BLKÖ:Maschek, Vincenz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 79. (Quelle)
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Maschek, Vincenz (Tonsetzer, geb. zu Zwikowecz in Böhmen 5. April 1755, gest. zu Prag 15. November 1831). Bruder des Paul M. [siehe den Vorigen] und erhielt gleich ihm von seinem Vater, der Schullehrer in Zwikowecz war, die erste musikalische Ausbildung; später wurden der berühmte J. L. Dussek [Bd. III, S. 399] und Segert, letzterer im Generalbasse, seine Lehrer. Nun machte er mit dem Grafen von Wrtby Reisen und ließ sich in den größeren Städten Deutschlands, in Berlin, Dresden, Leipzig, Halle, Hamburg, ja auch in Kopenhagen als Virtuos auf dem Pianoforte hören. Nach seiner Rückkehr erhielt er von den böhmischen Ständen eine Anstellung als Musikmeister und [80] gab nebstbei in den vornehmen böhmischen Adelsfamilien Musikunterricht. Durch öffentliche Concerte und durch Compositionen machte er seinen Namen in weiteren Kreisen bekannt. Im Jahre 1794 gab ihm der Prager Magistrat die Anstellung als Musikdirector an der St. Niklaskirche auf der Kleinseite, welche Stelle er bis an seinen Tod bekleidete. Im Jahre 1802 errichtete er auch eine eigene Musikalienhandlung in Prag. M. hat nicht wenig zur Hebung des in Prag übrigens stets regen Musiklebens beigetragen. Mit seiner Gemalin im Vereine veranstaltete er große Concerte, in welchen ebenso die Meisterwerke alter Künstler, wie seine eigenen Compositionen vorgetragen wurden. Ueber seinen Antrag fanden auch an der St. Niklaskirche, deren Musikdirector er war, die großen musikalischen Todtenfeste zu Ehren Dussek’s, Mozart’s, Punto’s und Wraniczky’s Statt. Nicht nur selbst ein ausgezeichneter Virtuos auf dem Flügel und auf der Harmonika, hat er als geschickter Lehrer manchen vortrefflichen Schüler gebildet. Ueber den Werth seiner Compositionen, welche zwar, wie dieß in Sachen des Geschmackes mehr und minder immer der Fall sein wird, auch Tadler fanden, hat sich doch die Fachkritik einstimmig günstig ausgesprochen. Sein Satz ist correct, die Compositionen melodiös, reich an originellen Motiven und charakteristisch. Auch von seinen Compositionen ist der bei weitem kleinere Theil im Stiche erschienen. Bemerkenswerth sind die Opern: „Der Ostindienfahrer“; – „Der Spiegelritter“, die letztere im Jahre 1794 in Prag mit Beifall gegeben; – die Cantate: „Böhmens Dankgefühl“, eine musikalische, dem Erzherzoge Karl dargebrachte Huldigung, am 18. November 1796 von 100 Tonkünstlern im königl. Nationaltheater in Prag aufgeführt; – „Morgengesang für alle vernünftige Religionen von F. v. Meyer“ (Prag 1796); – „Jägermarsch für das böhmische Jägercorps“ (ebd. 1796); – „X Variationen über ein Pas de deux aus Alceste“ (ebd. 1802); – „XII Variations pour le Clavecin“ (Leipzig 1802); – „Cantate zur Vermälungsfeier Ihrer Majestäten des Kaisers Franz I. und der Kaiserin Maria Beatrix“, aufgeführt am 10. Februar 1808 in Prag; – „Klage und Trost am Freundes-Grabe, Cantate“ (Leipzig 1803); – „Sechzehn teutsche Tänze für das Pianoforte“ (ebd. 1802); – „Sex petits Rondos faciles et agreables pour le Pianoforte“ (Bonn 1806); – „Grande Sonate pour le Pianoforte et Violon“ (Leipzig 1807). Außerdem schrieb er zahlreiche kirchliche und weltliche Musikstücke, als Messen, Motetten, Kirchenlieder, ferner Sonaten, Tänze, Concerte für das Piano, Lieder, Märsche, Ballete und Pantomimen u. s. w. – Seine Gemalin Johanna (gest. zu Prag 7. November 1808) war zu ihrer Zeit eine berühmte Harmonika- und Fortepianospielerin, welche ihre virtuose Ausbildung auf diesen Instrumenten von ihrem Gatten erhielt, den sie auch auf der oberwähnten Kunstreise durch Deutschland begleitete. Sie gab mit ihm vereint mehrere große Concerte in Prag, in denen sie meist Compositionen ihres Gatten vortrug.

Dalibor. Časopis pro hudbu, divadlo a umění vůbec, d. i. Dalibor. Zeitschrift für Musik, Theater u. s. w. (Prag, 4°.) IV. Jahrg. (1861), Nr. 5. – Dlabacz (Gottfr. Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen ... (Prag 1815, Gottlieb Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 267. – Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1790, J. G. I. Breitkopf, gr. 8°.) Theil I, Sp. 896. – Derselbe. Neues historisch-biographisches Lexikon der [81] Tonkünstler (Leipzig 1813, A. Kühnel, gr. 8°.) Bd. III, Sp. 349. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, gr. 8°) S. 592 [nennt seinen Geburtsort irrig Ziockowecz statt Zwikowecz]. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden 1856, R. Schäfer, Lex. 8°.) Bd. II, S. 907. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 588. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliographisches Institut, gr. 8°.) Bd. XX, S. 917, Nr. 1. –