ADB:Cauer, Carl Ludwig

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Artikel „Cauer, Karl Ludwig“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 466–467, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cauer,_Carl_Ludwig&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 23:04 Uhr UTC)
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Cauer: Karl Ludwig C., Bildhauer, geboren 1828 zu Bonn, Sohn und Schüler von Emil C. († am 4. August 1867 zu Kreuznach, siehe A. D. B. IV, 76), setzte seine Studien unter Alb. Wolff in Berlin fort, ging 1850 auf ein Jahr nach Rom und 1851 und 1854 abermals nach London, wo er insbesondere die Parthenon-Sculpturen studirte und nach diesen Vorbildern seine Stoffe componirte, einen „Theseus“, der das Schwert seines Vaters findet, einen verwundeten „Achill“ (1854 beide in Amsterdam), einen den Göttern dankenden „Olympischen Sieger“ (Bronce, in Besitz des Kaiser Wilhelm I.), „Hektor’s Abschied“ etc. Auch modellirte er herrliche Porträtbüsten, z. B. der Fürsten Metternich und Windischgrätz, die Statue eines jugendlichen „Schiller“ (1862 zu Mannheim), eine Marmorstatue des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich (1857), des Dr. Prieger in Kreuznach (1867), eine Büste des Königs Friedrich Wilhelm IV., dann mit theilweise polychromer Behandlung die idealen Gestalten: „Amor und die Nymphe“, eine „Pudicitia“, „Kassandra“ (vgl. Nr. 1838 „Illustr. Ztg.“ Leipzig, 21. September 1878), „Trauernde Muse“ (ebendas. 4. October 1879), „Psyche“, „Merkur“ und die, in Berlin (1874), Paris (1878) und München (1879) allgemein bewunderte „Hexe“: Ein von einer Schlange umringeltes, sitzendes junges Weib mit Vampyrflügeln. „Sie ist von einer ganz magischen [467] Schönheit, von deren Zauber die Phantasie gar nicht wieder frei wird; ein üppiges, sinnliches, dämonisches Weib, deren Kuß den Tod geben muß, auf deren verlangend geschwellten Lippen der Schmerz der Wollust liegt, dabei der Ausdruck einer gesättigten Rache und wie ein stolzes Machtbewußtsein der Sünde, unter dem aber dennoch ein tiefes Gefühl der Trauer und der Unseligkeit neben allem Herausfordernden fluthet. Die Ausführung der Gestalt zeugt von gewissenhaftester Arbeit; so „romantisch“ der Gegenstand ist, so sehr bekundet seine Darstellung den an der Antike gebildeten Meister; alle Formen haben, neben der Weiche, welche der Stoff verlangte, der Runde und Ueppigkeit die ihm zu geben waren, doch das Maaß classischer Schönheit. Das ganze phantasievolle Gebilde ist wie ein marmornes Gedicht Heinrich Heine’s“ (vgl. Beil. 37 „Allgem. Ztg.“ 1875 und Elise Polko in Nr. 47 „Ueber Land und Meer“ 1878, 40. Bd., S. 970). Die meisten seiner Arbeiten modellirte C. in Rom; ein mit seinem Bruder Robert gemeinsames Atelier hatte C. zu Kreuznach. Auf der Kölner Ausstellung 1861 erhielt der Künstler die einzige für Plastik bestimmte Medaille. C. starb am 18. Juni 1885[1] zu Kreuznach; seine letzten großen Arbeiten waren das Denkmal für den amerikanischen Präsidenten Garfield und das Hutten-Sickingen-Denkmal für die Ebernburg (Nr. 2241 der „Illustr. Ztg.“, 12. Juni 1886).

Vgl. Lützow’s Zeitschrift, 1885. XX, 492. – Müller-Singer 1895. I, 238.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. Cauer, Karl Ludw. XLVII 467 Z. 16 v. o. l.: 17. April (statt 18. Juni) 1885. [Bd. 56, S. 395]