BLKÖ:Millauer, Maximilian

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Milišić, Michael
Band: 18 (1868), ab Seite: 316. (Quelle)
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Millauer, Maximilian (gelehrter Cisterzienser, geb. zu Budweis 27. December 1784, gest. zu Prag 14. Juni 1840). Die unteren Schulen besuchte M. bei den Piaristen in seiner Vaterstadt, dann ging er nach Prag, wo er an der Universität die philosophischen und theologischen Studien beendete. Im Jahre 1802 trat er in das Cisterzienserstift Hohenfurth, in welchem er am 2. November 1806 die Ordensgelübde ablegte. Am 22. November 1807 erlangte er, ob Mangel des gesetzlichen Alters, mit Dispens die Priesterweihe und las am 8. December d. J. im Stifte die erste Messe. Anfänglich der gelehrten Laufbahn sich zuwendend, widmete er sich ganz dem Studium der theologischen Wissenschaften, übernahm aber, um die Praxis nicht ganz bei Seite zu setzen, im Jahre 1808 die Stelle eines Caplans zu Brunel, bis er im folgenden Jahre berufen wurde, als Feldcaplan bei dem dritten Landwehr-Bataillon des Klattauer Kreises zu fungiren. Nach Auflösung der Landwehr wurde er Cooperator an der Pfarre zu Bareschau, und bald darauf, am 27. November 1810, erlangte er an der Prager Hochschule die theologische Doctorwürde. Im Jahre 1811 wurde er in das Stift zurückberufen, um an der Hauslehranstalt zu Hohenfurth Kirchengeschichte und Kirchenrecht vorzutragen; aber schon im folgenden Jahre vertauschte er die genannten Fächer mit jenem der Moral- und Pastoral-Theologie, der Katechetik und Pädagogik. Zu gleicher Zeit bekleidete er im Stifte die Aemter eines Secretärs, Bibliothekars und Archivars. Bis zum Jahre 1815 in dieser Art im [317] Stifte thätig, wurde er im letztgenannten Jahre zum Universitäts-Professor der Pastoral-Theologie in Prag ernannt, wurde im Jahre 1816 k. k. Synodal-Examinator der Candidaten für Curat-Benefizien, im Jahre 1817 Historiograph der theologischen Facultät an der Prager Hochschule; im Jahre 1819 ordentliches Mitglied der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1822–1829 Director derselben; in der Zwischenzeit, und zwar in den Jahren 1820 und 1826 Decan der theologischen Facultät, im Jahre 1823 Mitglied und bald darauf bis 1829 Geschäftsleiter der Gesellschaft des böhmischen Museums; im Jahre 1831–1835 Universitäts-Rector und im Jahre 1839 kais. Rath. Die Muße seines Berufes widmete M. ununterbrochen wissenschaftlichen Studien und Arbeiten, deren Früchte er theils in mehreren selbstständigen Werken, theils in einer großen Anzahl theologischer, historischer, archäologischer, biographischer, genealogischer und anderer Aufsätze in verschiedenen Zeitschriften und Fachblättern veröffentlichte. Gewöhnlich schrieb er unter seinem Namen, nur einige Aufsätze im „Hesperus“ sind anonym, eine Schrift unter der Chiffre der Anfangsbuchstaben seines Namens, M. M., und eine zweite unter dem Pseudonym Maximilian Meitl erschienen. Eine, wie es scheint, vollständige Aufzählung aller seiner Arbeiten ist in der in den Quellen angeführten, zur Säcularfeier erschienenen Schrift: „Das Cisterzienser-Stift Hohenfurth in Böhmen“ enthalten. Eine neue Aufzählung erscheint demnach überflüssig, hingegen werden im Folgenden alle selbstständig erschienenen und wichtigeren historischen, biographischen und genealogischen Werke und Abhandlungen mitgetheilt. Die ersteren, von denen der größere Theil auch in den Abhandlungen der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften enthalten ist, sind: „Catalogus religiosorum viventium, sacrum Cistercensium ordinem Altovadi professorum“ (Pragae 1813, Theoph. Haase, 8°.), erschien ohne Namen; – „Der Ursprung des Cisterzienser-Stiftes Hohenfurth“ (Prag 1814, 8°.); – „Ueber die Erbauung der K. Berg- und Kreisstadt Budweis in Böhmen“ (ebd. 1817, 8°.), auch im 5. Bande der Abhandlung der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften; – „Fragmente aus dem Nekrolog des Stiftes Hohenfurth“ (ebd. 1819, 8°.), auch im 6. Bande der vorerwähnten Abhandlungen; – „Sermo Hilarii Litomericensis ad senatum populumque Plznensem. E codice Osecano“ (Pragae 1820, 8°.); – „Kritische Beiträge zu Voigt’s Versuch einer Geschichte der Prager Universität“ (Prag 1820, 8°.), auch im 7. Bande der Abhandlungen; – „Entwurf einer Geschichte, der Pastoral-Theologie an der k. k. Carl Ferdinand’schen Universität Prag. Zum Behufe vaterländischer Zöglinge des Pastoral“ (ebd. 1821, 8°.), die erste Auflage erschien anonym, die zweite, im Jahre 1832 ausgegebene, jedoch mit dem Namen des Verfassers; – „Böhmens Denkmale der Tempelherren, sammt einer treuen Darstellung der Glasmalerei an den 5 nördlichen Fenstern des ehemaligen (templerischen) St. Annaklosters“ (Prag 1822, 8°.), auch im 8. Bande der Abhandlungen; – „Die Ritter von Boresching im Süden Böhmens“ (ebd. 1823), auch im 8. Bande der Abhandlungen; – „Uebersicht sämmtlicher in den bisherigen Bänden von Abhandlungen der k. böhmischen Gesellschaft vorkommenden Aufsätze“ (ebd. 1820, 8°.), auch im 8. Bande der Abhandlungen; – „Diplomatisch-historische Aufsätze über Johann Žižka von Trocznow“ (ebd. 1824, 8°.), auch im 1. Bande der [318] neuen Folge der Abhandlungen; – „Der deutsche Ritterorden in Böhmen, ein Beitrag zur Reichs- und Kirchengeschichte Böhmens“, 2 Abtheilungen (ebd. 1823 und 1832, 8°.), auch im 1. und 3. Bande der neuen Folge der Abhandlungen; – „Die Grabstätten und Grabmäler der Landesfürsten Böhmens. Mit einem lithographirten Grundrisse des Prager Domes“ (Prag 1830, 8°.), auch im 2. Bande der neuen Folge der Abhandlungen; – „Die Matriken der Akatholiken“ (Prag 1830, gr. 8°.); – „Die Kirche zu Bohnitz. Ein Beitrag zur vaterländischen Religions- und Kirchengeschichte. Sammt einer lithographirten Beilage“ (ebd. 1830), auch im 2. Bande der obgenannten Abhandlungen; – „Sternberg bei Schlan in Böhmen. Ein Taschenbuch für die dortigen Kurgäste“ (Prag 1833, Sommer, 12°.), erschien unter dem Namen des Bade-Inspectorats-Adjuncten Maximilian Meitl; – „Series rectorum universitatis Pragenae ab unions Academiarum Carolinae Ferdinandae (1654)“ (Pragae 1834, Haase, 8°.), erschien als Programm bei M.’s Austritte aus dem Rectorate im Jahre 1834; – „Thomas Mitis und seine Idylle über Teplitz, als das älteste historische Document und erste Stück der Literatur über diese Bade-Anstalt, mitgetheilt von einem dortigen Kurgaste“ (in der Vorrede unterzeichnet M.(ax) M.(illauer) und herausgegeben von Andreas Chrysostomus Eichler) (Prag 1836, Gerzabek, 8°.). Von den in gelehrten Zeitschriften abgedruckten Aufsätzen und Abhandlungen sind anzuführen: in der Wiener theologischen Zeitschrift, I. Jahrgang, 2. Bd. S. 288: „Nonnullorum S. S. Patrum de mendacii necessitati judicium“; – „Ein Schreiben über die Sittlichkeit der Nothlüge“ (ebd. II. Jhrg. 1. Bd. S. 333); – „Ueber die wichtigsten, den katholischen Seelsorger betreffenden, vom Jahre 1811 bis zum Jahre 1822 erflossenen k. k. Verordnungen über das Eherecht“ (ebd. XII. Jahrg. 2. Bd. S. 351); – im Schulfreunde: „Daten aus der älteren vaterländischen Erziehungskunde (Bd. 4, S. 85); – „Ueber das gesetzmäßige Benehmen katholischer Katecheten und Schulmänner in den deutschen Provinzen des österr. Kaiserstaates gegen Kinder akatholischer und jüdischer Eltern in Hinsicht der Religion“ (ebd. Bd. 5, S. 20); – in der von Joseph Pletz[WS 1] herausgegebenen Wiener neuen theologischen Zeitschrift: „Ueber die Einschreibungen der unehelichen Väter in die Taufmatrikeln und über die Legitimationen der unehelichen Kinder durch die nachfolgenden Ehen der Eltern“ (II. Jahrg. 1832, S. 129); – „Ueber einige kirchliche Alterthümer Böhmens (der Hirtenstab und die Fürstenkrone der ehemaligen Aebtissinen zum h. Georg am Pragerschlosse)“ (X. Jahrg. 1837, 2. Bd. S. 3); – in der Zeitschrift Hesperus, 1816: „Diplomatische Nachrichten über das ehemalige Eremitenkloster Heureffel in Böhmen“ (Nr. 39); – 1817: „Peter I. von Rosenberg“ (Nr. 15); – 1818: „Ueber das Wappen der Osecker Riesenburg“ (Nr. 33); – „Ueber das Wort Pfaff“ (Nr. 44); – 1819: „Die Ruine Poresching. Ein Beitrag zur Topographie Böhmens“ (Nr. 16); – „Ueber böhmische und deutsche Sprache in Böhmen“ (Nr. 125); – 1820: „Ein Antiquarisches Räthsel“ (Beilage Nr. 7); – 1821: „Erklärung der alten Glocken-Inschrift im Stifte Dobroy (Nr. 20); – „Neuere Bemerkungen über das Sprichwort sub Rosa“ (Beil, Nr. 18); – in Hormayr’s „Archiv für Geschichte, Geographie u. s. w.“, Jahrg. 1817: „Ueber die Ruine Klingenberg in Böhmen“ [319] (Nr. 156 u. 157); – 1818: „Des Grafen Bonaventura von Bucquoy Tod, Grab und Reste“ (Nr. 126); – 1819: „Ueber die Begründung des böhmischen National-Museums“ (Nr. 76 u. 77); – 1820: „Einige Ahnen der Grafen von Harrach“ (Nr. 39 u. 40); – „Die Herren von Walch in Oberösterreich“ (Nr. 139); – 1821: „Ein Beitrag zu Hellwig’s Zeitrechnung“ (Nr. 36); – „Proben aus einer noch ungedruckten Geschichte der Prager theologischen Facultät“ (Nr. 124–126); – 1825: „Der böhmische Feldherr Pandobes“ (Nr. 19); – „Kaiser Ludwig’s Tod“ (Nr. 20); – „Meister Wenzel Gai“ (Nr. 20); – „Die Plasser Denkmünze“ (Nr. 36); – „Beiträge zur österreichischen Münzkunde“ (Nr. 48); – „Zawis von Rosenberg“ (Nr. 55); – „Der Orden des Todtenkopfs (Nr. 125); – 1826: „Wilhelm von Rosenberg“ (Nr. 5, 6, 8, 9 u. 16). Außer den aus den Abhandlungen der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften besonders abgedruckten, oben bereits angeführten Aufsätzen ist darin noch der folgende enthalten: „Geschichte der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften von 1820 bis 1823 und von 1827 bis 1830“ (im 7. u. 8. Bde. und im 2. der neuen Folge); – in der čechischen Zeitschrift Dobroslow (in čechischer Sprache), 3. Theil: „Die Rolandsäule an der Prager Brücke“; – „Die Rolandsäule am Leitmeritzer Rathhause“; – „Ein zweiter Ring des Papstes Pius II.“; – in der Monatschrift des kön. böhmischen Museums, außer den Monatsberichten der Jahre 1827, 1828 und 1829, und den Vorträgen der Geschäftsleitung bei den Generalversammlungen des Museums in den Jahren 1824, 1825, 1826, 1827 und 1829, welche sämmtlich von M. verfaßt und in der Monatschrift und den Verhandlungen derselben abgedruckt sind, auch noch folgende Aufsätze: „Uebersicht aller bisher bekannt gewordenen böhmischen meteorischen Metall- und Steinmassen“ (Verhandl. des Museums, 3. Heft); – „Nächtliche Sicherheits-Anstalten der vaterländischen Vorzeit“ (Monatschrift des Museums 1827, S. 42); – „Die Ruine Maidstein“ (S. 45); – „Nekrolog der im gegenwärtigen Jahrhunderte verstorbenen Mitglieder der Prager theologischen Facultät“ (1827 im Juli, September und December, 1828 im März, Juni und November); – „Das Siegel des Meisters Johann Hus“ (1827, August); – „Die Original-Matrik der juridisch-canonischen Facultät“ (ebd. October); – „Beiträge zur Geschichte der Belagerung der k. Hauptstadt Prag durch die Schweden im Jahre 1648“ (1827, November; 1828, Juni und October); – „Nekrolog des Hohenfurther Abtes Isidor Deutschmann“ (1828, Jänner); – „Reihenfolge der Aebte des Cisterzienser-Stiftes Hohenfurth“ (1828, Februar); – „Das Testament des vaterländischen Gelehrten Johann Mathias Sudetis“ (1828, April); – „Die ursprüngliche Königsaaler Bibliothek“ (ebd.); – in dem von Chrysostomus Eichler herausgegebenen Almanach für die Teplitzer Kurgäste“ Jahrg. 1833: „Das alte Siegel des Klosters Schwatz“ (S. 95); – „Der Milleschauer Berg“ (S. 100); – „Die übrigen Teplitze in der Welt“ (S. 102); – im Jahre 1835: „Die Teplitzer Gelehrten“ (S. 42). Auch übersetzte er Andr. Reichenberger’s Pastoralanweisung nach den Bedürfnissen unseres Zeitalters in’s Lateinische und ließ das Werk unter dem Titel: Institutio pastoralis“ (Viennae 1819, 8°.) in zwei [320] Bänden ohne Angabe seines Namens erscheinen. Es ist, wie aus vorstehender Uebersicht zu ersehen, eine reiche und anregende Thätigkeit, mit welcher M. zur Erforschung und Aufhellung der Geschichte seines engeren Vaterlandes Böhmen in einer Reihe von gründlich gearbeiteten größeren und kleineren Schriften und Werken beigetragen. Mehrere in- und ausländische Vereine und Akademien haben auch den rastlosen Forscher unter ihre Mitglieder aufgenommen. Millauer erfreute sich keiner festen Gesundheit, was ihn jedoch nicht hinderte, thätig und nützlich zu sein und zu wirken; seit dem Jahre 1827 kränkelte er oft, bis im Jahre 1840 sein Leiden einen so ernstlichen Charakter annahm, daß es ihn auf’s Krankenlager warf, von dem er sich nicht wieder erheben sollte. M. starb im Alter von 56 Jahren, zu früh für die Wissenschaft, der er sein Leben und seine Thätigkeit gewidmet.

Das Cisterzienser-Stift Hohenfurth in Böhmen. Aus Anlaß der sechshundertjährigen Jubelfeier seines Bestehens verfaßt von Dr. Franz Isidor Proschko (Linz in Oberösterreich o. J. [1859], Babette Eurich, gr. 8°.) S. 64. – Abhandlungen der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Fünfte Folge, I. Band, S. 37. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 333 [nach diesem geboren am 17. December 1784]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 686 [auch nach dieser geb. am 17. December 1784].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Johann Pletz.