Zum Inhalt springen

ADB:Giseke, Nicolaus Dietrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Giseke, Nicolaus Dietrich“ von Ferdinand Spehr in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 192–193, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Giseke,_Nicolaus_Dietrich&oldid=- (Version vom 17. Dezember 2024, 00:18 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Giseke, Matthias
Nächster>>>
Gisela
Band 9 (1879), S. 192–193 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Nikolaus Dietrich Giseke in der Wikipedia
Nikolaus Dietrich Giseke in Wikidata
GND-Nummer 119010437
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|9|192|193|Giseke, Nicolaus Dietrich|Ferdinand Spehr|ADB:Giseke, Nicolaus Dietrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119010437}}    

Giseke: Nicolaus Dietrich G., geb. zu Günz (Czoba), in Niederungarn am 2. April 1724, starb 1765, ist ein Sohn des aus Deutschland stammenden lutherischen Predigers der Gespannschaft Eisenberg, Paul G., der seinen deutschen Namen in den ungarischen Köszeghi umgewandelt hatte.[1] Schon siebenzehn Tage nach des Sohnes Geburt starb der Vater und die Wittwe begab sich mit ihren Kindern nach Hamburg zu dort lebenden Verwandten. Hier erhielt G., besonders durch die Gunst und die Unterstützung der bekannten Dichter Brockes und von Hagedorn, eine treffliche Erziehung, worauf er von 1745–48 in Leipzig Theologie und schöne Wissenschaften studirte und hier mit Cramer, Ebert, Gellert, Klopstock und besonders mit seinem nachherigen Schwager Gärtner bekannt wurde und auch als Mitarbeiter an den Bremischen Beiträgen thätig war. Einige Jahre verbrachte er als Erzieher in Hannover und Braunschweig. Durch Gärtner, welcher als Professor an das Collegium Carolinum in Braunschweig berufen war, dem Stifter der Anstalt, Abt Jerusalem, empfohlen, vertraute ihm dieser die Erziehung seines durch Goethe’s Werther später bekannt gewordenen Sohnes an. Im J. 1753 wurde G. Prediger zu Trautenstein bei Hasselfelde am Harz, aber schon im folgenden Jahre folgte er einem Rufe als Hofprediger an J. A. Cramer’s Stelle nach Quedlinburg. Der Fürst Christian Günther von Schwarzburg-Sondershausen, welcher während seiner Studienzeit in Braunschweig G. kennen gelernt, berief ihn im J. 1760 als Superintendent und Consistorialrath nach Sondershausen. Einen Ruf nach Frankfurt a. M. als erster Geistlicher und Senior schlug er aus, starb aber bereits am 23. Febr. 1765, 40 Jahre alt. – Giseke’s jetzt vergessene Gedichte zeichnen sich durch zarte Empfindung, Feinheit des Gefühls und zierliche Anmuth aus. Ohne hohe poetische Begeisterung schilderte er in edler Einfachheit Empfindungen der Religion, Liebe und Freundschaft mit gefälliger Sprachgewandheit. „Des Herrn N. D. Giseke Poetische Werke, herausgegeben von C. Christian Gärtner“, Braunschweig 1767 mit Giseke’s Bildniß, enthalten die moralischen Gedichte, geistlichen Lieder und Oden, Cantaten, Fabeln und Erzählungen und kleineren Gedichte. Gärtner mit G. durch Heirath verschwägert, hat denselben eine Lebensbeschreibung des Dichters vorausgesendet. Von G. erschienen ferner noch: „Das Glück der Liebe“, Lehrgedicht in drei Gesängen, Braunschweig 1769. Dessen Predigten [193] gab in einer andern Sammlung aus seinen Handschriften Joh. Ad. Schlegel, Flensburg und Leipzig 1780 heraus. – Von Giseke’s Söhnen starb Ernst Ludw. Otto G., geboren zu Quedlinburg am 21. Juli 1756 als Prediger, Inspector und fürstlich schwarzburg-sondershausenscher Consistorialrath zu Keula am 10. Juni 1838. Der jüngere Sohn August Ludwig Christian G., geboren zu Quedlinbuxg am 15. Febr. 1758, wurde in Braunschweig im Hause seines Oheims Gärtner mit dessen Söhnen erzogen, und trat, nachdem er in Helmstädt Rechtswissenschaft studirt, im J. 1789 als Secretär in den Dienst des Herrn von Asseburg in Meisdorf ein. Durch Gärtner empfohlen wurde er im J. 1794 Rath und Geschäftsführer bei dem Herzoge Friedr. Karl Ferd. von Braunschweig-Bevern in Glücksburg und hielt sich mit diesem abwechselnd in Glücksburg oder Braunschweig auf. Später erhielt er den Charakter als braunschweigischer Hofrath und im J. 1814 als dänischer Etatsrath. Er starb als Hofpensionär kinderlos am 17. April 1832 in Braunschweig. Beide Brüder gaben gemeinschaftlich heraus: „Gemälde ländlicher Glückseligkeit“, 2 Bde. Leipzig 1792. 8. und „Erzählungen aus dem Menschenleben, dem Thierreiche und der Ideenwelt“, Leipzig 1794. 8. Außerdem schrieben sie kleinere Aufsätze und Abhandlungen für mehrere Zeitschriften. Ludw. G. verfaßte auch eine biographische Skizze des Herzogs Fr. Karl Ferd. von Braunschweig-Bevern, Hamburg 1809.

G. Giseke, Nachrichten von der Familie Giseke, Eisleben 1843. 8. – Blätter für litter. Unterhaltung. 1844.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 192. Z. 20 v. o.: Dr. W. Sillem hat in den Mittheilungen des Vereins für Hamb. Gesch. 1888, Nr. 4, S. 209 f. nachgewiesen, daß Giseke’s Vater Paul G. Pfarrer nicht des Eisenburger Comitats sondern der evangelischen Gemeinde von Güns war, welches auf magyarisch Köszegh heißt. Wenn er daher Köszeghi genannt wurde, so ist dies keine Uebertragung seines deutschen Namens Giseke, sondern heißt der Günser. Sein Sohn Nicolaus Dietrich geboren in Nemes-Csóo, zu dem die Gemeinde Güns gehörte, wurde am 29. April 1741, nachdem er das Hamburger Johanneum verlassen hatte, in die Matrikel des dortigen akademischen Gymnasiums eingetragen. Von da ging er 1745 nach Leipzig. [Bd. 36, S. 789]