ADB:Albrecht II. (Herzog von Österreich und Steiermark)
Albrechts I. und der Elisabeth, Tochter des Grafen Meinhard II. von Görz-Tirol, geb. Ende 1298 oder Anfang 1299, † 20 Juli 1358. Weil er zuerst für den geistlichen Stand bestimmt war, erhielt er eine gelehrte Erziehung. Noch minderjährig wurde er nach dem Tode des Bischofs Bernhard von Passau († 27. Juli 1313) in zwiespältiger Wahl durch einzelne Domherren zum Bischof gewählt, konnte aber nicht zu dieser Würde gelangen und wendete später der geistlichen Laufbahn für immer den Rücken. Im März 1324 vermählte er sich mit Johanna, Tochter des ohne Söhne verstorbenen Grafen Ulrich von Pfirt, dessen Grafschaft auf diese Weise an Oesterreich kam.
Albrecht II., Herzog von Oesterreich, vierter Sohn KönigAls sein ältester Bruder Friedrich der Schöne 28. Sept. 1322 bei Mühldorf gefangen wurde, übernahm A. bis zur Freilassung desselben die Verwaltung der Herzogthümer Oesterreich und Steiermark, die er nach dem Tode seines Bruders Leopold (28. Febr. 1326) mit der Verwaltung der habsburgischen Besitzungen in den sog. Vorlanden vertauschte; doch setzte Ende 1328 sein jüngerer Bruder Otto durch, daß dieselbe ihm anvertraut wurde. Ueberhaupt tritt A. gegenüber Otto, welcher nach dem Tode Friedrichs (13. Jan. 1330) außer ihm allein von allen Söhnen Albrechts I. noch übrig war, wenigstens nach außen einige Zeit in den Hintergrund, indem sein körperlicher Zustand ein thätiges Eingreifen in die Verhältnisse ihm sehr erschwerte. A. erhielt nämlich 25. März [280] 1330, als er mit der Gemahlin seines Bruders und andern speiste, Gift, an welchem die Herzogin starb, während er wol gerettet wurde, aber lebenslänglich an Händen und Füßen lahm blieb.
Als auch Herzog Otto 26. Febr. 1339 in den besten Jahren aus dem Leben schied, erhielt A. allein die Leitung der Geschicke der österreichischen Gebiete. Obwol A., wenn wichtige Interessen Oesterreichs in Frage kamen, auch Krieg nicht scheute, suchte er doch so lange als möglich seinen Ländern den Frieden zu erhalten und die Wunden der vielen früheren Kriege zu heilen. Er hielt sich daher in den Kämpfen zwischen Ludwig dem Baiern und den Luxemburgern vollständig neutral und erkannte den ihm befreundeten Kaiser Ludwig trotz aller päpstlichen Bannflüche als Reichsoberhaupt an, ohne ihn aber irgendwie zu unterstützen. Als nach Ludwigs Tode Karl IV. fast allgemein als König anerkannt wurde, huldigte auch er ihm im Juni 1348 und verlobte zugleich seinen ältesten Sohn Rudolf mit dessen Tochter Katharina. Aber trotz dieser Familienverbindung verweigerte er ihm gegen Ludwigs Söhne jede Unterstützung. Bei dieser Haltung war er der geeignetste Vermittler zwischen beiden Theilen und er ruhte nicht, bis es ihm endlich gelang, eine vollständige Aussöhnung der Wittelsbacher, namentlich des ältesten Sohnes Kaiser Ludwigs, Ludwigs des Brandenburgers, Herrn von Oberbaiern und Tirol, mit Karl IV. herbeizuführen.
Die Folge dieser Haltung Albrechts war ein so enges Freundschaftsverhältniß mit Ludwig dem Brandenburger, daß dieser im August 1352 seinen einzigen Sohn Meinhard mit Albrechts Tochter Margaretha verlobte und denselben zwei Jahre später zur Erziehung an den Hof nach Wien schickte. A. war es auch, der, nachdem Ludwig vergeblich sich bemüht hatte, seine Lossprechung vom Banne und die kirchliche Anerkennung seiner Ehe mit Margaretha Maultasch zu erlangen, es durchsetzte, daß der Papst im April 1358 endlich dazu die nothwendigen Vollmachten ertheilte. Durch diese innigen Beziehungen zu dem in Tirol regierenden Hause, wie durch seinen Einfluß auf die Bischöfe und andere hervorragende Persönlichkeiten dieses Landes hat A. die spätere Vereinigung Tirols mit den andern österreichischen Gebieten angebahnt.
Trotz seiner Friedenspolitik wurde A. endlich in einen mehrjährigen Krieg verwickelt, als sein Vasall, der Graf Johann von Habsburg-Laufenburg, bei dem in Verbindung mit den durch die Zünfte vertriebenen Züricher Patriciern in der Nacht vom 23. auf den 24. Febr. 1350 versuchten Ueberfalle von Zürich gefangen[WS 1] und dann dessen Stadt Rapperswyl erobert und durch Feuer vollständig zerstört wurde. Als A., der als Oberlehnsherr von den Zürichern Genugthuung forderte, diese nicht erhielt, beschloß er den Krieg, während Zürich 1. Mai 1351 in die schweizerische Eidgenossenschaft eintrat, um sich die Unterstützung derselben zu sichern. Die Eidgenossen eroberten 1352 Glarus und Zug und nahmen dieselben in ihren Bund auf, während ein dreimaliger Angriff Albrechts auf Zürich mißlang. Doch schlossen die Züricher, durch die stete Verwüstung ihres Gebietes mürbe gemacht, endlich 23. Juli 1355 mit Oesterreich einen Separatfrieden, nach dessen Bestimmungen, die später auch die übrigen Eidgenossen anerkannten, Glarus und Zug sich der österreichischen Herrschaft wieder fügen mußten. Drei Jahre nach der Beendigung dieses Krieges schied A. aus dem Leben, nachdem seine Gemahlin Johanna schon 15. Nov. 1351 das Zeitliche gesegnet hatte. Diese hatte ihm nach fünfzehnjähriger unfruchtbarer Ehe noch sechs Kinder geboren, vier Söhne, Rudolf, Friedrich, Albrecht und Leopold, die nach einem Hausgesetze Albrechts vom 25. Nov. 1355 ihre Länder gemeinschaftlich und mit gleichen Rechten besitzen sollten, und zwei Töchter, Katharina, die in den Clarenorden trat, und Margaretha, im Juni 1358 mit [281] Meinhard von Baiern und nach dessen frühem Tode 26. Febr. 1364 mit dem Markgrafen Johann von Mähren, Bruder Karls IV., vermählt.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: gegefangen