
Ich weiß,

Von mir ersteht das Königtum.


18. Kapitel
1
Ich las in Henochs, des Gerechten, Büchern,

was Böses ihr in jenen letzten Zeiten wirkt.

2
Bewahret euch vor Buhlerei und Geldgier, meine Kinder!

Hört doch auf euren Vater Juda!

3
Denn diese Dinge führen vom Gesetze Gottes weg

und machen blind die Seelenkräfte
und lehren Übermut
und dulden nicht,
daß Mitgefühl ein Mann dem Nächsten zeigt.

4
Der Seele rauben sie die Güte,

bedrängen ihn mit Mühen und Beschwerden
und rauben ihm den Schlaf,
zermürben ihm das Fleisch.

5
Er hindert Gottes Opfer,

gedenkt des Segens Gottes nicht,
hört nicht auf des Propheten Rede

6
und über fromme Worte wird er unwillig.

Denn wer den beiden Leidenschaften dient,
kann Gott nicht folgen;
denn sie verblenden seine Seele.
Er wandelt in dem Tageslicht, als ob es Nacht.


19. Kapitel
1
Die Geldgier, meine Kinder,

führt zu den Götzenbildern hin;
durch Geld verführt,
benennen sie ja Götter die, die keine sind.
Sie macht den, der sie hat, verrückt.

2
Des Geldes wegen auch verlor ich meine Kinder

und ohne meines Fleisches Buße
und ohne die Kasteiung meiner Seele
und ohne meines Vaters Jakob Beten
hätt ich auch ohne Kinder sterben müssen.

3
Doch meiner Väter Gott war mir barmherzig,

weil ich nur unwissend gehandelt.

4
Des Irrtums Fürst hat mich verblendet;

ich sündigte als wie ein Mann,
wie Fleisch, durch Sünde ganz verdorben.
Ich lernte meine eigne Schwachheit kennen
und hielt mich selbst für unbesieglich.


20. Kapitel
1
Wißt, meine Kinder!

Es geben mit dem Menschen sich zwei Geister ab,
der Geist der Wahrheit und der Geist des Irrtums

2
und zwischen beiden steht die Einsicht des Verstandes.

Er kann sich dahin neigen, wo er will.

3
Und in das Herz des Menschen werden eingeschrieben

der Wahrheit und des Truges Werke,
und beide kennt der Herr.

4
Nicht gibt es eine Zeit,

wo sich der Menschen Werke wohl verbergen können.
Denn eingeschrieben sind sie vor dem Herrn ins Herz.

5
Der Geist der Wahrheit zeugt für alles,

beschuldigt alles,
und vor dem eignen Herzen wird der Sünder rot
und kann zum Richter nicht sein Antlitz heben.


21. Kapitel
1
Nun, meine Kinder, liebt den Levi!

Erhebt euch niemals gegen ihn!

Sonst gehet ihr zugrund.

2
Mir nämlich gab der Herr das Königtum

und ihm das Priestertum.
Er ordnete das Königtum dem Priestertume unter.

3
Mir gab er alle Dinge auf der Erde,

ihm die im Himmel.

4
So, wie der Himmel höher als die Erde,

so überragt auch Gottes Priestertum das Königtum auf Erden,
wofern’s nicht von dem Herrn durch Sünden abfällt
und durch das irdisch Königtum beherrscht wird.

5
Des Herren Engel sprach zu mir:

Es hat der Herr ihn auch vor dir erwählt,
daß er ihm nähertrete,
von seinem Tische zehre
und ihm die Erstlinge der Söhne Israels zum Opfer bringe.
Doch du sollst Jakobs König sein.

6
Du wirst für sie als wie das Meer.

Denn wie im Meer Gerechte mit den Ungerechten
vom Sturm getrieben werden, –
die einen kommen in Gefangenschaft,
die andern werden reich, –
so gibt es Menschen jeder Art in dir.
Die einen werden ausgesaugt
und kommen in Gefangenschaft;
die andern werden von der Plünderung andrer reich.

7
Die Könige sind ja wie Meeresungeheuer;

sie schlingen Menschen, Fischen gleich, hinab.
Und freie Söhne, freie Töchter machen sie zu Sklaven
und rauben Häuser, Äcker, Herden, Geld.

8
Und mit dem Fleische vieler sättigen sie ungerecht die Raben und die Geier

und schreiten in dem Bösen fort
und überheben sich in Gier,

9
sind falsche Seher voller Aufruhr,

verfolgen alle Frommen.


22. Kapitel
1
Der Herr läßt Spaltungen bei ihnen werden;

in Israel ist immerwährend Kampf.

2
Durch fremde Völker wird mein Königreich vernichtet,

bis daß für Israel das Heil erscheint,
bis der gerechte Gott erscheint,
und Jakob ruht in Frieden
[mitsamt der ganzen Heidenwelt].

3
Er wahret meines Königreiches Macht für immer.

Mit einem Eide schwur mir ja der Herr,
das Königtum nie meinem Stamme zu entziehen.


23. Kapitel
1
Viel Trauer hab ich, meine Kinder,

durch eure Unzucht, Zauberei und euren Götzendienst,
den ihr, im Gegensatz zum Königtum, ausübt.
Ihr folget ja den Bauchrednern,
den Stimmen und den Dämonen des Irrtums.

2
Ihr macht zu Tänzerinnen und zu Dirnen eure Töchter

und mischet euch mit Heidengreueln.

3
Dafür bringt über euch der Herr

Pest, Hunger, Tod und Schwert
und feindliche Belagerung
und Schmähungen der Freunde
und Kindermord und Weiberraub
und Plünderung der Habe
[Einäscherung des Gottestempels],
Vereinsamung des Landes,
Versklavung eurer selber bei den Heiden.

4
Sie machen etliche von euch für ihre Weiber zu Eunuchen,

bis daß ihr umkehrt zu dem Herrn
in Herzensreinheit und voll Reue,
bis ihr in allen göttlichen Geboten wandelt.

5
Dann sucht der Herr erbarmungsvoll euch heim

und führt euch aus der Heiden Kerkern.


24. Kapitel
1
Dann geht ein Stern aus Jakob euch im Frieden auf.

Ein Mann ersteht [aus meinem Stamme]
gleichwie die Sonne der Gerechtigkeit;
er wandelt mit den Menschenkindern
in Sanftmut und Gerechtigkeit
und keine Sünde wird an ihm erfunden.

2
Es öffnen sich die Himmel über ihm

und gießen aus den Geist,
des Vaters heiligen Segen.

3
Er selbst gießt über euch den Geist der Gnade aus;

ihr werdet seine Söhne ihm in Wahrheit sein
und früh und spät, was er gebot, befolgen.

4
[Dies ist der Sproß des höchsten Gottes,

der Lebensquell für alles Fleisch.]

5
Dann leuchtet meines Königreiches Zepter auf;

ein Sproß erblüht aus eurer Wurzel.

6
Aus ihm entsprießt den Heiden ein gerechtes Zepter,

zu richten und zu retten alle, die zum Herren rufen.


25. Kapitel
1
Dann stehen zum Leben Abraham, Isaak, Jakob auf

und ich und meine Brüder werden Fürsten unserer Stämme.

Der erste Levi
und ich der zweite,
der dritte Joseph,
der vierte Benjamin,
der fünfte Simeon,
der sechste Issachar
und alle so der Reihe nach.

2
Dem Levi gibt der Herr den Segen

des Angesichtes Engel mir,
dem Simeon der Glorie Mächte,
den Himmel Ruben,
die Erde Issachar
das Meer dem Zabulon,
die Berge Joseph,
Saturn dem Benjamin,
die Sterne Dan,
die Venus Naphtali,
die Sonne Gad,
der Mond dem Asser.

3
Ihr seid das Volk des Herrn

mit Einer Sprache.
Hier gibt’s nicht Beliars trügerischen Geist;
ins Feuer wird er ja für alle Zeit geschleudert.

4
Und die in Trauer starben,

sie stehen in Freude auf.
Die arm geworden für den Herrn,
sie werden reich gemacht;
die für den Herrn gestorben,
sie wachen auf zum Leben.

5
Die Hirsche Jakobs laufen mit Frohlocken;

in Jubel fliegen Israels Adler.
Die Völker preisen all den Herrn in Ewigkeit.


26. Kapitel
1
Bewahrt nun, meine Kinder,

in allem das Gesetz des Herrn!
Für alle ist es eine Hoffnung,
die fest an seinen Wegen halten.

2
Er sprach zu ihnen:

Ich sterbe heut vor euren Augen
einhundertneunzehn Jahre alt.

3
Bestattet mich in keinem prächtigen Gewand

und schneidet meine Eingeweide nicht heraus!
Dies sollen Könige tun.
Nehmt mich mit euch nach Hebron!

4
Und so entschlief nach diesen Worten Juda.

Und seine Söhne taten so, wie er befohlen,
und sie bestatteten zu Hebron ihn bei seinen Vätern.


5. Das Testament des Issachar
Über die Einfalt
1. Kapitel
1
Abschrift der Warte Issachars.

Nachdem er seine Söhne hergerufen, sagte er zu ihnen:
Hört, Kinder, euren Vater Issachar!
Vernehmt die Worte eines Lieblinges des Herrn!

2
Ich wurde Jakob als der fünfte Sohn geboren

zum Lohne für die Liebesäpfel.

3
Vom Felde brachte Ruben Liebesäpfel heim;

da traf ihn Rachel an und nahm sie ihm.

4
Da weinte Ruben;

auf sein Geschrei kam meine Mutter Lea her.

5
Das aber waren Äpfel voller Wohlgeruch;

sie wuchsen in dem Haranland
in einer Wasserschlucht.

6
Und Rachel sprach:

Ich geb sie dir nicht mehr;
sie sollen mir anstatt der Kinder sein.
Der Herr hat mich verschmäht;
ich schenkte Jakob keine Kinder.

7
Nun waren es zwei Äpfel.

Und Lea sprach zu Rachel:
Laß dir’s genug sein,
den Ehgemahl mir wegzunehmen.
Willst du auch diese nehmen?

8
Und Rachel sprach zu ihr:

Für deines Sohnes Liebesäpfel
soll Jakob diese Nacht dir angehören.

9
Doch Lea sprach zu ihr:

Mein ist doch Jakob.
Ich bin ja seiner Jugend Weib.

10
Doch Rachel sprach:

Rühm dich nicht!
Prahl nicht!
Mir war er vor dir verlobt.
Um meinetwillen dient er unserm Vater vierzehn Jahr.

11
Wüchs nicht die Listigkeit auf Erden

und die Verschlagenheit der Menschen,
du würdest Jakobs Antlitz nicht mehr sehen.

12
Du bist ja nicht sein Weib;

statt meiner wurdest du gar listig eingeführt.

13
Mein Vater täuschte mich

und brachte mich in jener Nacht hinweg
und litt nicht, daß mich Jakob sah;

denn, wär ich dort gewesen,
wär dies ihm nicht geschehen.

14
Doch für die Liebesäpfel

geb ich dir Jakob eine Nacht.

15
So wohnte Jakob Lea bei

und sie empfing und brachte mich zur Welt,
und wegen jenes Lohnes hieß ich Issachar.


2. Kapitel
1
Da kam der Engel des Herrn zu Jakob und sprach:

Zwei Knaben wird zur Welt jetzt Rachel bringen;
des Mannes Beilager verschmähte sie
und wählte die Enthaltsamkeit.

2
Und hätte meine Mutter Lea

fürs Beilager nicht beide Äpfel hingegeben,
so hätte sie acht Söhne gar geboren.
So aber schenkte sie nur sechs das Leben
und Rachel zweien;
denn um der Liebesäpfel willen sah der Herr sie an.

3
Er wußte, daß sie nur der Kinder wegen

mit Jakob Umgang haben wollte
und nicht aus böser Lust.

4
Am andern Tage gab sie Jakob wieder her.

Und da erhörte auch der Herr
die Rachel um der Liebesäpfel willen.
Und um der Liebesäpfel willen
erhört der Herr die Rachel.

5
Sie wünschte sie

und dennoch aß sie diese nicht.
Sie opfert sie ins Haus des Herrn
und brachte sie des Höchsten Priester dar,
der damals war.


3. Kapitel
1
Ich wuchs heran, ihr, meine Kinder,

und wandelte in Herzenseinfalt
und ward der Landwirt meines Vaters, meiner Brüder,
und trug zur rechten Zeit die Früchte von den Feldern heim.

2
Mein Vater gab mir seinen Segen;

er sah, daß ich in Einfalt wandelte.

3
Bei meiner Arbeit war ich niemals vorwitzig

noch neidisch, boshaft gegen meinen Nebenmenschen.

4
Ich schmähte keinen,

sprach keinen Tadel über einen Lebenswandel aus;
ich wandelte in Einfalt meiner Augen.

5
Deshalb nahm ich mit dreißig Jahren mir ein Weib;

die schwere Arbeit zehrte ja an meiner Kraft.
Ich dachte nicht beim Weibe an die Lust;
ermüdet schlief ich ein.

6
Mein Vater freute allzeit sich an meiner Einfalt.

Die Erstlingsfrüchte gab ich durch den Priester all dem Herrn,
dann meinem Vater.

7
So ließ der Herr zehntausendfach

in meiner Hand den Segen wachsen.

8
Mein Vater Jakob wußte auch,

daß meiner Einfalt Gott zu Hilfe kam.
Denn jedem Armen und Bedrängten
gab ich des Landes Güter
in Herzenseinfalt.


4. Kapitel
1
Nun hört mich, meine Kinder,

und wandelt in des Herzens Einfalt!
Ich sehe ja:
Des Herren ganzes Wohlgefallen ruht darauf.

2
Nach Gold fragt nichts der Einfache

und übervorteilt nicht den Nächsten,
will nichts von mannigfachen Leckerbissen wissen;
an kostbarer Gewandung hat er keine Freude.

3
Er wünscht sich nicht ein langes Leben;

er wartet nur auf Gottes Willen.

4
Des Irrtums Geister haben über einen solchen keine Macht.

Er schaut nicht auf die Weiberschönheit hin,
läßt sich nicht durch Verdrehung den Verstand beflecken.

5
In seinen Sinn kommt niemals Neid

und Mißgunst läßt nicht seine Seele siechen,
noch härmt er sich mit Wünschen, unersättlich, ab.

6
Er wandelt in der Seele Einfalt

und sieht in Biederkeit des Herzens alles.
Dem Schlechten, das dem Irrtum in der Welt entspringt,
gönnt er nicht einen Blick.
Er will nicht die Verdrehung
von irgendeinem der Gebote Gottes sehen.


5. Kapitel
1
Bewahrt das göttliche Gesetz deswegen, meine Kinder!

Strebt nach der Einfalt!
Wandelt in der Unschuld!
Bekümmert euch doch nicht um eures Nächsten Arbeit!

2
Liebt nur den Herrn und euren Nächsten!

Habt Mitleid mit den Schwachen und den Armen!

3
Beugt euren Nacken für den Ackerbau!

Müht euch mit allen Feldarbeiten ab!

Und bringt dem Herrn mit Danke Gaben dar!

4
Mit Erstlingen des Feldes segnet euch der Herr,

so, wie er alle Heiligen gesegnet von Abel bis auf heute.

5
Kein ander Erbteil ist dir ja gegeben

als Fruchtbarkeit des Bodens.
Ihm können aber nur durch Mühe
die Früchte abgewonnen werden.

6
Auch unser Vater Jakob hat mich mit des Bodens Segen,

mit dem der Erstlingsfrucht gesegnet.

7
Der Herr gab ihnen ja ein Los.

Doch Levi ward mit Juda
vom Herrn bei Jakobs Söhnen ausgezeichnet.
Dem Levi schenkte er das Priestertum,
das Königtum dem Juda.

8
Folgt ihnen!

Und wandelt in der Einfalt eures Vaters!
[Dem Gad ward es verliehen,
Seeräuberscharen zu vernichten,
die gegen Israel gezogen.]


6. Kapitel
1
Wißt, meine Kinder:

Es geben eure Söhne in der letzten Zeit die Einfalt auf
und hängen sich der Habgier an.
Sie lassen auch die Unschuld fahren
und nähern die Bosheit,
verlassen die Gebote des Herrn
und hängen sich an Beliar.

2
Sie lassen Ackerbau

und folgen ihrem bösen Sinn.
So kommen sie in die Zerstreuung unter Heiden
und müssen ihren Feinden dienen.

3
Sagt dieses euren Kindern!

Wenn sie schon sündigen,
so sollen sie um so schneller sich zum Herrn bekehren.
Er ist barmherzig, rettet sie;
sie können wieder in die Heimat ziehen.


7. Kapitel
1
Nun bin ich 126 Jahre alt

und bin mir keiner Todsünde bewußt.

2
Ich wohnte außer meinem Weibe keinem andern bei.
3
Ich buhlte nicht durch meine Blicke,

trank keinen Wein, den irreführenden,
begehrte nichts, was meines Nächsten war.

4
In meinem Herzen war nicht Arglist

und Lüge kam nicht über meine Lippen.

5
Mit jeglichem betrübten Menschen seufzte ich;

mein Brot gab ich den Armen.
Ich speiste nicht allein,
verrückte niemals Grenzen.
Ich übte Frömmigkeit mein Leben lang
und hütete die Wahrheit.

6
Ich liebte auch den Herrn mit ganzer Kraft

und jeden Menschen liebte ich
wie meine eignen Kinder.

7
So tuet auch ihr, meine Kinder!

Dann flieht auch jeder Geist des Beliar
und böser Menschen Tat ficht euch nicht an.
Ihr könnet jedes wilde Tier bezwingen,
da ihr bei euch den Gott des Himmels habt;
er wandelt mit den Menschen, die einfältigen Herzens sind.

8
Dann hieß er seine Söhne,

sie sollten ihn nach Hebron bringen
und dort bei seinen Vätern in der Höhle ihn bestatten.

9
Dann streckte er die Füße aus und starb

in gutem Alter, als der fünfte,
gesund an allen Gliedern.
In voller Kraft schlief er den ewigen Schlaf.


6. Das Testament des Zabulon
Über Mitleid und Erbarmen
1. Kapitel
1
Abschrift der Worte,

die Zabulon seinen Kindern im 114. Lebensjahr gab,
zwei Jahre nach Josephs Tod.

2
Er sprach zu ihnen:

Hört, Söhne Zabulons, auf mich!
Habt auf die Worte eures Vaters acht!

3
Ich bin ja Zabulon,

das „herrliche Geschenk“ für meine Eltern.
Als ich geboren war,
ward unser Vater riesig reich an Schafen und an Rindern,
als er das Los in bunten Stäben hatte.

4
Ich wüßte nicht, ihr, meine Kinder,

daß ich in meinem Leben je gesündigt hätte,
als in Gedanken.

5
Und ich erinnere mich nicht,

daß ich je eine Sünde tat,
als jene Schuld,

die ich mir Josephs wegen zugezogen,
weil ich den Brüdern fest versprach,
dem Vater nichts vom Vorgefallenen zu sagen.

6
Ich weinte viel im stillen.

Ich hatte ja vor meinen Brüdern Angst,
weil sie es gegenseitig ausgemacht,
wenn einer das Geheimnis ausplaudre,
dann soll er mit dem Schwert getötet werden.

7
Als sie ihn aber töten wollten,

beschwor ich sie mit vielen Tränen,
sie sollten diese Sünde nicht begehen.


2. Kapitel
1
Es kamen ja zu Joseph Simeon und Gad

und wollten ihn ermorden.
Und Joseph fiel aufs Angesicht
und sprach zu ihnen:

2
Erbarmt euch meiner, meine Brüder!

Habt Mitleid mit dem Herzen unsers Vaters Jakob!
Legt eure Hände nicht an mich!
Vergießet kein unschuldig Blut!
Ich tat euch doch nichts Böses.

3
Hab ich mich aber je verfehlt,

dann strafet mich!
Doch eure Hand legt nicht an mich
um Jakob, unsers Vaters willen!

4
Auf diese seine Worte hin

erfüllte mich Bedauern.
Da fing ich an zu weinen
und meine Leber strömte aus;
mein Inneres löste sich.

5
Dann weinte ich mit Joseph;

mein Herze pochte
und meine Glieder bebten.
Ich konnte nimmer stehen.

6
Und wie er sah,

daß ich mit ihm zusammen weinte,
weil jene kämen, ihn zu töten,
da floh er hinter mich
und bat sie flehentlich.

7
Da stand nun Ruben auf und sprach:

Wir wollen ihn nicht töten, Brüder,
vielmehr in eine dieser trocknen Gruben werfen,
die unsre Väter einst gegraben
und fanden drin kein Wasser.

8
Deshalb ließ drin der Herr kein Wasser in die Höhe steigen,

daß Joseph so am Leben bliebe.

So taten sie,
bis sie den Ismaeliten ihn verkauften.


3. Kapitel
1
An seinem Kaufpreis nahm ich keinen Teil.
2
Nur Simeon und Gad und unsere andern sechs Brüder

verteilten Josephs Kaufpreis unter sich
und kauften sich und ihren Weibern, ihren Kindern Schuhe
und sagten:

3
„Wir wollen keine Zehrung dafür kaufen;

der Preis für unsres Bruders Blut ist’s ja.
Doch laßt uns ihn zertreten!
Er sagte ja, er werde über uns noch König sein.
Wir wollen sehen, was aus seinen Träumen wird.“

4
In dem Gesetze Mosis steht deshalb geschrieben,

man solle dem die Schuhe ausziehen
und ins Gesicht ihm speien,
der seinem Bruder keinen Stamm erwecken will.

5
Und Josephs Brüder wollten nichts für ihres Bruders Leben tun.

So löste ihnen dann der Herr die Schuhe,
die Schuhe, die sie gegen ihren Bruder Joseph aufgehoben.

6
Denn, als sie nach Ägypten kamen,

da lösten Josephs Diener ihnen sie vorm Tor.
So fielen sie vor Joseph wie vor einem Pharao nieder.

7
Doch nicht nur das,

sie wurden auch noch angespieen,
obschon sie sogleich vor ihm niederfielen.

8
Sie wurden auch von den Ägyptern weiterhin mit Schimpf behandelt.

Denn die Ägypter hörten nachher alles,
wie übel sie dem Joseph mitgespielt.


4. Kapitel
1
Dann saßen sie beim Essen nieder.
2
Ich aß zwei Tage und zwei Nächte nichts,

aus Mitgefühl für Joseph.
Auch Juda aß mit ihnen nicht,
hielt aber an der Grube Wacht;
er fürchtete,
daß Simeon und Gad hinuntersprängen
und Joseph töteten.

3
Und als sie mich auch nichts genießen sahen,

vertrauten sie mir seine Wache an,
bis er verkauft wäre.

4
Er blieb drei Tage und drei Nächte in der Grube

und ward verkauft,
obschon er nichts gegessen hatte.

5
Und Ruben hört, er sei verkauft,

solang er selber fortgewesen.
Und er zerreißt sein Kleid
und ruft voll Jammer:
Wie kann ich noch in meines Vaters Jakob Antlitz schauen?

6
Dann lief er mit dem Geld den Händlern nach

und fand sie nicht;
sie waren von dem Hauptweg abgebogen
und auf dem kürzeren der Wege durch das Troglodytenland gereist.

7
Und Ruben aß aus Kümmernis

an jenem Tag kein Brot.
Dan kam herzu
und sprach zu ihm:

8
Weine nicht!

Und sei nicht traurig!
Wir fanden, was wir unserm Vater Jakob melden können.

9
Wir schlachten einen Ziegenbock

und tauchen Josephs Kleid ins Blut
und schicken dies an Jakob mit den Worten:

10
Sieh zu, ob deines Sohnes Kleid dies ist!

Sie taten so.

11
Sie hatten nämlich Joseph das Gewand genommen,

als sie ihn zum Verkaufe stellten,
und ihn mit einem alten Knechtsgewand bekleidet.
Doch Simeon besaß das Kleid
und wollt’s nicht hergeben,
weil er ihn mit dem Schwerte töten wollte.
Er war voll Zorn, daß er noch lebte,
und daß er ihn nicht umgebracht.

12
Wir standen alle gegen ihn zusammen

und sprachen:
Gibst du’s nicht her, dann sagen wir,
du hättest ganz allein in Israel die böse Tat verübt.

13
So gab er’s ihnen;

sie taten so, wie Dan gesagt.


5. Kapitel
1
Nun, meine Kinder, bitt ich euch,

daß ihr des Herrn Gebote haltet
und gegen euren Nächsten milde seid,
barmherzig gegen alle,
doch nicht nur gegen Menschen,
auch gegen unvernünftige Tiere!

2
Deswegen gab der Herr mir seinen Segen

und während meine Brüder sämtliche erkrankten,
kam ich alleinig ohne Krankheit weg.
Der Herr kennt eines jeden Neigung.

3
In eurem Herzen traget Mitleid, meine Kinder!

Wie einer seinem Nächsten tut,
so tut auch ihm der Herr.

4
Auch meiner Brüder Söhne wurden krank

und starben Josephs wegen;
sie trugen ja kein Mitgefühl in ihrem Herzen.
Doch meine Söhne blieben ohne Krankheit, wie ihr wißt.

5
Am Meeresufer fing ich meinem Vater Jakob Fische,

als ich in Kanaan war.
Und viele litten auf dem Meere große Not;
ich aber blieb alleinig unbehelligt.


6. Kapitel
1
Als Erster macht ich einen Kahn zum Fahren auf dem Meer;

hierzu gab mir der Herr Verstand und Weisheit.

2
Ich machte hintendran ein Steuer

und spannt in seiner Mitte Leinwand aus an einer Stange.

3
Auf ihm befuhr ich die Gestade,

fing Fische für des Vaters Haus,
bis daß wir nach Ägypten kamen.

4
Von meiner Beute gab ich jedem Fremden voller Mitleid.
5
Und war ein Fremder da,

der krank war oder alt,
so kochte ich die Fische,
bereitete sie gut,
aus Liebe und aus Mitleid,
und brachte jedem den Bedarf.

6
Deswegen ließ der Herr mich viele Fische fangen.

Denn wer dem Nächsten gibt,
bekommt ein Vielfaches vom Herrn.

7
Fünf Jahre fing ich Fische,

gab jedem Menschen, den ich sah, davon
und hatte doch für meines Vaters ganzes Haus genug.
Im Sommer fing ich Fische;
im Winter hütete ich Schafe mit den Brüdern.


7. Kapitel
1
Nun will ich euch erzählen, was ich tat.

Sah ich im Winter einen Armen nackt,
so stahl ich heimlich ein Gewand aus meinem Haus
und schenkte es dem Dürftigen;
denn er erbarmte mich.

2
Habt also Mitleid, meine Kinder,

doch ohne Unterschied mit allen
und gebt aus gutem Herzen jeglichem
von dem, was Gott euch gibt!

3
Und habt ihr dem Bedürftigen gerade nichts zu geben,

dann fühlet wenigstens mit ihm in herzlichem Erbarmen!

4
Ich weiß einmal;

da fand ich augenblicklich nichts,
was ich dem Armen geben könnte.
Da ging ich wenigstens noch sieben Stadien mit ihm und klagte,
voll Mitgefühl mit ihm.


8. Kapitel
1
Nun, meine Kinder!

So habt erbarmungsvoll mit jedem Mitleid,
daß auch der Herr aus Mitleid eurer sich erbarme!

2
Gott schickt auch in den letzten Tagen sein Erbarmen auf die Erde,

und trifft er ein barmherzig Herz,
so wohnt er drin.

3
Im gleichen Maße wie der Mensch des Nächsten sich erbarmt,

erbarmt sich über ihn der Herr.

4
Denn, als wir nach Ägypten kamen,

trug Joseph uns nichts Böses nach.

5
So schauet denn auf ihn!

Denkt nicht an das erlittene Unrecht, meine Kinder!
Liebt einander!
Denk keiner mehr an seines Bruders Schlechtigkeit!

6
Denn dieses trennt die Einigkeit,

reißt jegliche Verwandtschaft auseinander,
verwirrt die Seele.
Wer Böses nachträgt,
hat kein erbarmungsvolles Herz.


9. Kapitel
1
Betrachtet die Gewässer!

Verlaufen sie nach Einer Richtung,
dann reißen sie Gestein und Holz und Schilf mit fort.

2
Doch teilt das Wasser sich nach vielen Seiten,

dann saugt’s der Boden auf
und so zerfließt es.

3
So geht’s auch euch,

zerteilt ihr euch.

4
Zerteilt euch doch nicht in zwei Häupter!

Denn alles, was der Herr gemacht,
besitzt ein einzig Haupt.
Er schuf zwei Schultern, Hände, Füße;
doch Einem Haupte folgen alle Glieder.

5
Ich las in einem Buche meiner Väter:

Ihr würdet euch in Israel zerspalten
und in zwei Königreiche euch zerteilen
und alles Greuliche verüben.

6
Und eure Feinde werden euch gefangennehmen;

ihr sitzet alsdann bei den Heiden
mit Krankheit und mit Trübsal aller Art.

7
Hernach gedenket ihr des Herrn und tuet Buße.

Auf dies hin führt er euch zurück;
er ist barmherzig, gnädiglich
und rechnet nicht die Schlechtigkeit den Menschenkindern auf.
Sie sind ja Fleisch
und Geister der Verführung täuschen sie bei allen ihren Werken.

8
Hernach geht euch der Herr als Leuchte der Gerechtigkeit selbst auf.

Ihr kehrt in eure Heimat wieder
und schaut ihn zu Jerusalem
um seines Vaters willen.

9
Und abermals erzürnt ihr Ihn

durch eure schlimmen Werke;
da werdet ihr verworfen werden,
bis zur Vollendungszeit.


10. Kapitel
1
Jetzt aber seid nicht traurig, meine Kinder,

daß ich nun sterben muß!
Brecht nicht zusammen,
weil ich zu meinem Ende komme!

2
Ich werde wiederum in eurer Mitte auferstehen,

als wie ein König, mitten unter seinen Söhnen
und freue mich inmitten meines Stammes,
befolgt er das Gesetz des Herrn
und seines Vaters Zabulon Gebot.

3
Der Herr bringt ewig Feuer über jene Frevler,

vertilgt sie bis in ferneste Geschlechter.

4
Ich aber eile meiner Ruhe zu,

wie meine Väter.

5
Ihr aber! Fürchtet euren Gott, den Herrn,

aus aller Kraft das ganze Leben!

6
Nach diesem Wort entschlief er hochbetagt.

Und seine Söhne legten ihn in einen Sarg.

7
Dann brachten sie ihn späterhin nach Hebron

und sie begruben ihn bei seinen Vätern.


7. Das Testament des Dan
Über Zorn und Lüge
1. Kapitel
1
Abschrift der Worte,

die Dan zu seinen Söhnen in den letzten Lebenstagen sprach:

2
Im 125. Lebensjahre rief er seine Familie und sprach:

Vernehmet meine Worte, Söhne Dans!
Merkt auf die Reden aus dem Munde eures Vaters!

3
In meinem Herzen und in meinem ganzen Leben habe ich erprobt,

daß etwas Gottgefälliges und Angenehmes
die Wahrheit mit gerechtem Handeln ist:
die Lüge aber und der Zorn ist schlimm;
er lehrt den Menschen jede Schlechtigkeit.

4
Meine Kinder! Heut gesteh ich euch:

Ich freute mich in meinem Herzen über Josephs Tod,
und doch war er ein guter und wahrhaftiger Mann.

5
Ich freute mich, daß Joseph ward verkauft;

sein Vater liebte ihn ja mehr als uns.

6
Der Geist des Neides und der Prahlerei sprach ja zu mir:

„Du bist doch auch sein Sohn.“

7
Und von des Beliar Geistern einer schürt an mir und spricht:

„Nimm dieses Schwert und töte Joseph!
Dein Vater liebt dich dann, ist jener tot.“

8
Dies ist der Geist des Zorns;

er suchte mich zu überreden,
ich sollte Joseph so zermalmen,
so wie’s ein Pardel mit dem Böckchen macht.

9
Doch meiner Väter Gott gab diesen nicht in meine Hände;

ich traf ihn nicht allein
und konnte ihn nicht töten.
Sonst wär ein zweiter Stamm in Israel vernichtet worden.


2. Kapitel
1
Jetzt, meine Kinder, sterbe ich.

Ich sage euch in Wahrheit:
Ihr geht zugrund,
bewahrt ihr euch nicht selbst vorm Geist der Lüge und des Zorns
und liebt ihr nicht die Wahrheit und die Großmut.
Der Zorn ist Blindheit, meine Kinder.

2
Kein Zorniger sieht je ein Angesicht in Wahrheit.
3
Wär es auch Vater oder Mutter,

so sieht er sie als Feinde an
und ist’s ein Bruder,
er weiß es nicht.
Ist’s ein Prophet des Herrn,
so hört er nicht;
ist’s ein Gerechter,
beachtet er ihn nicht
und einen Freund erkennt er nicht.

4
Der Geist des Zornes wirft des Irrtums Netze über ihn

und blendet ihm die Augen.
Denn Sinn verdunkelt er durch Lüge
und gibt ihm eine eigene Schau.

5
Womit umstrickt er seine Augen?

Mit Herzenshaß.
Er ist dem Bruder neidig.


3. Kapitel
1
Schlecht ist der Zorn, ihr, meine Kinder,

und für die Seele selbst wird er zur Seele.

2
Den Körper macht er sich zu eigen,

beherrscht die Seele.
Dem Leibe gibt er eine sonderliche Kraft
zu jeder schlechten Tat.

3
Und hat der Körper sie getan,

dann rechtfertigt die Seele diese Tat,
weil sie nicht recht gesehen.

4
Deswegen hat der Zornige

am Zorne eine dreifache Gewalt,
ist er vermögend.
Die erste durch die Hilfe seiner Diener,
die zweite durch den Reichtum,
wodurch er überredet und zu Unrecht siegt,
die dritte durch die Körperkraft,
wodurch er Böses tut.

5
Ist aber schwach der Zornige,

dann hat er immerhin noch eine zweifache Gewalt;
der Zorn hilft stets ihm durch den Frevelsinn.

6
Und dieser Geist geht immer mit der Lüge

zu Satans rechter Seite;
so werden seine Taten stets in Roheit und in Lüge ausgeführt.


4. Kapitel
1
Nun wisset, daß die Macht des Zornes eitel ist.
2
Sie stachelt durch ein Wort im Anfang an;

durch Werke steift sie dem Gereizten das Genick
und seinen Sinn stört sie durch bittere Verluste,
erregt die Seele ihm zu großem Zorn.

3
Spricht einer gegen euch,

so laßt euch nicht zum Zorne reizen!
Lobt einer euch als fromm,
so überhebt euch nicht!
Laßt euch zur Lust nicht, noch zur Unlust reizen!

4
Zuerst ergötzt er das Gehör

und schärft den Sinn, um Sticheleien zu bemerken.
Dann wird er wild
und glaubt mit Recht zu zürnen.

5
Erleidet ihr auch Schaden und Verlust,

erschreckt nicht, meine Kinder!

Sein Geist läßt nach vergänglichem Verlangen tragen;
doch durch Verluste wird er wütend.

6
Erleidet ihr Verlust, sei’s freiwillig, sei’s unfreiwillig,

betrübt euch nicht!
Aus Traurigkeit entsteht der Zorn samt Lüge,

7
Ein zwiefach Unheil ist der Zorn mit Lüge;

sie helfen sich, die Herzen zu verwirren.
Ist eine Seele aber stets in Aufregung,
dann weicht der Herr von ihr
und Beliar wird ihr König.


5. Kapitel
1
Bewahrt des Herrn Gebote, meine Kinder!

Befolget sein Gesetz!
Laßt von dem Zorn!
Und haßt die Lüge!
Dann wohnt bei euch der Herr
und Beliar flieht fort von euch.

2
Sprecht doch nur Wahres miteinander!

Dann kommt ihr nicht in Zorn und in Verwirrung.
Seid ihr im Frieden,
habt ihr den Gott des Friedens.
Dann überwindet euch kein Feind.

3
Liebt doch den Herrn in eurem ganzen Leben

und auch aus wahrem Herzensgrund!

4
Ich weiß:

Ihr fallet in den letzten Zeiten ab vom Herrn,
erzürnet Levi,
lehnt euch gen Juda auf.
Doch könnt ihr nicht obsiegen.
Des Herren Engel einer führt sie beide;
durch sie besteht ja Israel.

5
Fallt ihr vom Herren ab,

dann wandelt ihr in aller Schlechtigkeit,
vollbringt die Heidengreuel,
treibt mit der Frevler Weibern Unzucht.
Und so sind unter euch in jeder Schlechtigkeit
die Geister der Verführung an dem Werk.

6
Ich las im Buche Henochs, des Gerechten,

daß euer Fürst der Satan ist
und daß der Unzucht und des Stolzes Geister sich verschwören,
auf Levis Söhne ständig achtzugeben,
um sie vorm Herrn zur Sünde zu verführen.

7
Auch meine Söhne werden sich dem Levi nähern

und sündigen mit ihnen allzumal.
Und Judas Söhne sind begehrlich
und rauben fremdes Eigentum gleich Löwen.

8
Deswegen werdet ihr mit ihnen in Gefangenschaft verschleppt

und dort Ägyptens Plagen all erdulden,
all Übel von den Heiden.

9
Bekehrt ihr euch jedoch zum Herrn,

dann findet ihr Erbarmen;
er führt euch wieder in sein Heiligtum
und gibt euch Frieden.

10
Aus Judas und aus Levis Stamm

erscheint für euch das Heil des Herrn;
er selbst bekämpft den Beliar,
nimmt an den Feinden ewig Rache.

11
Er nimmt dem Beliar die Gefangenen ab (der Heiligen Seelen),

bekehrt zum Herrn die unfolgsamen Herzen,
gibt ewigen Frieden denen, die ihn rufen.

12
In Eden ruhen die Heiligen

und die Gerechten jubeln ob Jerusalem, dem neuen,
und dies ist Gottes Ruhm für ewig.

13
Nicht länger bleibt Jerusalem verwüstet,

nicht länger Israel gefangen.
Der Herr ist mitten drin
[er wandelt mit den Menschen]
und Israels Heiliger ist sein König
[in Niedrigkeit und Armut
und wer auf ihn vertraut,
wird wirklich in dem Himmel König sein].


6. Kapitel
1
So fürchtet, meine Kinder, jetzt den Herrn!

Und hütet euch vor Satan und vor seinen Geistern!

2
Und naht euch Gott

und seinem Fürbittengel!
Er ist der Mittler zwischen Gott und Menschen.
Und für den Frieden Israels
stellt er dem Feindesreiche sich entgegen.

3
Drum gibt der Feind sich Mühe,

zu Fall zu bringen, die den Herrn anrufen.

4
Er weiß ja, daß des Feindes Reich ein Ende hat

am Tag, wo Israel bereut.

5
Des Friedens Engel selbst stärkt Israel,

so daß es nicht in schlimmstes Unheil kommt.

6
Und ist noch gottlos Israel,

so läßt der Herr sie dennoch nicht;
er wandelt sie zu einem Volke um,
das seinen Willen tut;
kein Engel gleicht ihm dann.

7
Sein Name ist an jedem Orte Israels

und bei den Heiden.

8
Bewahrt euch selber, meine Kinder,

vor jedem bösen Werk
und werft den Zorn und jede Lüge fort
und liebt die Wahrheit und Geduld!

9
Was ihr von eurem Vater hört,

gebt euren Kindern mit,
[daß euch der Heiden Heiland aufnimmt.]
[Er ist wahrhaftig, langmütig und demütig und mild;
das göttliche Gesetz lehrt er durch seine Werke.]

10
Von jeder Ungerechtigkeit laßt ab

und haltet fest an Gottes Gerechtigkeit!
Dann bleibt für immer euer Stamm gerettet.
Begrabt mich in der Nähe meiner Väter!


8. Das Testament des Naphtali
Über die Güte
1. Kapitel
1
Abschrift des Testaments,

das Naphtali an seinem Ende im 132. Lebensjahr gab.

2
Am vierten Tag des siebten Mondes kamen seine Söhne her;

da war er noch gesund.
So gab er ihnen selbst ein Mahl und ein Gelage.

3
Als er am andern Morgen aufgewacht,

sprach er zu ihnen:
„Ich sterbe.“
Sie aber glaubten’s nicht

4
Er aber pries den Herrn, beteuernd,

daß er, nach jenem Mahle gestern, stürbe.

5
Und er begann, zu seinen Söhnen so zu sprechen:

Hört, meine Kinder, Söhne Naphtalis!
Hört eures Vaters Worte!

6
Von Balla wurde ich geboren.

Weil Rachel listig handelte
und Jakob Balla gab statt ihrer selbst,
so hat sie mich auf Rachels Schoß geboren.
Deswegen ward ich Naphtali genannt.

7
Und Rachel liebte mich,

weil ich auf ihrem Schoß geboren ward.
Ich war von Antlitz zart;
Da küßt sie mich und spricht:
„Ich möcht nach deinem Bild dir einen Bruder schenken.“

8
So ward denn Joseph mir in allen Stücken ähnlich,

entsprechend den Gebeten Rachels.

9
So ist denn Balla meine Mutter:

die Tochter Rotheus, eines Bruders der Debora,

der Amme der Rebekka;
sie kam am gleichen Tag, wie Rachel, einst zur Welt.

10
Und Rotheus war aus Abrahams Geschlechte, ein Chaldäer,

und gottesfürchtig, frei und adelig.

11
Er ward im Krieg gefangen;

da kauft ihn Laban auf.
Er gab ihm seine Sklavin Enna auch zum Weib.
Und sie gebar ihm eine Tochter namens Zilpa;
sie hieß gerade so
wie jenes Dorf, wo er gefangen ward.

12
Hernach gebar sie Balla

und sprach:
Meine Tochter ist auf Neues hastig;
denn kaum war sie geboren,
begann sie hastig schon zu trinken.


2. Kapitel
1
Ich war gleich einem Hirsche leichtfüßig

und so bestimmte mich mein Vater Jakob
zu jeder Sendung, jedem Botengang;
er gab mir auch wie einem Hirsch den Segen.

2
Denn wie der Töpfer vom Gefäße weiß,

wieviel es faßt,
und so viel Ton dazu verwendet,
so macht der Herr nach Ähnlichkeit des Geistes auch den Körper
und gießt den Geist nach Fassungskraft des Leibes ein.

3
Und eins entspricht dem andern

bis auf ein Drittel eines Haars.
Nach Maß und Regel und Gewicht
ist alle Kreatur gemacht.

4
Und wie der Töpfer weiß, wozu ein jedes taugt,

so weiß der Herr vom Leib,
wie weit er reicht im Guten
und wann im Bösen er beginnt.

5
Es gibt ja keine Lust und keine Absicht,

die nicht dem Herrn bekannt;
nach seinem Bilde schuf er jeden Menschen.

6
Wie eines Mannes Kraft, so auch sein Werk;

wie sein Verstand, so seine Tat,
wie seine Absicht, also seine Handlung
und wie sein Herze, so sein Mund,
wie seine Augen, so sein Schlaf,
wie seine Seele, so sein Wort,
entweder im Gesetz des Herren
oder in den Werken Beliars.

7
Wie zwischen Licht und Finsternis geschieden ist,

wie zwischen Sehen und Hören,

so ist geschieden zwischen Mann und Mann
und zwischen Weib und Weib.

8
Man kann nicht sagen,

es sehe eins dem andern gleich.
Es machte Gott in seiner Ordnung alles gut,
im Kopfe die fünf Sinne.
Den Hals gab er dem Kopf,
zum Schmuck die Haare,
ein Herz zum Denken
und einen Bauch zur Ausscheidung
und einen Magen zum Verdauen
und eine Luftröhre fürs Atmen
und eine Leber für den Zorn
und eine Galle für Erbitterung,
zum Lachen eine Milz
und Nieren für die List
und Lenden für die Stärke
und Lungen für das Atemschöpfen
und eine Hüfte für die Kraft und anderes.

9
Nun, meine Kinder!

Tut jegliches in guter Absicht und in Gottesfurcht
und tut nichts Ungeordnetes aus Spott oder zur Unzeit!

10
Denn sagst du zu dem Auge, es soll hören,

so kann es nicht;
so könnt ihr auch in Dunkelheit
des Lichtes Werke nicht vollbringen.


3. Kapitel
1
Bestrebt euch nicht,

durch Habsucht eure Werke zu verschlechtern,
und nicht durch eitle Worte eure Seelen zu betrügen!
Schweigt ihr in Herzens Reinigkeit,
dann werdet ihr’s verstehen,
den Willen Gottes festzuhalten,
des Teufels Willen aber zu verwerfen.

2
Die Sonne, Mond und Sterne ändern ihre Ordnung nicht;

so sollt auch ihr das göttliche Gesetz nicht ändern
durch Unordnung in euren Werken.

3
Die Heiden ließen ja, verführt, den Herrn

und änderten so ihre Ordnung,
gehorchten Stein und Holz,
den Geistern der Verführung folgend.

4
Ihr aber, meine Kinder, tut nicht so!

Denn ihr erkennet aus dem Firmament, der Erde,
dem Meer und allen Werken,
den Herrn, der alles schuf.
Sonst gleicht ihr Sodoma
in der Verkehrung der Natur.

5
Geradeso verkehrten auch die Wächter einst die Ordnung der Natur;

deshalb verflucht der Herr sie bei der Sintflut,
und machte ihretwegen
die Erde von Bewohnern und von Früchten leer.


4. Kapitel
1
Ich sag dies, meine Kinder,

weil ich in Henochs Buche las,
ihr würdet auch vom Herrn abfallen,
nach aller Heidenbosheit wandeln,
nach jeder Sodomssünde tun.

2
Der Herr bringt über euch Gefangenschaft;

dort müht ihr euren Feinden dienen
und werdet zugedeckt mit jeder Drangsal und mit Not,
bis euch der Herr vernichtet hat.

3
Und seid ihr wenig und gering geworden,

alsdann bekehrt ihr euch
und kennet wieder euren Gott und Herrn;
er bringt euch abermals in euer Land
nach seiner großen Milde.

4
Und kommen sie in ihrer Väter Land zurück,

alsdann vergessen sie den Herrn ein zweites Mal
und handeln gottlos.

5
Und dann zerstreut der Herr sie auf der ganzen Erde,

bis daß des Herrn Erbarmen kommt,
ein Mensch, der da Gerechtigkeit vollzieht
und gegen alle, fern und nah, barmherzig ist.


5. Kapitel
1
Ich sah in meinem vierzigsten Lebensjahre ein Gesicht

gen Osten auf dem Ölberg zu Jerusalem:
da standen Mond und Sonne still.

2
Und meines Vaters Vater Isaak sprach zu uns:

„Lauft! Packet jeglicher nach seiner Kraft!
Und wer sie greift, soll Mond und Sonne haben!“

3
So liefen alle wir drauf los,

und Levi griff die Sonne
und Juda griff zuvor den Mond.
Da wurden beide auch mit jenen in die Höhe genommen.

4
Als Levi wie die Sonne war,

gab ihm ein junger Mann zwölf Palmzweige.
Und Juda glänzte wie der Mond;
zwölf Strahlen waren unter seinen Füßen.

5
[Da liefen Levi und Juda zueinander

und faßten sich gegenseitig.]

6
Und auf der Erde war ein Stier mit großen Hörnern;

auf seinem Rücken waren Adlerflügel.
Als sie ihn packen wollten,
vermochten sie es nicht.

7
Denn Joseph kam zuvor und packte ihn

und fuhr mit ihm zur Höhe.

8
Ich sah es auch;

denn ich war dort.
Und da erschien uns eine heilige Schrift, die sagte:
„Assyrer, Meder, Perser, [Elimäer, Gelachäer,
Chaldäer], sowie Syrer nehmen die zwölf Stämme Israels gefangen.“


6. Kapitel
1
Und wiederum sah ich nach sieben Tagen unsern Vater Jakob;

er stand zu Jamnia am Meer
und wir bei ihm.

2
Da kam ein Schiff herangesegelt;

ihm fehlt der Steuermann und die Matrosen.
Und an dem Schiffe stand: „Das Schiff des Jakob“.

3
Da sagt zu uns der Vater:

„Wir wollen unser Schiff besteigen!“

4
Wir stiegen ein;

da kam ein starkes Ungewitter,
dazu ein großer Sturm.
Und unser Vater an dem Steuer
flog fort von uns.

5
Und wir, des Sturmes Spielball,

wir wurden auf dem Meer umhergetrieben.
Das Schiff ward voll von Wasser
und, von dem Wogenschwall umhergeworfen,
zerschellte es.

6
Und Joseph flieht in einen Kahn;

wir andern aber kamen einzeln auf neun Planken.
Levi und Juda waren beieinander.

7
Wir wurden alle hin zerstreut

bis an der Erde fernste Enden.

8
Da legte Levi einen Sack sich um

und betet für uns alle zu dem Herrn.

9
Da legte sich der Sturm

und friedlich kam das Schiff ans Land.
Und da kam unser Vater Jakob her.
Wir freuten uns darüber alle einhellig.


7. Kapitel
1
Die beiden Träume sagt ich meinem Vater.

Er sprach zu mir:
„Es muß zu seiner Zeit sich dies erfüllen,
wenn Israel gar viel erduldet hat.“

2
Dann sprach zu mir mein Vater:

„Ich glaube, Joseph lebt;
ich sehe stets,
daß ihn der Herr euch zuzählt.“

3
Und weinend rief er aus:

„Du lebst mein Kind, mein Joseph;
ich aber seh dich nicht
und du siehst Jakob, deinen Vater, nicht.“

4
Er rührte uns bei diesen seinen Worten bis zu Tränen.

In meinem Herzen brenn ich, offen es zu sagen,
er sei verkauft.
Doch hatte ich vor meinen Brüdern Angst.


8. Kapitel
1
Ich zeigte, meine Kinder, euch die letzten Zeiten;

wie alles dies in Israel geschieht.

2
Und nun gebietet euren Kindern,

mit Levi und mit Juda eins zu sein.
Durch Juda geht ja Heil für Israel auf
und Jakob wird in ihm gesegnet.

3
Durch seinen Stamm erscheint Gott auf der Erde

[er wohnt bei Menschen],
um Israels Geschlecht zu retten.
Er führt Gerechte aus den Heiden her.

4
Tut, ihr, was gut ist, meine Kinder,

dann segnen euch die Menschen und die Engel,
und bei den Heiden wird durch euch dann Gott verherrlicht.
Der Teufel flieht vor euch;
die wilden Tiere haben vor euch Angst.
Euch aber liebt der Herr.
Die Engel hängen sich an euch.

5
Wer gut ein Kind erzieht,

gewinnt ein gutes Angedenken.
So gibt’s auch bei dem guten Werk
bei Gott ein gutes Angedenken.

6
Die Engel und die jungen Menschen aber fluchen dem,

der das nicht tut, was gut.
Durch ihn wird bei den Heiden Gott geschmäht
und ihn bewohnt der Teufel wie sein eigenes Gefäß
und jedes wilde Tier bemeistert ihn;
ihn haßt der Herr.

7
Auch des Gesetzes Vorschriften sind zwiefältig

und werden nur erfüllt durch Klugheit.

8
So gibt es eine Zeit für ehelichen Umgang

und eine Zeit, sich zu enthalten, um zu beten.

9
So sind es zwei Gebote,

und werden sie nach Ordnung nicht gehalten,
dann bringen sie dem Menschen Sünde.

10
So ist’s auch bei den übrigen Geboten.

So werdet weise und verständig denn bei Gott!
Ihr kennt die Ordnung seiner Vorschriften
und die Gesetze, jede Handlung;
dann wird der Herr euch lieben.


9. Kapitel
1
Er schärfte ihnen noch viel andres ein.

Dann bat er sie,
nach Hebron seinen Leichnam zu verbringen
und ihn bei seinem Vater zu bestatten.

2
Dann aß und trank er noch mit frohem Herzen;

hierauf verhüllte er sein Angesicht und starb.

3
Und seine Söhne taten also ganz,

wie dies ihr Vater Naphtali geheißen.


8. Das Testament Naphtalis
aus Jerachmeels hebräischer Chronik
1. Kapitel
1
Dies ist der letzte Wille Naphtalis, des Jakobsohnes.

Der letzte Wille Naphtalis, des Jakobsohnes,
den diesem Rahels Magd Bilha geschenkt,
„Kampf um Gott“.
Als Naphtali ein Greis geworden
und wohlbehalten in ein schönes Alter trat
und längst gebückt einhergehen mußte,
da hob er an, den Söhnen Weisungen zu geben.
Er sprach zu ihnen:
Kommt, liebe Söhne, näher!
Empfanget eures Vaters Weisung!

2
Da sprachen sie zu ihm:

Wir sind bereit, zu hören,
und wollen alles tun, was du uns heißest.

3
Da sagte er zu ihnen:

Ich geb euch keine Weisung wegen meines Silbers
noch meines Goldes noch der andern Habe wegen,
die ich euch unter dieser Sonne hinterlasse.
Und ich gebiet euch auch nichts Schweres,
das ihr nicht machen könntet.
Ich red vielmehr zu euch von etwas Leichtem,
das ihr zu tun vermöget.

4
Darauf erwiderten ein zweites Mal ihm seine Söhne:

Sprich, lieber Vater!
Wir sind bereit, zu hören.

5
Er sprach zu ihnen:

Ich weise euch nichts andres an,
als nur den Herrn zu fürchten.
Ihm dienet! Ihm hängt an!

6
Da sprachen sie zu ihm:

Wiefern bedarf Er unseres Dienstes?
Er sprach zu ihnen:
Er selbst braucht kein Geschöpf;
doch die Geschöpfe in seiner Welt bedürfen seiner.
Er schuf jedoch nicht seine Welt für nichts.
Ihn sollen seine Kreaturen fürchten,
und keiner soll dem Nächsten tun,
was er nicht will, daß man’s ihm tue!

7
Da sprachen sie zu ihm:

Ach, lieber Vater!
Hast du fürwahr bemerkt,
daß wir von deinen oder unsrer Ahnen Wegen
zur Rechten oder Linken abgewichen wären?

8
Er sprach zu ihnen:

Der Herr und ich sind Zeugen,
daß es so ist, wie ihr da sagt.
Ich fürchte aber für die Zukunft,
ihr könntet abirren,
der fremden Völker Götzen folgen
und nach der Heidenvölker Satzungen wandeln
und euch den Josephsöhnen beigesellen,
anstatt den Söhnen Levis und den Judas.

9
Da sagten sie zu ihm:

Was willst du nur damit,
daß du uns solches anbefiehlst?

10
Er sprach zu ihnen:

Ich weiß,
daß Josephs Söhne
vom Herrn, dem Gotte ihrer Väter, abfallen,
und dann verleiten sie die Söhne Israels zum Sündigen.
So sind sie schuld,
daß diese aus dem schönen Land in fremdes ziehen müssen.
Wir mußten auch um seinetwillen auswandern,
und in Ägypten Sklavendienste tun.


2. Kapitel
1
Nun will ich euch von dem Gesicht erzählen,

das ich bei meiner Schafhut hatte.

2
Ich sah,

und auf dem Felde hüteten mit mir zwölf Brüder mein.

Und unser Vater kam und rief uns zu:
Lauft, meine Söhne!
Ergreift, was jeglicher erreichen kann!

3
Da sagten wir zu ihm:

Was sollen wir denn greifen?
Wir sehen nichts als Sonne, Mond und Sterne.

4
Er sprach zu ihnen: Packet sie!

Als Levi dies vernahm,
ergriff er einen Stab mit seiner Hand,
sprang auf die Sonne, setzte sich darauf und ritt.

5
Als Juda dieses sah, tat er desgleichen,

nahm einen Stab,
sprang auf den Mond und ritt darauf.

6
So taten alle andern Stämme.

Ein jeglicher von ihnen ritt auf seinem Stern
und dem Planeten an dem Himmel.
Nur Joseph war alleinig auf der Erde noch zurückgeblieben.

7
Da frug ihn unser Vater Jakob:

Warum hast du, mein Sohn, nicht auch getan wie deine Brüder?
Er sprach zu ihm: Mein Vater!
Was hat der Weibgeborene am Himmel nur zu tun?
Sie müssen doch zuletzt auf Erden ihren Standort nehmen.


3. Kapitel
1
Als Joseph noch so sprach,

stand neben ihm schon ein gewaltiger Stier.
Er hatte große Flügel, wie ein Storch,
und seine Hörner ragten hoch empor,
wie Hörner eines Wildochsen.

2
Und Jakob sprach zu ihm:

Auf! Joseph! Auf!
Reit drauf, mein Sohn!

3
Da schwang sich Joseph auf den Stier.

Alsdann verließ uns unser Vater Jakob.

4
Doch Joseph brüstete sich auf dem Stiere an vier Stunden,

bald ging er schrittweise,
bald lief er hin.
Dann flog er wieder mit ihm auf,
bis er in Judas Nähe kam.
Und Joseph hob in seiner Hand die Flagge
und schlug auf seinen Bruder Juda ein.

5
Da frug ihn Juda:

Weswegen schlägst du mich, mein Bruder?

6
Er sprach zu ihm:

Es sind in deiner Hand zwölf Stäbe;
ich hab nur einen einzigen.

Gib mir jetzt zehn davon!
Alsdann soll Friede sein!

7
Doch Juda weigert sich, sie ihm zu geben.

Da schlug ihn Joseph,
bis daß er gegen seinen Willen ihm die zehn genommen;
in Judas Hand verblieben nur noch zwei.

8
Darauf frug Joseph die zehn Brüder:

Warum lauft ihr zu Juda und zu Levi?
Verlasset sie und folget mir!

9
Als dies die Brüder Josephs hörten,

verließen sie den Levi und den Juda wie ein Mann
und folgten Joseph.

10
Als Levi dies gewahrte,

stieg er voll Kummer von der Sonne.

11
Und Joseph sprach zu seinem Bruder Benjamin:

Ach lieber Bruder Benjamin!
Bist du denn nicht mein Vollbruder?

12
So komm auch du zu mir!

Doch Benjamin lehnt ab,
mit seinem Bruder Joseph fortzugehen.
Als es nun Abend ward,
da kam ein großer Sturm
und dieser trennte Joseph von den Brüdern,
daß auch nicht zwei beisammen blieben.

13
Als ich nun das Gesicht geschaut,

erzählt ich dieses meinem Vater Jakob.
Er sprach zu mir:
Mein Sohn! Das ist ein Traum,
der nichts zu sagen hat;
er hat sich ja nicht wiederholt.


4. Kapitel
1
Noch war nicht lange Zeit verstrichen;

da wurde mir ein anderes Gesicht gezeigt.

2
Wir standen allesamt am großen Meer

mit unserm Vater Jakob.
Und mitten auf dem Meere fuhr ein Schiff;
dies hatte weder Steuermann noch Schiffer.

3
Da frug uns unser Vater:

Seht ihr, was ich erblicke?
Wir sagten: Ja.

4
Da sagte er zu uns:

Tut das, was ihr mich sehet tun!
Da legte unser Vater Jakob seine Kleider ab
und sprang ins Meer;

wir alle folgten ihm.
Doch Levi war mit Juda allen andern voran.

5
Da sprangen sie ins Schiff mit Jakob.
6
Und in dem Schiffe waren alle Güter dieser Welt.
7
Da sprach zu ihnen unser Vater Jakob:

„Seht doch, was an dem Mast geschrieben steht!
Es gibt kein Schiff,
an dessen Mast nicht seines Herren Name stünde.“

8
Da blickte Levi ganz genau mit Juda hin

und sie bemerkten, daß geschrieben stand:
„Dies Schiff gehört dem Sohn des Barakel
samt allen Gütern drin.“

9
Als unser Vater dieses hörte,

ward er gar freudig,
verneigte sich und dankte Gott.
Er sagte: Nicht genug, daß Er mich auf dem Lande segnete,
nun segnet er mich selbst noch auf dem Meer.

10
Und gleich darauf sprach er zu uns:

Greift, meine Söhne, zu!
Was jeder greift, ist sein.

11
Sofort sprang Levi auf den großen Mast im Schiff

und setzte sich darauf.

12
Und nach ihm sprang an zweiter Stelle Juda auf den zweiten Mast,

der nah bei Levis Maste war,
und setzte gleichfalls sich darauf.

13
Von meinen andern Brüdern nahm ein jeglicher sein Ruder

und unser Vater Jakob nahm die beiden Steuerruder,
um so das Schiff zu lenken.

14
So blieb nur Joseph übrig.

Da sagte unser Vater ihm:
Mein Sohn! Mein Joseph!
Ergreif auch du dein Ruder!

15
Doch Joseph wollte nicht.

Wie nun mein Vater sah,
daß Joseph nicht sein Ruder nahm,
sprach er zu ihm:
Komm her, mein Sohn!
Nimm eins der Steuerruder, die ich in den Händen halte,
und lenke so das Schiff!
Es mögen deine Brüder mit den Rudern arbeiten,
bis ihr das feste Land erreicht!

16
Dann unterwies er jeden einzelnen von uns

und sprach zu uns:
So sollet ihr das Schiff jetzt steuern!
Habt keine Angst vor all den Meereswogen
und vor dem Sturmgebrause um euch her!


5. Kapitel
1
Nachdem er also uns belehrt,

verschwand er uns.

2
Darauf ergriff die beiden Steuerruder Joseph,

das eine mit der Rechten,
das andere mit der Linken;
und meine andern Brüder ruderten.
So fuhr das Schiff dahin
und schwamm auf dem Gewässer.

3
Und auf den beiden Masten saß mit Juda Levi

und schaute, welchen Weg das Schiff zu nehmen habe.

4
Solange Joseph einig war mit Juda

und Juda Joseph unterwies,
wohin er fahren sollte,
und Joseph dorthin steuerte,
solange fuhr das Schiff auch sicher, ohne anzustoßen.

5
Nach einer Weile aber gab’s bei Joseph und bei Juda Streit

und Joseph lenkte nicht das Schiff,
wie es sein Vater ihm gesagt
und wie ihn Juda lehrte.
Es fuhr das Schiff im Zickzack hin und her
und endlich warfen es die Meereswogen an den Felsen
und es zerschellte.


6. Kapitel
1
Und Levi stieg mit Juda von den Masten, sich zu retten.

Auch wir, die andern Brüder, retteten uns insgesamt ans Ufer.

2
Darauf kam unser Vater Jakob

und fand uns auseinandergerissen,
den einen hierhin, den andern dorthin,

3
Er sprach zu uns:

Was ist das mit euch, meine Söhne?
Gewiß habt ihr das Schiff nicht so gesteuert, wie es nötig war,
wie ich es euch geheißen.

4
Wir sagten ihm:

Beim Leben deiner Knechte!
Wir sind in keiner Weise von dem abgewichen,
was du uns anbefohlen.
Doch Joseph trägt die Schuld:
er steuerte das Schiff nicht so, wie du’s befohlen
und wie’s ihn Juda und Levi gelehrt;
er war ja auf sie eifersüchtig.

5
Da sagte er zu uns:

Zeigt mir, wo’s ist!
Da sah er, daß nur noch der Masten Spitzen sichtbar waren,
indes das Schiff im Wasser schwamm.

6
Da pfiff mein Vater

und wir versammelten uns all bei ihm.

7
Da warf er sich ins Meer, wie’s erste Mal,

und bringt das Schiff zurück.

8
Dann macht er Joseph Vorhalt mit den Worten:

Mein Sohn! Sei nicht so ränkevoll!
Sei nicht auf deine Brüder eifersüchtig!

9
Denn beinah wären alle deine Brüder durch dich umgekommen!


7. Kapitel
1
Und so erzählt ich meinem Vater dies Gesicht;

da schlug er seine Hände zusammen
und seufzte
und Tränen flossen aus den Augen.

2
Ich warte lange Zeit;

er aber spricht kein Wort zu mir.

3
Und ich ergreife meines Vaters Hand,

um sie zu kosen und zu küssen,
und sprech zu ihm:
Du Knecht des Herrn!
Weshalb vergießen deine Augen Tränen?

4
Er sprach: Mein Sohn!

Weil du noch einmal das Gesicht gehabt,
deshalb werd ich bestürzt
und wegen meines Sohnes Joseph faßt mich Schauder.
Ich liebte ihn ja mehr als euch zusammen.
Doch wegen der Verderbtheit meines Sohnes Joseph
geratet ihr in die Gefangenschaft
und werdet unter Heidenvölker hin zerstreut.

5
Dein erstes und dein anderes Gesicht bedeuten beide je das gleiche;

es ist nur Ein Gesicht.

6
Deshalb gebiete ich euch, meine Söhne,

mit Josephs Söhnen nie euch zu verbinden,
nur mit den Söhnen Levis und mit denen Judas.


8. Kapitel
1
Dazu will ich euch künden:

Im schönsten Teil der Landesmitte fällt ein Los mir zu;
da könnt ihr essen und euch sättigen mit seinen Wonnegaben.

2
Ich aber warne euch,

in eurem Glücke nicht nach hinten auszuschlagen,
nicht widerspenstig je zu werden,
des Herrn Befehlen nicht zu widerstreben,
der euch mit seines Landes Gütern sättigt.

3
Vergesset nicht des Herren, eures Gottes,

des Gottes eurer Väter,
den unser Vater Abraham erwählt,
als die Geschlechter sich in Pelegs Tagen trennten.

4
Denn damals stieg der Herr aus seinem höchsten Himmel

und brachte siebzig dienende Engel mit,
an ihrer Spitze Michael.

5
Er wies sie an,

sie sollen siebzig Sprachen lehren,
und zwar den siebenzig Geschlechtern,
die Noes Lenden sind entstammt.

6
Die Engel stiegen auch sofort herab

und taten, wie ihr Schöpfer hieß.
Die heilige Sprache aber, die hebräische Sprache,
verblieb allein im Hause Sems und Ebers
und in dem Hause unsers Vaters Abraham,
der sie zu Ahnen hatte.


9. Kapitel
1
An jenem Tage überbrachte Michael

vom Heiligen eine Botschaft
und sprach zu jedem dieser siebzig Völker einzeln:

2
„Ihr kennt den Abfall, den ihr unternommen,

und die Verräterei am Herrn des Himmels und der Erde.
Nun! Wählet heute!
Wem wollt ihr dienen?
Wer soll in Himmelshöhen euer Fürsprech sein?“

3
Da sprach der frevelhafte Nimrod:

Kein Größerer ist für mich da,
als mein und meines Volkes Lehrer,
der uns in einer Stunde die kuschitische Sprache lehrte.

4
So sprach auch Put, Misraim, Tubal,

Javan, Mesek und Tiras
und jedes Volk erwählt sich seinen Engel;
doch nicht ein einziges erwähnt des Heiligen Namen.

5
Sobald jedoch zu unserm Vater Abraham Michael sprach:

Wen willst du, Abram, wählen?
Wem willst du dienen?

6
Darauf sprach Abraham:

Ich kür und wähle keinen anderen als den,
der sprach und alsbald ward die Welt,
nur den, der mich in meiner Mutter Leib gebildet,
mich, einen Leib inmitten eines andern Leibes,
nur den, der Geist und Seel in mich gelegt.
Ihn wähle ich.
Ihm will ich anhangen,
ich und die Meinigen in alle Ewigkeit.


10. Kapitel
1
So schied der Höchste die Nationen

und teilte jedem Volke seinen Anteil zu.

2
Und seitdem waren alle Völker auf der Erde von dem Herrn geschieden.

Nur Abrahams Haus verblieb bei seinem Schöpfer
und diente ihm
und nach ihm Isaak und Jakob.

3
Deshalb beschwör ich euch, ihr meine Söhne.

Irrt doch nicht ab!
Dient keinem andern Gott
als dem, den eure Väter sich erwählt!

4
Ihr müßt ja wissen:

Nicht gibt es einen seinesgleichen;
kein einziger vermag zu tun wie Er,
die Werke in dem Himmel und auf Erden.
Kein einziger kann solche Wunder wirken,
wie die Erweise seiner Stärke.

5
Ihr könnet in des Menschen Schöpfung

schon einen Bruchteil seiner Allmacht sehen.
Wie viele große Wunder sind in ihm vereint!

6
Er schuf ihn von dem Haupt bis zu den Füßen.

Mit seinen Ohren hört er;
mit seinen Augen sieht er;
mit seinem Hirne denkt er;
mit seiner Nase riecht er;
mit seiner Luftröhre erzeugt er einen Ton;
mit seinem Schlunde nimmt er Speis und Trank zu sich;
mit seiner Zunge redet er;
mit seinem Mund belehrt er;
mit seinen Händen tut er seine Arbeit;
mit dem Verstande denkt er;
er lacht mit seiner Milz;
er ärgert sich mit seiner Leber;
verdaut mit seinem Magen;
mit seinen Füßen geht er.
Die Lunge ist für’s Atmen da;
von seinen Nieren läßt er sich beraten.

7
Und keines seiner Glieder ändert seine Wirkung;

ein jedes bleibt im eigenen Bereich.

8
Drum ziemt’s dem Menschen, all dies zu beherzigen,

wer ihn geschaffen,
wer ihn im Leib des Weibes
aus einem übelriechenden Tropfen bildete,
wer ihn ans Licht der Welt gebracht,
wer ihm das Augenlicht, der Füße Gang verliehen,
und wer ihn aufrecht stehen ließ
und fest an seinen Ort hinstellte,
und wer ihm gute Taten vorbereitete am Sitz der Einsicht,
wer Lebensodem in ihn streute
und einen reinen Geist von Ihm.

9
Heil dem, der nicht besudelt Gottes heiligen Geist,

den Er ihm eingehaucht!
Heil ihm, wenn er ihn seinem Schöpfer also rein zurückgegeben,
wie es am Tage war,
wo Er ihm diesen anvertraut!

10
Das sind des Naphtali, des Israelssohnes, Worte,

die er einst seinen Söhnen eingeschärft.
Sie waren süßer für den Gaumen denn als Honigseim.
Zu Ende ist der Wille Naphtalis, des Jakobsohnes.


9. Das Testament des Gad
Über den Haß
1. Kapitel
1
Abschrift des Testaments,

das Gad seinen Söhnen im 127. Lebensjahre übergab:

2
Ich war der neunte Jakobsohn,

und bei den Herden war ich tapfer.

3
Des Nachts bewachte ich die Herde

und kommt der Löwe oder Wolf
oder sonst ein wildes Tier,
alsdann verfolg ich es,
ergreif’s am Fuße mit der Hand
und schleudere es einen Steinwurf weit.
So macht ich’s tot.

4
Und Joseph weidete mit uns die Herde dreißig Tage;

er aber wurde von der Hitze krank,
war er doch zart.

5
So kehrte er nach Hebron heim zum Vater.

Und dieser ließ ihn nahe bei sich lagern;
er hatte ihn so lieb.

6
Und Joseph sagte unserm Vater,

der Zilpa und der Balla Söhne,
sie schlachteten das Beste aus der Herde
und aßen es,
ganz gegen Rubens Meinung und die Judas.

7
Er hatte es mit angesehen,

daß ich ein Lamm der Bärin aus dem Rachen riß
und jene tötete;
doch weil das Lamm nicht weiter leben konnte,
so mußte ich es schlachten, wenn auch ungern,
und dieses aßen wir.

8
So zürnte ich deshalb dem Joseph bis zum Tag,

wo er nach dem Ägypterland verkauft ist worden.
Des Hasses Geist war ja in mir.
Ich wollte Joseph weder sehen noch hören.
Er rügte uns ins Angesicht hinein,

wir hätten ohne Juda Tiere aus der Herde verzehrt.
Und unser Vater glaubte alles, was er ihm nur sagte.


2. Kapitel
1
Nun, Kinder, ich bekenne meine Sünde,

daß ich ihn oftmals töten wollte.
Ich haßte ihn bis in die Seel hinein.

2
Der Träume wegen haßt ich ihn noch mehr;

ich wünscht ihn aus dem Lande der Lebendigen zu tilgen,
gleichwie das Rind das Gras vom Boden tilgt.

3
Und so verkauften ich und Simeon ihn den Ismaeliten

um dreißig Goldstücke
[und zehn verbargen wir;
nur zwanzig zeigten wir den Brüdern].

4
Erfüllt von Habsucht, wollten wir ihn töten.
5
Doch unsrer Väter Gott entzog ihn unsern Händen,

daß ich in Israel nicht einen großen Frevel tat.


3. Kapitel
1
Nun, meine Kinder, hört der Wahrheit Worte,

daß ihr Gerechtigkeit befolget
und jegliches Gesetz des Höchsten!
Laßt euch nicht durch den Geist des Hasses je verführen!
Bei allen Menschenwerken ist er schlimm.

2
Der Hassende verabscheut alles, was man tut.

Erfüllt man das Gesetz des Herrn,
so lobt er nicht;
hat jemand Furcht vorm Herrn und will das Rechte,
so liebt er diesen nicht.

3
Die Wahrheit selbst setzt er herab.

Den Glücklichen beneidet er;
Verleumdung hat er gern
und liebt den Übermut;
der Haß macht seine Seele blind,
wie ich’s bei Joseph sah.


4. Kapitel
1
Vorm Hasse hütet euch nun, meine Kinder!

Denn selbst am Herrn begeht er eine Sünde.

2
Er hört nicht aufs Gebot der Nächstenliebe;

er sündigt vielmehr wider Gott.

3
Denn, wenn der Bruder strauchelt,

so will er’s sogleich allen melden
und drängt darauf, daß jener würd gerichtet und gestraft
und selbst den Tod erlitte.

4
Und ist’s ein Sklave,

dann hetzt er diesen gegen seinen Herrn;
in jedem Leide reizt er ihn,
er mög ihn töten.

5
Der Haß wirkt mit dem Neid zusammen gegen Glückliche;

stets wird er krank,
hört er von ihrem Glück und sieht es.

6
Denn, wie die Liebe selbst die Toten will lebendig machen

und die dem Tod Geweihten will zurückbehalten,
so will der Haß die Lebenden erschlagen
und auch die kleinen Sünder nicht am Leben lassen.

7
Der Geist des Hasses wirkt ja durch den Kleinmut

mit Satan überall zusammen
zum Tod der Menschen;
der Geist der Liebe aber wirkt durch Langmut
zusammen mit dem göttlichen Gesetz zur Menschenrettung.


5. Kapitel
1
Schlecht ist der Haß;

er hält’s beständig mit der Lüge,
bekämpft die Wahrheit.
Das Kleine macht er groß;
die Finsternis hält er für Licht.
Das Süße nennt er bitter
und lehrt Verleumdung,
entflammt den Zorn,
entzündet Streit und Heftigkeit und jegliche Begier
und füllt mit Teufelsgift das Herz.

2
Dies sag ich aus Erfahrung, meine Kinder,

flieht doch den Haß des Teufels
und hängt euch an die Lieb des Herrn!

3
Rechtschaffenheit vertreibt den Haß

und Demut tötet ihn.
Denn der Gerechte und der Demutsvolle scheut sich, Unrecht zu verüben,
vom eignen Herzen würde er getadelt, nicht von andern;
der Herr kennt seine Neigung.

4
Er spricht nicht gegen einen Frommen,

weil ihn die Gottesfurcht beherrscht.

5
Weil er sich fürchtet,

den Herren zu beleidigen,
so will er niemals einem Menschen Unrecht tun,
nicht einmal in Gedanken.

6
Und das erkannte ich zuletzt,

nachdem ich Josephs wegen Buße getan.

7
Die wahre, gottgemäße Reue

vernichtet die Unwissenheit,
verjagt die Finsternis,

erhellt die Augen,
verschafft der Seele Wissen
und leitet den Verstand zum Heil.

8
So weiß er durch die Reue,

was er von Menschen nicht gelernt.

9
Gott brachte eine Leberkrankheit über mich

und ohne meines Vaters Jakob Beten wär ich fast gestorben.

10
Womit ein Mensch gesündigt,

damit wird er bestraft.

11
Da meine Leber einst dem Joseph unbarmherzig zugesetzt,

so litt ich unbarmherzig an der Leber
und ward so für elf Monate gestraft,
so lange, als ich Joseph feindlich war.


6. Kapitel
1
Nun, meine Kinder, liebet jeder seinen Bruder,

und rottet Haß aus euren Herzen aus!
Liebt euch in Tat und Wort und in Gesinnung!

2
Ich sprach mit Joseph friedlich vor dem Vater;

dann ging ich fort,
und schon verdunkelte der Geist des Hasses den Verstand
und reizte meine Seele, ihn zu töten.

3
So liebet euch von Herzen!

Und sündigt einer gegen dich,
so sag es ihm in Frieden!
Schaff so des Hasses Gift hinweg!
Bewahr in deiner Seele nicht die List!
Wenn er bekennt und es bereut,
vergib ihm!

4
Und leugnet er,

streit nicht mit ihm!
Sonst schwört er noch,
und du bist doppelt schuldig.

5
[Nicht mög im Rechtsstreite ein Fremder dein Geheimnis hören,

damit er nicht aus Hasse dir zum Feinde werde
und eine große Sünde an dir tue!
Denn oftmals wird er listig mit dir reden,
in böser Absicht sich mit dir beschäftigen,
hat er von dir das Gift empfangen.]

6
Und wenn er leugnet und sich schämt ob seiner Lüge,

rüg ihn nicht weiter!
Denn, wenn er leugnet, tut er Buße
und fügt dir keine Unbill zu;
er ehrt dich noch
und lebt mit dir in Frieden.

7
Ist er dagegen unverschämt,

verharrt er bei der Schlechtigkeit.

Vergib ihm dann auch so von Herzen
und überlaß die Rache Gott!


7. Kapitel
1
Hat jemand mehr Glück denn als ihr,

betrübt euch nicht!
Betet für ihn,
daß er vollkommen Glück genieße!
So ist es gut für euch.

2
Würd er noch mehr erhöht,

seid ihm nicht neidig
und denkt daran,
daß alles Fleisch den Tod erleidet!
Bringt Lob dem Herrn,
der allen Menschen Nützliches und Gutes reicht!

3
Erforsch des Herrn Gerichte!

Dann bleibt dein Geist in Ruh und Frieden.

4
Wird jemand auch vom Bösen reich,

wie Esau, meines Vaters Bruder,
seid ihm nicht neidig!
Wartet nur das Ende vom Herrn ab!

5
Nimmt Er den ungerechten Mammon weg,

alsdann vergibt er ihm, wenn er’s bereut.
Wenn nicht, dann ist der Unbußfertige für ewige Strafe aufgespart.

6
Der Arme, ist er frei von Neid,

gefällt dem Herrn nach allen Seiten;
er ist gesegnet unter allen Menschen;
er hat ja nicht der Menschen eitle Mühe.

7
Schafft Eifersucht aus euren Seelen fort

und liebt einander aufrichtig von Herzen!


8. Kapitel
1
Sagt aber dieses euren Kindern,

sie sollen Juda sowie Levi ehren;
aus ihnen läßt der Herr für Israel die Rettung kommen.

2
Ich weiß, daß eure Kinder schließlich Ihn verlassen,

und voll von Schlechtigkeit und Bosheit
und voll Verderbtheit vor dem Herren wandeln.

3
Nun ruhte er ein wenig;

dann sprach er abermals zu ihnen:
Hört, Kinder, jetzt auf euren Vater!

4
Begrabet mich in meiner Väter Nähe!

Dann zog er seine Füße ein,
entschlief im Frieden.

5
Und nach fünf Jahren führten sie ihn fort nach Hebron

und brachten ihn zu seinen Vätern.


10. Das Testament des Asser
Über der Bosheit und der Tugend Doppelgestalt
1. Kapitel
1
Abschrift des Testaments,

das Asser seinen Söhnen im 120. Lebensjahre gab.

2
Er sprach zu ihnen, als er noch gesund war:

Hört, Kinder Assers, jetzt auf euren Vater!
Ich zeig euch alles, was in Gottes Augen recht.

3
Zwei Wege gab den Menschenkindern Gott,

zwei Neigungen,
zwei Handlungsweisen,
zwei Handlungsarten und zwei Ziele.

4
Deshalb ist alles zweierlei,

das eine grad dem andern gegenüber.

5
Zwei Wege gibt’s,

den Weg des Guten und den Weg des Bösen.
Deswegen sind in unserer Brust zwei Neigungen,
die ganz verschieden sind.

6
Wenn nun die Seele Wohlgefallen an dem Guten hat,

dann sind auch alle ihre Werke recht
und sündigt sie, so tut sie sogleich Buße.

7
Wer rechtlich denkt

und Schlechtigkeit verwirft,
besiegt sofort das Böse
und rottet so die Sünde aus.

8
Doch neigt der Sinn sich zu dem Schlechten hin,

sind alle seine Werke schlecht;
das Gute stößt er von sich ab,
hängt sich ans Böse
und wird von Belial beherrscht.
So wandelt er die gute Handlung selbst in Schlechtigkeit.

9
Fängt er mit Gutem an,

so endet seine Handlung in dem Bösen.
Des Teufels Schatz ist mit dem Gift des bösen Geists gefüllt.


2. Kapitel
1
Wer nur mit Worten Gutes über Böses stellt,

verübt zuletzt auch Böses.

2
Ist da ein Mann,

der kein Erbarmen kennt
mit seinem schlimmen Spießgesellen,
so hat dies Ding zwei Seiten;
das Ganze aber ist doch schlimm.

3
Ist da ein Mensch,

der einen Übeltäter liebt,
weil dieser für ihn sterben will,
so hat auch dies zwei Seiten.
Das Ganze aber ist ein übel Ding.

4
Die Liebe selbst kann böse sein,

ist sie des Schlechten Hehlerin;
dem Namen nach nur ist sie gut,
das Ende aber übel.

5
Ein andrer stiehlt, tut Unrecht, raubt, betrügt,

hat aber Mitleid mit dem Armen,
so hat auch dies zwei Seiten;
das Ganze ist ein übel Ding.

6
Wer seinen Nächsten übervorteilt, Gott erzürnt

und falsch beim Höchsten schwört,
mit Bettlern aber Mitleid hat,
dem Lehrer des Gesetzes aber keine Achtung zollt
und ihn erzürnt,
dabei erquickt er Arme,

7
und er befleckt die Seele,

den Körper aber macht er glänzen,
der viele tötet,
mit wenigen Erbarmen hat,
so hat auch dies zwei Seiten;
das Ganze aber ist ein übel Ding.

8
Ein anderer treibt Ehebruch und Buhlerei;

dabei enthält er sich der Speisen;
solang er fastet, tut er Böses,
stößt durch Gewalt und Reichtum viele weg;
trotz riesengroßer Bosheit hält er aber die Gebote,
so hat auch dies zwei Seiten;
das Ganze aber ist ein übel Ding.

9
Derartige sind Schweine,

die, rein, weil sie gespaltene Klauen haben,
und doch in Wahrheit unrein sind.

10
Das sagt Gott auf den Tafeln des Gesetzes ebenso.


3. Kapitel
1
Zeigt, meine Kinder, keine doppelten Gesichter

in Güte nicht und nicht in Bosheit!
Hangt nur allein der Güte an!
Denn dran erquickt sich Gott;
die Menschen wünschen es.

2
Entflieht der Schlechtigkeit!

Zerstört durch gute Werke euren bösen Trieb!
Nicht Gott,
nur eignen Lüsten dienen die mit doppeltem Gesicht,
damit sie Beliar gefallen
und ihresgleichen.


4. Kapitel
1
Die guten Männer haben Ein Gesicht.

Selbst wenn auch die mit doppeltem Gesichte sie für Sünder halten,
so sind sie doch bei Gott gerecht.

2
Denn viele tun zwei Werke bei der Tötung eines Frevlers,

ein böses und ein gutes;
doch ist das Ganze gut.
Das Schlechte wird ja ausgerottet und vertilgt.

3
Ein Mann haßt den Barmherzigen, der ungerecht,

den Ehebrecher, der noch fastet.
Auch dieses hat zwei Seiten;
jedoch das ganze Werk ist gut.
Er folgt dem Beispiele des Herrn;
durchaus nicht für das wahre Gute hält er das,
was gut nur scheint.

4
Ein andrer will sich mit den Schlemmern keinen guten Tag verschaffen,

will nicht den Mund beflecken
und seine Seele nicht beschmutzen.
Auch dieses hat zwei Seiten;
doch ist das Ganze gut.

5
Denn solche gleichen Rehen und den Hirschen;

als wilde Tiere sind sie unrein,
im ganzen aber rein.
Sie wandeln ja im Eifer für den Herrn,
versagen sich, was Gott nicht mag,
was er durch die Gebote untersagt,
er wehrt dadurch das Übel von den Guten ab.


5. Kapitel
1
Seht, Kinder, wie in allem zweierlei sich findet,

das eine gegen’s andere!
Das eine ist im anderen versteckt:
im Reichtum Habgier,
die Trunkenheit in der Geselligkeit,
die Trauer im Gelächter,
im Heiraten Verworfenheit.

2
Der Tod folgt auf das Leben,

die Schande auf die Ehre.
Die Nacht folgt auf den Tag,
die Finsternis auf Licht.
[Dies alles ist vom Tage abhängig
und von dem Leben das Gerechte,
vom Tode Ungerechtes.]
Deshalb erwartet auch den Tod das ewige Leben.

3
Nicht kann man Wahrheit Lüge nennen

und nicht das Rechte Unrecht.
Denn unterm Licht steht jede Wahrheit,
wie unter Gott das All.

4
Dies alles habe ich erprobt in meinem Leben

und bin nicht von des Herren Wahrheit abgeirrt.
Und ich durchforschte die Gebote des Höchsten;
ich wandelte in aller meiner Kraft
mit einfachem Gesicht dem Guten nach.


6. Kapitel
1
Nun, Kinder!

Beachtet doch des Herrn Gebote
und folgt mit einfachem Gesicht der Wahrheit!

2
Denn die mit doppeltem Gesichte werden doppelt schuldbar.

Haßt der Verführung Geister,
die gegen Menschen kämpfen!

3
Bewahret das Gesetz des Herrn!

Beachtet nicht das Schlechte,
als ob es etwas Gutes wäre!
Blickt vielmehr auf das wahrhaft Gute!
Bewahret es in allen Herrngeboten!
Darin sei euer Wandel, eure Ruhe!

4
Der Menschen Ende zeigt, wie sie gewesen;

sie treffen da des Herren Engel und den Satan.

5
Zieht eine Seele in Erregung hin,

so wird sie von dem bösen Geist gequält;
ihm hatte sie in Lust und bösen Werken einst gedient.

6
Doch ist sie ruhig und in Freuden,

alsdann trifft sie den Friedensengel;
er führt sie in das ewige Leben.


7. Kapitel
1
Meine Kinder! Werdet nicht wie Sodom,

das an des Herren Engeln sich versündigte
und so in Ewigkeit zugrunde ging.

2
Ich weiß ja, daß ihr sündiget,

in eurer Feinde Hände fallet
und euer Land verwüstet wird
und eure heiligen Örter ganz zerstört.
In alle vier der Erdenwinkel werdet ihr zerstreut.

3
In der Zerstreuung seid ihr so geachtet,

wie Wasser, das zerflossen ist,
bis daß der Höchste selbst die Erde heimsucht,
Er selber kommt [gleich wie ein Mensch,
mit Menschen essend, trinkend].

Und er zerschellt das Drachenhaupt im Wasser.
Er rettet Israel und alle Heiden.
[Gott selber spricht in menschlicher Gestalt.]

4
Sagt dieses euren Kindern,

sie sollen ihm gehorsam sein!

5
Ich las ja in des Himmels Tafeln,

daß ihr ihm nicht gehorchen
und gottlos an ihm handeln werdet;
denn ihr beachtet nicht das göttliche Gesetz,
nur menschliche Gebote,
verderbt durch Frevelsinn.

6
Deswegen werdet ihr zerstreut wie meine Brüder Gad und Dan,

und sollet euer Land und euren Stamm
und eure Sprache nicht mehr kennen.

7
Der Herr wird euch in Treue sammeln;

er bietet euch ja Gnade an
um Abrahams, Isaaks, Jakobs willen.


8. Kapitel
1
Nach diesen Worten gab er ihnen noch den Auftrag:

„Begrabet mich in Hebron!“

2
Dann schlief er ein und starb im schönen Alter.

Und seine Söhne taten, wie er sie geheißen.
Sie brachten ihn hinaus nach Hebron,
begruben ihn bei seinen Vätern.


11. Das Testament des Joseph
Über die Keuschheit
1. Kapitel
1
Abschrift des Testaments Josephs.

Als er im Sterben lag,
berief er seine Söhne her und Brüder.
Er sprach zu ihnen:

2
Nun, meine Brüder, meine Kinder!

Hört Joseph, den von Israel Geliebten!
Vernehmet euren Vater, Söhne!

3
Ich sah in meinem Leben Neid und Tod;

doch ließ ich niemals von des Herren Wahrheit.

4
Es haßten mich ja diese meine Bruder;

dagegen liebte mich der Herr.
Sie wollten mich erschlagen;

doch meiner Väter Gott bewachte mich.
Sie stießen mich in eine Grube:
der Höchste aber führte mich herauf.

5
Ich wurde in die Sklaverei verkauft;

da gab der Herr mir Freiheit.
Ich ward gefangen;
da half mir seine starke Hand.
Vom Hunger wurde ich gequält;
da nährte selber mich der Herr.

6
Ich war allein;

da tröstete mich Gott,
und krank
und da besuchte mich der Höchste.
Ich war im Kerker
und da erwies mein Gott mir Huld,
in Banden
und er befreite mich.

7
Ich ward verleumdet;

er führte meine Sache;
von den Ägyptern bitter angefeindet,
und er befreite mich;
von meinen Mitgefangenen beneidet,
erhöht er mich.


2. Kapitel
1
Und so vertraut des Pharao Oberkoch sein Haus mir an.
2
Ich kämpfte gegen ein schamloses Weib,

das mich zur Sünde mit ihr drängte.
Doch Israels, meines Vaters, Gott
bewahrt mich vor der Feuerflamme.

3
Ich kam in das Gefängnis, ward geschlagen und verspottet.

Da ließ der Herr mich bei dem Kerkermeister Gnade finden.

4
Der Herr verläßt nicht, die ihn fürchten,

im Dunkeln nicht
und nicht in Banden
und nicht in Trübsal, nicht in Not.

5
Es schämt sich Gott nicht wie ein Mensch;

noch zagt er wie ein Menschenkind;
noch ist er schwach gleich einem Erdgeborenen.

6
An allen Orten ist er da;

er tröstet auf verschiedene Art,
wenn er sich eine kurze Zeit entfernt,
um einer Seele Sinn zu prüfen.

7
In zehn Versuchungen fand er mich wohlerprobt;

in ihnen allen hielt ich aus.
Es ist die Ausdauer ein starker Zauber;
viel Gutes gibt auch die Geduld.


3. Kapitel
1
Wie oft bedrohte die Ägypterin mich mit dem Tod!

Wie oft ließ sie mich rufen
und übergab mich Züchtigungen
und drohte mir,
wollt ich ihr nicht zu Willen sein!

2
Dann wieder sagte sie zu mir:

Du wirst mein Herr,
und all das Meinige ist dein,
schenkst du dich mir.
Du sollst wie unser Meister sein.

3
Ich aber dachte an meines Vaters Jakob Worte,

ging in die Kammer, betete zum Herrn.

4
Ich fastete in jenen sieben Jahren,

und doch erschien ich dem Ägypter so,
als ob ich üppig lebte.
Denn alle, die um Gottes willen fasten,
erhalten ein Gesicht voll Anmut.

5
Gab er mir Wein zu trinken,

ich trank ihn nicht,
und meine Speise für drei Tage
gab ich den Armen und den Kranken.

6
Ich wachte früh am Morgen zu dem Herrn

und weinte über die Ägypterin aus Memphis;
denn sie belästigte mich unaufhörlich.
Und unterm Vorwand des Besuches kam sie nachts zu mir.

7
Sie stellte sich zuerst,

als wolle sie wie einen Sohn mich halten,
dieweil sie keinen Sohn besaß.
Ich betete zum Herrn,
und da gebar sie einen Sohn.

8
Und sie umarmte eine Zeitlang mich wie einen Sohn;

ich aber hatte keine Ahnung von dem wahren Sachverhalt.
Zuletzt versucht sie mich zur Buhlerei zu reizen.

9
Als ich dies merkte, ward ich bis zum Tod betrübt.

Als sie hinausging, kam ich zu mir selbst
und klagte drüber viele Tage;
denn ich durchschaute ihre List und ihren Trug.

10
Und ich erklärte ihr des Höchsten Worte,

ob sie vielleicht von ihrer schlimmen Gier sich wende.


4. Kapitel
1
Wie oft auch schmeichelte sie mir

als einem heiligen Mann
und lobte listig vor dem Ehgemahle meine Keuschheit
und wünschte nur mich zu bestricken,
wenn wir alleinig waren.

2
Sie pries mich öffentlich als keusch

und im geheimen sagte sie zu mir:
Hab keine Angst vor meinem Mann!
Er ist von deiner Keuschheit überzeugt,
und sagte einer etwas über uns,
so würde er’s nicht glauben.

3
Infolgedessen schlief ich auf dem nackten Boden

und betete zu Gott,
vor ihren Ränken möge mich der Herr behüten.

4
Und als sie nichts vermochte,

besuchte sie mich abermals.
Sie nahm zum Vorwand, Unterricht bei mir zu nehmen,
um Gottes Wort zu lernen.

5
Sie sprach zu mir:

Willst du, daß ich die Götzen lasse,
willfahre mir!
Ich überrede meinen Ehgemahl, sich von den Götzen abzuwenden.
Dann wandeln wir in dem Gesetze deines Herren.

6
Ich sprach zu ihr:

Der Herr will nicht,
daß jene, die ihn fürchten, unrein wandeln;
er hat auch nicht an Ehebrechern sein Gefallen,
vielmehr an solchen, die mit reinem Herzen
und unbeflecktem Munde zu ihm flehen.

7
Darauf schwieg jene still;

dann stellte sie die Forderung,
ich möge ihre Lust befriedigen.

8
Da fastete und betete ich noch viel mehr,

der Herr mög mich aus ihren Schlingen retten.


5. Kapitel
1
Und wiederum zu einer andern Zeit sprach sie zu mir:

Willst du nicht ehebrechen,
dann will ich meinen Mann vergiften
und dich nach dem Gesetze heiraten.

2
Als ich dies hörte,

zerriß ich mein Gewand und rief:
Weib, fürchte doch den Herrn!
Vollbring nicht diese böse Tat,
damit du nicht zugrunde gehst!

3
Ich mache allen deine schlechte Absicht kund.

Da bat sie mich voll Furcht,
ich möchte ihren Plan doch nicht verraten.

4
Dann ging sie fort

und suchte durch Geschenke mich zu kirren
und schickt mir alle nur erdenklichen Genüsse.


6. Kapitel
1
Dann schickte sie mir eine Speise, die verzaubert war.
2
Als der Eunuch erschien, sie mir zu überreichen,

sah ich in dem Gesichte einen fürchterlichen Mann;
der reichte mit der Schüssel mir ein Schwert.
Da merkte ich,
daß ihre List auf meine Täuschung zielte.

3
Er ging hinaus;

da weinte ich und ließ sie unberührt,
desgleichen alle ihre andern Speisen.

4
Nach einem Tage kam sie wiederum zu mir,

und sie bemerkte jene Speise.
Da frug sie mich:
Warum genossest du nicht diese Speise?

5
Ich sprach zu ihr:

Du fülltest sie mit Tode an.
Und wie hast du gesprochen:
„Ich opfere nimmermehr den Götzen,
nur mehr allein dem Herrn?“

6
Doch wisse jetzt,

daß meines Vaters Gott
durch einen Engel deine Schlechtigkeit mir offenbarte!
So wahrte ich sie auf,
um dich zu überführen,
ob du vielleicht bei ihrem Anblick Buße tätest.

7
Damit du aber weißt,

daß über die, die Gott in Keuschheit fürchten,
der Schlechten Bosheit nichts vermag,
nehm ich davon und eß vor dir.
Nach diesen Worten sagte ich:
„Mit mir ist meiner Väter Gott,
sowie der Engel Abrahams.“
Dann aß ich.

8
Da fiel sie auf ihr Angesicht zu meinen Füßen

und weinte.
Ich richtete sie auf und sprach zu ihr.
Und sie versprach, die Sünde nicht mehr zu begehen.


7. Kapitel
1
Doch war ihr Herz zur Unzucht auf mich ganz versessen.

Sie seufzte tief,
und sie verfiel, obschon nicht krank.

2
Als sie ihr Mann erblickte, frug er sie:

Weswegen ist dein Angesicht verfallen?
Sie sprach: Ich leide einen Herzenskummer.
Und meines Geistes Seufzer drücken mich.

Da ließ er sie durch einen Arzt behandeln,
obwohl sie ohne Krankheit war.

3
Da sprang sie zu mir her,

als ihr Gemahl noch draußen war,
und sprach zu mir:
Sieh, ich erdrossele mich
oder stürze mich in einen Abgrund,
wenn du mir nicht zu Willen bist.

4
Ich merkte, daß der Geist des Beliar sie verwirrte;

ich betete zum Herrn
und sprach zu ihr:

5
Weshalb bist du verwirrt und aufgeregt,

du unglückselig Weib,
in Sünden ganz verblendet?
Bedenk doch! Tötest du dich selber,
dann ist die Setho da,
sie, deines Mannes Nebenweib und deine Nebenbuhlerin.
Sie schlägt dann deine Kinder,
und deinen Namen tilgt sie von der Erde.

6
Da sagte sie zu mir:

Nun liebst du mich.
Schon dies befriedigt mich,
daß du um mein und meiner Kinder Leben dich bemühst.
So lebe ich der Hoffnung,
auch meine Lust noch zu genießen.

7
Sie wußte nicht,

daß ich um Gottes willen also zu ihr sprach,
nicht ihretwegen.

8
Wenn jemand einer schlimmen Leidenschaft verfällt

und ihr, wie jene, dient,
alsdann bezieht er alles, was er Gutes hört,
bei jener Gier auf seine schlimme Leidenschaft.


8. Kapitel
1
Ich sage, Kinder, euch:

Es war so um die sechste Stunde;
da ging sie von mir weg.

2
Ich lag auf meinen Knieen vor dem Herrn den ganzen Tag,

dazu die ganze Nacht.
Und gegen Morgen stand ich unter Tränen auf
und flehte um Erlösung von dem Weib.
Zuletzt packt sie mich an den Kleidern
und sucht mich mit Gewalt zum Umgange heranzuziehen.

3
Ich seh, wie sie in Raserei sich fest an meine Kleider klammert;

da fliehe ich nackt davon.

4
Und sie verleumdet mich bei ihrem Mann

und dieser wirft mich in das Hausgefängnis.
Am andern Tag läßt er mich geißeln
und schickt mich in des Pharaos Kerker.

5
Als ich in Fesseln lag,

ward die Ägypterin vor Trauer trank.
Sie kam und hörte mich,
wie ich den Herrn im Haus der Finsternis lobpries
und meinen Gott mit froher Stimme freudig lobte,
nur weil ich der Ägypterin und ihrer Gier entronnen.


9. Kapitel
1
Oft schickte sie zu mir und ließ mir sagen:

Stimm zu, mir mein Verlangen zu befriedigen!
Dann lös ich dich aus deinen Banden,
befrei dich aus der Finsternis.

2
Doch selbst nicht in Gedanken

war ich ihr zugeneigt.
Denn Gott liebt den,
der in der finstern Grube, doch in Keuschheit, fastet,
weit mehr als den, der ausschweifend in Kammern schwelgt.

3
Denn wer in Keuschheit lebt und Ruhm begehrt,

und weiß der Höchste, daß ihm dieses nützt,
dann gibt er diesen ihm, wie mir.

4
Wie oft kam sie zu mir in tiefer Nacht

trotz ihres Leidens
und lauschte, wenn ich betete.
Ich aber schwieg, hört ich ihr Seufzen.

5
Als ich in ihrem Haus noch war,

entblößte sie die Arme, ihre Brust und Beine,
damit ich mich ihr geben sollte.
Sie war sehr schön
und wundervoll geschmückt,
nur um mich zu berücken.
Jedoch der Herr bewahrte mich vor ihren Ränken.


10. Kapitel
1
Seht, meine Kinder,

wie Großes die Geduld bewirkt,
sowie Gebet mit Fasten!

2
Bewahret ihr die Keuschheit und die Reinheit

in Ausdauer, in Fasten und Gebet und Herzensdemut,
dann wohnt der Herr selbst unter euch;
er liebt die Keuschheit.

3
Wo nun der Höchste wohnt,

mag auch ein Mann in Neid, in Sklaverei geraten,
verleumdet werden,
der Herr, der in ihm wohnt, um seiner Keuschheit willen,
errettet ihn vom Übel.

4
Der Mensch wird ja auf jede Art erhöht,

sei’s durch ein Werk, sei’s durch ein Wort,
sei’s in Gedanken.

5
Die Brüder wissen ja,

wie mich mein Vater liebte.
Ich überhob mich nicht in meinem Herzen.

6
Ich war zwar noch ein Kind

und hatte schon die Gottesfurcht im Herzen.
Ich wußte: Alles ist vergänglich.
Ich selbst erhob mich nie in böser Absicht;
ich ehrte meine Brüder.
Als ich verkauft ward,
bezwang ich mich aus Rücksicht nur auf sie
und sagte nicht den Ismaeliten,
ich sei ein Sohn des Jakob, eines großen mächtigen Mannes.


11. Kapitel
1
Habt also Gottesfurcht bei euren Werken!

Ehrt eure Brüder!

2
Denn jeder, der des Herrn Gesetz befolgt,

wird auch von ihm geliebt.
So kam ich zu den Indokolpiten
mit jenen Ismaeliten.
Sie fragten mich: Bist du ein Sklave?
Da sagte ich, ich sei ein Haussklave,
nur, um nicht meine Brüder zu beschämen.

3
Da sprach der Älteste von ihnen:

Dein Äußeres spricht gegen dich;
du bist kein Sklave.
Ich aber blieb dabei,
daß ich ihr Sklave wäre.

4
Wir kamen nach Ägypten;

da stritten sie um mich,
wer mich um Geld erstehen und bekommen sollte.

5
Deshalb beschlossen sie,

ich soll bei ihrem Händler in Ägypten bleiben,
bis sie mit ihren Waren wiederkämen.

6
Da gab der Herr mir in des Kaufmanns Augen Gnade

und er betraute mich mit seinem Haus.

7
Gott segnete durch meine Hand den Mann

und gab ihm reichlich Silber, Gold und Sklaven.

8
Ich war drei Monate fünf Tag bei ihm.


12. Kapitel
1
In jener Zeit kam das memphitisch Weib, des Petephris Gemahlin,

auf einem Wagen reich geschmückt;
es hatten die Eunuchen ihr von mir berichtet.

2
Sie sagte ihrem Mann,

der Händler sei durch einen Jüngling der Hebräer reich geworden:
„Man sagt, sie hätten ihn aus Kanaan gestohlen.

3
Jetzt üb Gerechtigkeit an ihm

und nimm den Jüngling in dein Haus!
Dann segnet der Hebräergott auch dich;
denn Himmelsgnade ruht auf ihm.“


13. Kapitel
1
Und Petephris, der ihren Worten glaubte,

befahl dem Händler, ihn zu bringen:
er sprach zu ihm:
Was höre ich von dir,
du stehlest Leute aus dem Lande Kanaan,
um sie als Sklaven zu verkaufen?

2
Da fiel der Händler ihm zu Füßen

und bat ihn flehentlich:
Ich bitt dich, Herr.
Ich weiß nicht, was du sagst.

3
Er fragte:

Woher ist der hebräische Sklave?
Er sprach:
Mir gaben ihn die Ismaeliten bis zu ihrer Rückkehr.

4
Er aber glaubt ihm nicht

und er befiehlt, ihn nackt zu schlagen.
Er aber bleibt dabei;
da sagte Petephris:
Man führ den Jüngling vor!

5
Ich ward hereingeführt,

und ich verbeugte mich vor Petephris;
er war der Dritte bei dem Pharao an Würde.

6
Da nahm er mich beiseite

und sprach zu mir:
Bist du ein Sklave oder Freier?

7
Ich sprach: Ein Sklave.

Er fragte mich: Ja wessen denn?

8
Ich sagte ihm: Der Ismaeliten.

Er sprach:
Wie wurdest du ihr Sklave?
Ich sprach:
Sie kauften mich aus Kanaan.

9
Er sprach: „Du lügst“

und ließ mich nackend schlagen.


14. Kapitel
1
Und das memphitisch Weib sah durch die Türe,

wie ich geschlagen wurde;
da schickte sie zu ihrem Mann und ließ ihm sagen:
Es ist dein Urteil nicht gerecht.
Du strafst den Freien, der gestohlen ward,
als hätte er gefrevelt.

2
Und trotz der Schläge ließ ich nicht von meiner Aussage;

da ließ er mich in das Gefängnis bringen,
„bis – sagte er – die Herren des Sklaven kommen.“

3
Da sprach sein Weib zu ihm:

Weswegen hältst du diesen adeligen Jüngling fest?
Er sollte freigelassen und bedienet werden.

4
Sie wollte mich in sündigem Verlangen sehen.

Ich aber wußte nichts von alle dem.

5
Er aber sprach zu ihr:

Bei den Ägyptern ist es nicht erlaubt,
den andern etwas wegzunehmen,
vor Lieferung des Nachweises.

6
Dies sagte er vom Händler und von mir;

so mußte ich im Kerker bleiben.


15. Kapitel
1
Nach vierundzwanzig Tagen kamen nun die Ismaeliten;

sie hatten in dem Lande Kanaan gehört,
mein Vater Jakob trag um mich gar große Trauer.

2
Da sprachen sie zu mir:

Weshalb sagst du, du seist ein Sklave?
Wir wissen jetzt,
daß du der Sprößling eines mächtigen Manns in Kanaan bist;
dein Vater trauert deinetwegen
in Sack und Asche.

3
Da wollt ich bitter weinen;

doch hielt ich an mich,
um nicht die Brüder zu beschämen.
Ich sprach:
Ich weiß es nicht;
ich bin ein Sklave.

4
Und so beschlossen sie, mich zu verkaufen,

damit ich nicht in ihrer Hand gefunden würde.

5
Sie fürchteten ja meinen Vater,

er möcht an ihnen schwere Rache nehmen.
Sie hatten ja gehört,
er sei bei Gott und bei den Menschen mächtig.

6
Da sagt der Kaufmann ihnen:

Befreit mich vom Gericht der Petephris!

7
So kamen sie und baten mich und sprachen:

Sag doch, du seist um Geld von uns gekauft!
Dann will er nichts von uns.


16. Kapitel
[1]
Da sagte das memphitisch Weib zu seinem Mann:

„Kauf diesen Jüngling!
Ich höre, sägte sie, sie wollen ihn verkaufen.“

2
Und sogleich schickt sie zu den Ismaeliten einen der Verschnittenen

und bittet sie, mich zu verkaufen.

3
Doch der Eunuche wollte mich um ihren Preis nicht kaufen;

so kehrte er nach dem Versuch zurück
und sagte seiner Herrin,
daß sie für ihren Sklaven einen hohen Preis verlangten.

4
Sie sandte einen anderen Eunuchen

und sagte:
„Verlangen sie sogar zwei Minen Gold,
so gib sie ihnen!
Spar nicht das Gold!
Nur kauf den Sklaven!
Und bring ihn mit!“

5
Da gab er ihnen achtzig Stücke Gold für mich

und dem ägyptischen Weibe sagte er,
er habe hundert für mich ausgelegt.

6
Ich aber hielt den Mund, obschon ich’s wußte,

damit nicht der Eunuch in Schande käme.


17. Kapitel
1
Seht, Kinder, wieviel Schweres ich erduldet!

Ich wollte meine Brüder nicht beschämen.

2
Nun liebt einander!

Und überseht in Langmut euch die Fehler!

3
Gott hat an brüderlicher Eintracht Freude,

an einem liebevollen Herzen,

4
Als meine Brüder nach Ägypten wieder kamen,

erfuhren sie,
daß ich ihr Geld an sie zurückerstattet.
Ich machte keine Vorwürfe;
ich hieß sie guten Mutes sein

5
und liebte sie nach Jakobs Tod noch mehr

und alle seine Aufträge erfüllte ich genau.

6
Ich duldete nicht im geringsten ihre Kränkung

und alle meine Habe gab ich ihnen.

7
Ihre Söhne waren meine Söhne,

meine Söhne gleichsam ihre Sklaven.
Ihr Leben mein Leben,

ihr Schmerz mein Schmerz,
ihre Schwäche meine Krankheit.

8
Mein Land ihr Land,

mein Rat ihr Rat.
Ich überhob mich nicht
im Stolz auf meine Stellung.
Der Letzten einer war ich ja bei ihnen.


18. Kapitel
1
So wandelt, meine Kinder, in des Herrn Geboten!

Dann wird er euch erhöhen
und euch mit Gütern ewig segnen.

2
Will einer von euch Böses tun,

dann betet doch für ihn!
Und so befreit ihr ihn von allem Bösen durch den Herrn.

3
Ihr sehet ja:

Durch meine Demut und mein Ausharren
bekam ich selbst die Tochter eines Priesters aus Heliopolis zum Weib.
Und hundert Goldtalente wurden mir samt ihr gegeben;
der Herr ließ sie mir dienen.

4
Er gab mir blumenzarte Schönheit,

mehr als den Jünglingen in Israel.
In Schönheit und in Kraft
erhielt er mich bis in das hohe Alter;
in allen Dingen war ich Jakob ähnlich.


19. Kapitel
1
Hört, meine Kinder, auch,

was ich im Traume sah!

2
Zwölf Hirsche weideten.

Da wurden neun davon getrennt
und auf die Erde hin zerstreut,
so auch die andern drei.

3
Ich sah, wie die drei Hirsche Lämmer wurden.

Sie schrieen zu dem Herrn.
Da brachte er sie hin zu einem grünen, wasserreichen Ort;
er brachte sie aus Finsternis zum Licht.

4
Sie schrieen zu dem Herrn,

bis er sie den neun Hirschen wieder zugesellte.
Sie wurden wie zwölf Schafe.
In kurzem wuchsen sie
und wurden viele Herden.

5
Dann sah ich hin;

zwölf Stiere tranken gar an einer Kuh;
denn diese gab ein Meer von Milch.
So tranken dran zwölf Herden
und Scharen ohne Zahl.

6
Des vierten Stieres Hörner wuchsen bis gen Himmel

und wurden eine Mauer für die Herden;
ein anderes Horn wuchs in der Mitte der zwei Hörner.

7
Ich sah ein Kalb, das sie zwölfmal umkreiste;

es kam den Stieren all zu Hilfe.

8
Ich sah im mittleren der Hörner eine Jungfrau;

sie trug ein buntes Kleid;
ein Lamm ging von ihr aus.
Zu ihrer Rechten war so etwas wie ein Löwe.
Und alle wilden Tiere und die Schlangen stürmten an.
Das Lamm besiegte sie vernichtend.

9
Darüber freuten sich die Stiere und die Kuh.
10
Zu ihrer Zeit geschieht dies alles.

So ehret, meine Kinder,
den Levi und den Juda!

11
Aus ihnen geht das Heil für Israel hervor.
12
Mein Königtum zerfällt bei euch,

gleichwie im Weinberg eine Hütte,
nach der Erntezeit verschwindet.


20. Kapitel
1
Ich weiß:

Nach meinem Tode plagen euch die Ägypter.
Gott rächt euch
und führt euch zur Verheißung eurer Väter hin.

2
Dann nehmt auch meinen Leichnam mit!

Ist er hinaufgebracht,
dann ist der Herr mit euch im Licht
und Beliar in der Finsternis mit den Ägyptern.

3
Auch eure Mutter Zelpa führt hinauf

und legt sie in die Nähe Ballas
in Rachels Nähe an der Rennbahn!

4
Nach diesen Worten streckte er die Füße aus

und starb in einem hohen Alter.

5
Ganz Israel beklagte ihn

und ganz Ägypten war in großer Trauer.

6
Mit den Ägyptern fühlte er,

als ob sie seine eignen Glieder wären,
und half mit jedem Werk mit Rat und Tat.


12. Das Testament des Benjamin
Über reine Gesinnung
1. Kapitel
1
Abschrift der Worte,

die Benjamin zu seinen Söhnen im 125. Jahre sprach.

2
Er küßte sie und sprach:

Wie Isaak einst dem Abraham im hohen Alter ward geboren,
so ich dem Jakob.

3
Doch Rachel starb, als sie zur Welt mich brachte;

da fehlte mir die Milch
und ihre Sklavin Balla gab mir Nahrung.

4
Denn Rachel war nach der Geburt des Joseph

zwölf Jahre unfruchtbar geblieben.
Sie betete zum Herrn zwölf Tage lang mit Fasten.
Darauf empfing sie mich und schenkte mir das Leben.

5
Denn unser Vater liebte Rachel inniglich

und wünschte auch von ihr zwei Söhne zu erblicken.

6
Deswegen hieß ich „Sohn der Tage“, d. h. Benjamin.


2. Kapitel
1
Ich kam auch nach Ägypten;

und da erkannte mich mein Bruder Joseph
und fragte mich.
„Was sagten sie zu meinem Vater,
nachdem sie mich verkauft?“

2
Ich sprach zu ihm:

Sie haben deinen Rock mit Blut besudelt und ihn hingesandt;
dann ließen sie ihm sagen:
„Sieh zu, ob dieses deines Sohnes Rock!“

3
Er sprach zu mir:

Ja, Bruder.
Sie nahmen mir den Rock
und überließen mich den Ismaeliten
und diese gaben mir ein Lendentuch;
sie peitschten mich
und hießen mich dann laufen.

4
Und einer schlug mich gar mit einer Rute;

da traf er einen Löwen
und dieser schlug ihn nieder.
So fürchteten sich seine Freunde.


3. Kapitel
1
Ihr, meine Kinder, liebt den Herrn,

den Gott des Himmels!
Haltet seine Gebote
und ahmt den guten, frommen Joseph nach!

2
Aufs Gute nur soll euer Sinn gerichtet sein,

wie ihr von mir auch solches wißt!
Wer eine richtige Gesinnung hat,
sieht alles richtig.

3
Ja, fürchtet nur den Herrn

und liebt den Nächsten!
Und suchen auch des Beliar Geister
mit jedem Übel euch zu drücken,
so dürfen sie nicht über euch die Oberhand behalten,
so wenig wie bei meinem Bruder Joseph.

4
Wieviele Menschen wollten ihn erschlagen!

Doch Gott beschirmte ihn.
Denn wer Gott fürchtet und den Nächsten liebt,
kann nicht vom Geiste Beliars erschlagen werden;
er wird ja von der Gottesfurcht beschirmt.

5
Nicht können ihm die Menschen schaden

und nicht der wilden Tiere Listen;
ihm wird vom Herrn geholfen
der Liebe wegen, die er zu dem Nächsten hat.

6
So bat auch Joseph unsern Vater Jakob,

er mög für unsere Brüder beten,
der Herr mög’s ihnen nicht als Sünde anrechnen,
was sie ihm Böses angetan.

7
Und so rief Jakob aus:

Mein gutes Kind!
Du überwindest deines Vaters Jakob Herz.
Und er umarmt und küßt ihn an zwei Stunden
und sprach:

8
Des Himmels Prophezeiung wird an dir erfüllt

[vom Gotteslamm und Welterlöser],
daß für die Sünder wird ein Unschuldiger dahingegeben
und für die Übeltäter stirbt ein Sündeloser,
[im Blut des Bundes für die Heiden,
sowie für Israels Befreiung
und daß er Beliar mit seinen Dienern niederwerfe.]


4. Kapitel
1
Seht, Kinder, ihr, des guten Mannes Ende?

Ahmt seine Milde nach in herzlicher Gesinnung!
Dann tragt auch ihr der Glorie Kränze!

2
Der gute Mensch hat ja kein finsteres Auge;

er hat mit allen Mitgefühl,
auch wenn sie Sünder sind.

3
Selbst wenn sie ihm zuleide Böses planen,

besiegt er Böses dadurch, daß er Gutes tut.
Von Gott wird er beschirmt.

4
Er liebt ja die Gerechten wie sich selbst.

Wird einer auch gelobt, ist er nicht eifersüchtig;
ist einer reich, ist er nicht neidig.
Ist einer tapfer, lobt er ihn;
den Reinen preist er;
mit Armen fühlt er;

mit Kranken hat er Mitleid
und Lob verkündet er.

5
Dem Gottesfürchtigen gewährt er Schutz, gleich einem Schild,

und dem, der Gott liebt, gibt er Unterstützung.
Und wer den Höchsten aufgegeben,
den warnt er und führt ihn zurück
und den, der eines guten Geistes Gnade hat,
den liebt er, wie sich selbst.


5. Kapitel
1
Seid gut gesinnt, ihr meine Kinder!

Dann halten auch die schlechten Menschen mit euch Frieden.
Die Schwelger scheuen euch
und kehren um zum Guten;
Habgierige lassen von der Leidenschaft
und geben den Gewinn zurück den Ausgesogenen.

2
Und tut ihr Gutes,

dann fliehen euch unreine Geister
und wilde Tiere scheuen euch.

3
Und wo der guten Werke Licht in der Gesinnung ist,

da weicht die Finsternis.

4
Schmäht jemand einen frommen Mann,

so tut er selber Buße;
der Heilige erbarmt sich seines Lästerers und schweigt.

5
Verführt gar jemand eine fromme Seele,

so betet der gerechte Mann,
verdemütigt sich auf kurze Zeit,
und bald darauf erscheint er glänzender,
als je mein Bruder Joseph war.


6. Kapitel
1
Des guten Mannes Sinn verfällt nicht Beliars Verführungsgeist.

Des Friedens Engel leitet seine Seele.

2
Er blickt nicht leidenschaftlich aufs Vergängliche;

noch sammelt er sich Reichtum aus Vergnügungssucht.

3
Und nicht ergötzt er sich an Lust.

Er macht dem Nächsten keinen Kummer;
er sättigt sich nicht an den Leckerbissen,
behütet seine Augen.
Der Herr ist ja sein Teil.

4
Der gute Sinn nimmt von den Menschen keine Ehre an,

noch Unehre;
er kennt nicht List, noch Lüge,
nicht Streit, noch Schimpf.
Es wohnt der Herr in ihm,
der seine Seele ihm erleuchtet,
und er macht allen Menschen stetig Freude.

5
Der rechte Sinn hat nie zwei Zungen,

des Segens und des Fluches Zunge,
der Schande und der Ehre,
der Trauer und der Freude,
der Ruhe und Verwirrung,
der Heuchelei und Wahrheit,
der Armut und des Reichtums.
Er hat allein ein reines, lauteres Gemüt für alle.

6
Er hat kein doppeltes Gesicht,

noch doppeltes Gehör.
Bei allem, was er tut, spricht oder sieht,
weiß er,
es schaut der Herr auf seine Seele.

7
Er reinigt seinen Sinn,

daß er von Gott und Menschen nicht verurteilt werde.
Zwiespältig sind des Beliar Werke;
die Einfalt mangelt ihnen.


7. Kapitel
1
Deswegen, meine Kinder, flieht die Bosheit Beliars!

Ein Schwert verleiht sie denen, die ihr folgen.

2
Von sieben Übeln ist das Schwert die Mutter:

Zuerst empfängt der Sinn durch Beliar.
Das Erste ist das Blutvergießen,
das Zweite ist Verderben,
das Dritte Trübsal,
Gefangenschaft das Vierte,
das Fünfte Teuerung
das Sechste Wirrsal,
das Siebte ist Zerstörung.

3
Deshalb ward Kain von Gott den sieben Strafen überliefert;

all hundert Jahr schlug ihn der Herr mit einer Plage.

4
Zweihundert Jahre alt, fing er zu leiden an,

und im neunhundertsten Jahr ward er verjagt.
Um Abels, seines Bruders, willen
ward er mit allen Übeln heimgesucht,
in siebenmal siebzig Zeiten aber Lamech.

5
Denn die dem Kain in Neid und Bruderhasse gleichen,

die werden gleicher Art gestraft.


8. Kapitel
1
Nun, meine Kinder, flieht die Bosheit,

den Neid und Bruderhaß
und hängt der Güte und der Liebe an!

2
Wer einen reinen Sinn in Liebe hat,

beschaut kein Weib zur Buhlerei;

im Herzen trägt er keinen Flecken;
auf ihm ruht Gottes Geist.

3
Denn wie die Sonne ohne Flecken bleibt,

wenn sie auf Schmutz und Dünger scheint,
sie trocknet vielmehr beide,
vertreibt dazu den mißlichen Geruch,
so auch der reine Sinn.
Ist er von den Befleckungen der Erde rings umgeben,
so reinigt er noch diese
und wird nicht selbst befleckt.


9. Kapitel
1
Aus Henochs, des Gerechten, Worten schließe ich,

daß unter euch auch schlimme Taten vorkommen.
Ihr treibet Buhlerei gleich Sodoma
und geht zugrunde alle außer wenigen.
Ihr treibet Ausgelassenes mit Weibern.
Das Reich des Herrn ist nicht mehr unter euch;
denn augenblicklich nimmt er’s weg.

2
Trotzdem bleibt Gottes Tempel noch in eurem Teil;

der letzte wird berühmter als der erste;
dort sammeln sich mit allen Heiden die zwölf Stämme.
Der Höchste sendet dann sein Heil hinaus
durch den geliebten Seher.

3
[Und Er betritt den ersten Tempel;

doch wird der Herr daselbst geschmäht,
verachtet und am Holz erhöht.

4
Des Tempels Vorhang wird zerrissen

und Gottes Geist kommt auf die Heiden,
wie ausgegossen Feuer.

5
Er kehrt dann aus der Unterwelt zurück

und steigt zum Himmel von der Erde.
Ich weiß, wie er so demütig auf Erden ist,
wie herrlich in dem Himmel.]


10. Kapitel
1
Als Joseph in Ägypten war,

da sehnt ich mich nach seinem Bild.
Durch die Gebete meines Vaters Jakob sah ich ihn,
am Tage, wo ich wach gewesen,
so, wie er aussah.

2
Nun wisset, Kinder, daß ich sterbe!
3
So handelt an dem Nächsten nur wahrhaftig!

Bewahret das Gesetz des Herrn und seine Vorschriften!

4
Dies hinterlaß ich euch statt jedes Erbes.

Gebt dies zum ewigen Besitze euren Kindern!
So taten Abraham, Isaak, Jakob.

5
All dies vererbten sie auf uns mit diesen Worten:

„Bewahrt die göttlichen Gebote,
bis daß der Herr sein Heil den Heiden allen offenbart!“

6
Dann schaut ihr Henoch, Noe, Sem

und Abraham, Isaak, Jakob,
wie sie zur Rechten auferstehen mit Frohlocken.

7
[Dann werden wir auch auferstehen,

ein jeglicher für seinen Stamm,
und beten dann des Himmels König an,
der auf die Erde kam in Knechts Gestalt.
Und alle, die auf Erden an ihn glaubten,
sie freuen sich mit ihm.]

8
Dann werden alle auferstehen,

zur Herrlichkeit die einen,
die anderen zur Schmach.
Zuerst wird Israel vom Herrn gerichtet
ob seiner Sünden.
[Sie glaubten nicht an den im Fleisch erschienenen Gott und Heiland.]

9
Dann richtet er die ganze Heidenwelt,

[soviel an ihn nicht glaubten, als er auf die Erde kam.]

10
Er züchtigt durch der Heiden Auserwählte Israel,

so, wie er durch die Midianiter Esau strafte,
die ihre Brüder einst verleiteten,
daß sie in Buhlerei und Götzendienst verfielen;
sie wurden Gott entfremdet.
Seid deshalb, meine Kinder, doch bei denen, die den Herren fürchten!

11
Doch wandelt ihr in Heiligkeit vorm Angesicht des Herrn,

dann wohnt ihr sicherlich bei mir.
Ganz Israel versammelt sich zum Herrn.


11. Kapitel
1
Ich heiß nicht länger wegen eurer Räubereien

ein Räuberhauptmann und ein Wolf,

2
vielmehr des Herrn Geliebter,

der tut, was ihm gefällt.

3
Und bis zum Ende der Welt ist er in heidnischen Gemeinden

bei ihren Fürsten,
gleichwie ein schönes Lied in aller Mund.

4
Er wird in heiligen Büchern aufgezeichnet,

sein Werk und seine Worte.
Er ist der Auserwählte Gottes bis in Ewigkeit.

5
So geht er hin und her,

wie schon mein Vater Jakob sagte:
„Er füllt die Mängel deines Stammes aus.“


12. Kapitel
1
Nachdem er so gesprochen, sagte er:

Ich geb euch, meine Kinder, den Befehl:

„Führt aus Ägypten meinen Leichnam!
Begrabet mich in Hebron in der Nähe meiner Väter!“

2
Mit 125 Jahren starb so Benjamin in schönem Alter.

Sie legten ihn in einen Sarg.

3
Im 91. Jahre vor dem Auszug Israels aus Ägypten

brachten sie und ihre Brüder
ganz heimlich ihrer Väter Leichen fort,
solang der Krieg in Kanaan währte.
Und sie begruben sie in Hebron zu den Füßen ihrer Väter.

4
Sie selber kehrten aus dem Lande Kanaan zurück

und wohnten in Ägypten bis zum Tage ihres Auszugs aus Ägypterland.


Erläuterungen

[1335]
59. Zu den Testamenten der zwölf Patriarchen

Dieses griechisch, armenisch, slavisch und im achten Testament auch hebräisch überlieferte Werk enthält die Testamente der zwölf Stammväter Israels. Jedes Testament enthält eine Lebensgeschichte, sodann Ermahnungen und endlich Weissagungen des Patriarchen. Das Werk scheint zusammengesetzt zu sein. Die Moralpredigten, die besonders die Nächstenliebe und die Reinheit betonen, scheinen von einem Verfasser herzustammen, dem der sittliche Wandel mehr am Herzen liegt als das Zeremonialgesetz; er dürfte in Essenerkreisen zu suchen sein. Von einer zweiten jüdischen Hand stammen die Weissagungen wahrscheinlich aus der Zeit vor dem Einfall des Pompejus 63 v. Chr.; sie nennen als letzten Feind die Syrer (Napht. 5, 8) und tadeln die Spaltung des Volkes unter zwei Häuptern, d. i. Hyrkan II. und Aristobul II. (Juda 22 Zab 9). Das ganze Werk wurde durch jüdische und christliche Zusätze vermehrt. (R. H. Charles, Pseud. II 1913; 282 ff. E. Kautzsch, Pseudep. II 1900, 458 ff. R. Sinker, Testamenta XII Patriarcharum 1869 IA.)

I Ruben 1: 2 Zwei Jahre nach Josephs Tod stimmt mit Jub 28, 11. 24 6 Die Jugendsünde findet sich Gen 35, 22; 49, 4. 10 Ruben fastet 7 Jahre, Simeon 2, Joseph 7.

  • 2: 2 Beliar Name des Teufels besonders in nachkanonischer Zeit (2 Kor 6, 15) 3 Ein späterer Zusatz (2, 3–3, 2) aus griechischen, stoischen Quellen.
  • 3: 3 „Natur“, hier Genitalien. 7 Zusatz. 11 s. Gen 35, 21 f Jub 33, 1 ff. 13 Gen 35, 19 Jub 33, 1.
  • 5: 6 Die „Wächter“ sind die Gottessöhne Gen 6, 1 ff Jub 4, 15. Bei Hesiod heißen die Dämonen gleichfalls Wächter. 7 Ihre Höhe betrug 3000 Ellen s. Henoch 7, 2.
  • 6: 1 Essenisch. 7 Zusatz. 8 Anspielung auf Johannes Hyrkan. „für ganz Israel“. Nach dem makkab. Verfasser sind die 12 Stämme[1336] in Palästina; nach vor- und nachmakkab. Ansicht waren sie im Exil. In nachmakk. Zeit knüpften sich die messian. Hoffnungen an Juda, statt an Levi, „von dem der Herr gesprochen“ in Ps 110. 11 Levi ist hier Priester und König vgl. 1 Mak 14, 41. „Simon Feldherr und Hoherpriester“. 12 Anspielung auf die Heldentaten der makkab. Priesterfürsten „ewig König“ s. 1 Mak 14, 41 „Priester für ewig“ bezieht sich wohl auf Hyrkan (wörtl. „vor seinem Stamm sterben“).

II Simeon 2: 4 In der Leber wohnt der Geist des Kampfes (s. T. R. 3, 4).

  • 4: 4 Joseph wird in allen Testamenten gelobt, außer in dem des Naphtali.
  • 5: 4 Davon steht nichts im jetzigen Henoch, Ähnliches aber im slav. Henoch 34, 2.
  • 6: 3 Die Kappadozier sind die Philister (Dt 2, 23). Chittiter stehen hier vielleicht für Kittiter „Mazedonier, Griechen“. 4 Cham = Ägypten. 7 Hier ist das messianische Königtum eine sichtbare Gottesherrschaft; die Frommen stehen auf und wohnen darin (s. Henoch 25, 3; 77, 1.) Christl. Zusatz.
  • 8: 2 Zum ägypt. Krieg s. T. B. 12, 3.

III Levi 2: 3 Abel Maul = Abel Mehola (Ri 7, 22). 9 Die Wasser über dem Firmament (Gen 1, 7). 10 Das „Nahestehen“ heißt Priester sein (Dt 10, 8; 18, 11). 11 Der Aufenthalt Gottes bei den Menschen im messian. Zeitalter ist vorchristlicher jüdischer Glaube (Enoch 25, 3). 12 „Anteil Gottes“ s. Dt 32, 9 Sir 17, 17.

  • 3: 2 Die Naturerscheinungen, unter der Aufsicht der Engel oder Geister, sind Gottes Strafmittel. 3 Die Heiligen sind die Engel. 5 Ein himmlischer Opferdienst s. Ex 25, 9. 40 Num 8, 4. 6 „vernünftiges Opfer“ s. Röm 12, 1; unblutiges Opfer war Ideal der Essener s. Philo II 457. 7 Gebete (wörtl. Antworten) s. Apok 5, 8. 8 s. Kol 1, 16 Eph 1, 21.
  • 5: 1 Der himmlische Tempel s. Apok. 11, 19; 16, 17, dagegen 21, 22. 6 Michael.
  • 6: 1 „Schild“ vielleicht Sirjon oder Hermon in der Nähe Abilenes und Gebals. 3 andere Handschr. „sie sollen sich beschneiden lassen“. Jos. Ant. I 21, 1 kennt keine Beschneidung, ebenso nicht Jub 30, 1 ff.
  • 7: 2 s. Sirach 50, 26.
  • 8: 2 Sieben Engel. 10 „Hände füllen“. „Priesterweihe“ s. Ex 28, 41. 12 Das Prophetenamt. 14 Die makkab. Priesterfürsten s. 1 Mak 14, 41. 15 Der Messias oder Johannes Hyrkan, der die Gabe der Weissagung besaß (Jos B. J. I 2, 8).
  • 9: 6 In Jub 21, 1 ff gibt Abraham dem Isaak diese Lehren. 7 „Gesetz des Priestertums“ = Vorrechte s. Dt 18, 3. 11 „wasche dich“ = Hände und Füße.
  • 10: 2 christl. Zusatz 2 gegen die späteren makkab. Hohenpriester. 3 s. Mk 15, 38.
  • 11: 2 Gersam s. Gen 46, 11. Ex 2, 22.
  • 14: 2 Die makkab. Hohenpriester, besonders Alexander Jannaeus 104–78 v. Chr. 4 Dies trifft auf Jannaeus zu s. Jos Ant. XIII 13, 5 B. J. I 4, 3 Ps Sal 8, 12. 5 Ps Sal 8, 12 „sie plünderten die Opfer Gottes“, „mit Dirnen“ gilt von Jannäus, der „mit Dirnen Gelage hielt“ (Jos Ant. XIII 14, 2. 1) 6 „aus Gewinnsucht“ s. Mich 3, 11 „Eheweiber und Jungfrauen“ s. Ps Sal 4, 5 ff 2, 14.
  • 16: 3 Vielleicht christl. Zusatz, wenn nicht, dann ist der Hohepriester Onias III gemeint (2 Mak 4, 33 ff) oder der unter Hyrkan II gesteinigte Onias (Jos. Ant. XIV 2, 1.,
  • 17: 2 Jubiläum = 49 Jahre. Der zuerst Gesalbte ist Levi. 3 Aaron während der ägypt. Knechtschaft. 10 Unter Esdras und Nehemias und Wiederaufbau des Tempels c. 516 v. Chr. 11 Die hellenisierenden Hohenpriester unter Antiochus Epiphanes.
  • 18: 2 Ein messianischer Hymnus. 3 s. Num 24, 17. 6 „Stimme“ bezieht sich auf den Messias oder auf Johannes Hyrkan, der eine Bat Kol, d. i. himmlische Stimme, empfing s. Jos. Ant. XIII 10, 3. („von Abraham an Isaak“ als Sohn im messianischen Sinn.) 7 Christl.[1337] Zusatz. 8 „er“ der Messias oder Hyrkan. Die Nachfolge ist seinen Söhnen gesichert s. 1 Mak 14, 41 „Priester für immer“ Simon. 10 „Er“ der Messias. 12Beliar wird gebunden“ wie in Is 24, 23 „himmlische Schaaren“.
  • 19: 1 s. 2 Kor 6, 14 f.

IV Juda 3: 1 Kanaaniter, in Jub. Amoriter. Hazor nahe bei Sichem. In diesen Kämpfen spiegeln sich die Makkabäerkämpfe wider. 7 Beelesath verderbt aus „Herr von Silo“.

  • 4: 1 „vier Könige“, die von Sartan, Gaas, Bethoron und Machanaim.
  • 5: 1 Aretan, sonst Sartan vgl. Saregan (Jub 34, 4. 7).
  • 6: 1 Kozeba s. Gen 38, 5. Jobel oder Arbel (Hos 10, 14). 3 Machir im westjordan. Mannasse (Ri 5, 4).
  • 7: 1 Gaas im Gebirge Ephraim (Jos 24, 30). 4 Thamna (s. 1 Mak 9, 50 Gen 38, 12) auf dem Gebirge Juda.
  • 8: 1 Iram s. Gen 38, 1.
  • 9: 2 über den Kampf zwischen Esau und Jakob berichtet Jub 37, 1 ff ausführlicher. 3 Anoniram, in Jub 38, 9 Aduram = Adora, das Hyrkan eroberte (Jos. Ant. XIII 9, 1; XXII 15, 4).
  • 10: 1 Eine Semitin.
  • 12: 1 s. Gen 38, 12 ff. 4 Gen 38, 18 nennt Siegelring, Gürtel und Stab. 9 Tempeldirne.
  • 18: 1 „Bücher Henochs“ späterer Zusatz.
  • 19: 1 s. Kol 3, 5 Eph 5. 5.
  • 22: 1 Einfall des Pompejus oder Bürgerkrieg zwischen Aristobul II. 3 Messias und Hyrkan II 70–40 v. Chr. Das Ende kam 40 v. Chr. durch Herodes.
  • 23: 2 s. Ps Sal 2, 14 f; 1, 8; 8, 14. 3 „Einäscherung des Tempels“ späterer Zusatz; eine solche gab es nicht im 2. und 1. vorchristl. Jahrhundert. „Versklavung durch Apollonius zur Makkabäerzeit (1 Mak 1, 29 ff 2 Mak 5, 23 ff, unter Pompejus 63 v. Chr. (Ps. Sal 2, 6; 17, 14) und unter Cassius 49 und 43 v. Chr. (Jos. Ant. XIV 11, 2) 5 Reue und Buße des Volkes ist Bedingung seiner Wiederherstellung (Dan 9, 4 ff Jub 1, 15 ff).
  • 24: 1 Ein messinnisches Fragment. „Ein Stein“-Messias s. Num 24, 17. „Ein Mann“ = Num 24, 17 LXX; MT „ein Zepter“ „in Sanftmut“ s. Zach 9, 9. 4 Randnote s. Is 11, 1 Jer 23, 5; 33, 15. 5 Ein 2. messian. Fragment (s. Is 11, 1., 6 f. Ps 45, 6.)
  • 25: 1 Auferstehung zu neuem Leben auf dieser Erde.

V Issachar 3: 1 „Landwirt“ nach Gen 49, 15 LXX.

  • 4: 4 Essenischer Zug.
  • 5: 8 Dies gehört zum T. Gad (s. Gen 49, 19).
  • 7: 9 „ewiger Schlaf“ schließt die Auferstehung nicht aus.

VI Zabulon 3: 4 Erklärung der Gebräuche bei der Schwagerehe (Dt 25, 10 Ruth 4, 4).

  • 4: 6 Troglodyten, in T. Jos 11, 2 Indokolpiten (2 Chr 12, 3 LXX)

VII Dan 5: 2 s. Zach 8, 16. „Gott des Friedens“ s. 1 Thess. 5, 23 Röm 15, 33 Phil 4, 9. 3 „Älteste Stelle der Verbindung von Gottes- und Nächstenliebe (s. Mt 22, 37 ff). 6 Entsittlichung unter den späteren Makkabäern. Älteste Stelle der Verbindung Dans mit dem Antichrist; im A. T. (Ri 18, 30; 1 Kg 12, 29) ist Dan ein Götzendiener. 13 Christl. Zusatz.

  • 6: 2 Michael (Jub 1, 29); um die christl. Zeitwende gilt Moses als Mittler. 9 Christl. Zusatz.

VIII Naphtali 4: 1 Zustände des 1. vorchristl. Jahrhunderts. 4 Abfall unter den Seleuciden oder den späteren Makkabäern.

  • 5: 7 Die Abneigung gegen Joseph (in 5–7) spiegelt den Haß der Juden gegen Samaria wider.
  • 6: 2 Das Schiff ist Gesamtisrael. 5 Der Sturm ist das Exil. 6 Joseph ist Samaria.
  • 8: 3 Christl. Zusatz.

IX Gad 2: 3 Die 30 Geldstücke entstammen christlichem Einfluß; Gen 37, 28 MT kennt nur 20 Silberlinge (LXX Gold). Statt Simeon andere Handschr.[1338] Juda.

  • 4: 7 s. Ex 6, 9 LXX Ps Sal 16, 11.
  • 5: 10 Die Wiedervergeltungslehre war im 2. vorchristl. Jahrhundert sehr populär (2 Mak 5, 10; 15, 32 ff.)
  • 6: 3 Die Empfehlung der Versöhnlichkeit steht einzig in der alten Literatur da; sie erinnert an Luk 18, 3 Mt 18, 15.

X Asser 1: 3 Älteste Erwähnung der zwei Wege. Die beiden „Neigungen oder Triebe“ bilden die Grundlage der späteren jüdischen Ethik.

  • 4: 5 Rehe und Hirsche zugleich Deckname für die Essener s. HL 2, 9 u. ö.
  • 6: 4 Der Empfang der Seele beim Tod durch Engel findet sich in der jüd. Literatur hier zuerst.
  • 7: 3 Der Gotteserscheinung folgt die Drachentötung s. Ps 74, 13. Der Drache ist hier der Satan.

XI Joseph 1: 1 Dieses Testament vereinigt zwei Schriften (1, 1–10, 4 und 10, 5–18. Die 1. Schrift handelt von der Keuschheit, die 2. von der Bruderliebe; die 1. nennt Potiphar den ägyptischen Mann, die 2. Pentephris. Die 1. spricht vom ägypt. Weib, die 2. vom memphitischen. 5 s. Mt 25, 35 f.

  • 13: 5 s. Dan 5, 7. „Der oberste aller Eunuchen, er hatte Weiber, Nebenweiber und Kinder“ in einer Handschr.
  • 18: 3 s. Jub 40, 10. Asenath.
  • 19: 2 Hirsche sonst Deckname für die Essener (s. HL 2, 9). 5 Die zwölf Stämme sind in Palästina gedacht; dies weist auf das 2. vorchristl. Jahrhundert. Die Kuh ist Palästina. Die Milch die Lehre. 6 Der vierte Stier ist Juda; 7 „ein anderes Horn“ ist Mattathias. 7 Judas der Makkabäer. 8 „ein Lamm“ Johannes Hyrkan; der Löwe ist der Stamm Juda; die wilden Tiere sind die Heiden. 12 s. Is 1, 8; 24, 20.
  • 20: 3 für Zilpa steht auch Asenath. „Rennbahn“ s. Gen 48, 7 für LXX Ephrat.

XII Benjamin 3: 8 das stellvertretende Leiden in vorchristl. Zeit s. 2 Mak. 7, 38. „Bundesblut“ s. Hebr 13, 20.

  • 6: 5 s. Jak 3, 10.
  • 7: 2 Kain. 3 Gen 4, 15. 24 handelt von der siebenfachen Rache an Kains Mörder. 4 Nach Jub 4, 2 war Kain bei Abels Tod 35 Jahre alt.
  • 9: 2 Die makkab. Siege erweckten die Hoffnung einer allgemeinen Heidenbekehrung im 2. vorchristlichen Jahrhundert. Die Testamente haben universalistische Tendenz (T. N. 2, 5; 8, 3. T. L. 14, 4; 5, 7; 4, 4; 8, 14; 11, 1. T. S. 6, 5. T. A. 7, 3. T. D. 6, 7. T. D Jud 25, 5 T. B. 9, 2; 10, 5). 3 Christl. Zusatz. 4 s. Mt 27, 51.
  • 10: 6 Sie stehen auf dieser Erde auf.