| I.
Über Vorcheim.
Vorcheim, eine Stadt und Vestung im Bißthum
Bamberg, liegt in einer Ebene, wo die beyden Bäche,
Wiesent und
Truppach, in die
Regnitz fallen. Ihre Bauart zeuget von ihrem Alterthum. Vielleicht veranlaßt dieser Aufsatz, den ich dem Publico kaum für etwas mehr, als für
Etwas geben darf, einen Bambergischen Patrioten uns eine actenmäßige Geschichte Vorcheims zu liefern; und dann ist hier die Bemerkung überflüßig, daß man schon im achten oder doch im Anfang des 9ten Säculi Vorcheim unter die Handels- oder vielmehr Niederlagsstädte in Teutschland zählte
[1] und daß ehedem Reichstage, Königswahlen
| und Synoden daselbst gehalten wurden.
[2].
Vorcheim ist eine Reichsvestung. Wegen ihrer Unterhaltung genießt der Fürstbischoff von Bamberg einen merklichen Nachlaß an den Römermonaten, weswegen auch die ganz von Quadersteinen aufgebauten Wälle und Vestungswerke immer in ziemlich gutem Stand erhalten werden. Die Vestung besteht in einem Wall, Cordon mit fünf Bastionen, erfordert aber wegen ihrer Weitläuftigkeit eine starke Mannschaft. Der äussere Graben kann durch einen Arm des durch die Stadt geleiteten Wiesentflußes ganz mit Wasser angefüllt werden, welches wohl das meiste zur Bevestigung in Kriegszeiten beytragen würde. In Friedenszeiten besteht die Garnison beyläufig aus 160 Mann Infanterie, sodann aus Einer Compagnie regulairer und aus Einer Compagnie bürgerlicher Artilleristen. Ehedem lagen hier auch die zwey Compagnieen Cavallerie, welche Bamberg zum Fränkischen Kreis stellen muß, weswegen auch zwey Casernen, eine für das Fußvolk, die andere für die Cavallerie, da
| sind. Allein weil gegenwärtig die Fürstbischöffe zu Friedenszeiten aus den Cavalleriecompagnien ihre Leibgarde formiren; so wird die Cavalleriecaserne zu Quartiren für pensionirte Officiere oder für Staatsgefangene gebraucht.
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Das Zeughaus, das an sich eher einer alten Kutschenremise gleicht, verdient wegen seiner guten und regulären Einrichtung, welche man dem verdienten Herrn Kreisartilleriemajor
Neussel zu danken hat, besehen zu werden. Es finden sich hier beyläufig gegen vierzig Kanonen von verschiedenem Caliber. Wäre übrigens der Vorrath an brauchbaren Gewehren und Waffen in gleichem Verhältniß mit den vorhandenen vielen unbrauchbaren, so könnten vielleicht zehen tausend Mann damit versehen werden. Der Vorschlag, ein neues Zeughaus zu erbauen, ist längst gemacht worden. Zwey artige Pavillons, die den Eingang formiren, sind schon erbaut. Wird ihnen gleich das Ganze ausgeführt, so erhält die Stadt eine neue Zierde. An Bomben, Kugeln, Lunten u. d. gl. ist ziemlicher Vorrath vorhanden, so wie man auch in zwey von Brettern erbauten Pulvermagazinen eine beträchtliche Quantität Pulver aufbewahrt.
| Sie stehen auf dem Wall ganz frey auf Pfählen. Der Vorrath, den sie enthalten, wird aber in kritischen Zeiten in ein vorhandenes bombenfreyes Magazin geschafft. – Die Cassematten sind gut gewölbet. Die sorgfältige Pflege alter ehrwürdiger Lindenbäume auf dem Walle, welche man sich in andern Vestungen zur Vesthaltung der Wälle und Bedeckung der innern Gebäude so angelegen seyn läßt, habe ich hier vermißt. Der Genuß der Wälle ward dem Herrn Commendanten eingeräumt; und der jetzige hielt es für einträglicher, die Linden auszurotten, und statt ihrer niedliche und Nutzen bringende Obstbäume hinzupflanzen. Eine in ökonomischer Rücksicht sehr zu empfehlende Reform! – Auf keinen Fall könnte Vorcheim eine förmliche Belagerung lange aushalten. Von der Anhöhe, auf der die Felsenkeller liegen, würde die Stadt gar leicht und bald zusammengeschossen werden. Allein immer kann sie gegen den ersten Anlauf schützen, und ansehnliche Magazine aufbewahren.
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Die Lage Vorcheims ist schon oben angegeben worden. Die Stadt ist in Vergleichung mit den Bambergischen und Wirzburgischen Landstädtchen ziemlich groß und hat vier Thore. Von aussen präsentirt sie sich so
| übel nicht, da von den Wällen ihr Alterthum maskirt wird. Gerade regelmäßige Straßen darf man hier nicht suchen. Die Einwohner, deren Anzahl sich über 4000 belauft, sind größtentheils Professionisten, die bey ihrem Handwerk starken Ackerbau treiben. Wenn Vorchheim dem Scepter eines weltlichen Fürsten unterworfen wäre, so ließe sich daraus bald ein zweytes Fürth oder Offenbach machen. Die ganze umliegende Gegend hat die Natur reichlich bedacht. Der Wohlstand des Orts ließe sich durch eine sorgfältigere Benützung der Spenden der Natur ausserordentlich erhöhen. – Der
Regnitz-Fluß wird an der großen Brücke vor der Stadt schiffbar. Aus diesem einzigen Umstande, wenn man hinlängliche Rücksicht darauf nähme, könnte großer Vortheil gezogen werden. Hier könnte man Niederlagen von dem Bayerischen oder Salzburgischen Scheibensalz errichten, und dieß sodann durch ganz Franken zu Wasser verführen; die rothen und gelben Farben, welche aus dem Bayreuthischen und aus der Oberpfalz für ganz Franken und den Rheinstrom hieher geliefert werden, eben so leicht in größerer Quantität weiter transportiren. Der Handel, der in den Oberämtern Vorcheim
| und Marloffstein mit Obst und Obstbäumen bisher getrieben wurde, ließe sich auf diese Weise ansehnlich erweitern, so wie überhaupt das Verkehr zwischen den obern Ländern, Bayern, Nürnberg, dem Anspachischen, Bayreutischen etc. und zwischen Unterfranken und dem Rheinstrom zum Gewinn für die Stadt einen vortheilhaften Schwung erhalten könnte. Die gute Mutter Natur, welche hier ihre Gaben so reichlich austheilt, und dem Einwohner alles ohne ausserordentliche Mühe darreicht, mag wohl Schuld daran seyn, daß in dem Charakter der Vorcheimer nur wenig von Industrie anzutreffen ist. Er baut mit leichter Mühe sein gutes Feld, welches nicht selten zwanzigfältig wuchert. Über funfzehntausend Morgen Wiesen, die durch häufig in dem Regnitz- und Wiesentfluß angebrachte Wasserräder gewässert werden, liefern größtentheils dreymahl im Jahr häufiges und gutes Futter für das Vieh. Die auf den Anhöhen zur Seite der Stadt liegenden Obst- und Baumgärten, welche von einem Fremden für einen ordentlich Wald angesehen werden, geben so vieles Obst von allen Sorten, daß der Bürger mit seinem Überfluß noch einen beträchtlichen Handel treiben
| kann. Auf der einen Seite der Stadt bis auf das eine Stunde entfernte Dorf
Reuth sind viele Weinberge, deren Product, ob es gleich im Grunde ein elendes Getränk ist, dennoch von den Oberländern z. E. Nürnberg, Erlangen etc. theuer eingekauft, mit gutem Wein vermischt, und dann unter dem Namen
Wertheimer verschenkt wird. – Der importante Bürgerwald, dann die sogenannte untere Mark, und die umher liegende fürstliche Waldung, liefern Holz genug. Die Regnitz, die vielen in der Markung befindlichen Weiher und Teiche, und die Wiesent lassen es nie an allen Gattungen von Fischen fehlen. Letzterer Fluß liefert auch viele Aale.
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Zwölf Jahrmärkte in der Stadt, mehrere Märkte in der umliegenden Gegend, helfen den Handwerksleuten ihre Fabricate leicht und gut anbringen; so wie diese Märkte, die Gerichtsstellen und die vielen Feyer- und Ablaßtäge, welche die Franciscaner halten, und durch die sie das Landvolk häufig in die Stadt ziehen, endlich auch die ununterbrochene Passage auf der großen Landstraße nach Sachsen und Nürnberg den Wirthen, Wein- und Bierschenken, Metzgern, Beckern u. d. gl. eine beträchtliche Nahrung und reichlichen
| Absatz gewähren, wodurch vieles Geld in die Stadt gebracht wird. Der Wiesentfluß betreibt in und vor der Stadt zwey und zwanzig Mühlen, worunter Eine Papiermühle, Eine Spiegelschleif, Ein Eisenhammer, viele Schneid- Mahl- Malz- und Lohmühlen begriffen sind. Um die Gemächlichkeit der Einwohner noch mehr zu unterstützen, haben die nach Nürnberg und in die obere Gegend mit schwer befrachteten Wägen gehenden Sächsischen Fuhrleute sechs zur Gewohnheit gemacht, auf ihrem Rückweg durch Vorcheim sich hier mit dürrem Obst, Getraid, hauptsächlich aber mit Hirse, Inschlitt, welschen Nüssen, feinem Mehl u. d. gl. neu zu befrachten, und diese Producte vor den Häusern der Verkäufer aufzuladen. Die Viehzucht ist wegen des reichlichen Futters beträchtlich; so wie auch der Handel mit Mastvieh, Butter und Schmalz sehr ansehnlich.
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Von Brachfeldern weiß man hier nichts. Die mehresten Äcker müssen des Jahrs zweymahl tragen. Das Feld kann aber auch mit Düngung gezwungen werden; wozu noch der Vortheil kommt, daß zur Streu mehrentheils abgefallenes Laub der Wälder gebraucht wird, um das Stroh
| zum Winterfutter zu benützen. Noch vortheilhafter würde es für die Einwohner seyn, wenn man sich dahin verstünde, die großen zu dreyviertel Stunden entlegenen Hutanger, auf welche das Vieh in der größten Hitze getrieben wird, aufzuheben. Der Nachtheil, in Rücksicht des verschleppten Düngers und des Verlusts der Milch, ist eben so groß, als die weitere Folge, daß das Vieh dennoch hungrig, erhitzt und abgemattet nach Haus kommt, ganz natürlich und gleich bedenklich ist. Allein der Vorcheimer bringt auch hier nur die Gemächlichkeit, den Tag hindurch wegen des Viehs im Stalle eine Sorge weniger zu haben, in Anschlag. Seine Voreltern haben es ja auch so gehalten!
Wer das Bürgerrecht in der Stadt erlangt hat, darf gegen Versteurung Kauf und Handel treiben, auch Bier und Wein schenken. Daher so viele Krämer, allein nicht ein einziger zuverläßiger im ganzen Orte. – Zwölf bis funfzehentausend Eymer Bier, eine ziemlich ansehnliche Summe – werden jährlich in Vorcheim gebräut und auch consumirt, so daß es mit diesem Getränk gegen den Spätherbst noch sehr sparsam hergeht.
| Sollte man nach Übersicht des Obigen nun nicht denken, daß der Wohlstand in diesem Orte auf einem sehr hohen Grad stehen müsse? Und doch ergibt sich das Gegentheil. Man darf sicher annehmen, daß in dieser Stadt kaum sechs Wohlhabende und kaum der zwanzigste Theil unter die mittelmäßig Wohlhabenden zu zählen sind, die übrigen Neunzehntheile aber gerade nur so viel besitzen, als zur Aufrechthaltung des Scheins nöthig ist. Der leichte Erwerb täglicher Nahrungsmittel, ein gewisser unüberwindlicher Hang zum Wohlleben, die Güte und Stärke des Biers, die Felsenkeller, welche eine halbe Stunde vor der Stadt in einer bezaubernden Gegend liegen, und den ganzen Sommer hindurch Tag für Tag besucht werden, so daß dort ein ewiges Schmausen und Zechen herkömmlich ist, – sind vielleicht die Hauptursachen des sich immer mehr vermindernden Wohlstandes der Bürger. Man muß dieß selbst beobachten, um ganz von der Wahrheit meiner Behauptung überzeugt zu werden.
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Die Religion dieser Stadt ist, einige Judenfamilien abgerechnet, bekanntlich die Römischkatholische. Das Franciscaner Kloster sorgt redlich für die Erhaltung der reinen
| Lehre. An Kirchen und Seelsorgern fehlt es keineswegs. Denn erstlich findet sich hier eine
Haupt- Pfarr- und
Stiftskirche. Dazu gehört nämlich ein Canonicatstift von 8 Capitularen, einem Probst, welcher aus dem Domcapitel zu Bamberg von dem Fürstbischoff gesetzt wird, und einem Dechant. Der letztere ist Stadt- und Spitalpfarrer. In diese Pfarrkirche sind zugleich auch die Ortschaften
Burk, Bukenhofen und
Serlbach eingepfarrt, welche durch zwey Capläne versehen werden. Dem hiesigen Capitel gehört auch die Pfarre zu
Pinzberg, die ein Canonicus versieht. Übrigens haben diese Canonici nichts zu thun, als ihre
Horas in der Kirche zu beten; (denn mit
Singen geben sie sich nur an den höchsten Festen ab;) und die übrige Zeit ruhig in ihren eigenen Höfen zu sitzen. – Ausser der Hauptkirche ist hier noch eine
Mariencapelle, die
Spitalkirche, die
Gereonscapelle bey dem Oberamthause, und die
Franciscanerkirche nebst ihrem Kloster, in welchem 24–26 Mönche sind, die sich von dem Fett der armen Unterthanen nähren und gut leben. An geistlicher Nahrung leidet man demnach zu Vorcheim keinen Mangel. Messen, Vespern, Bruderschaften und andere dergleichen Andachten
| gibt es im Überfluß. In der Stadtkirche legen die jungen Capläne zuweilen gute Predigten ab. Es ist überhaupt eine erfreuliche Bemerkung, daß in Canzelreden auf das praktische Christenthum immer mehr hingewiesen, die nationalisirten Irrthümer untergraben, dem tief gewurzelten Aberglauben wenigstens gesteuert und den mönchischen Grillen dringender entgegen gearbeitet wird. Der jüngere Clerus verdient in dieser Rücksicht alles Lob. Allein bis jetzt bleibt der Trost zu guten Aussichten immer noch schwach. Ein Kloster und die fetten Bewohner desselben wissen sich den besten Absichten schon entgegen zu stemmen. Der Einfluß der Mönche ist unglaublich, besonders beym grossen Haufen, den sie immer an sich haben. – Es ist ausgemacht richtig, daß in Vorcheim die Mönchspredigten verhältnißmäßig weit häufiger besucht werden, als die Predigten in der Pfarrkirche, und das Warum? nicht schwer zu bestimmen. So lange in dem Tempel der Schüler Franzens nichts besseres vorgetragen wird, läßt sich nur wenig Wirkung der redlichen Bemühungen der verdienten jungen Weltgeistlichen erwarten. Was diese mit vieler Mühe aufbauen, reißen jene wieder leichter nieder. Die guten Canzelredner unter
| den Franciscanern sind überhaupt gewiß zu zählen. Wenn auch ihre Arbeiten erträglich ausfallen, so verdirbt doch das fehlerhafte Teutsche, die charakteristische Declamation und Gesticulation alles wieder. Der treffliche Redner
Eulogius Schneider war bis jetzt eine Ausnahme von der Regel.
[3] Bisweilen werden die hiesigen Klostergeistlichen durch benachbarte Klöster noch unterstützt. Ich selbst hörte einen dieser Männer in der Franciscanerkirche zu Vorcheim an dem Feste eines Heiligen, ob des h. Dominicus oder des Thomas von Aquin, ist mir entfallen, eine Predigt ablegen, die ziemlich viel Unverdaulichkeiten enthielt. Der Vorspruch war aus dem
Hohenlied Salomons Kap. 3,4. genommen, und lautet in Teutscher Sprache nach der Vulgata also:
Ich suchte, den meine Seele liebt, ich hielt ihn, und will ihn nimmer von mir lassen. Daraus stellte er vor:
Thema. Der Heilige
Thomas (
posito, daß eben das Fest dieses
| Heiligen gefeyert wird)
und der Herr Christus. 1) Wie der h. Thomas den Herrn Christum sucht; 2) wie er ihn findet; 3) wie er ihn nicht mehr von sich läßt. Der Redner war ein Benedictiner. Welch ein Contrast zwischen ihm und seinem Ordensbruder Werkmeister!
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Die Erziehung der Jugend ist auch hier, so wie in den meisten katholischen Orten, lediglich der Direction der Geistlichkeit übergeben. Diese, treu dem alten allgemeinen Herkommen, ist zufrieden, wenn das Kind den Katechismus wie ein Staarmatz herschwätzt. Es mag viele elende Katechismen geben, allein der im Bambergischen und Wirzburgischen übliche ist sicherlich einer der zwecklosesten. Wer Lust hat, einst als Klopffechter auf dem Streitfeld zu erscheinen, kann hier
quantum satis Belehrung finden. Allein zur Aufhellung des Verstandes, zur Veredlung des Herzens trägt er nichts bey; ist demnach, wie ein verdienter katholischer Gelehrter in einer äusserst freymüthigen und merkwürdigen Schrift
[4] von einigen vorzüglichern
| z. E. dem
Felbigerischen Katechismus mit Grund behauptet, noch mit weit größerm Recht, für den Kinderunterricht nicht nur unnütz, sondern sogar schädlich zu nennen. – Unglücks genug für die armen Kinder, wenn der Director der Schule nicht mit bessern zweckmäßigern Büchern nachhilft, um in dem Verstand der Kinder Begriffe zu entwickeln und zu berichtigen, ihren Kopf mit nützlichen fruchtbaren Kenntnissen zu bereichern. Doch alles dieses ist nur ein
Theil seiner Function. Was nützt alles Wissen, wofern nicht die
sittliche Bildung dabey gewinnt! Ohne zu behaupten, daß diese in Vorcheim vorzüglich vernachläßigt werde, ist doch so viel gewiß, daß die Ausgelassenheit, die Üppigkeit und das unhöfliche ungeschliffene Wesen der dortigen Schuljugend, kein günstiges Vorurtheil für den Schulunterricht erwecke.
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Die Knaben-Schule ist in drey Classen eingetheilt. Der Rector ist Lehrer der obersten, oder lateinischen Classe, welche ihre Existenz einer eigenen Stiftung verdankt. Der Cantor hat die zweyte; der
Succentor die unterste dritte Classe zu versehen. Die vierte und beste Schule ist die Mädchenschule,
| die der alte Organist
Jungleib hält. Sie würde sich noch mehr auszeichnen, wenn man diesen guten Mann nachhülfe. – In den zwey obersten Classen werden jährlich öffentliche Prüfungen angestellt, allein man wird sich keine sonderliche Vorstellung von dem Unterricht dieser Kinder und von dem Manne welcher die Direction führt, machen können, wenn man erfährt, daß letzterer in einem solchen öffentlichen Examen ein Kind einst gefragt hat:
Warum der heilige Geist als eine Taube und nicht als ein Canarienvögelein erschienen sey?.
Vorcheim ist ein zu dem Bißthum Bamberg gehöriges Oberamt, wozu ausser der Stadt noch etliche dreyßig auswärtige Ortschaften gehören, die zusammen genommen die Vorcheimer Cent genannt werden. In der Stadt führt der Oberamtmann als Stadtschultheiß das Directorium. Der Stadtmagistrat, welcher unter dem Vorsitz des Oberamtmanns aus dem Stadtrichter, aus zwey Bürgermeistern und sechs Rathsgliedern besteht, besorget und verwaltet in der Stadt die Justitz. Ehedem hatte dieses Rathscollegium viele Vorzüge und Privilegien. Sie wählten unter andern die abgegangenen
| Mitglieder des Raths aus der Bürgerschaft selbst, so auch den Stadtrichter, der eigentlich Syndikus des Raths war. Allein dieß ist nun anders. Der Rath kann nicht mehr einen Fremden zum Bürger aufnehmen, ohne vorher bey dem Fürsten anzufragen. Aus Gnaden darf er bey Eröffnung einer Stelle im Rath und den von dem Rath besetzt werdenden kleinen Nebenverwaltungen drey Subjecte verschlagen; nicht selten gibt aber der Fürst willkürlich einem vierten das Amt. Eben so hat der Rath noch die Ehre, über die beträchtlichen Stadtrevenüen die Rechnung führen zu dürfen, aber ausser den gewöhnlichen Ausgaben muß über jede, die sich über 30 fl. belauft, bey der Landesregierung erst angefragt werden. Die jährlichen Stadteinkünfte betragen gegen 7000
fl. Frk. Sie fließen aus den Stadtwaldungen, aus der Verpachtung gemeiner Grundstücke, aus Handlohn und Lehenfällen, Erb- und Zinsgeldern; aus dem halben Zoll, den die Stadt mit dem Fürsten zugleich bezieht, den Marktgeldern, endlich aus dem sogenannten Voraus, dessen jährlicher Betrag für jeden Bürger einen
rhn. Gulden ausmacht. Wöchentlich werden zwey Sessionen auf dem Rathhaus gehalten, und
| in denselben die vorfallenden Justiz- und Klaghändel abgethan.
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Nebst diesem ist in der Stadt noch das
Oberamt für die auswärtigen Ortschaften, dieses besteht in dem Oberamtmann
[5] dem Centrichter und einem Actuarius. Die hier vorkommenden Klaghändel werden in dem Oberamthause und in Abwesenheit des Chefs dieses Gerichts bey dem Centrichter vorgenommen. Letzterer besorgt alle in die hohe Cent einschlagenden Malefizsachen, sowohl der Stadt als des Oberamts, allein. – Der
Fürstenkastner nimmt alle fürstlichen Einkünfte an Getraid, Zinsen, Lehengeldern, Wein, Ungeldern etc. ein. – Der
Steuereinnehmer hat die Besorgung der Landessteuern; er schreibt bey Verkauf- Tausch- Erbfällen etc. die steuerbaren Grundstücke ein
| und zu, und besorgt auch die Auszahlungen für den Chausseebau. – Der Fürstliche
Forstmeister wacht über die Gerechtsame der F. Waldungen, und beschäfftigt sich mit Verrechnung der daher fließenden Einnahme mit der Aufsicht über die Jagden und Forstlehen. – Der Zöllner besorgt das Zollwesen für den Fürsten und die Stadt. – Der
Domprobsteykastner hat die Einkünfte des Domcapitels, dessen Zehenten und Lehen in dieser Gegend beträchtlich sind, unter sich. – Der
Spitalverwalter besorgt die Angelegenheiten des Spitals. Diese Stelle sollte nach der Stadtordnung dem jedesmahligen Stadtrichter zugelegt seyn. Allein auch dieß wurde durch Eingriffe in die städtischen Gerechtsame abgeändert. – Dem
Bau- und
Caserneninspector, der unter der Fürstlichen Obereinnahme und unter dem Hofkriegsrath steht, ist das Bauwesen der Vestung und Casernen, die Verwaltung zur Unterhaltung und Verpflegung des Militairs übergeben. – Der
Stadtphysikus ist zugleich auch Garnisonsphysikus, und wird zur unentgeldlichen Besorgung der armen Stadt-Kranken aus dem Spital und andern milden Stiftungen besonders besoldet. – Der
Obleyer besorgt die Einkünfte des hiesigen Canonicatstifts. –
| Der
Apotheker versieht die Stadt, das Lazareth und die Krankenhäuser. –
Vom Militair steht hier ein Commendant; ein Vicecommendant; ein Major der Artillerie; ein Hauptmann der Artillerie; ein Stückjunker; ein Hauptmann und zwey Lieutenants der Infanterie; ein Wachtmeisterlieutenant u. s. w.
Ehedem müssen sich hier viel adeliche Familien aufgehalten haben. Noch sind die ehmaligen Höfe derer von
Seckendorf, Wiesenthau, Pöllnitz, Fuchs, Stiebar, Würzburg, Staufenberg, vorhanden. Unter die öffentlichen Gebäude gehören:
a)das
Rathhaus, das aber vor Alter morsch und wurmstichig ist.
b) Die Häuser des Commendanten; c) des
Oberamtmanns. Beyde wohlgebaut; die innere Einrichtung könnte aber doch geschmackvoller und bequemer seyn.
d) Der
Fürstliche Kastenboden. Ein großes altes Schloß, ehmahlige Residenz der Bischöffe, dermahlen zu Getraidböden eingerichtet.
e) Der
neue Kastenboden. Neu und geschmackvoll erbaut.
f) Zwey
Casernen.
g) Das
Lazareth. Liegt für Kranke sehr vortheilhaft.
h) Das
Catharinenspital.
i) Das
Centhaus.
k) Eine neuerbaute
Salpeterfabrik.
| l) Das neu erbaute
Schulhaus.
m) Ein
bombenvestes Pulvermagazin, in dem ausser Feindesgefahr allerley altes Rüstzeug aufbewahrt wird.
Gasthöfe sind zwar in der Stadt mehrere. Aber ich rathe keinem Fremden von Distinction sich anderswohin, als in die Post einzulogiren. Denn ihre Einrichtung und die Verfassung ihrer Besitzer ist gar zu elend, aber für Fuhrleute und Handwerkspursche gut genug. Einige Einwohner Vorcheims besitzen recht artige aus Steinen erbaute Häuser, aber freylich sind die mehresten übrigen von innen eben so beschaffen, wie ihr äusseres Ansehen verspricht.
Die alte Sitte, nach dem hergebrachten Schlendrian die Stadtrechnungen zu führen, ohne gehörige Bilanz zwischen Ausgabe und Einnahme zu ziehen; der siebenjährige Krieg, welcher für die hiesige Stadt besonders drückend wurde; mitunter auch etwas Unordnung von Seiten der, alle drey Jahre umwechselnden, Stadt-Rechnungsführer; hauptsächlich aber öftere sehr langwierige Regierungscommissionen, welche auf Kosten der Stadt da lagen, und deren Beschlüsse immer so eingerichtet waren, daß einer abziehenden
| Commission die andere bald wieder nachfolgen mußte, zogen der Stadt eine Schuldenlast von ungefähr 15000 fl. zu. Bey 7000 fl. jährl. Einkünfte und bey guter Administration derselben hätten sie auch leicht wieder getilgt werden können. Allein mit der Abzahlung sollte es nicht so geschwind gehen; so manche Zubuße hätte mit einemmahl aufgehört, und eine reichliche Erndte wäre für die Zukunft vereitelt worden. – Es erfolgten abermahls lange kostspielige Commissionen; das Stadt-Aerarium wurde mit Muße untersucht. Man fand himmelschreyend, daß aus der Stadt-Cassa drey Bürgermeister, jeder mit 50 fl. und 12 Rathsglieder, jedes mit 8 fl. bezahlt wurden. Es erfolgte demnach die Reduction eines
Burgermeisters und
sechs Rathsglieder, welches eine Ersparniß von 98 fl. bewirkte. Dagegen aber fand man billig, gerecht und heilsam, daß jährlich aus dem Stadt-Aerario über 120 fl. für Neujahrspräsent und Douceurs an Räthe von verschiedenen Dikasterien nach Bamberg bezahlt werden. Und diese Rubrik mußte heilig stehen bleiben! So machte man noch verschiedene Reductionen und legte einen neue Abgabe von 20
Kr. jährlich Frohngeld auf.
| Am Ende der Commission wurden zum Nutzen der Stadt gemeine Grundstücke verkauft, um die Commissionskosten bezahlen zu können. Man bemühete sich hiebey sorgfältig, derjenigen, welche diese ökonomischen Verbesserungen ohne Diäten hätten unternehmen können, hinlängliche Kenntniß der ganzen Lage der Sachen haben konnten und mußten, und das volle Zutrauen des Volks besaßen, zu entfernen, und sie in eine solche Lage zu setzen, daß sie das Unwesen nur von weiten ansehen durften. – Dem spähenden Adlerblick eines
Franz Ludwigs entging dieser Zustand Vorcheims nicht. Dieser weise Regent durchschaute die Lage seiner Stadt mit durchdringendem Kennerauge. Er witterte Unrichtigkeit, und fing die heilsame Curart dieses kranken Körpers damit an, daß er die Angelegenheiten Vorcheims
besonders in sein
Kabinet zog, und hierdurch allerley Nebenabsichten und gewisse schädliche Einflüße abschnitt. Er sah wohl ein, daß Vorcheim hinlängliche Mittel in sich enthielt, bey kluger Anwendung und weisem Gebrauch derselben zu blühenderm Wohlstand gelangen zu können. Die Folgezeit läßt nun alles Gute hoffen.
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| Vorcheim war bisher nicht gepflastert. Der durch alle Gassen der Stadt fließende offene Bach, welcher wegen seiner unbedeutenden Einfassung die Straßen fast nie austrocknen ließ, vermehrte die Unreinlichkeit eher, als daß er solche verminderte. Ein in der Mitte der Stadt befindlicher Teich, in dem sich alles Ekel erregende concentrirte, verursachte öfters die hartnäckigsten Epidemien, wodurch viele Menschen hinweggerafft wurden. Der
wohlthätige Fürst ließ aber den stinkenden Teich austrocknen und auffüllen, den offenen Bach in einen unterirdischen Canal fassen, und den Anfang mit Pflasterung der Stadt machen. In kurzer Zeit wird auch diese wohlthätige Reform geendet seyn. – Ein in der Mitte des Orts stehender alter Thurm, der zu nichts diente als die Straße zu verengen, ward mit vielen Kosten abgebrochen und weggeräumt. – Der große Paradeplatz, auf welchem man nach wenigen Regen kaum gehen konnte, wurde ganz aufgefüllt und in einen schönen Marktplatz und angenehmen Spaziergang umgeschaffen. –
Franz Ludwig besuchte selbst einigemahl die Schulen in V. die in elenden Löchern, zum körperl. Nachtheil des Lehrers und der Lernenden, gehalten werden
| mußten, und ließ im letztern Jahr einen neuen geraumigen Schulbau ganz von Quadersteinen aufführen; auch dem innern Schulwesen mehr Zweckmäßigkeit und Vollkommenheit zu geben, läßt er seine angelegentlichste Sorge seyn. – Die schlimmen Wege um Vorcheim herum – die besonders gegen Erlang zu, wenn das Wasser nur im mindesten ausgetreten, ohne Lebensgefahr kaum zu passiren waren, sind nun durch neu angelegte kostbare Chausseen und Brückendämme zu den angenehmsten Straßen umgebildet. Von Bamberg bis Vorcheim ist der Bau bereits gänzlich vollendet und von Vorcheim gegen Bayersdorf schon sehr weit gediehen. (Die letztere Chaussee wurde wegen des oftmahls zusammenlaufenden großen Wassers über 10
Schuh hoch erbaut, und auf der Wasserseite eine Viertelstunde lang mit Quadersteinen aufgemauert.) Durch die fahrbare, nun gefahrlose Straße kommt vieles Geld in die Stadt und umliegende Gegend. – Nun beeifert sich der ruhmvolle Fürst, der leidenden Menschheit und Armuth in Vorcheim sichern Unterhalt zu verschaffen, welches durch Zusammenziehung der vorhandenen mehrern milden
Stiftungen gar leicht ins Werk gesetzt werden kann. Diese sind,
| ausser dem ausserordentl. gut dotirten Catharinenspital, noch folgende:
a) das Seelhaus.
b) Das Siechhaus.
c) Das vördere Nonnenhaus.
d) Das hintere Nonnenhaus.
e) Die Mölknerische Stiftung. Fast jede derselben hat ihr eigenes Haus. Die Pfründen wurden bisher meistentheils den ehemaligen Köchinnen der Geistlichen und ähnlichen Personen zu ihrem Unterhalt gegeben. Würden diese mehrere Häuser verkauft, der Erlös davon als Capital angelegt, und in eine Casse geworfen – wie viel gute Anstalten ließen sich nicht mit diesem Fonds, der gewiß ansehnlich ausfiele, machen!
Vorcheim rühmt sich der Geburtsort des Pontius Pilatus zu seyn. Woher diese Sage rührt, weiß ich nicht. Mit mehr Stolz und Rechte darf es sich der verdienten Männer rühmen, die es zu unsern Zeiten der Welt geschenkt hat, eines Heinrich von Bibra, Fürstbischoffs von Fulda; eines Behr, Weihbischoffs zu Bamberg; eines Leygeber, ersten Kreis-Directorialgesandten; eines Pflaum, wirklichen Hof-Geistlichen und Hofkriegsraths auch geheimen Referendarii zu Bamberg.
Auch fehlt es hier nicht an schönen Geistern, die den Parnaß besteigen. Weil ich
| nicht von jedem verlangen kann, mir dieß aufs Wort zu glauben, so mag hier eine Probe stehen, wie sie der Herr
Stiftsdechant Müller bey Gelegenheit der Erbauung des neuen Schulgebäudes geliefert hat.
Schüler-Jubel
zu Vorcheim
bey Einweihung des Grundsteines
der dasigen neuen Schulen.
1.
Willkomm sey uns, o froher Tag!
Tag! unsrer Lust und Freude!
Was hier der Schüler wünschen mag,
Das bringst du ihm zur Beute:
Willkomm! o neuer Musensitz!
Du wirst uns neu beleben,
Du wirst uns Raum, Licht, Wonne, Witz,
Und frischen Muthe geben:
2.
Ihr Schwesterl’n! dankt und hüpfet auf! Solo
Dem Himmel fröhlich singet,
Ihr Brüder’l jubelt tapfer drauf! Solo
Der Vorsicht Lob erklinget,
Die es mit uns so wohl gemeint, Solo
Hies neue Schulen bauen;
Wo ihre Lieb und Huld vereint Solo
Auf uns’re Bildung schauen,
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3.
Dem Vater uns’res! Vaterland,
Dem besten Jugend Freunde,
Dem Franz Ludwig küss’t zart die Hand,
Nicht aber nur für heunte!
Jüngling! wirst einst’s ein Krückenmann! Solo
Tochter! guckst einst’s durch Brillen, Solo
Erzehl, was dieser Fürst gethan, Solo
Der lieben Jugend willen. Solo
4.
Vorcheim! als lang nun dies Gebäu
Durch Gott wird aufrecht stehen,
Wirst du, gewislich sonder Reu,
Dein’ Zier, dein Ruhm ersehen;
Daß dies Werk nun vollendet werd,
O zeig dich unverdrosen!
Hast du nicht deine Kinder werth?
Sie sind ja deine Sprosen.
5.
Die Hand, die erst den Stein geweiht,
Die sey dafür gepriesen!
Euch, die ihr Schulen Freunde seyd,
Woll’ Heil vom Himmel fliesen!
Nun Meister-Schaar! leg’t Hände an,
Frischauf! dies Werk forschiret!
Wann ihr’s habt bald und wohl gethan,
Dann eu’re Kunst stolzieret. da capo allegro.
| Der Herr Dechant wollte sein Product nicht blos abgesungen
hören, sondern auch
abgedruckt sehen. Überzeugt von der innern Güte desselben, sandte er
Sr. Hochf. Gnaden das Machwerk zu, welche ihm aber das Gesuch, es drucken lassen zu dürfen, abschlugen, und zwar sehr ernstlich und aus dem natürlichsten Grunde von der Welt, der aber dem Kindspapa doch nicht so recht einleuchten mochte. Er ließ es doch abdrucken, vielleicht aber nur für den engern Zirkel seines Orts. Ich bin so glücklich gewesen, ein Exemplar davon zu bekommen, und habe mir die Mühe gegeben, es bis auf die Interpunction zu copiren, und dann nochmals
solo und
da Capo eine Revision damit vorgenommen, zu Frommen der Leser!
In kurzer Zeit ward der Bau vollendet, und der nämliche Dichter verfaßte den Spruch in 33 vierzeiligen Strophen. Ein kurzer Auszug davon wird eher für das lesende Publicum seyn, als das ganze Gedicht. Der Anfang davon heißt:
„Ansehnliche Herrn und Gönner,
Der schönen Künste Kenner,
Ihr, wie ihr da versammelt seyd,
Seyd mir gegrüßt, gebenedeyt.
|
Neigt günstig eure Ohren,
Dem Mann, der nur gebohren
Zum Balken- und Gesimse machen.
Wenn er nur trockt,[6] wollt ja nicht lachen. –
Du stehst nun neues Schullenwerk,
Du stehest da und prangest.
Der Himmel gab den Meistern Stärk,
Und dir, was du verlangest.
Der Maurer kam mit Kalch und Stein,
Der Zimmrer kam mit Holze,
Sie schlugen samt die Hände ein.
Sie machen sich drauf stolze.“
In den folgenden Versen, die den Dank gegen Gott enthalten, kommt natürlich die Arche Noahs und der Tempel Salomons vor, aber wie es scheint, nicht in gehöriger Verbindung. – Darauf die Bitte:
„Gott wende ab von diesem Haus
Brand, Unfall, leidigs Gschicke!
Dahier der Satan bleibe draus,
Und der Unholden Blicke!!“
In dem Dank gegen den Fürsten begeht der Dichter ein Plagiat an sich selbst:
„Dem Vater unser Vaterland
Dem besten Menschenfreunde
Dem Franz Ludwig küßt zart die Hand,
Ihr Zimmrer, stets wie heunte.“
| Unmittelbar darauf vergißt der Autor nicht, sich selbst ein Compliment zu machen.
„Nun, Dechant Müller dieser Mann,
Den dieser Baulast drucket –
Der bleib uns werth und zugethan.
Wir bleiben ihm gebucket.
Gott segne seine graue Haar
Die er zu Vorcheims Nutzen
Bereits in sechs und zwanzig Jahr
Großmüthig will abnutzen.“
Nun erst kommt die Reihe an die Stiftsherren, die zum Bau den Platz hergaben. Diesen wird gewünscht:
„In Himmelsthau und Erdenfett
Sie sollen seyn gesegnet!
Nach ihrem Wunsch geh alles nett,
So lang der Himmel regnet.“
Endlich nach diesen wird der weltlichen Beamten der Stadt gedacht: zuerst unter diesen des Herrn Ober-Amtmanns und des Herrn Commandanten:
Dem Oberamt, wie General
Wir unsre Ehrfurcht weihen.
Beeden wird unter Feuerknall
Allewiges Gedeihen.
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Sie nehmen Theil, wenn Guts geschieht,
Und freuen sich der G’meinde
Wenn diese wahren Vortheil zieht
Als Dero (!) besten Freunde.
Darauf kommt der Stadt- und Centrichter, Magistrat, Werkmeister, Stiftsobleyer – „dem ein sondrer Feyer g’hört“ – an den Reihen. Dann fährt der Dichter fort:
„Respect! Der Zimmrer ieden singt
Der sein Kunst hilft forschiren.
Doch der, wo Geld und Zahlung klingt
Der kann ihn alarmiren.“
Zuletzt wird dem gesammten Bürgerstand ein Gratias gebracht, und endlich folgendermaßen geschlossen:
„Endlich setz ich nun meinen Strauß
Auf dieses Hauses Spitze!
Der bleib der Zimmrer Ehrenbrauß
Geschont von Donnerblitze,
Er seh für unser Zimmergschlecht
Triumpf für unsre Kunste!
Triumpf, heut wir noch schmausen recht,
Auf unsrer Bauherrn Gunste.
Dank sey euch, Hochgeehrte Herrn,
Die ihr mich habt gesehen.
Ich tränke eure Gsundheit gern,
Wenn eure Börsen wehen.
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Wer weiß, wenn es nun wieder glückt,
Daß wir kommen zusammen.
Wenn eure Hulde mich anblickt,
So sprech ich fröhlich: Amen.“
- ↑ Schmidts Geschichte der Teutschen 3. Buch. 9. Kap.
- ↑ Forcheims ältere Geschichte hat der sel. Hofrath Reinhard zu Erlangen in verschiedenen kleinen Schriften bearbeitet. d. H.
- ↑ Dieser gelehrte und in vieler Rücksicht merkwürdige Mann, von dem einer seiner Jugendlehrer das Urtheil fällte: Tu eris aliquando aut lux lucens, aut fax urens, war ehedem auch Mitglied des Vorcheimer Franciscanerconvents, aber nur – kurze Zeit. Er mußte nach Salzburg wandern, um dort zu werden, was er nun ist!
- ↑ Über den neuen katholischen Katechismus. Bey Gelegenheit einer Maynzischen Preißaufgabe. Frankf. am Mayn. Bey Varrentrapp und Wenner 1789. in gr. 8.
- ↑ Der gegenwärtige Oberamtmann, der Herr Geheimrath Carl Philipp Ignaz Freyherr von Münster auf Euerbach, Niederwehre etc. wird von den Bürgern der Stadt sowohl, als von den Bauern seines Oberamts wegen seiner Gerechtigkeitsliebe und Menschenfreundlichkeit ungemein verehrt. Mit rastloser Thätigkeit arbeitet er selbst in seinem Amte: und hat schon trefliche Plane zum Besten seines Oberamts mit rühmlicher Sachkenntniß entworfen, und auch mehrere durch Unterstützung des jetztregierenden Fürstbischoffs ausgeführt zu sehen, das Glück genossen.
- ↑ i. e. stockt, stottert.