Zum Inhalt springen

BLKÖ:Raymann, Franz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Raychan
Band: 25 (1873), ab Seite: 72. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
František Josef Raymann in Wikidata
GND-Eintrag: 13837564X, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Raymann, Franz|25|72|}}

Raymann, Franz (čechischer Schriftsteller, geb. zu Gitschin in Böhmen 8. März 1762, gest. 3. Jänner 1829). Der Sohn wohlhabender Bürgersleute, erhielt er im Elternhause eine gute Erziehung, kam dann nach Prag, wo er das Gymnasium und die philosophischen Studien beendete, darauf in das geistliche Seminar trat und im Juli 1787 die Priesterweihe erhielt. Nun trat er in die Seelsorge, u. z. zuerst als Caplan zu Welisch, dann zu Mestic und endlich zu Castalovic, wo er im December 1800 Pfarrer wurde. In den Jahren 1807 bis 1815 versah er als Dechant das Vicariat im Reichenburger Bezirke. Um die Hebung und Verbesserung seiner Pfarre und Gemeinde erwarb er sich mannigfache Verdienste, so z. B. schaffte er im Jahre 1810 auf seine Kosten das silberne Kirchengeräthe an, legte im Jahre 1811 aus eigenen Mitteln einen großen Obstgarten an und gründete im Jahre 1814 die Pfarrhofbibliothek. Von früher Jugend ein Freund der čechischen Sprache und Literatur, stand er mit den als Förderern derselben bekannten Männern, wie mit Czermak, Kral, Kramerius, mit dem Ehepaare Rettig[WS 1], mit Rulik, Vacek, Ziegler u. A. in freundschaftlichem Verkehre, beschäftigte sich, namentlich in seinen späteren Jahren, mit schriftstellerischen Arbeiten, von denen einige auch im Drucke erschienen sind. Von diesen sind außer zwei čechischen, im Jahre 1819 erschienenen Hymnen auf die h. Maria und Johannes Nepomuk anzuführen: „Maří Magdalena w 5 zpěwích“, d. i. Maria Magdalena in 5 Gesängen (Prag 1816); – „Poslední den a saud, báseň we třech pisnich, d. i. Der jüngste Tag und das jüngste Gericht, Gedicht in 3 Gesängen (ebd. 1817, Fetterle, 12°.); – „Sedlské, námluwy půwodni wesel. w 1 jedn.“, d. i. Die Werbung auf dem Lande, ein ländliches Lustspiel in einem Acte (Königgrätz 1819); – „Wyhrané panstwi puwodní wesel. w 3 Jedn.“, d. i. Die gewonnene Herrschaft, Lustspiel in 3 Acten (ebd. 1820); – „Josef aegyptský. Báseň we dwanácti zpěwích, d. i. Der egyptische Joseph. Gedicht in 12 Gesängen (Prag 1820, Fetterle, gr. 8°.). Außerdem schrieb er Erzählungen, u. a. in die čechischen Zeitschriften „Dobrošlaw“ und „Přítel mládeže“, und dann mehrere Gelegenheits- und andere Gedichte scherzhafter und humoristischer Art, welche nie gedruckt worden, aber in Handschrift unter dem Landvolke viel verbreitet sind. Was seinen Charakter betrifft, so schildert Rettig denselben, indem er ihn einen „Vater der Bedrängten, einen Rathgeber der Leidenden und einen Beschützer der Witwen und Waisen“ nennt. Als Schriftsteller im Ganzen ohne erheblichen Werth, zeichnete er doch treffend das Landleben seines Volkes, und sprachlich ist er deshalb schätzbar, weil er in einigen seiner Arbeiten sich der gemeinen Mundart seines Volkes bedient.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag [73] 1869, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. VII, S. 173. – Jungmann (Josef), Historie literatury české, d. i. Geschichte der böhmischen Literatur (Prag 1849, Řiwnáč, 4°.) Zweite, von W. Tomek besorgte Ausgabe, S. 617.

Anmerkungen (Wikisource)