Topographia Palatinatus Rheni: KäysersLautern

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Topographia Germaniae
KäysersLautern (heute: Kaiserslautern)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1645, S. 50–52.
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KäysersLautern.

Diese Untere-Pfältzische Stadt / und Ampt Lautern / gräntzet an das Gewäld / das Waßgöw / von den Alten Vosagus, genant. Ja es rechnet Freherus part. 2. Origin. cap. 12. fol. 57. Lautern / oder Lutram, gar zu den Waßgavischen Orten / und nennet diesen derselben vornehme Zierd; muthmasset auch / daß sie vor Zeiten Caesarea, von Friderico Barbarossa, so das Königliche Schloß allhie / von welchem Radevicus lib. 2. cap. 76. und Guntherus VI. Ligurini, zu lesen / erbaut / genant worden seye; wiewol der Stadt Ursprung / wegen Lustbarkeit / und Gelegenheit deß Orths / älter seyn möge: Wie dann theils vorgeben / daß vor Zeiten ein Römisch Castell allhie gestanden / so hernach Attila zerstört: Carolus M. aber es wieder auffgebaut / und mit einem Königlichen Pallast geziert / welchen nachmals gedachter Käyser Friederich erneuert / und erweitert habe. Hat den Nahmen von dem klaren Flüßlein Lauter / so dardurch / und folgend in die Wog / oder See / der Käysers Wog / oder Wag / genant / fleust; und beede das Flüßlein / (so der Stadt Wappen zieret / und auch dem Schloß Lautereck den Nahmen gibt) und der See / herrlich / und wolschmackende Fisch / haben. Und ist in solcher Käysers Wag / im November / Anno 1497. ein Hecht 19. Schuch lang / gefangen / nach Heydelberg gebracht / auff Pfaltzgraf Philips Churfürsten Tafel getragen / und gessen worden / als er in solchen See vom Käyser Friderico II. Anno 1230. gethan worden / und sich darinn 267. Jahr auffgehalten hat; wie die Histori im Schloß allhie zu Lautern abgemahlt / und beschrieben; auch von andern erzehlt wird. Hat viel schwartze Streimen gehabt. Der mössene Ring / vergült / mit kleinen Kettlein / und eingesetzten / oder getruckten Griechischen Buchstaben / oder Schrifft / so er am Halß gehabt / ist vor der Zeit zu Hoff zu Heydelberg / in der Schatzkammer / auffgehoben / und dabey geschrieben gewesen: Diß ist die Form deß Rings / oder deß Kettleins / so der Hecht an seinem Hals 267. Jahr getragen. Die besagte Griechische Schrifft aber deß Rings lautet auff Teutsch also: Ich bin der Fisch / so am allerersten in den See kommen / durch deß Käyser Friederichs deß Andern Händ / den 5. Weinmonat / im Jahr ein tausend zwey hundert und dreyssig. Besihe hievon auch gedachten Freherum am acht und fünffzigsten Blat. Es ist diese Stadt lang dem Reich gehörig gewesen; aber Anno ein tausend vier hundert und fünff / Pfandtsweise / an Chur-Pfaltz / so sie durch ein algemeines Käyserlich privilegium an sich gelöst / kommen / wie in einer geschriebenen Verzeichnuß stehet; wiewol Münsterus lib. 5. c. 150. berichtet / daß Anno 1402. diese Stadt (da herum der Paß von Metz / und Lothringen / in die Pfaltz ist) / sampt Oppenheim / Odernheim / und Ingelheim / von dem Reich / dem Pfaltzgrafen / umb hundert tausend Gulden versetzt worden seye. Der Käserliche Pallast / oder Schloß alda / ist vast noch gantz / und auffrecht / welches / ob es wol mit der Römischen Manier zu [51] bauen nicht gäntzlich überein kompt / seine Zierd / und herrlich Ansehen hat; und deßwegen der Pfaltzgrafen angenehme / und ihnen wol anstehende Herberg / zum öfftern / gewesen; wie dann dieser Orth zum Jagen und Fischen gar bequem ist; und ist das Waßgöw / so ihrer viel das Westerreich nennen / von Lothringen eben allhie bey Lautern abgesondert / und abgeschnitten worden. Und weilen die alte Teutsche Käyser von Aach hieher offt gezogen / und sich allhie sonderlich zu gewissen Zeiten deß Jahrs / mit Jagen und Fischereyen / erlustiget / so ist daher dieser Bezirck in / und umb Lautern / bey den alten Scribenten sehr berühmbt. Und liset man / daß zu deß gedachten Käysers Friderici II. Zeiten allhie bey Lautern / im Schloß ein Betth gewesen / daß man alle Tag frisch gedeckt / weil es alle Morgen verworffen / und verworren gefunden worden; wiewol niemands darinn gelegen; so Spigelius lectum fictitium nennet. Anno 1028. den 5. Jener / ward der Frauen Infantin und Ertzhertzogin / Isabellen / etc. nach Brüssel / ab dem Käyserlichen Hoffe geschrieben / das Prämonstratenser Kloster allhie / dem Orden wieder einzuantworten; wie Carolus Carafa, in Germania sacra restaurata, und daselbsten im Appendice berichtet. Dann Lautern damaln in Spanischen Handen war. In dem Bauren-Krieg Anno 1525. haben sich die von Lautern beständig / und treu / gegen ihrem Landsfürsten / wider die Bauren / verhalten / so ihnen auch belohnt ward. Anno 1621. ist Ampt / und Stadt Lautern / von Marggraf Spinola eingenommen / und als sie sich selbst wolten erlösen / und die Besatzung hinauß schmeissen / seynd sie übermannt / und ihrer etliche an Leib / Leben / und Gut / gestrafft worden. Kam hernach in Schwedischen Gewalt; aber An. 1635. den 7. 17. Julij / haben die Käyserische diesen Ort mit Sturm erobert / und / neben dem darinn gelegenen gelben Regiment / alles ohne Unterscheid nidergehauen / und 3. Tag geplündert; wie in deß Latomi Historischen Herbst Relation dieses Jahrs / am 70. Blat / stehet. Anno ein tausend sechs hundert vierzig und vier / den 25. Christmonats / ist der Frantzösische General Herr Viconte von Touraine, zu Mäyntz angelangt / welcher hernach dem Herrn Pfaltzgrafen Philipsen Ludwig / der Heydelbergischen Lini / (siehe unten Simeren) im Nahmen der Kron-Franckreich / allhie zu Lautern / oder Käysers-Lautern / sein Land wieder eingeraumt / diese Stadt der Burgerschafft anbefohlen / das Schloß aber allhie besetzt hat; wie Georg Engelsüß im zweyten Theil deß Weymarischen Feldzugs / am zwey hundert und sechzehenden Blat / berichtet: Wie dann dieser Ort / nach hochgedachten Herrn Pfaltzgrafens Durchleucht / neben anderen Plätzen auff dem Hundsruck / gehörig ist. Siehe unten Wolffstein / und Wormbs.

Anno ein tausend sechs hundert fünffzig und fünff / war grosses Hagel-Wetter umb Käysers-Lautern / so auff drey Meil Wegs alle Früchte / sampt vielem Vieh / erschlagen.

Das Ampt dieser Stadt hat einen sondern Ruff von zweyen Stucken: Erstlich / daß ein stattliche Stutterey darinnen / von wilden Pferden / so in der Menge alda gefangen / und der Pfaltz / oder dem Landsfürsten / zum besten / gezämt / und aufferzogen werden. Darnach daß ein Glaßhütte mitten in dem Gewäld / nicht zwar von Venedischem / doch zum täglichen Gebrauch nutzlichem Glaß / so auch hin und wieder / verkaufft wird.

Es ligt in diesem Ampt / und ein Meil von Lautern / Otterburg / oder Oterberg / ein Kloster / Cistertzer Ordens / Mäyntzer Bistumbs / in welchem Anno ein tausend fünff hundert sechzig und eins / der letzte Abbt Wendel Meerbot gewesen / so das Kloster Chur Pfaltz übergeben / dergestalt / daß ihn daran nicht irren / hindern / oder fürtragen soll / einig Recht / Ordnung / Schatzung / Constitution, Canon, Capitul, Concilium, Decret, Concordaten, Freyheit / oder Genad / excummunication, Bann / etc. Nachmals ist diß Closter denen vertriebenen / oder selbst auß Franckreich / und Niederland / fliehenden Frantzosen / Wahlonen und Niederländern / alda zu wohnen / von Chur-Pfaltz untergeben / und eingeraumt worden / so es auch fein haben aufferbaut; daher es nachmals für ein Städtlein gesetzt / und gerechnet worden ist. Ligt sonsten an einem bergichten Orth / und gibt es da ein gute Pferdtzucht / von oben gedachten wilden Pferden.

[52] Es hat vor etlich Jahren wegen deß Fürstenthums Lautern zwischen Herrn Churfürsten Carl Ludwigen / und seines Herrn Vattern Brudern / Herrn Pfaltzgraf Ludwig Philipsen / Strittigkeit geben. In dem Abschied deß Reichstags zu Regenspurg Anno 1654. auffgericht. §. Uber das / und nach dem; stehet / daß solche Strittigkeit / wegen beyder Fürstenthümer Lautern / und Simmern / sampt darzu gehörigen Landen / durch die Käyserliche Commissarien endlich hingelegt / und verglichen worden / wie der auffgerichtete Vergleich sub dato Regenspurg den 22. November. (2. December.) Anno ein tausend sechs hundert fünffzig und drey / mit mehrerm nach sich führe. Ich hab zwar solchen Vergleich nie zu sehen bekommen können; dieweil aber der Herr Churfürst lit. F. a. b. zweymal / wegen Lautern / in der Subscription, und Herr Pfaltzgraf Ludwig Philips / allien wegen deß Fürstenthums Simmern / gesetzt wird; so ist unschwer daraus abzunehmen / daß das Fürstenthum Lautern nach Heydelberg jetzt gehöre.