BLKÖ:Exner, Franz
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 4 (1858), ab Seite: 115. (Quelle) | |||
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Rembolds über Philosophie an der Wiener Hochschule weckten E.’s Vorliebe für diese Wissenschaft, wie überhaupt Rembolds ganzes Wesen nicht ohne Einfluß auf diesen seinen begabten Schüler blieb, der die schmerzliche Aufgabe zu lösen hatte, Stellvertreter seines im J. 1824 des Lehramtes enthobenen Lehrers in den J. 1830 und 1831 zu werden. 1832 erhielt E. die Professur der Philosophie in Prag. In seiner Stellung als Professor war seine Wirksamkeit von hoher Bedeutung. Von dem gewöhnlichen Schlendrian, der sich auf den Vortrag eines vorgeschriebenen Lehrbuchs beschränkt, abweichend, wußte er durch die dialogische Form seiner Vorträge seine Zuhörer zur Selbstthätigkeit, zum Selbstdenken anzuregen und seinen Vorlesungen durch die neue Methode der mathematischen Behandlung philosoph. Fragen einen eigenthümlichen Reiz zu verleihen. Aber nicht blos auf den engen Raum der Schule beschränkte sich sein Wirken, sein gastliches Haus stand seinen Freunden offen und vereinte wöchentlich gleich einer kleinen Akademie die gelehrtesten und scharfsinnigsten Köpfe Prags. Im J. 1844 erhielt E. von der Studienhofcommission den Auftrag zur Ausarbeitung eines neuen Studienplanes, dem im J. 1845 seine Berufung nach Wien als Mitglied der zu diesem Zwecke eingesetzten Commission folgte. Einen zu gleicher Zeit erhaltenen Ruf an die Hochschule zu Bonn an Windischmanns Stelle lehnte E., um für das Vaterland zu wirken, ab. 1847 kehrte E. aus Wien wieder nach Prag zurück, wurde aber im April 1848 wieder nach Wien berufen und bald darauf zum Ministerialrathe im neu geschaffenen Ministerium des Unterrichts ernannt. Mit schwerem Herzen entsagte E. seinem bisherigen Berufe als Lehrer, und daß er den neuen einer administrativen Thätigkeit nur annahm, nicht um seinen Ehrgeiz zu befriedigen, sondern um das im Kaiserstaate geweckte Streben einer zeitgemäßen Cultur durch seine Erfahrung, durch seinen Rath in die rechten Bahnen zu leiten, beweist der Umstand der entschiedenen Ablehnung des ihm zweimal angebotenen Portefeuilles des Unterrichts-Ministeriums, indem er auf das Bestimmteste erklärte, nie eine Stelle annehmen zu wollen, die mit politischer Thätigkeit verbunden wäre. In seiner neuen Sphäre wirkte E. seinem Losungsworte: Fortschritt der Bildung getreu bleibend. Im J. 1850 begann er zu kränkeln. Nach [116] vollendeter Organisirung der ung. Schulen reiste er nach Italien, um auch das lombardische Gymnasialwesen in die neu betretene Bahn der Reform zu leiten, da endete um die Mitte des Jahres 1853 der Tod seine Thätigkeit. In seinem Fache, in der Philosophie, war E. als Schriftsteller und forschender Selbstdenker selbst in Deutschland gekannt und geachtet. Anfänglich der Jacobi-Salat’schen Gefühls-Philosophie huldigend, sagte er sich, durch sie unbefriedigt, von ihr los, u. z. öffentlich in seiner ausführlichen Recension von Jägers Empirischer Psychologie in den „Wiener Jahrbüchern der Literatur“ (XCIII. Bd. 1841). Gegen die hohle blos formelle Sophistik der Hegel’schen Schule trat er aber in der geharnischten Schrift: „Die Psychologie der Hegel’schen Schule“, beurtheilt von Dr. Fr. E.“, 2 Hefte (Leipzig 1841 und 42, 8°.) auf, welche, zu einer Zeit erschienen, als jene Schule eben in der höchsten Blüte stand, seinen Namen bald in ganz Deutschland bekannt machte, und ebenso durch den Freimuth der Sprache, als durch die Schärfe der Logik und Kritik des Hegel’schen Systems Aufsehen erregte. Die übrigen im Druck erschienenen Schriften E.’s sind: „Die Stellung der Studierenden auf den Universitäten. Eine Rede“ (Prag 1837, 8°.); – und in den „Abhandlungen der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften“ sind enthalten: „Ueber Nominalismus und Realismus“ (V. Folge, II. Bd. 1843, S. 409); auch besonders gedruckt (Prag 1842, 4°.); – „Ueber Leibnitzens Universal-Wissenschaft“ (Ebenda III. Band (1845) S. 163), auch besonders abgedr. (Prag 1843, 4°.); – „Ueber die Lehre von der Einheit des Denkens und Seins“ (Ebenda V. Bd. (1848) S. 217). Die administrative Thätigkeit E.’s im Gebiete des Schulwesens beurkundet sich in dem Streben, die musterhaften, bewährten wissenschaftlichen Einrichtungen Deutschlands – so weit es möglich – den besonderen Verhältnissen Oesterreichs anzupassen. In der Hebung des österr. Culturlebens, in der Entwicklung und Stärkung des culturhistorischen deutschen Elementes, in der Gemeinsamkeit der Bildung und Wissenschaft, erblickte er zur Durchführung des großen politischen Gedankens: Einheit und Gleichartigkeit des Kaiserstaates als politisches Ganzes, ebenso sichere und dauernde Mittel, als von anderer Seite die Hebung materieller Interessen, der Austausch vergänglicher Güter durch Eisenbahnen und Zollvereine u. d. m. als die einzig richtigen zur Erreichung des obigen Zweckes angesehen werden. Gewiß ist die Verbindung beider der richtige Weg. E. wurde am 17. Juli 1848 zum wirkl. Mitgliede der kaiserl. Akademie der Wissenschaften ernannt; auch war er Mitglied der philosophischen Section der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften u. Secretär derselben. Zu früh (im Alter von nur 51 J.) entriß ihn der Tod der Wissenschaft u. dem Staate.
Exner, Franz (philosoph. Schriftsteller, geb. zu Wien 28. Aug. 1802, gest. zu Padua 19. Juni 1853). Widmete sich dem Studium der Rechte, welches er zu Wien und Pavia vollendete. Die Vorträge- Akademische Monatschrift im Octoberheft 1853 [dieser Aufsatz von Prof. Rob. Zimmermann erschien auch besonders gedruckt: „Dr. Franz Exner, k. k. östr. Ministerialrath“ (Würzburg 1853, 8°.)]. – Almanach der kais. Akademie der Wissenschaften 1855, S. 91. – Transsilvania, Beilage zum Siebenbürger Boten (Hermannstadt, 4°.) 1855, Nr. 19: „Franz Exner“ [nach dieser gest. 21. Juni 1853 zu Padua]. – (Brockhaus) Conversat.-Lexikon (10. Auflage) V. Bd. S. 700. – Nouvelle Biographie générale … publiée sous la direction de Mr. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XVI. Bd. Sp. 856. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen 1842 u. f., Bibl. Inst., Lex. 8°.) III. Suppl. Bd. S. 477. – Grazer Zeitung 1853, Nr. 287. – Theater-Zeitung red. von Ad. Bäuerle 1853, Nr. 144 [nach dieser gest. zu Venedig]. – Prager Morgenpost 1858, Nr. 125–127: „Aus dem Klementinum.“[BN 1]
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ E Exner, Franz [Bd. IV, S. 115].
- Presse 1867, Nr. 259, im Local-Anzeiger im Aufsatze: „Wissenschaft ist Macht“. [Band 24, S. 407]