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BLKÖ:Fischer von Erlach, Johann Bernhard

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 4 (1858), ab Seite: 249. (Quelle)
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Fischer von Erlach, Johann Bernhard (kais. Hofbaudirector, geb. nach Einigen zu Wien, nach Andern zu Prag 1650, gest. nach Jos. Bergmann [Medaillen II. Bd. S. 312] zu Wien 5. April 1723). Entstammt einer adeligen Familie, denn schon Johann Bernhards Ahnherr Peter de Vischer, Rath des Erzherzogs Albert, erhielt von Kaiser Rudolph (5. Sept. 1608) den Adel. Johann Bernhard zeigte früh große Anlagen zur Kunst, erhielt geschickte Meister und ging nach vorangegangener tüchtiger Ausbildung nach Rom, wo er sich durch Studien der Kunstwerke der Alten jene unumstößlichen Regeln des Schönen und Großartigen aneignete, die noch jetzt an seinen Arbeiten anerkannt werden; aber bei dem bereits gesunkenen Geschmacke [250] jener Periode, in welcher Bernini und Genossen den Verfall der Kunst zur Thatsache werden ließen, auch jene Mängel in sich aufnahm, welche die freie künstlerische Entwicklung seines Genius vereitelten und von seinen Tadlern an seinen Werken hervorgehoben werden, um sein seltenes Talent zu bestreiten. Aber die Wahrheit spricht lauter als Alles; seine und seines Sohnes Bauten stehen sammt ihren wirklichen Mängeln noch jetzt als Zeugen einer einst in Oesterreich bestandenen architektonischen Kunst da, während Alles, was die spätere Zeit mit wenigen Ausnahmen hervorbrachte, als trauriger Zeuge einer Entartung der Kunst ohne Gleichen u. einer bedauerlichen Geschmacklosigkeit ohne Kraft und Geist seelenlos in die Lüfte starrt. Bald richtete sich die Aufmerksamkeit auf den tüchtigen Künstler, man wählte ihn zum Lehrer der Architektur für den Erzherzog Joseph, nachmaligen Kaiser Joseph I., und übertrug ihm den Bau eines Sommerpalastes für denselben, womit 1696 der erste Grund zu dem heutigen imposanten Schönbrunn gelegt wurde. F. wurde nun Hofarchitekt und führte als solcher eine Reihe großartiger Bauten aus, welche noch in der Gegenwart ihre Wirkung nicht verfehlen. Wir führen nur die vorzüglichsten an. An die Stelle der alten unansehnlichen Peterskirche kam 1702 die jetzige, wozu F. den Entwurf machte und deren Bau er leitete; ferner erbaute er den „Palast des Prinzen Eugen“, in der Himmelpfortgasse (das heutige Finanzministerium); – „Die vereinigte Hofkanzlei“, in der Wipplingergasse (das heutige Ministerium des Innern); – „Das Batthyanische Palais“, auf der Freiung; – „Das Trautson’sche Palais“, in der Vorstadt St. Ulrich (wo bis 1648 die ungar. Garde sich befand); – „Die Karlskirche“, wozu in Folge eines Gelöbnisses des Kaisers Karl VI., als 1713 in Wien die Pest wüthete, am 4. Febr. 1716 der Grundstein gelegt, der Plan von F. entworfen, die Bauleitung aber dem Architekten Martinelli übertragen wurde; – ferner die Entwürfe zur vormaligen Staatskanzlei (heute Ministerium des Aeußern); – zum Hofbibliothek-Gebäude; – zur Reichskanzlei; – zur kais. Reitschule; – zu den kaiserl. Stallungen. Außerhalb Wien die Universitätskirche in Salzburg, zu welcher am 6. Mai 1696 der Grundstein gelegt und die am 10. Mai 1707 eingeweiht wurde, das Lustschloß Kleßheim u. m. a. Als die großen Kriegswirren die Ausführung von großen Bauwerken hinderten, beschäftigte sich F. mit Fachstudien, und in jene Zeit fällt die Vollendung seines Werkes: „Entwurf einer historischen Architektur in Abbildungen verschiedener berühmter Gebäude des Alterthums und fremder Völker“ (Leipzig 1725, Fol.). Der Text dazu ist von Heräus; die 93 mittelmäßig ausgeführten Tafeln stellen: 1) hebräische, egyptische, syrische, persische und griechische, 2) römische, 3) arabische, türkische, neupersische, chinesische, japanische Bauten, 4) Gebäude eigener Erfindung und 5) griechische, römische Vasen und mehrere eigene Constructionen vor. F. starb im Alter von 73 Jahren, wie es heißt aus Kränkung über das Mißlingen des Baues der kaiserl. Stallungen.

Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835) II. Bd. S. 147. – Annalen der bildenden Künste für die österr. Staaten. Von H. Rud. Fueßli (Wien 1801, 8°.) I. Thl. S. 1: „Geschichte der bildenden Künste in Wien“ [daselbst S. 10 Anmerkung, Erlachs Todesjahr 1724 und seines Sohnes, der daselbst „Esajas Emanuel“ heißt, Todesjahr 1738]. – Gräffer (Franz), Kleine Wiener Memoiren (Wien 1845, Beck, 8°.) I. Bd. S. 14: „Dampfmaschine“ [gibt Nachricht über F.’s in der Lebensskizze erwähnte Feuermaschine]. – Wiener Realzeitung 1777 vom 19. August. – Derselbe, Wiener Dosenstücke (Wien, Mörschners Witwe, 8°.) I. Bd. S. 157. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allg. Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., 8°.) IV. Bd. S. 346 [nach diesem gest. 1724]. – Müller (Fr. Prof.), Die Künstler aller [251] Zeiten u. Völker (Stuttgart 1857, Ebner und Seubert, Lex. 8°.) II. Bd. S. 65. – Bergmann (Jos.), Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des östr. Kaiserstaates vom XVI.–XIX. Jahrhund. (Wien 1844 u. f., Tendler, 4°.) II. Bd. S. 417, Anmerkung [berichtet, daß F. auf Schriften seiner Zeit als Fischers von Erlacken oder Erlachen erscheine und daß er in seiner Jugend auch Medaillen modellirt habe]. – Dlabacz (Gottfried Joh.), Allgem. histor. Künstler-Lexikon für Böhmen … (Prag 1815, 4°.) I. Bd. Sp. 399 [mit Angabe zahlreicher Quellen, welche aber alle unzureichend sind, denn dem wackeren Franz Gräffer sind die ersten ausführlicheren Angaben über die Fischer von Erlach, Vater und Sohn, zu verdanken]. – Realis, Curiositäten- u. Memorabilien-Lexikon von Wien (Wien 1846, Lex. 8°.) I. Bd. S. 437. – Gärtner (Corbinian), Neue Chronik von Salzburg III. Bd. S. 414. – Wiens Kunstsachen oder Führer zu den Kunstschätzen Wiens (Wien 1856, Seidel, 8°.) S. 8 [sagt von ihm: „E. weiß seinen Bauten etwas Stolzes und so Eigenthümliches zu verleihen, daß wer einige seiner Werke aufmerksam betrachtet hat, leicht anderwärts seinen Styl wieder erkennen wird]. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Aufl.) VI. Bd. S. 81. – Nouvelle Biographie générale … publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XVII. Bd. Sp. 756.[BN 1]Medaille. Kopfseite: JOAN . BERN . FISCHERS . AB . ERLAKHEN . S . C . M . PR(imus) . ARCHIT(ectus) . Sein rechts sehendes Brustbild. Unten: Richter (der berühmte Stämpelschneider). Revers: DOCENT . ET . DELECTANT . Im Vordergrunde einer gebirgigen Landschaft Bauten mit Bautrümmern, drei Säulen, an denen eine Sphinx ruht, mit einem Obelisk. Im Abschnitte: MDCCXIX. Größe: 2 Zoll 9 Linien.

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Fischer von Erlach, Johann Bernhard [Bd. IV, S. 249].
    Wiener Zeitung 1867, Nr. 297, S. 983 [der Verfasser dieser kurzen Notiz konnte Ausführlicheres in meinem Lexikon am oben bezeichneten Orte lesen]. [Band 26, S. 379]