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ADB:Ulrich II. (Graf von Lenzburg)

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Artikel „Lenzburg, Ulrich Graf von“ von Georg von Wyß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 280–282, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ulrich_II._(Graf_von_Lenzburg)&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 06:35 Uhr UTC)
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Lenzburg: Ulrich, Graf v. L., † 1081. – Unter den Gliedern des Grafenhauses von Lenzburg im Aargau (Schweiz), dessen früheste Spuren um 920, dessen Name um die Mitte des 11. Jahrhunderts auftauchen und mit dem Jahre 1173 erlöschen, sind zwei Männer von geschichtlicher Bedeutung zu erwähnen. Der eine obgenannte, ein älterer Zeitgenosse Kaiser Heinrichs IV., zeichnete sich unter dessen entschlossensten Anhängern aus, indem er im April 1077 einen der päpstlichen Legaten, den Abt Bernhard von Marseille nebst seinem Begleiter Christian, auffing, als sie von der Wahl des Gegenkönigs Rudolf [281] in Forchheim nach Rom zurückkehren wollten, sie im Schlosse Lenzburg einkerkerte, fast ein halbes Jahr lang gefangen hielt und nur auf dringende Verwendung der Aebte von Clügny und Wilhelm von Hirschau endlich freigab. Reichlich belohnte ihn König Heinrich auf dem Fürstentage zu Ulm, Ende Mai 1077, für diesen Dienst durch Ertheilung von Lehen. Wahrscheinlich war unter diesen, aus eingezogenem Besitz geächteter Gegner bestehenden oder doch vermehrten Lehen auch das Amt eines Landgrafen im Zürichgau, das, seit dem 10. Jahrhundert im Hause Nellenburg erblich, den Händen des damaligen Besitzers, des eifrig päpstlich gesinnten Grafen Burkhard von Nellenburg, entzogen wurde. Wenigstens findet sich die landgräfliche Gewalt im Zürichgau später nicht mehr bei Nellenburg, sondern im Besitze der Lenzburger, wie deren altes schon auf Graf U. im Erbwege gekommenes Lehen der Reichsvogtei in und um Zürich. Nach alten Aufzeichnungen des unter lenzburgischer Schirmvogtei stehenden Klosters Schännis im Gasterland wohnte Graf L. auf der Feste Baden an der Limmat und starb 1081. – Mehr als von ihm, ist von einem späteren gleichnamigen Sprossen seines Geschlechtes bekannt, demjenigen Grafen Ulrich v. L., der Ende 1172 oder Anfangs 1173 – nach dem Nekrologium des lenzburgischen Hausstiftes Beromünster wahrscheinlich am 5. Januar 1173 – den alten Stamm des Hauses beschloß. Als junger Mann am Hofe Kaiser Lothars, 1139 in dessen Heere in Sachsen, 1140 mit König Konrad vor Weinsberg, 1147 wahrscheinlich mit demselben auf dem Kreuzzuge, muß U. in diesen Jahren mit des Königs Neffen und Nachfolger, Friedrich dem Rothbart, in nahe und freundschaftliche Beziehungen gekommen sein. Denn gleich von Friedrichs Thronbesteigung an stand er unter den vertrauten Räthen desselben. In Friedrichs Vertrage mit Herzog Bertold IV. von Zähringen betreffend Burgund vom Mai 1152 ist Graf U. einer der Bürgen für den König, in des Letzteren Vertrage mit Papst Eugen III. vom 23. März 1153 wird er als Friedrichs erster Bevollmächtigter genannt, 1157 sendet ihn der König mit dem Kanzler Reinald an König Ludwig VII. von Frankreich. In Deutschland, in Burgund, in Italien erscheint Graf U. während zwanzig Jahren unter des Kaisers steten Begleitern, im Frieden und im Felde. Als mit seinem kinderlosen Tode das Haus L. erlosch, kam Ulrich’s Hinterlassenschaft durch Testament oder Vertrag an den Kaiser. Am 20. Febr. 1173 erschien Friedrich persönlich auf Schloß Lenzburg, um über die Erbschaft des „neulichst verstorbenen“ Grafen U. zu bestimmen. Er verwendete dieselbe theils zu Ausstattung seines vierten Sohnes Otto, eines damals vier- oder fünfjährigen Knaben, später Pfalzgraf von Burgund, theils zu Abfindungen mit schwäbischen Dynasten. Auf Otto ging die Lenzburg selbst nebst Zubehör und mit dem Titel eines Grafen von Lenzburg über (Urk. Kaiser Friedrich vom 22. Novbr. 1188), ebenso die Schirmvogtei über Kloster Engelberg und die stift-sekingensche Vogtei in Glarus; wol auch die Schirmvogtei von Beromünster und von Schännis u. a. m. Nach des Pfalzgrafen Tode (13. Januar 1200) theilten sich das Haus der Staufer (König Philipp) und Otto’s einzige Tochter und Erbin Beatrix, Gemahlin des Herzogs Otto I. von Meran, in die lenzburgische Verlassenschaft; Manches mochte gemeinsam oder auch bestritten bleiben. Die Vogtei von Engelberg kam an König Philipp (Urk. dess. d. d. Eger, 23. Febr. 1200). Das Schicksal des Uebrigen ist ungewiß. Urkunden vom J. 1201 und 1203 betreffend Lenzburg und Beromünster nennen keine Besitzer der Feste oder der Vogtei, nur die „Herrschaft Lenzburg“ und „Ministerialen“ derselben. Nach kurzer Zeit aber kamen diese Besitzungen an das gräfliche Haus von Kiburg, das urkundlich schon 1223 die Vogtei von Beromünster, 1230 diejenige von Schännis, 1253 (1. Mai) auch die Feste Lenzburg besitzt. Wie dieser Uebergang an die Kiburger erfolgte, ist nicht bekannt. Ob er auf Verfügungen [282] König Friedrichs II. beruht, bei dessen Ankunft auf deutschem Boden Graf Ulrich von Kiburg, des letzten Zähringer’s Schwestermann, unter den ersten und mächtigsten Anhängern des jungen Königs stand und dessen Gunst erwarb; ob auf Verträgen zwischen beiden oder auf Verträgen der Kiburger mit Herzog Otto I. von Meran († 1234), oder dessen Sohne Herzog Otto II., dem letzten Meraner († 1248) – das muß dahingestellt bleiben. Als 1254 Ulrichs Enkel, Hartmann der Jüngere von Kiburg, sich in zweiter Ehe mit einer Enkelin Herzog Otto’s I. und der Beatrix von Staufen, Elisabeth, verband, überließen die Eltern der letzteren, Graf Hugo von Chalons und Alix von Meran, Pfalzgraf und Pfalzgräfin von Burgund, an ihren Eidam Hartmann ausdrücklich: „alle ihre Ansprüche auf die Feste Lenzburg und deren Zubehör an Burgen, Dörfern und Gerechtsamen in den Diöcesen von Constanz und von Chur, welche früher der Herrschaft des Herzogthums von Meran und dem Grafen Otto, König Philipps Bruder, angehört haben“. – Ein besonderer Zweig des Hauses Lenzburg führte, seit 1082, den Namen von Baden an der Limmat, vom Besitze dieser besonderen Grafschaft, die wahrscheinlich durch die Erbtochter eines früheren Dynastengeschlechtes auf die Lenzburger gekommen war. Auch diese Grafen von Baden (welche auf ihren Siegeln indeß stets ihren alten Stammnamen von Lenzburg beibehielten) erloschen um das J. 1170, in dem letzten von vier Brüdern, deren Schwester Richenza das Erbe von Baden an ihren Gemahl Hartmann von Kiburg, den Vater des obengenannten Grafen Ulrich von Kiburg brachte. – Wappen der Grafen von L.: eine mit zwei zinnengekrönten Eckthürmen besetzte Mauer; im Eckthurme rechts drei Bogenfenster (1 über 2); im Thurm links ein Bogenfenster; unter demselben in der Mauer eine nach links auswärts geöffnet stehende Bogenthüre. Tinkturen: Blau in Silber. Helmzierde: ein von Silber und Roth (Blau?) gewecktes Kissen.

Bertold und Bernold, Chron. – Ragewin, Gesta Frid. Imp. – Otto de S. Blasio.. – Urkunden s. B. Hidber, Schweiz. Urkundenregister, 2 Bde., Bern 1863 u. 1877. – Schweizer. Geschichtsforscher, Bd. IV, Bern 1821 (Geschichte der Grafen von Lenzburg von G. v. Mülinen,). – Historische Zeitung, Jahrg. 1853. Nr. 12. Bern. – Mittheil. der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. VIII, Zürich 1851/58 (Geschichte der Abtei Zürich von dem Unterz.). – Anzeiger für schweiz. Geschichte und Alterthumskunde, Zürich, Jahrg. 1855. S. 26. 27. Jahrg. 1859. S. 1 ff. Jahrg. 1867. S. 70. – Anzeiger für schweiz. Geschichte, Solothurn. Bd. II. (Jahrg. 1874/77) S. 63. 286.