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ADB:Kopp, Joseph

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Artikel „Kopp, Joseph“ von Karl Felix Halm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 683–685, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kopp,_Joseph&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 22:19 Uhr UTC)
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Kopp: Joseph K., Philolog und Philosoph, geb. zu Sommerau, Landgerichts Kötzting in Niederbaiern an der böhmischen Grenze am 16. Nov. 1788, † am 7. Juli 1842. Als Sohn armer Landleute verlebte er eine harte Jugendzeit; da er aber schon als Knabe treffliche Anlage zeigte, sollte er Geistlicher werden und kam 1799 in die lateinische Schule zu Straubing, wo er durch Kosttage sich durchschlug, die ihm ein Onkel, welcher Prior der Benedictiner zu Kötzting war, ausgemittelt hatte. Da er sehr gute Fortschritte machte, wurde er 1802 nach München in das Gymnasium gebracht, wo ihm wieder Kosttage, bald auch angestrengter Privatunterricht den Lebensunterhalt verschafften. Im J. 1806 trat er an das Lyceum über, um allgemeine Studien zu betreiben. Hier wurde er durch die geistreichen Vorträge Friedrich Jacobs’, der ihn in den engeren Kreis seiner Schüler zog und sein zweiter geistiger Vater geworden ist, für das Studium der Philologie begeistert. Im Herbst 1810 unterzog er sich der Prüfung für das höhere Lehramt, die er mit so gutem Erfolge bestand, daß er auf die eindringliche Empfehlung seines Lehrers Jacobs ein Stipendium erhielt, das ihn in den Stand setzte, zu seiner weiteren Ausbildung die Universität zu Heidelberg zu besuchen, wo er vom Herbst 1810–12 verblieb und das Glück [684] hatte, im ersten Jahre noch Boeckhs Unterricht zu genießen. Außer den Vorlesungen Creuzer’s besuchte er besonders philosophische Collegien bei Joh. Jak. Wagner, Daub und Fries. Der letztere zog ihn am meisten an; seines näheren Umgangs gewürdigt, wurde er von ihm auf Aristoteles geführt und bestimmt, das Studium seiner Philosophie zu seiner hauptsächlichen Aufgabe zu machen. Von rastlosem Wissensdurst getrieben, hatte K. in seinen Studien schon damals eine polyhistorische Richtung genommen und kam mit so reichen Kenntnissen nach München zurück, daß er für einen akademischen Lehrstuhl bestens wäre befähigt gewesen; bei seiner Mittellosigkeit mußte er aber zufrieden sein, daß er sogleich eine Lehrstelle in München an einer unteren Classe der lateinischen Schule erhielt, von der er schon nach drei Jahren (1815) zum Gymnasialprofessor vorrückte. Nach Breyer’s Tod 1819 wurde er zum Professor der Geschichte und zweiten Vorstand des philologischen Seminars am Lyceum zu München ernannt. Da er aber durch freimüthige Aeußerungen über kirchliche Verhältnisse in seinen geschichtlichen Vorträgen Anstoß erregt hatte, erhielt er 1824 als Lehrer der Geschichte an Andreas Buchner, dem bekannten Verfasser einer baierischen Geschichte, einen nicht gerade ebenbürtigen Nachfolger; er verblieb aber am Lyceum als Professor der Philologie und der deutschen Sprache und Litteratur. Als im J. 1826 die Universität von Landshut nach München verlegt und das Lyceum aufgehoben wurde, ließ man K. eine Zeit lang ohne Verwendung, wozu wol auch der Umstand beigetragen hatte, daß ihn seine fabelhafte Gelehrsamkeit häufig zu starken Abschweifungen von seinem Gegenstand verführte, bis er im Sommer 1827 zum zweiten Professor der Philologie an der Universität zu Erlangen ernannt wurde. Hier schloß er mit seinem Amtsgenossen Friedr. Rückert einen engen Freundschaftsbund; dem vertrauten Verkehr mit ihm ist es zu verdanken, daß K. jetzt auch mit der ganzen Energie seiner Wissenskraft auf orientalische Sprachen, deren Studium er schon in München begonnen hatte, sich verlegte und ebenso eifrig sprachvergleichende Studien betrieb. Seine philosophischen Forschungen erregten in ihm auch das Verlangen, mit der höheren Mathematik vertraut zu werden, so daß er sich noch in seinen späteren Jahren von seinem Collegen Rothe besondere mathematische Lehrstunden ertheilen ließ. Zur Schriftstellerei fühlte K. keine Lust, nahm sich auch in seinem Wissensdrang wol keine Zeit dazu. Aber die wenigen Schriften, die man von ihm hat, geben reichliches Zeugniß von der Fülle des Wissens, die dieser scharfe Denker besaß, der auch als Mensch sich einer allgemeinen Achtung erfreute. Aus seinen früheren Jahren ist außer einigen Recensionen in den Heidelberger Jahrbüchern und der Hallischen Litteraturzeitung nur zu nennen eine Denkschrift auf Fr. Heinr. Jacobi bei dessen 1819 erfolgtem Tode, die erste vollständige Ausgabe der „Quaestiones de primis principiis“ des neuplatonischen Philosophen Damascius 1826 und eine treffliche Abhandlung über das Schicksal der aristotelischen Schriften im Rhein. Museum von Niebuhr und Brandis, III. S. 93 ff., 1829. Erst als die Münchener gelehrten Anzeigen ins Leben gerufen wurden, verstand es der Präsident des Oberconsistoriums Fr. v. Roth, Kopp’s Abneigung gegen schriftstellerische Thätigkeit zu überwinden. Er lieferte in den J. 1831–34 zahlreiche Recensionen über Ausgaben aristotelischer Bücher, über Schriften zur theoretischen und Geschichte der Philosophie, über Werke der orientalischen Litteratur, wie zur Sprachvergleichung und allgemeinen Grammatik. Diese gehaltvollen Beiträge Kopp’s, die in Döderlein’s Reden und Aufsätzen S. 226 verzeichnet stehen, verleihen wie die nicht minder gediegenen seines Schülers Leonh. Spengel, der von K. immer mit der höchsten Verehrung sprach, den älteren Jahrgängen dieser Zeitschrift einen bleibenden Werth. Die Hauptarbeit seines Lebens, ein „Lexicon Aristotelicum“, das aber nicht druckfertig vollendet worden, kam nach [685] seinem Tode als Geschenk des Präsidenten v. Roth in die Universitätsbibliothek von Erlangen.

Döderlein, Worte an Kopp’s Grabe, wieder abgedruckt in dessen Reden und Aufsätzen, I. S. 214 ff. Mich. Aschebrenner im Neuen Nekrolog der Deutschen, XX. Jahrg. 1842, Bd. I. S. 503–520.