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BLKÖ:Rollett, Hermann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rösler, Robert
Band: 28 (1874), ab Seite: 370. (Quelle)
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Rollett, Hermann (deutsch-österreichischer Poet, geb. zu Baden bei Wien 20. August 1819). Sohn des Badener Arztes Anton R. [siehe dessen Biographie Bd. XXVI, S. 303[WS 1]]. Die Schule besuchte R. in Baden, später in Wien, wo er im Piaristen-Gymnasium an dem freisinnigen und tiefgebildeten Ordenspriester Leopold Schlecht einen poetische Bestrebungen ungemein fördernden Lehrer fand. Als es galt, einen Lebensberuf zu wählen, entschied sich R. für das Studium der Pharmacie. Er begann das pharmaceutische Studium vorerst in Baden und vollendete es dann in Wien. Im Jahre 1836 beginnt R.’s schriftstellerische Thätigkeit. Er schrieb nicht blos Poesien, sondern correspondirte auch für auswärtige Blätter über österreichische, zunächst Wiener Zustände. Kleineren Reisen, die R. im Jahre 1843 im Kaiserstaate unternahm, [371] folgte im Jahre 1844 eine größere über die Grenzen des Reiches und zuletzt faßte R. den Gedanken, Oesterreich ganz zu verlassen. Im Frühjahre 1848 schritt er an die Ausführung desselben und seit dieser Zeit führte R. bis zum Spätherbste 1854 ein theils freiwilliges, theils unfreiwilliges Wanderleben – da er politischer Umtriebe wegen polizeilich verfolgt wurde – durch Deutschland und die Schweiz, bis er im December 1854 nach Wien zurückkehrte. Seit dieser Zeit schlug er seinen bleibenden Aufenthalt in seiner Vaterstadt Baden auf, an deren Gemeindeangelegenheiten er auch thätigen Antheil nimmt. R. wurde schon im Jahre 1867 als Ausschuß in die Repräsentanz der Stadtgemeinde Baden, im Jahre 1870 zum Gemeinde- und Bezirksschulrathe und im April 1873 zum Bürgermeister-Stellvertreter gewählt. R., seit vielen Jahren schriftstellerisch thätig, hat bisher folgende poetische und andere Schriften herausgegeben: „Liederkränze“ (Wien 1842, K. Gerold, 8°.); – „Frühlingsboten aus Oesterreich“ (Jena 1845, Friedrich Luden; zweite verm. Aufl. ebd. 1849, 8°.); – „Deutsch-katholisches Reformationslied“ (Weimar 1845, W. Hofmann, 8°.); – „Wanderbuch eines Wiener Poeten“ (Frankfurt a. M. 1846, literar. Anstalt, 8°.); – „Lyrische Blätter, herausgegeben von Hermann Rollett“ (Ulm 1847, H. Müller, gr. 8°.) Nr. 1–6, eine Art periodischer Musenalmanach mit Beiträgen von Karl Beck, Grillparzer, Kerner, Kinkel u. A.; – „Frische Lieder“ (Ulm 1847, Stettini; zweite verm. Aufl. 1855, 8°.); – „Eine Schwester. Trauerspiel in drei Aufzügen. Als Manuscript gedruckt“ (München 1847, 4°.); – „Ein Waldmärchen aus unserer Zeit“ (Leipzig 1848, Verlags-Bureau [Arnold Ruge], 12°.); – „Metternich“ (ebd. 1848, Fr. Andrä, 12°.), auch in der 2. Auflage der „Frühlingsboten aus Oesterreich“ aufgenommen; – „Kampflieder“ (ebd. 1848, Naumburg); – „Republikanisches Liederbuch“ (ebd. 1848, Naumburg, 12°.), drei Auflagen; – „Das Lied von Robert Blum“ (Jena 1848, Karl Hochhausen), erschien auch in demselben Vertage für Männerchor gesetzt von Wilhelm Stade; – „Dramatische Dichtungen“, 3 Bdchn. (Leipzig 1851, E. O. Weller, 12°.). 1. „Die Ralunken. Dramatisches Gedicht in 5 Acten“; 2. „Thomas Münzer. Volksdrama in 4 Aufz.“; 3. „Flamingo. Ein Stück Weltkomödie“. Alle drei gleich nach ihrem Erscheinen verboten“; – „Jucunde“ (Leipzig 1853, Otto Wigand, 8°.), in einer Prachtausgabe und auch als 3. Band von Wigand’s „Roman-Bibliothek“ erschienen. Zweite Aufl. ebd. 1854; – „Die Kirmes“ (Schleusingen 1854, Conrad Glaser, 8°.), Cyklus von zwölf Gesängen mit verbindender Declamation, für vierstimmigen Männergesang componirt von Franz Abt (Partitur ebenda); – „Heldenbilder und Sagen“ (St. Gallen 1834, Scheitlin u. Zollikofer, 12°., mit einer Holzschnitt-Vignette nach einer Zeichnung von Julius Schnorr); – „Hurrah! nach Schleswig-Holstein“ (Wien 1863, Forster u. Bartelmus, 8°.), deutsches Zornlied, componirt für Männerchor von Franz Mair; – „Ausgewählte Gedichte“ (Leipzig 1865, Franz Wagner, 8°., mit des Dichters Porträt; zweite verm. Aufl. ebd. 1866, 8°.); – „Deutsch-Oesterreichs Gegenwart und Zukunft. Von einem österreichischen Deutschen“ (Wien 1866, Otto Wigand, 8°.), erschien ohne Namen; – „Ein freies Wort an die Wähler zum Landtag in Niederösterreich“ (Baden 1867, 8°.); – „Offenbarungen. Ghaselen-Cyklus“ (Wien 1869, Karl Gerold’s Sohn, 12°.; zweite Aufl. ebd. 1870); – „Beethoven in Baden. Mitgetheilt zur Feier des 17. December 1870“ [372] (Baden bei Wien 1870, 8°.); – „Declamationsgedichte“ (ebd. 1871, Alfr. Otto, 8°.); – „Erzählende Dichtungen“ (Leipzig o. J. [1872], Philipp Reclam jun., 12°.), enthält die Gedichte: Sulamith. Frô’s Liebe. Karl’s des Großen Geburt. Ben Lefgune. Die zwei Wünsche. Sonntagsgeschichte. Maria, und bildet den 412. Band der Reclam’schen „Universal-Bibliothek“; – „Die drei Meister der Gemmoglyptik Antonio, Giovanni und Luigi Pichler. Eine biographisch-kunstgeschichtliche Darstellung“ (Wien 1874, Braumüller, gr. 8°.); – „Briefe von Sonnenfels. Als Beitrag zu seiner Biographie. Mit einer Anleitung und mit Anmerkungen“ (ebd. 1874, Braumüller, gr. 8°.). Ueber diese Schrift vergleiche die „Allgemeine Zeitung“ vom 7. October 1874, Beilage Nr. 280: „Abermals eine Rettung“, von Emil Kuh, der die Weise, mit welcher Hermann Rollett den literarhistorischen Richter aus dem Stegreif spielt, entschieden zurückweist.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: S. 297.