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ADB:Gärtner, Karl Christian

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Artikel „Gärtner, Karl Christian“ von Wilhelm Creizenach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 381–382, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:G%C3%A4rtner,_Karl_Christian&oldid=- (Version vom 12. Oktober 2024, 02:47 Uhr UTC)
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Gärtner: Karl Christian G., Dichter und Schriftsteller, wurde 1712 zu Freiberg in Sachsen geboren. Auf der Fürstenschule zu Meißen bereitete er [382] sich auf die Universität vor; dort lernte er auch Gellert und Rabener kennen, mit denen er später zu Leipzig wieder zusammentraf und sich wie sie zunächst an Gottsched anschloß. Er betheiligte sich mehrfach an den unter Gottsched’s Leitung veranstalteten litterarischen Unternehmungen, so an der Uebersetzung von Bayle’s „Dictionnaire historique et critique“. Auch an Schwabe’s „Belustigungen des Verstandes und Witzes“ arbeitete er mit; seine Beiträge zu dieser Zeitschrift sind mit C* bezeichnet. Doch ebenso wie andere Mitarbeiter fühlte auch er sich abgestoßen durch die einseitig cliquenhafte Art, mit der in den „Belustigungen“ die Interessen Gottsched’s wahrgenommen wurden und durch die immer größer werdende Ausdehnung, die die Polemik in dieser Zeitschrift gewann. Von ihm ging auch der Anstoß zur Begründung einer neuen Zeitschrift aus, den berühmten „Neuen Beyträgen zum Vergnügen des Verstandes und Witzes“, an welchen sich zunächst noch Cramer, J. A. Schlegel und Rabener, dann auch Ebert, Konrad Arnold Schmid, Zachariä, Giseke und vor allen Klopstock betheiligten. Von ausgedehnteren Arbeiten lieferte G. nur das Schäferspiel „Die geprüfte Treue“, welches die Beiträge eröffnet und den Zeitgenossen als ein Muster von Zierlichkeit und Eleganz erschien; das größte Verdienst erwarb er sich jedoch durch die von ihm geleitete Prüfung und Sichtung der eingelieferten Arbeiten. Die Ruhe und Klarheit seines Urtheils machte ihn bald in dem kleinen Kreise zu dem angesehensten Kritiker; auch seinem Tadel und seinen Aenderungsvorschlägen, die er mit liebenswürdiger Offenheit vorzubringen wußte, fügten sich die jüngeren Dichter ohne allzugroßes Widerstreben. G. verließ Leipzig im J. 1745 und aus den edeln, herzlichen Worten, die ihm Klopstock nachruft („An meine Freunde“, fünftes Lied), können wir noch erkennen, wie sehr die Jüngeren den treuen Berather vermißten, der in ihrem Kreise eine so bedeutende wie eigenartige Stellung eingenommen hatte. In seinen weiteren Lebensschicksalen zeigt sich manche Analogie mit dem Lebenslauf anderer Mitglieder des Kreises der „Beiträger“; auch ihn sehen wir bald in eine geregelte Amtsthätigkeit eintreten, der er sich in treuer Pflichterfüllung hingibt, indem er die Zeit des Leipziger Zusammenwirkens als den Höhepunkt seines Lebens in der Erinnerung festhält und an den großen geistigen Kämpfen, die die Folgezeit brachte, keinen thätigen Antheil mehr nimmt. Im J. 1746 wurde G. in Braunschweig, wo er sich als Lehrer zweier junger Grafen von Schönburg aufhielt, auf Jerusalem’s Vorschlag mit dem Unterricht des Deutschen an dem kurz zuvor begründeten Collegium Carolinum beauftragt; 1748 erhielt er an derselben Anstalt die Professur der Beredsamkeit und Sittenlehre. Daneben las er auch über Horaz und Virgil. 1761 gab er die „Sammlung einiger Reden“ heraus, die er für Schüler des Carolinums zum Vortrag bei feierlichen Gelegenheiten angefertigt hatte. Mit den anderen Mitgliedern des Leipziger Kreises, die in Braunschweig angestellt wurden, blieb er in freundlichem Verkehr; in Gemeinschaft mit Zachariä veranstaltete er eine Uebersetzung von Linguet’s „Théatre espagnol“ (Braunschweig 1770–71, 3 Bde.). Als er 1775 zum Canonicus des St. Blasius-Stiftes ernannt wurde, richtete Konrad Arnold Schmid an ihn ein längeres komisches Gedicht „Des heiligen Blasius Jugendgeschichte und Visionen“, welches er jedoch erst neun Jahre später vollendete. (Abgedruckt im deutschen Museum 1784, II. S. 97–136.) 1780 ward G. zum herzoglich braunschweigischen Hofrath ernannt. Er starb am 14. Februar 1791.

Vgl. Jördens II. S. 3–9. Koberstein III. S. 55 f. Sein Bildniß findet man vor Band XI der Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften.