BLKÖ:Bodemer, Jacob

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 2 (1857), ab Seite: 12. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Jacob Conrad Bodemer in Wikidata
GND-Eintrag: 14361987X, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Bodemer, Jacob|2|12|}}

Bodemer, Jacob (Email- und Porträtmaler, geb. zu Nöttingen bei Carlsruhe 7. Jul. 1777, gest. in Wien 13. Mai 1824). Sein Vater war ein Landmann. Nach erhaltenem Unterrichte an der dortigen Dorfschule, verließ er seinen Geburtsort und kam nach Pforzheim, wo er von dem Fabriksmaler Capan unterrichtet wurde. Von da ging er nach Genf, wo er sich sechs Monate aufhielt und als Email-Maler arbeitete. Seinen längst gehegten Wunsch, nach Wien zu gehen, um sich dort auszubilden, konnte er erst 1799 ausführen. Hier besuchte er die k. k. Kunstakademie, wo er sich unter den Professoren Maurer, Füger und Lampi im Zeichnen und Malen vervollkommnete, sich aber vorzüglich auf Porträtmalerei verlegte. Von dem Bestreben geleitet, eine für das Auge gefällig dargestellte Arbeit, welche augenblickliche Bewunderung erregt, auch der Nachwelt erhalten zu wissen, erfand B. den die Emailmalerei vor zufälligen Beschädigungen schützenden, glasartigen Ueberzug, von den Franzosen Fonda genannt, welcher in Genf bei Verfertigung emaillirter Fabrikswaaren (Uhren, Dosen) angewendet, und dort als Fabriksgeheimniß behandelt wird. Durch viele Versuche war es ihm endlich gelungen, nicht nur Selbsterfinder dieses Ueberzuges, sondern auch Verfertiger sämmtlicher, zur Ausübung seiner Kunst nöthigen Farben zu sein, so daß er nun, durch die Kenntniß des Einflusses des Ueberzuges auf den Farbenwechsel, genau Schönheit und Ton der Farben zu bestimmen vermochte. B.’s Gemälde haben natürlichen Ausdruck und kräftige Farbe. Zufällige äußere Verletzungen, z. B. Ritze, können auf eine sehr einfache Art wegpolirt werden, ohne befürchten zu müssen, die Farben zu berühren, was der oben erwähnte Ueberzug verhindert. Wie sehr B.’s Emailgemälde geschätzt und von Kunstkennern und Kunstfreunden gesucht wurden, wird durch die nachfolgende Uebersicht seiner Arbeiten wohl am deutlichsten bewährt: Für Kaiser Franz: Mehrere Porträte Höchstdesselben auf Dosen; – für die Kaiserin Karolina: Höchstderselben Porträt von bedeutender Größe; – für die (höchstselige) Kaiserin Maria Ludovica: Höchstderen Porträt [damals Eigenthum der Erzherzogin Beatrix]; – für Ihre Majestät die Herzogin von Parma Maria Louise: Höchstderselben Porträt; – das Porträt des Fürsten Colloredo, Reichs-Vice-Kanzlers, im Costüme des Toisons [6″ hoch (1809)]; – für den Fürsten Esterhazy: Dessen Porträt zwei Mal und so oft auch das Porträt der Fürstin Leopoldine; – für den Fürsten Grassalkowicz: mehrere Bildnisse; – das Porträt des Staatskanzlers Fürsten Kaunitz [5″ hoch (1805)]; für den Fürsten Lichnowsky: Porträt seiner Gemalin; – die heil. Cäcilia; – die Herzogin Grivelli; – die Gräfin Taxis nach van Dyck; – für den Fürsten Metternich: Porträt des Churfürsten von Mainz aus dem Hause Metternich, und die Herzogin Grivelli; – für den Fürsten Rasoumofsky: das Porträt seiner Gemalin und einige andere Gemälde; – Porträt der Herzogin von Sagan; – für den Fürsten Sinzendorf: Maria mit dem Jesus-Kinde auf dem Arme [8″ hoch, 6 ½″ breit], eines der größten Gemälde des Künstlers; – für den Grafen [13] Czernin: Betende Madonna (Bruststück) nach Holbein [3″ h., 2½″ breit], eine der besten Arbeiten B.’s; – für den Grafen Fries: Dessen Porträt; – für den Grafen Magnis: Porträt Ludwigs des XIV.; – Porträt der Madame Sevigné; – Porträt, Copie nach Rubens. Außer diesen genannten gingen noch viele andere Arbeiten aus B.’s Meisterhand hervor; davon waren im J. 1824 vollendet: Porträt Josephs des II., nach Füger; – Eine Gruppe nach Lenz; – Porträt des Grafen von Gottorp; – Porträt des Herzogs Karl von Südermannland Karls XIII.; – Amor, nach Paul Veronese, ein liebliches Gemälde von bedeutender Größe. Ob B.’s Geheimniß seiner Methode mit seinem Tode verloren gegangen, ist nicht bekannt.

Archiv für Gesch., Statist-, Liter, u. Kunst (Wien 1824, 4°.) Nr. 118, S. 634: „Nekrolog.“ – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoffer (Paris 1853) VI. Bd. Sp. 322. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen 1853, Bibl. Inst., Lex. 8°.) IV. Bd. 4. Abth. S. 1277. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., 8°.) I. Bd. S. 553.